Einige Händler im Test gewährten Preisnachlass auf den Handytarif oder Zusatzleistungen für lau. Andere Händler jedoch empfahlen zu teure Verträge.
Testergebnisse für 6 Beratung in Mobilfunkshops 05/2016
Jährlich laufen in Deutschland Millionen Mobilfunkverträge aus. Kunden verlängern sie oder schließen bei einem anderen Anbieter neu ab. Da fragt sich, ob sie gut beraten werden. Passen die Tarife zu ihrem Telefonier- und Surfverhalten? Eine Erkenntnis aus dem Test vorweg: Nur informierte und aufmerksame Kunden entgehen überteuerten Angeboten.
Ein Tarif für mich
Wir schickten Testkunden in jeweils sieben Mobilfunkshops der Netzbetreiber O2, Deutsche Telekom und Vodafone sowie zu Fexcom, Mobilcom-Debitel und Yourfone. Die Tester ließen sich beraten: Zum einen ging es um die intensive Smartphone-Nutzung für sich selbst, zum anderen um einen günstigen Tarif fürs Patenkind. Sie machten sich auch ein Bild von der Kompetenz der Verkäufer, etwa zur schnellen Datenübertragung via LTE.
Losgezogen waren unsere Tester mit der Ansage: Ich telefoniere viel in Deutschland, aber auch in der EU und in Thailand. Fürs Surfen brauche ich monatlich 2 Gigabyte. Am billigsten war Yourfone mit einem Aktionspreis von knapp 15 Euro – plus etwa 8 Euro für eine EU-Option mit limitiertem Gesprächs- und Surfvolumen. Zum Telefonieren in Thailand erwarteten wir den Rat, eine regionale Guthabenkarte zu erwerben. Enttäuschend: Etwa jeder dritte Verkäufer ging gar nicht auf das Thema ein.
Preislich passten die Angebote oft – in Zeiten der Pauschaltarife keine Kunst. Indiskutabel teure Offerten gab es aber auch. Bei Fragen zu Auslandstelefonaten, dem Schutz vor Abofallen oder zum Datenübertragungsstandard LTE patzten viele Verkäufer. Keiner gab uns vorab Vertragsunterlagen mit. Mit den zum Teil kryptischen Notizen der Verkäufer hätten wir Angebote nur schwer vergleichen können. Aufmerksamer als andere im Test waren die Berater von O2. Am wenigsten Zeit nahmen sich die Mitarbeiter in den besuchten Mobilcom-Debitel-Shops; sie hinterfragten die Wünsche der Testkunden kaum.
Eine Lösung fürs Patenkind
Neben dem eigenen Bedarf ging es um den Einsteigertarif für das zehnjährige Patenkind. Eine Prepaidkarte wäre optimal. Mehr als das geladene Guthaben kann das Kind nicht ausgeben. Viele Verkäufer empfahlen allerdings Laufzeitverträge. Ein Verkäufer bei O2 offerierte sogar einen teuren 20-Euro-Tarif.
Ein Muss für Kindertarife ist eine Drittanbietersperre. Sie verhindert zusätzliche Kosten durch In-App-Käufe oder unbeabsichtigte Abos (Abos und Apps). Jeder Anbieter ist verpflichtet, die Sperre kostenlos einzurichten. Zwei von drei Verkäufern wiesen aber nicht oder nur oberflächlich darauf hin. Ein Vodafone-Berater behauptete schlicht: „Ein Kinderhandy ist kinderleicht. Dabei muss man nichts beachten.“ Ein Mobilcom-Debitel-Mitarbeiter gestand: „Das weiß ich nicht, ob das bei Prepaid geht.“
Verhandeln lohnt
Für Erwachsene sind oft Pauschaltarife sinnvoll, die Flatrates für Telefonate und Daten enthalten. Sie heißen bei der Telekom „Magenta“, bei Vodafone „Red“, bei O2 „Blue“ und sind nach Größen sortiert. Bei der Telekom und O2 klingt das nach Modehaus und Kleidergrößen: Es gibt S-, M- und L-Tarife. Im Laden schneiderten einige Verkäufer erfreulicherweise Maßware. Unsere Tester wünschten einen Tarif ohne subventioniertes Smartphone. Ein O2-Verkäufer bot ungefragt an, auf 30 Euro Anschlusskosten zu verzichten und den monatlichen Grundpreis zu reduzieren. Unsere Testkunden hatten jedoch nicht den Auftrag zu feilschen. Mit der Lizenz zum Verhandeln hätten sie womöglich noch öfter Maßware erhalten.
4 800 Euro in 24 Monaten
Einige Berater lagen mit ihren Empfehlungen aber daneben. Am heftigsten ein Vodafone-Verkäufer. Er offerierte einen überdimensionierten Vertrag für monatlich 200 Euro über 24 Monate. Eingeschlossen wären gewesen: 30 Gigabyte im Monat, jährlich ein neues Premium-Smartphone und eine sonst kostenpflichtige Auslandsoption. Die hätte zwar viele Länder eingeschlossen – das gewünschte Thailand allerdings nicht.
Auch ein Mobilcom-Debitel-Verkäufer bot einen Tarif inklusive einem Apple iPhone 6 an – obwohl wir kein Telefon wollten. Zum ohnehin teuren Tarif wäre noch eine Einmalzahlung von rund 80 Euro fällig gewesen. Das ungewollte Smartphone, so der Tipp des geschäftstüchtigen Händlers, könne man ja wieder verkaufen. Es ließe sich bestimmt für 350 bis 400 Euro losschlagen. Direkt im Shop hätte das Smartphone angeblich 363 Euro Gutschrift gebracht. Unser Rat: dankend ablehnen und das Geschäft wechseln.
Inkompetent bei LTE
Interessehalber fragten unsere Tester auch nach Details zum Datenübertragungsstandard LTE. Sie erwarteten zum Beispiel Aussagen zur eingeschränkten Verfügbarkeit in Deutschland: Nicht überall surfen Kunden schon mit vollem LTE-Tempo. Mehr als die Hälfte der Verkäufer informierte nicht darüber. Statt dessen gab es sinnfreie Sprüche zu LTE wie „Wenn verfügbar, dann ja, wenn nicht, dann eben nicht“ (Vodafone) oder „Keine Ahnung“ (Telekom). Details müssen Kunden selbst recherchieren. So vermeiden sie auch zu teure Verträge und ungewollte Zugaben.
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Vielen Dank für den interessanten Artikel.
Ich musste leider feststellen, dass in Vodafone-Shops überhöhte Preise für Callya-Karten verlangt werden. Die Karte Callya Smartphone Special, aufgedruckter Preis 9,99 Euro mit 10,00 Euro Startguthaben, wird im Vodafone-Shop Aachen, Elsassstr. für 45,00 Euro inkl. 25,00 Euro Startguthaben verkauft. Im Vodafone-Shop Aachen, Trierer Straße wird sie nur im Bündel mit einem Aufladevoucher von 15,00 Euro, also insgesamt für 25,00 Euro verkauft. Ich gehe hierbei davon aus, dass nicht die Firma Vodafone irreführende Werbung betreibt, sondern dass die Shop-Betreiber sich hiermit ein Zusatzgeschäft verdienen möchten. Es handelt sich hierbei nicht um freie Shops, sondern um die Shops, die auf der Vodafone-Webseite angezeigt werden.
Ich habe mich beim telefonischen Vodafone-Support über dieses Verhalten beschwert und mir wurde zugesagt, dass die Beschwerde an die Zentrale weiter gegeben wird. Ich bin auf die Antwort gespannt.
Viele Grüße,
C. Bauer