Auf Kreuzfahrten kann das Handy eine böse Kostenfalle sein. Unbemerkt wählt es sich in das Bordnetz des Schiffs ein. Die Kosten sind horrend: Ein zweiminütiges Telefonat kann 13 Euro kosten, für ein Megabyte Datenvolumen zahlen Surfer zwischen 5,99 und 25 Euro, berichtet die Verbraucherzentrale Niedersachsen. Wer nur kurz fünf Minuten lang telefoniert, kann über 30 Euro los sein.
Flatrate gilt nicht an Bord
Im Urlaub mal kurz zu Hause anrufen oder im Internet surfen: Das ist für viele Handy- und Tabletbesitzer inzwischen selbstverständlich. Dank günstiger Roamingtarife ist das Telefonieren und Surfen im Ausland innerhalb der Europäischen Union bezahlbar geworden (siehe unser Roaming-Special). Darüber hinaus bieten viele Mobilfunkanbieter günstige Flatrates, mit denen der Kunde die Kosten im Griff hat. Doch auf Kreuzfahrten sieht das ganz anders aus.
Teures Satellitennetz
Satte 1 852 Euro musste eine niedersächsische Urlauberin bezahlen, die auf einer Kreuzfahrt vor Italien und Spanien ihr Handy benutzt hatte. Die Geräte sind meist so eingestellt, dass sie sich automatisch ins stärkste Funknetz einwählen. Auf hoher See ist das das Schiffsnetz. Und das läuft über Satellit. Dabei entstehen hohe Kosten. Wer nicht darauf achtet, in welchem Funknetz sein Handy gerade arbeitet, wird kräftig zur Kasse gebeten. Je nach Reederei und Schiff sind die Preise extrem unterschiedlich, meist zwischen 1,64 und 6,55 Euro pro Minute, berichtet die Verbraucherzentrale Niedersachsen. Eine kurze SMS kann zwischen 0,37 und 1,10 Euro kosten.
Vor der Reise nach den Kosten fragen
test.de rät: Fragen Sie nach den Kosten. Welcher Mobilfunkanbieter auf dem Schiff zur Verfügung steht, erfahren Sie beim Reiseanbieter oder direkt bei der Kreuzfahrtreederei oder Fährlinie. Viele Reiseanbieter informieren schon in den Reiseunterlagen über diese Kostenfalle. Auch viele Kreuzfahrtreedereien weisen darauf hin. Oft gibt es auf dem Schiff in den Kabinen-Unterlagen einen entsprechenden Hinweis. Einige Schiffe bieten Prepaid-Tarife. Kunden können die entsprechenden Karten direkt auf dem Schiff kaufen. Das ist immer noch reichlich teuer, aber damit hat der Kunde die Kosten wenigstens besser im Griff.
Hinweis in den AGB wird leicht übersehen
Auch wer bei seinem eigenen Mobilfunkanbieter eine Allnet-Flatrate für Europa gebucht hat, muss aufpassen – nicht nur, weil er zum Beispiel bei Kreuzfahrten im Mittelmeer eventuell in ein afrikanisches Funknetz geraten kann. Wenn von Land kein Funknetz erreichbar ist, wählt das Handy sich ins Schiffsnetz ein. Dann werden die teuren Gebühren für das Bordnetz fällig, denn dieses ist normalerweise in deutschen Flatrates nicht mit enthalten. Die Mobilfunkanbieter erklären dies zwar meist in den Allgemeinen Geschäftsbedingungen (AGB), aber der entsprechende Passus wird von vielen Kunden übersehen.
Kostenfalle Fähre
Die Handy-Kostenfalle lauert auch auf vielen Fähren, etwa auf dem Weg nach Skandinavien oder Griechenland. Zwar sollen die Anbieter eine SMS verschicken, wenn das Handy sich ins Schiffsnetz einloggt. Aber die Kurznachricht wird leicht übersehen. Und im Internet berichten Urlauber, sie hätten weder eine SMS noch irgendeine andere Warnung bekommen, sondern im Display lediglich das Kürzel eines fremden Netzbetreibers, zum Beispiel MCP, TIM Maritime oder WMS. Und wer kennt schon bei Auslandsreisen die Namen und Kürzel der vielen regionalen Anbieter?
Eingehende Gespräche ebenfalls teuer
Teuer sind auch eingehende Anrufe. Wenn an Bord unvermittelt das Handy klingelt, sollten Urlauber genau überlegen, ob sie abnehmen. Eingehende Gespräche können je nach Netzbetreiber 5 Euro und mehr pro Minute kosten. Es empfiehlt sich, zusätzlich vor Reiseantritt die Mailbox abzuschalten.
Terrestrische Handynetze oft auch auf See verfügbar
test.de rät: Schalten Sie vorsichtshalber an Ihrem Handy die „automatische Netzwahl“ ab. Dann können Sie über die manuelle Netzsuche, die Sie im Menü Ihres Handys finden, selbst das Netz bestimmen, in das es sich einwählt. Auf Binnenmeeren wie Ostsee oder Adria sind die terrestrischen Handynetze aus dem nächstgelegenen Staat auch weit von der Küste entfernt noch verfügbar. Es ist billiger, sich dort einzuloggen. Das geht oft selbst dann, wenn die Küste nicht zu sehen ist. Am besten funktioniert das an Deck, denn im Schiffsinnern ist der Empfang stark abgeschirmt. Schalten Sie ebenfalls das „automatische Datenroaming“ ab, damit Handy-Programme sich nicht unbemerkt ins Schiffsnetz einwählen, um Updates herunterzuladen.
Was tun, wenn dennoch eine hohe Rechnung kommt?
Auch ohne diese Vorsichtsmaßnahmen könnten Sie nach Ende Ihres Urlaubs eine hohe Rechnung erhalten, wenn ein Drittanbieter Ihnen hohe Gebühren berechnet hat. Wenn Sie meinen, Sie seien über die drohenden hohen Kosten nicht rechtzeitig und ausreichend informiert worden oder dass es sich um Wucher handelt, sollten Sie sofort schriftlich bei Ihrem Mobilfunkanbieter Widerspruch gegen die Rechnung einlegen. Die Erfolgsaussichten sind indes ungewiss. Vielleicht werden die Kosten nicht eingefordert, vielleicht wird der Anbieter versuchen, Sie über den Gerichtsweg zur Zahlung zu zwingen. Problem: Unter Umständen wird dann vor einem deutschen Gericht nach dem jeweiligen (z.B. ägyptischem) Landesrecht entschieden. Ob Sie Ihren Streit gewinnen oder am Ende zusätzlich Anwalts- und Gerichtskosten bezahlen müssen, ist daher nicht vorhersehbar.
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Hallo Silberwolf,
Wann war die letzte AIDA Reise, etwas kostenfrei auf der AIDA?
Es war einmal.....Keine Telefonate, keine Mails kostenlos.
Jetzt mit Spielhallen und wenig Personal.
Beste Grüsse
Nikolaus, l e t z t e Reise 3. Quartal 2015!
Auf den Inseln geht alles klar, sie gehören zu Spanien hier gilt z.B. die EU Flatrate. Während der Fahrt zwischen den Inseln kostet es dann Geld da z.B. die Flatrate fürs EU Ausland nicht gilt.
Wichtig: Mobile Daten aus, Automatische Updates aus, etc.
Gruß A.Lemmen
Hallo,
eigentlich sollte jedem Gast klar sein, dass es auf hoher See nur über Satelit funktioniert und damit teuer ist. Außerdem wird an Bord darauf hingewiesen, zumindest auf AIDA-Schiffen.
Meine Frau und ich haben damit keine Probleme, denn wir haben nur Handys für den Notfall. Mailen ist wesentlich günstiger und man stört keinen, denn sie/er kann die Mails lesen und beantworten, wenn sie/er Zeit und Lust dazu hat. Auf einigen Schiffen kann man von der Kabine aus kostenfrei Emails versenden und empfangen. Auf anderen muss man es gebührenpflichtig am Computer vor der Rezeption tun. Über einen Stick geht das schnell und günstig.Viele Leute sind leider zu faul zum Schreiben ;-)
Gruß
Silberwolf
Vor fünf Jahren haben wir ein Schnäppchen bei einer Urlaubsreise nach Ägypten gemacht, eine Woche all inclusiv je P. 330,-€. Dummerweise hatte ich mein Handy mit und auch dummerweise mehrmals beruflich telefoniert. Kosten für mein Handy in dem Monat 369,-€. Damit war das Schnäppchen im Eimer.