
„Die Sachen sollten damals lange halten, im Osten wie im Westen.“ Catrin Knaak (rechts im Bild), Produktionerin bei test, mit ihrer Familie. © Pablo Castagnola
Als wir den Test vorbereiteten, kam bei manchen in der DDR aufgewachsenen Teammitgliedern Nostalgie auf: Könnt ihr euch noch an den knatsch-orangefarbenen RG28 erinnern? Den gab es doch in fast jeder Küche: laut, schwer, roch immer leicht angeschmort − und war unverwüstlich. Schnell war klar: Wir testen den Mixer mit – außer Konkurrenz natürlich, denn neu ist er nicht mehr zu bekommen, das Kombinat VEB Elektrogerätewerk Suhl ist längst abgewickelt.
Testergebnisse für 18 Handmixer 12/2020
Preziose
Bei Ebay kostet der „Kultmixer“ mehr als manches Neugerät: Für die drei Exemplare mit Baujahr 1979 und 1980, die wir ins Rennen schickten, blätterten wir zwischen 55 und 70 Euro hin. Aber woher kommt der Kult um einen Handrührer, dessen nüchterner Name RG nichts weiter bedeutet als „Rührgerät“?
Vier Generationen
„Zuverlässigkeit“ ist das erste, was Alex Schroeter zu dem Gerät in den Sinn kommt. Er ist der Sohn unserer Kollegin Catrin Knaak und nahm ihren RG28 mit, als er Mitte der 2000er auszog. Da hatte der Mixer schon gut zwei Jahrzehnte auf dem Buckel und Dutzende Käsekuchen gerührt. Catrin Knaak hatte ihn Anfang der Achtziger gekauft, sie kannte den RG28 wiederum von ihrer Mutter Gisela. Die Auswahl fiel leicht: „Es gab nur den.“ Alex benutzt das 41 Jahre alte Gerät bis heute und repariert es auch. Kürzlich ging ein Rührhaken kaputt − Alex ließ die gelöste Strebe wieder anschweißen. Auch sein vierjähriger Sohn Theo rührt und knetet mit dem RG28 schon Waffel- und Pizzateig. Und Uroma Gisela benutzt zwar mittlerweile ein neues Gerät, aber die Marke fällt ihr nicht ein. „Der geht auch schon kaputt“, erzählt sie. „So lange wie der RG28 hat er längst nicht gehalten.“
Testergebnisse
Der RG28 knetet, rührt und püriert ordentlich, lärmt noch erträglich, spritzt nicht zu arg und bietet in der Gebrauchsanleitung sogar Rezepte, etwa für Pfirsichmilch oder Schneewittchenkuchen. Im Belastungstest erweist er sich als Held der Arbeit: Nach 150 Runden Rührteig und 300 Runden Hefeteig läuft er immer noch – im Gegensatz zu zwei aktuellen Geräten.
RG28 und Krups
Catrin Knaak erklärt sich die Ausdauer des RG28 mit dem Zeitgeist: „Die Sachen sollten lange halten, im Osten wie im Westen.“ Dort schwört mancher auf den alten Krups-Mixer. Diese Marke gibt es noch, im aktuellen Test belegen Krups-Geräte vordere Plätze. Wer weiß − vielleicht wäre ein modernisierter RG28 ähnlich weit vorn gelandet.
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..."kneten Bomann und Clatronic Etlichkeinen kompakten Klumpen"...
Kommentar vom Autor gelöscht.
@Bubi: Es geht aber hauptsächlich darum, eine reproduzierbare und unter den Geräten gut vergleichbare Motordauerprüfung durchzuführen, um die Spreu vom Weizen zu trennen. Für diesen Belastungscheck hat sich unsere Prüfung als durchführbar (Zeit- und Kostenaufwand) und zweckdienlich erweisen.
Wir simulierten Rühr- und Hefeteig je mit Kunstteig, weil dieser seine Konsistenz behält. Die Prüfung bestand aus 150 Rührzyklen mit Rührteig und anschließend 300 Zyklen mit Hefeteig.
Sie schreiben, dass die Hefeteigzubereitung in der Dauerprüfung mit einer Kunstmasse simuliert wurde. Meines Wissens gibt es jedoch keine wie auch immer geartete Kunstmasse mit der sich die Belastung bei der Herstellung realitätsnah nachbilden lässt. Hintergrund: Die Hefeteigherstellung ist zu Beginn ein reiner Rührvorgang. Nachdem die Zutaten vermischt sind bildet sich eine zähe Masse und das eigentliche Kneten beginnt. Beim Kneten eines Hefeteiges entsteht an den Haken eine sehr starke Biegewechselbeanspruchung. Hier liegt das Problem der üblicherweise eingesetzten Kunstmasse zur Simulation von Hefeteig. Mit diesen Massen kann „nur“ eine hohe Leistungsaufnahme erzeugt werden. Trotz hoher Leistungsaufnahme fehlt jedoch die typische Biegewechselbeanspruchung. D.h. die Simulation ist zu schwach und nicht realistisch. Wenn sie die Kurven der Leistungsaufnahme - Testmedium vs. Kunstmasse - vergleichen, dann sehen sie den Unterschied! Und: Er ist auch hörbar.
@Testiko: Hefeteig ist in der Tat eine Herausforderung für jeden Mixer. In unserer Untersuchung mussten die geprüften Geräte 300 Zyklen mit Hefeteigzubereitung absolvieren. Pro Zyklus lief jedes Gerät zweimal drei Minuten, mit einer dreiminütigen Pause. Nach jedem Zyklus kühlten die Geräte 40 Minuten ab.
Diesen Belastbarkeitstest hat der Bosch-Handmixer mit einem sehr guten Ergebnis bestanden.
Ihren Erfahrungsbericht haben wir an das zuständige Untersuchungsteam zur Kenntnisnahme weitergeleitet.