Haferdrinks im Test

Interview: „Nur ein Drittel der Treib­hausgase von Kuhmilch“

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Haferdrinks im Test - Drei schme­cken sehr gut

Dr. Melanie Speck © Wuppertal Institut

Ob Haferdrinks die beste Milchalternative sind und welche Rolle Trans­port und Verpackung spielen, erklärt Nach­haltig­keits­forscherin Melanie Speck. Sie forscht zu nach­haltiger Ernährung und leitet den Forschungs­bereich Produkt- und Konsumsysteme am Wuppertal Institut für Klima, Umwelt, Energie.

Haferdrinks im Test Testergebnisse für 18 Hafer­drinks 05/2020

Hafer hat Vorteile gegen­über Reis und Mandeln

Wie bewerten Sie Haferdrinks unter Nach­haltig­keits­aspekten im Vergleich zu anderen pflanzlichen Milchalternativen?

Bei den Treib­hausgas­emissionen schneiden alle Pflanzendrinks deutlich besser ab als Kuhmilch: Sie verursachen im Vergleich zu Milch nur etwa ein Drittel der Treib­hausgase. Es gibt da zwar nicht den einen wahren Wert, sondern Schwankungen – etwa je nach der Methode, mit der bilanziert wird. Aber auf die Zahl hinterm Komma kommt es nicht an. Vorteil von Hafer ist: Er benötigt im Anbau nicht so viel Wasser wie etwa Reis oder Mandeln. Und er wächst auch bei uns.

Sollten Verbraucher Drinks mit Hafer aus Deutsch­land bevor­zugen?

Aus ökologischer Sicht nicht unbe­dingt: Trans­porte inner­halb Europas sind nicht der treibende Faktor in der Ökobilanz. Am meisten zu Buche schlägt der Anbau des Hafers. Die soziale Komponente spielt aber auch eine Rolle: Verbraucher können mit Produkten, die in Deutsch­land erzeugt wurden, regionale Wert­schöpfungs­ketten unterstützen.

Ökologisch und nach­haltig

Einige stellen Haferdrink selbst her. Ist das nach­haltiger als Kaufen?

Das hängt von verschiedenen Faktoren ab – etwa wie viel Energie man dabei verbraucht oder ob man Ökostrom hat. Die industrielle Fertigung ist in der Regel effizienter und ökologischer.

Ist es nach­haltiger, Haferdrink in Mehrweg-Glasflaschen zu füllen als in Getränkekartons?

Nicht unbe­dingt. Glasflaschen können nach­haltiger sein, wenn sie oft wiederbefüllt und nicht weit trans­portiert werden. Sonst sind Getränkekartons mit ihrem geringen Gewicht beim Trans­port im Vorteil. Wichtiger als die Verpackung ist jedoch die Frage: Kaufe ich mit dem Auto oder Rad ein?

Haferdrinks im Test Testergebnisse für 18 Hafer­drinks 05/2020

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Profilbild Stiftung_Warentest am 17.11.2021 um 12:45 Uhr
Schadstoffgehalte

@Marion61Martin: Es ist richtig, dass sich unsere Untersuchungsergebnisse auf die jeweils getestete Charge mit dem angegebenen Mindesthaltbarkeitsdatum (MHD) beziehen. In unserem Test der Haferdrinks haben wir allerdings keine gesundheitlich bedenklichen Schadstoffgehalte gefunden. Alle Drinks schneiden hier mit „gut“ oder „befriedigend“ ab. Auch bei einer befriedigenden Beurteilung liegen die Analysenwerte deutlich unter einem gesundheitlich kritischen Wert. Es kann durchaus sein, dass die Hersteller im Laufe der Zeit ihre Rohstoffe aus wechselnden Anbaugebieten beziehen. Unser Test zeigte aber, dass alle im Test vertretenen Anbieter den Hafer aus europäischen Anbaugebieten bezogen und wir fanden keine auffälligen Schadstoffgehalte.

Marion61Martin am 16.11.2021 um 21:32 Uhr
Aussagekraft von Schadstoffgehalten in Stichprobe?

Moin, die Schadstoffproblematik sowohl bei Soja- als auch Haferdrinks habe ich interessiert und irritiert zur Kenntnis genommen. Nun frage ich mich, welche Beständigkeit und damit Relevanz für Kaufentscheidungen die einmaligen Analysenergebnisse wohl haben. Verwenden die Hersteller nicht vermutlich Rohstoffchargen aus wechselnden Quellen und Anbaugebieten? Könnte es also sein, dass z.B. bei Oatley die stärkere Belastung des einen gegenüber dem anderen Produkt eher Zufall war und das ganz anders aussehen könnte, wenn ich jetzt einkaufen gehe?

krblatt am 29.07.2021 um 12:04 Uhr

Kommentar vom Autor gelöscht.

Kunde2007 am 09.07.2021 um 17:31 Uhr
Verpackung und Transportwege

Laut Interview spielt die Herkunft des Hafers keine große Rolle, auch Mehrweggläser seien nur im Vorteil, wenn sie oft wiederbefüllt und nicht weit transportiert werden.
Wird in der Kombination nicht ein Schuh daraus? Wenn Anbaugebiete und Produktionsstätte möglichst nahe an den Verbrauchern liegen, könnte sich auch Mehrweg ökologisch lohnen.
Zumal wenn es sich um Mehrweg im Poolsystem handelt, sprich: die Gläser können überall zurückgegeben werden und landen beim nächstgelegenen Hersteller, der Glas auch mit etwas anderem wieder befüllen kann (z.B. Säfte, Kuhmilch ...).
Die Verpackung des Artikels selbst ist zudem bei weitem nicht alles: hinzu kommen Umverpackung, Paletten, Plastikfolie um die Paletten ...
Das lässt sich auch anders organisieren - siehe https://www.unverpackt-fuer-alle.de/blog/portfolio-item/die-erste-zerowaste-lieferkette/
Insofern fände ich es wichtig, wenn die Verpackung systematisch Eingang in die Bewertung findet.

Profilbild Stiftung_Warentest am 25.01.2021 um 08:28 Uhr
Verpackungen

@Geheimagentin: Voelkel hat seinen Haferdrink in der Mehrwegflasche erst nach der Auswahl und dem Einkauf der getesteten Produkte auf den Markt gebracht - für den Test also zu spät. Wir beschäftigten uns aber immer wieder mit dem Thema Verpackungen. Explizit in diesem Test haben wir eine Expertin dazu befragt (siehe Interview zu diesem Test: https://www.test.de/Haferdrinks-im-Test-Drei-schmecken-sehr-gut-5602858-5602865/)
Demnach ist es nicht unbedingt nachhaltiger, Haferdrink in Mehrweg-Glasflaschen zu füllen als in Getränkekartons. Glasflaschen können dann nachhaltiger sein, wenn sie oft wiederbefüllt und nicht weit transportiert werden. Sonst sind Getränkekartons mit ihrem geringen Gewicht beim Transport im Vorteil. (SL/SW)