
Flexibel. Egal, ob am Strand oder in der Großstadt: Mobiles Surfen ist für Reisende ins EU-Ausland heute kein finanzielles Risiko mehr. © Adobe Stock / LStockStudio
Früher Kostenfalle, heute kein Problem: Surfen, simsen und telefonieren im EU-Ausland ist seit 2017 zum Inlandstarif möglich. In anderen Ländern ist Vorsicht geboten.
Telefonieren wie zu Hause
„Roam like at home“ heißt ein bekannter Slogan der Mobilfunkanbieter. Telefonieren, Simsen und Surfen kostet demnach im EU-Ausland grundsätzlich genau so viel wie zu Hause. Ein Beispiel: Wer als deutscher Mobilfunknutzer seinen Urlaub in Spanien verbringt, zahlt für alle Telefonate in deutsche und spanische Netze so viel, wie es in seinem Vertrag für Heimatgespräche vereinbart wurde. Für Gespräche ins EU-Ausland – etwa um vor dem Urlaub im Hotel vor Ort anzurufen – werden dagegen Extra-Gebühren fällig. Die Höchstwerte dafür wurden im Mai 2019 aber gedeckelt.
Roaming-Verordnung verlängert
An das „kostenlose“ Roaming im EU-Ausland haben sich viele Urlauber seit der Einführung im Jahr 2017 inzwischen gewöhnt. Nun wurde die zugrunde liegende Roaming-Verordnung der EU um weitere zehn Jahre verlängert – sie gilt vorerst bis 2032. Zusätzlich wurde die Verordnung durch einige verbraucherfreundliche Regeln ergänzt: Provider dürfen die Surfgeschwindigkeit beim Roaming zum Beispiel nicht mehr drosseln. Wer also daheim mit schnellem 5G-Internet surft, kann das ab sofort nun auch in Frankreich, Spanien oder Schweden tun – zumindest, wenn es die Netzabdeckung hergibt. Außerdem müssen Verbraucherinnen und Verbraucher besser über Dienste informiert werden, die im Ausland doch mehr kosten können als daheim, etwa Anrufe bei Kundendiensten.
Auf Ausnahmen achten
Außer in sämtlichen EU-Mitgliedstaaten gelten die EU-Roaming-Regelungen auch für Liechtenstein, Norwegen und Island. Eine gute Nachricht: Besucher aus Deutschland müssen sich trotz des vollzogenen Brexits in Großbritannien nicht auf zusätzliche Roaming-Gebühren einstellen. Die großen Mobilfunkanbieter 1&1, Vodafone, Telefónica (O2) und Telekom hatten schon vorher bekannt gegeben, dass sich an den bisherigen Konditionen auch nach dem Brexit für ihre Kunden vorerst nichts ändert.
San Marino, Andorra, die Isle of Man, die Kanalinseln, Gibraltar, die Vatikanstadt und Überseegebiete in der Karibik fallen nicht unter die EU-Roaming-Verordnung. Einige Anbieter ordnen diese Gebiete trotzdem der EU-Länderliste zu und gewähren günstige Konditionen. Reisende sollten sich vorab bei ihrem Mobilfunkanbieter dazu erkundigen. Definitiv nicht unter die EU-Roaming-Verordnung fallen die Schweiz und die Türkei und die Mobilfunknetze von Schiffen und Flugzeugen.
Tipp: Wenn Sie komplett auf Nummer sicher gehen wollen, deaktivieren Sie die Roaming-Funktion Ihres Smartphones. Wie das geht, zeigt Ihnen unsere Anleitung Roaming ausschalten.
Anbieter muss vor Kosten warnen
Was passiert, wenn man das Ausschalten der Roaming-Funktion außerhalb der EU vergisst, erfuhr der Vorstand eines Vereins. Er fuhr mit dem Vereinshandy mit Flatrate-Vertrag (50 Euro monatlich) nach Kanada. Das Handy wählte sich ins kanadische Netz ein. Die Roamingkosten betrugen rund 2 464 Euro. Doch der Verein musste nicht die volle Summe zahlen. Denn die Mobilfunkfirma müsse nicht nur Verbraucher, sondern auch Unternehmen per SMS vor den Zusatzkosten warnen (Amtsgericht München, Az. 113 C 23543/20). Da von Firmen mehr Geschäftserfahrung als von Privatleuten erwartet wird, blieben aber immerhin noch rund 553 Euro auf der Rechnung.
O2 verlor vor dem EuGH
Mobilfunkanbieter waren 2017 verpflichtet, ihren Kunden von sich aus die Roaminggebühren für Telefonate und Datennutzung im EU-Ausland zu erlassen. Das hat der Europäische Gerichtshof (EuGH) 2020 entschieden. Anbieter O2 hatte damals einen Teil seiner Kunden nicht automatisch umgestellt, sondern lediglich im Internet über die Möglichkeit eines Tarifwechsels informiert. Dagegen hatte der Verbraucherzentrale Bundesverband (vzbv) geklagt. Details zum Urteil finden Sie in unserer Meldung O2 verliert im Roaming-Streit.
Umsetzung anfangs etwas schleppend
Die absolute Sorgenfreiheit garantierten die Roamingregelungen zunächst nicht. Eine Untersuchung der Stiftung Warentest aus dem Jahr 2017 zeigte, dass zum Eintritt der Roaming-Neuregelung noch längst nicht alle Mobilfunkkunden davon profitierten. Nicht alle Mobilfunkanbieter hatten die Regeln automatisch umgesetzt. Einige Anbieter beschränkten beispielsweise die Nutzung von sogenannten Community-Verbindungen im Ausland. Auch bei den Datentarifen für das Tablet gab es zum Teil unangenehme Überraschungen: Nicht alle Kunden konnten ihr gebuchtes Datenvolumen auch im Ausland nutzen.
Tipp: Die besten Tablets finden Sie in der Test-Datenbank Tablets. Das richtige Handy in der Test-Datenbank Smartphones.
Die wichtigsten Tipps
Vertrag. Prüfen Sie in Ihrem Mobilfunkvertrag vor dem Urlaub je nach Urlaubsland, was Telefonieren und Surfen in diesem Land kosten würde. Das ist nötig, wenn die EU-Roaming-Regeln, nach denen Sie keinerlei Zusatzkosten haben, dort nicht gelten sollten.
Weitere Optionen. Sollte die Auslandsregelung für Ihr Urlaubsland in Ihrem Vertrag teuer sein, Einschränkungen enthalten oder wenn Sie planen, Ihr Handy im Urlaub intensiver zu nutzen als sonst, prüfen Sie, ob Sie kostengünstigere Optionen dazubuchen können.
Hotspots. Nutzen Sie im Ausland öffentliche WLan-Hotspots. Vermeiden Sie innerhalb dieser aber Anwendungen wie Onlinebanking oder Onlineshopping.
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- Smartphones können andere Geräte per Hotspot ins Internet „mitnehmen“. Stiftung Warentest zeigt, wie das geht und was dabei zu beachten ist.
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- Bis zu 20 Euro kostet derzeit ein zehnminütiges Gespräch ins EU-Ausland – egal, ob es mobil oder vom Festnetz aus geführt wird. Vielen EU-Bürgern ist diese Kostenfalle...
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- Mobilfunkfirmen verdienen weiterhin an Drittanbieter-Leistungen, einige verstoßen gar gegen geltendes Recht. Bestehende Regeln werden immer wieder ausgehebelt.
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Guten Tag,
im Juli/August 2017 war ich in Frankreich während der Ferienzeit ... zu Hause.
Mir wurden während des Aufenthaltes o2-Gebühre abgerechnet (und abgebucht), wie im Zeiten vor der Roaming.
Ich habe das leider schleifen lassen und nahm erst gestern mit o2 Kontakt auf.
Mir wurde mitgeteilt, dass ich das "Roamings-Gesetz" nicht zugestimmt hätte, worauf man mich schriftlich aufgefordert hatte (Schreiben ist bei mir nicht angekommen) und dass ich über den 8 Wochen Frist sei (das stimmt allerdings).
Grundsätzlich wusste ich nicht, dass ich ein Gesetz zustimmen muss. Ich lebe bereits über 30 Jahren in Deutschland und höre dies zum ersten Mal. Ich hatte aus der Presse entnommen, dass das Entfallen der Roaminggebühre im Allgemein gültig sei.
Kann jemand bitte Auskunft geben?
Merci
Elicec7
Simply (Drillisch) hat mir in den Niederlanden trotzdem Roaming Gebühren berechnet. Begründung: Ich hatte ein EU 100 MB Paket, mit dem ich 100 MB im EU Ausland frei habe. Da ich diesen nicht kündigte wurde die günstigeren EU Regeln nicht angewandt.
O-Ton Kundenhotline: Ich habe damit den Vorteil auch in der Schweiz 100 MB frei zu haben.
Dachte eigentlich auch, es könne nichts passieren, wenn Paketdaten und Roaming abgeschaltet sind, aber weitgefehlt. Nach dem Urlaub kam die Rechnung, das Dumme ist nur, es ist das Handy meiner Schwiegermutter und ich denke schon, mit einem Handy umgehen zu können. Meine Schwiegermutter fragt mich immer, wenn etwas unklar ist. Der Provider ist der namhafter D2 Anbieter. Auf die Frage, wie das passieren kann, trotz alles abgeschaltet ist, fallen Kosten an, wurde nur gesagt, das Handy war auf jeden Fall im Netz. Doch dieses kann nicht sein, da das Handy in dem besagten Zeitraum absolut keine Daten versendet hatte, also die Datennutzung bei 0,00 Kb liegt, ist schon komisch, das die Folgerechnung für den Folgemonat exakt den gleichen Betrag für die Internetnutzung aufweist. Als ich dann von einer Richtlinie des Europäischen Gerichtshofes sprach, waren die Internetkosten ganz plötzlich nicht mehr im Ausland, ist schon komisch. Aber es wird jetzt alles dem Anwalt übergeben.
Kommentar vom Autor gelöscht.
Trotz richter Einstellungen Guthaben abgebucht
Obwohl beim Samsung GT- I9100 unter Einstellungen, Mobile Netzwerke, bei "Paketdaten" und "Daten-Roaming" die Haken entfernt wurden (nicht grün), sind innerhalb von 5 Tagen 10 MB ohne mein bewußtes Zutun verbraucht und ca. 28 Euro vom Prepaidguthaben (Telecom) abgebucht worden. Die Telekom-Option "DaFlat" ist nicht aktiviert.
Also gibt es anscheinend noch andere Wege einen unwissenden User abzuzocken.