Günstige Mobilfunktarife halten nicht immer, was sie auf den ersten Blick versprechen. Wer nicht richtig aufpasst, zahlt schnell mehr als erwartet. Hier lesen Sie, wie man Fallen vermeidet und für welchen Handy-Typ welche Vertragsarten am besten sind.
Wenn das Schnäppchen keines ist
Keine Frage: Mobil telefonieren und surfen ist heutzutage günstiger denn je. Unter mehreren tausend Tarifangeboten das passende zu finden, ist allerdings nicht ganz einfach. So manches plakativ angepriesene Schnäppchen ist bei näherem Hinsehen gar keins. Die Experten von Finanztest erklären typische Fallstricke.
Preis gilt oft nur begrenzte Zeit
Vor allem mit Rabattaktionen versuchen Mobilfunkanbieter, neue Kunden zu gewinnen. Irreführung inklusive: Oft gilt der „Aktionspreis“ oder „Treue-Bonus“ nur in den ersten sechs oder zwölf Monaten der 24-monatigen Mindestvertragslaufzeit. Danach sind deutlich höhere Kosten fällig. Hinweise darauf stehen oft nur im Kleingedruckten. Die Flatrates von Chixx beispielsweise kosten nach Ablauf von zwölf Monaten 10 Euro mehr im Monat, bei 1&1 sind es nach derselben Zeit 5 Euro mehr. Einige Anbieter erhöhen den Preis nach 24 Monaten, wenn sich so mancher Kunde wahrscheinlich an die niedrigen Kosten gewöhnt hat. Ein Beispiel: Der Tarif „Comfort Allnet im O2-Netz“ von Mobilcom Debitel kostet in den ersten 24 Monaten monatlich 7,77 Euro, ab dem 25. Monat 19,90 Euro. Vergisst der Kunde, spätestens drei Monate vor Ablauf der Vertragslaufzeit zu kündigen, verlängert sich sein Vertrag automatisch um ein weiteres Jahr.
Tipp: Mit Tarifen, die monatlich kündbar sind, sind Sie flexibler. Diese kosten im Monat oft nicht mehr als solche mit zweijähriger Laufzeit und bieten fürs gleiche Geld einen vergleichbaren Leistungsumfang. Sie finden solche Tarife im Produktfinder Handytarife.
Wenn die Flatrate beschränkt ist
Nicht alle als Flatrate beworbenen Tarife sind welche. Das englische „Flatrate“ steht für einen Pauschalpreis, der unabhängig von der Nutzung immer gleich sein soll. Doch so manche Flatrate gilt nur für Telefonate ins Festnetz und ins Netz des Anbieters, jedoch nicht für Anrufe in fremde Mobilfunknetze. Dafür sind dann happige Minutenpreise fällig. Auch Anrufe ins Ausland, aus dem Ausland und zu Sonderrufnummern kosten extra. Nicht wenige „Allnet-Flat“-Tarife enthalten keine SMS-Flat. Wer öfter auf klassischem Weg Kurznachrichten versenden möchte, sollte darauf achten.
Tipp: Wenn Sie Nachrichten bevorzugt über Messenger-Dienste wie WhatsApp oder Threema verschicken, brauchen Sie eventuell keine SMS-Flat.
Zusatzoptionen nur kurz kostenlos
Zahlreiche Mobilfunkfirmen bieten beim Abschluss eines Laufzeitvertrags an, Zusatzoptionen kostenlos dazuzubuchen, etwa zusätzliche Freiminuten, ein größeres Datenvolumen für schnelle Internetnutzung, eine Handyversicherung oder eine SMS-Flat. Der Haken: Die vermeintlichen Gratis-Upgrades sind oft nur wenige Wochen oder Monate kostenlos. Der Kunde muss die Optionen rechtzeitig kündigen, sonst muss er nach Ablauf der Gratiszeit bezahlen.
Tipp: Lassen Sie sich keine Zusatzoptionen aufschwatzen, die Sie nicht benötigen.
„Unechtes Prepaid“ ohne unmittelbare Kostenkontrolle
Prepaid ist Englisch und heißt übersetzt: im Voraus bezahlt. Prepaid-Tarife funktionieren dementsprechend so: Der Nutzer lädt ein Guthaben auf sein Handy, das er anschließend verbrauchen kann. Ist das Guthaben aufgebraucht, kann er nicht mehr telefonieren oder simsen. Er muss erst wieder ein Guthaben aufladen. So ist eine gute Kostenkontrolle gewährleistet. Manche als Prepaid-Tarife angebotenen Tarife sind allerdings gar keine. Bei solchen unechten Prepaid-Tarifen können noch im Nachhinein Kosten abgebucht werden, zum Beispiel für Auslandstelefonate oder Anrufe zu Sonderrufnummern. Der Anbieter verlangt deshalb für solche Tarife die Angabe einer Bankverbindung. „Unechtes Prepaid“ wird gerne als besonderer Service angeboten: Bei Erreichen einer festgelegten Guthabengrenze wird das Prepaid-Konto automatisch mit einem vereinbarten Betrag wieder aufgeladen. Die unmittelbare Kostenkontrolle ist dadurch dahin. Eine weitere Variante: Der Anbieter bucht in regelmäßigen Abständen einen bestimmten Betrag auf das Prepaid-Konto. Handynutzer, die wenig mobil telefonieren, bevorzugen oft Prepaid-Tarife, weil dafür „keine Grundgebühr“ anfällt. Einige Anbieter setzen aber einen „Mindestumsatz“ voraus. Andere kündigen den Mobilfunkvertrag, wenn der Kunde mehrere Monate gar nicht telefoniert.
Tipp: Echte Prepaid-Tarife sind vor allem für Ihre Kinder empfehlenswert. So können diese lernen, sich ein verfügbares Kontingent an Einheiten über einen bestimmten Zeitraum einzuteilen. Sie finden solche Tarife im Produktfinder Handytarife.
Wenn die Inklusivminuten verfallen
Bei Pakettarifen erhält der Kunde ein festgeschriebenes Kontingent, das er monatlich verbrauchen kann. Sie sind eine kostengünstige Alternative für Menschen, die ihr Mobiltelefon nicht so häufig und relativ gleichmäßig benutzen. Der Haken: Werden die vereinbarten Inklusiveinheiten nicht verbraucht, können diese in der Regel nicht in den Folgemonat übernommen werden, sondern verfallen am Monatsende. Wird dagegen das Inklusivvolumen überschritten, fallen zusätzliche Kosten an.
Tipp: Wenn Sie mit Ihrem Handy nur hin und wieder telefonieren, fahren Sie womöglich mit einem klassischen Prepaid-Tarif mit Minutenpreisen von 9 Cent und weniger am günstigsten. Sie finden solche Tarife im Produktfinder Handytarife.
Die Datenautomatik als Kostentreiber
Wer ein Smartphone benutzt, kommt um eine Datenflatrate fürs Surfen im Internet kaum herum. Ist das vereinbarte Datenvolumen aufgebraucht, wird die Surfgeschwindigkeit auf Schneckentempo gedrosselt. Als besonderen Service bieten einige Mobilfunkanbieter für solche Fälle eine „Datenautomatik“ an. Das heißt, das Datenvolumen wird – beispielsweise bis zu drei Mal – automatisch aufgestockt. Dadurch entstehen zusätzliche Kosten. Will der Kunde eine solche automatische Aufstockung nicht, muss er die Option kündigen. Oft ist das nur schriftlich möglich.
Tipp: Wenn Sie kontinuierlich ein größeres Datenvolumen mit hoher Geschwindigkeit benötigen als ursprünglich kalkuliert, buchen Sie ein größeres Datenpaket. Das ist auf Dauer oft günstiger und umfangreicher als das Aufstocken mittels Datenautomatik. Sie finden solche Tarife im Produktfinder Handytarife.
Highspeed ist nicht gleich Highspeed
Wer mit seinem Smartphone viel im Internet surft, sollte nicht nur auf die Größe des verfügbaren, ungebremsten Datenvolumens und den Preis schauen, sondern auch auf die Geschwindigkeit der Datenverbindung. Entgegen vollmundiger Versprechen – Highspeed ist nicht gleich Highspeed: Unterschiedliche Anbieter stellen für den gleichen Preis oft sehr unterschiedliche Höchstgeschwindigkeiten für die Datenübertragung zur Verfügung.
Tipp: Mobile Vielsurfer sind mit der Turbofunktechnik LTE am flottesten unterwegs. Die Stiftung Warentest hat superschnelle und günstige LTE-Tarife getestet.
EU-Tarif nicht voreingestellt
Telefonieren und Surfen im Urlaub kann teuer werden. Das trifft vor allen Dingen Menschen, die ihr Smartphone im Ausland unbedarft und genauso intensiv nutzen wie zuhause. Alle Mobilfunkfirmen sind zwar verpflichtet, innerhalb der Europäischen Unionen (EU) einen Tarif anzubieten, der Preisobergrenzen für Gespräche, SMS und Datennutzung einhält. Aber Vorsicht: Automatisch voreingestellt ist ein solcher Tarif nicht zwingend.
Tipp: EU-konforme Tarife sind praktisch für Menschen, die im Urlaub wenig telefonieren und vorwiegend über WLan im Internet surfen, denn Surfen ist damit immer noch teuer. Erkundigen Sie sich vor Ihrem Urlaub, ob der EU-Tarif bei Ihnen eingestellt ist. Die Stiftung Warentest hat Tarife getestet, die für Reisende geeignet sind.
EU-Flats selten lohnenswert
Intensive Nutzer sollten vor Urlaubsantritt eine sogenannte Auslandsoption buchen, um unangenehmen Überraschungen vorzubeugen. Diese Tarife bieten eine bestimmte Anzahl an Gesprächsminuten, SMS und Megabyte für einen festen Preis. So kommen Kunden günstiger weg als mit einem EU-Tarif oder sichern sich eine günstige Lösung für Länder außerhalb der Europäischen Union. Für solche Optionen gilt eine festgelegte Nutzungsdauer, zum Beispiel ein Tag, eine Woche oder ein Monat. Nahezu alle Anbieter bieten solche Optionen. Die Preis- und Leistungsunterschiede sind erheblich. Die viel beworbenen sogenannten EU-Flats mit einer Vertragslaufzeit von 12 oder 24 Monaten hingegen rechnen sich oft nicht, wenn man nur für zwei oder drei Wochen im Jahr in den Urlaub fährt. Denn für diese ist durchgängig eine monatliche Pauschale fällig. Beim Branchenriesen Telekom sind das beispielsweise 10 Euro im Monat für eine zwölfmonatige Mindestvertragslaufzeit.
Tipp: Sie finden auf test.de einen Überblick über Auslandsoptionen der Mobilfunkfirmen für Gespräche, SMS und Daten.