
Kopffangstelle. Mit Prüfkörpern wird ermittelt, ob es gefährliche Stellen gibt, wo sich Kinder strangulieren können.

Betreiber von Hallenspielplätzen lieben schlechtes Wetter. Dann brummt der Laden. Wenn es draußen nass und kalt ist, steigt die Stimmung und der Lärmpegel in den Hallen. Kreischende Knirpse, die sich auf Rutschen, Trampolinen oder Hüpfburgen austoben – ein Kinderparadies.
Ein Paradies mit Schattenseiten. Waren die Ergebnisse unseres ersten Tests verheerend Hallenspielplätze: Riskantes Spiel auf elf Anlagen, test 10/2006 – fast alle Hallen hatten Sicherheitsmängel –, sieht es diesmal nicht viel besser aus. Fünf Hallenspielplätze schneiden mangelhaft ab. Und das ist noch nicht die ganze Wahrheit. Wir konnten die Sicherheit nur in 9 von 18 Anlagen testen. Die Betreiber der anderen haben uns nicht erlaubt, ihre Objekte zu inspizieren. Für eine fundierte Bewertung ist das aber unerlässlich. Wie gefährlich etwa bestimmte Durchrutsch- oder Engstellen für ein Kind sind, lässt sich nur ermitteln, wenn ein Gutachter sie genau vermessen oder mit Prüfkörpern untersuchen kann.

Verletzungsgefahr. Oft gibt es selbst für Laien erkennbare Sicherheitsmängel wie zerschlissene Abpolsterungen.

Alle Betreiber der ausgewählten Hallen bekamen wenige Tage vor der geplanten Inspektion einen Brief, in dem wir unser Vorhaben ankündigten. Der Test sollte die Bedingungen ermitteln, die jeder normale Besucher vorfindet. Nur durch kurzfristige Termine konnten wir sichergehen, dass die Spielplätze nicht aufwendig für den Test präpariert wurden.
Bei den neun Verweigerern blieb uns nichts anderes übrig, als verdeckt zu prüfen. Wie eine Familie, begleitet von Kindern, begutachteten unsere Tester anonym die Hallen. Weil die verdeckte Inspektion keine fundierte Sicherheitsprüfung ermöglichte, können wir kein Qualitätsurteil vergeben – und keine dieser Hallen als Spielplatz für Kinder empfehlen.
In den Anlagen sämtlicher Verweigerer bemerkten die Tester offensichtliche Gefahrenstellen Tabelle: 9 Hallenspielplätze (Verweigerer). Einige sind schwerwiegend, etwa die fehlende Haltestange am Einstieg der Freifallrutsche in der Hamburger Halle Rabatzz und ungesicherte Kletterwände bei gleich drei der verdeckt untersuchten Hallen. In anderen Hallen, in denen Sicherheitsgutachter für uns tätig sein konnten, gaben sie für ähnliche Gefahrenstellen ein Mangelhaft.
Nicht wirklich erklärt
Auffällig viele Verweigerer sind Mitglied im Verband der Hallen- und Indoorspielplätze (VDH). In einer Mail begründet die Erdinger Halle Erdino ihre Absage sogar mit einer entsprechenden Empfehlung des VDH. Über die Gründe der Ablehnungen können wir nur spekulieren. Wirklich erklärt haben sich die Verweigerer nicht.
Bemerkenswert ist, dass der VDH erst im März ein Prüfhandbuch mit rund 150 Sicherheitskriterien verabschiedet hat, die jedes Mitglied einhalten muss.
Überforderte Hallenbetreiber

Standorte. Hier befinden sich die getesteten Hallenspielplätze.

Mit jährlich etwa 25 Millionen Besuchern in 375 deutschen Indoorspielplätzen, so die Zahlen des Verbands, spielt die Branche eine wichtige Rolle in der Freizeitindustrie. Wir haben für den Test große Hallen ausgewählt. Wo sie liegen, zeigt die Grafik. Die ersten wetterfesten Spielanlagen entstanden vor etwa 15 Jahren. Findige Unternehmer stellten Spielgeräte in leerstehende Tennis-, Squash- oder Lagerhallen, zimmerten einen Gastronomiebereich und Räume für Kindergeburtstage – fertig war der Hallenspielplatz.
Obwohl wir nach unserem Test 2006 an die Behörden appellierten, Genehmigung und Kontrolle der Anlagen zu verbessern, hat sich kaum etwas getan. Nach wie vor ist für Sicherheit allein der Betreiber aufgrund seiner Verkehrssicherungspflicht verantwortlich. Ist eine Halle abgenommen und eröffnet, haben Behörden keine weitere Kontrollpflicht. Die Verantwortung wird allein den Betreibern zugeschoben. Die sind aber, wie die vielen Sicherheitsmängel zeigen, offensichtlich überfordert.
Bei unseren Inspektionen stellten wir Gefahren fest, die sogar Laien erkennen können, etwa herausstehende Schrauben oder unbeaufsichtigte Kletterwände.
In Hallenspielplätzen können Kinder toben und auch ihre Grenzen testen. Das sollte so sicher wie möglich geschehen. Natürlich gibt es auch mal einen Kratzer oder eine Beule. Kleinere Verletzungen wären tolerierbar. Wenn aber mit Langzeitschäden zu rechnen ist oder Gefahr für Leib und Leben besteht, hört der Spaß auf.
Immerhin: Die im Test festgestellten Sicherheitsmängel lassen sich relativ einfach beheben. Wir haben die Anbieter über Schwachstellen in ihren Hallen informiert. Teilweise haben die Betreiber bereits reagiert und uns mitgeteilt, sie hätten nachgebessert.
Raumschiff und Schloss
Wesentlich erfreulicher ist das Spielangebot. Die ausgewählten Hallen bieten meist eine attraktive Mischung aus Geräten zum Rutschen, Klettern, Hüpfen, Schaukeln oder Fahren. Deshalb lautet das Urteil dafür meist gut. Die Atmosphäre lässt aber manchmal zu wünschen übrig. Da werden die bunten Spielgeräte lieblos in kahle Hallen gestellt, die Böden sind verschlissen und fleckig, und die Gastronomiebereiche verströmen nicht selten den Charme von improvisierten Hinterhoffesten.

Hochseilklettern. Sensapolis bietet einen Klettergarten in luftiger Höhe.
Es ist wohl kein Zufall, dass die beiden besten Hallenspielplätze Neubauten sind und keine ehemaligen Sport- oder Fabrikhallen. Sensapolis in Sindelfingen bei Stuttgart hebt sich deutlich von den anderen Hallen ab: Man wird nicht von Hüpfburgen, Trampolins oder aufblasbaren Rutschen empfangen, sondern von einem riesigen Raumschiff und einem disneyhaften Märchenschloss. Eine plüschige Eisbären-Band begrüßt die Besucher. Sensapolis hat auch Jugendlichen einiges zu bieten, etwa ein Wissencenter, einen Hochseilgarten und eine Kartbahn. Der Spaß ist mit einem Eintrittspreis von 18 Euro – für jeden ab vier Jahre – allerdings nicht billig.
Attraktiver Außenbereich

Power Paddler. Bötchen fahren im schönen Außenbereich der Kinderwelt.
Die Kinderwelt in Recklinghausen, ebenfalls insgesamt gut, entspricht eher der klassischen Vorstellung von einem Hallenspielplatz. Den großen, lichten Raum dominieren Rutschen, Wabbelberg, Kletterlabyrinth und Trampolins. Erwachsene sitzen entweder bei den Spielgeräten, auf einer Empore oder im Restaurant in der Mitte der Halle. Der Außenbereich mit einem Bassin mit Handkurbelbooten, Trampolin und Sandspielplatz ist attraktiv, wenn auch nicht besonders groß. Gute Noten für Service und Sicherheit vervollständigen den positiven Gesamteindruck. Überarbeiten sollte die Kinderwelt ihren Internetauftritt. Die Website ist wenig benutzerfreundlich und bietet nur Basisinformationen.
Wie es geht, zeigt am besten die informative Website von Sensapolis. Gut ist der Internetauftritt von Arche Noah, Erdino, Fun Arena, Rabatzz und Tumultus. Trotzdem bleiben manchmal Fragen offen. Wir haben geprüft, wie die Anbieter auf Anfragen reagieren. Per Telefon wurden sie im Test oft besser beantwortet als per E-Mail.
Mängel im Kleingedruckten
Ärgerlich sind die allgemeinen Geschäftsbedingungen der Hallenspielplätze, die wir juristisch prüfen ließen. Zwölf Anbietern müssen wir deutliche Mängel bescheinigen. So schließen sie im Kleingedruckten – neben anderen Verstößen – die Haftung bei Personenschäden aus. Das ist nach dem Bürgerlichen Gesetzbuch nicht erlaubt. Der Anbieter haftet danach für jedes noch so geringe eigene Verschulden – zum Beispiel wenn sich Kinder aufgrund von Sicherheitsmängeln verletzen. Der Hallenbetreiber kann sich nicht pauschal mit dem Hinweis „Nutzung auf eigene Gefahr“ der Verantwortung entziehen.
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