Mit dem P20 Pro bringt Huawei ein potentes Smartphone auf den Markt.
Neue Topmodelle des chinesischen Herstellers kosten etwa so viel wie die von Samsung und bekommen inzwischen auch so viel Aufmerksamkeit. Jetzt ist das P20 Pro mit den Abmessungen eines Phablets auf dem Markt. Stimmt die Leistung? Und läuten die nunmehr vier Kameras – mitentwickelt vom deutschen Traditionsunternehmen Leica – tatsächlich die versprochene Renaissance der Fotografie ein? Wir haben das – beim Marktstart 899 Euro teure – Smartphone getestet.
Leistung satt, Akku akzeptabel
Mit dem hauseigenen Kirin-Achtkern-Prozessor und satten 6 GB Arbeitsspeicher macht das Huawei richtig Dampf. Beim Internetsurfen baut es Seiten flugs auf, startet Apps schnell und spielt Videos flüssig ab – das ist das Niveau der Top-Geräte Samsung Galaxy S9+ und Apple iPhone 8 Plus. Nicht ganz so viel Applaus verdient der Akku: Der Energiespender des Huawei P20 Pro hält bei intensiver Nutzung 23 Stunden durch. Das ist akzeptabel. Zwar laufen nur wenige Top-Smartphones mit einer Akkuladung länger. Doch viele andere Telefone laden schnell mal zwischendurch induktiv nach – einfach durch Ablegen auf einer Ladefläche. Diese von Heavy-Usern mittlerweile geschätzte Funktion induktives Laden fehlt dem Huawei.
Tipp: Sie suchen Handys mit induktiver Ladefunktion? In unserer großen Test-Datenbank Handys können Sie nach solchen Features filtern.
Display top und mit „Ohren“
Das OLED-Display hat 2 240 x 1 080 Pixel und bietet eine hohe Auflösung von rund 16 Pixel pro Millimeter (408 pro Inch laut Anbieter). Auch damit muss sich das Huawei nicht verstecken. Markant ist aber eine Aussparung am oberen Bildschirmrand des Displays. Den Trend kreierte unlängst Apple, dessen Handy ob seiner „Display-Ohren“ sogar verspottet wurde. Dennoch fand die Idee Nachahmer. Nun platziert also auch Huawei Lautsprecher und Frontkamera in der Display-Aussparung des P20 Pro.
Robust dank hauseigener Hülle

Die als transparente Halbschale ausgeführte Schützhülle ändert die Ästhetik sehr und trägt auf.
Seit Smartphones von Samsung im Falltest durchfielen, sind wir immer wieder aufs Neue gespannt, ob frische Modelle volle 100 Stürze in der Falltrommel durchstehen. Mission erfüllt: Das Huawei P20 Pro erwies sich als robust. In der Falltrommel gab es nur leichte Blessuren. Ganz ohne Schäden überstand das P20 Pro den Falltest, nachdem die Tester es in die mitgelieferte Schutzhülle gesteckt hatten. Kleiner Wermutstropfen: Die Schutzhülle sieht nicht halb so edel aus wie das „nackte“ Telefon und legt zwei zusätzliche Millimeter bei Breite und Höhe zu. Mit ihr trägt das ohnehin große Phablet in der Hosentasche noch mehr auf. Bei der Dicke schmerzt der Zuwachs durch die Hülle weniger, denn die Kamera ragt ohnehin aus dem Gehäuse.
Viel „Pro“ fürs Geld
Ins Stammbuch des P20 Pro trugen unsere Tester etliche positive Punkte querbeet durch alle Prüfpunkte ein. Das Display zählt zum Besten, was derzeit zu haben ist. Außerdem bietet das Smartphone eine hervorragende GPS-Navigation, eine noch gute Musikwiedergabe schon mit den mitgelieferten Ohrhörern und kommt mit dem Android-Betriebssystem in der aktuellen Version 8.1.0 daher.
Tipp: Die Stiftung Warentest testet auch Bluetoothkopfhörer zum Test Kopfhörer.
Guter Wasserschutz, aber keine Kopfhörerbuchse
Schutz vor Feuchtigkeit und Staub bietet das Telefon gemäß Schutzklasse IP 67 (30 Minuten in 1 Meter Wassertiefe). Dem Huawei P20 Pro fehlt, wie immer öfter üblich, eine Kopfhörerbuchse. Der mitgelieferte Adapter oder Bluetooth sollen es richten. Ein weiterer Wermutstropfen: Die Geräte-Variante mit Dual-SIM-Slot für den parallelen Einsatz etwa einer privaten und einer geschäftlichen Telefonkarte lässt sich nicht mit einer Speicherkarte erweitern.
Mehr Kameras, eine nur für schwarz-weiß

Leica, der Name einer der teuersten Fotomarken der Welt, ziert die Rückseite des Smartphones.
Leica, der Name einer der teuersten Fotomarken der Welt, ziert die Rückseite des Smartphones.
Aufbauend auf dem Know-How der Wetzlarer Traditionsfirma Leica verspricht der chinesische Anbieter die Renaissance des Fotografierens. Ein Apple iPhone 8 Plus oder iPhone X liefert bei guten Lichtverhältnissen tatsächlich nur geringfügig bessere Bilder. Bei geringer Beleuchtung und bei Selfies ist der Unterschied aber dann schon deutlicher. Ebenso bei Videos. Über den Einsatz der drei Kameras entscheidet im Automatikmodus die „künstliche Intelligenz“ des Telefons nach eigenem Gusto. Die sich daraus ergebenden Überraschungen muss man mögen – oder ist verwirrt. Bei Porträts zaubert sie immerhin einen ansehnlichen Bokeh-Effekt, die Unschärfe des Hintergrunds vor dem plastisch herausgehobenen Gesicht. Dafür kooperieren die beiden für Farbfotos vorgesehenen Kameras, von denen eine mit optischem Zoom arbeitet. Das ist nicht neu, aber hübsch anzusehen.
Fazit: Das Huawei P20 Pro ist ein solides Oberklassegerät
Mit der Werbung für das neue Kamerakonzept mit vier statt drei Kameras verspricht Huawei mehr, als das neue Flaggschiff hält. Beim Fotografieren stößt es Apples Spitzenmodelle nicht vom Siegerpodest, auch einige Androiden sind besser. Aber immerhin: Das Display und die hervorragende GPS-Navigation überzeugen.