
Zum Frühstück. Haferdrink passt gut zu Müsli und Kaffee. © Jule Felice Frommelt
14 von 18 Hafergetränken sind gut, drei davon sogar geschmacklich top. Sie enthalten oft Zucker und weniger Eiweiß als Milch, dafür ist ihre Ökobilanz besser.
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Testergebnisse für 18 Haferdrinks 05/2020Vegan, klima- und tierfreundlich, laktosefrei – es gibt viele Argumente, Haferdrinks wenigstens mal zu probieren. Oder gleich Liebhaber des Korntrunks zu werden. Keine Milchalternative ist aktuell beliebter in Deutschland. Gut 34 Millionen Liter verkauften Lebensmittelhändler und Drogeriemärkte 2018 – fast doppelt so viel wie zwei Jahre zuvor.
Unser Test dürfte den Trend verstärken. Die Qualität ist bemerkenswert: 14 von 18 Haferdrinks verdienen gute Urteile – elf davon mit Biosiegel. Schlechter als befriedigend ist keiner. Wir testeten oft verkaufte Produkte – mit und ohne Kalzium: große Player wie Alpro, kleine Biohersteller und günstige Handels- und Drogeriemarken.
Bei der Verkostung waren alle fehlerfrei – das gibt es selten. Wir wiesen keine Keime nach, Schadstoffe meist nur in unbedenklichen Mengen. Lediglich der Drink von Kaufland ist stark mit Nickel belastet und landet damit auf dem letzten Platz.
Unser Rat
Haferdrink ähnelt Kuhmilch in Aussehen und Konsistenz, aber kaum geschmacklich. Typisch sind eine mindestens leichte Süße und der Geschmack nach Hafer. Bestnoten in der Verkostung vergaben wir für drei vollmundige Drinks mit intensiver Hafernote ohne ausgeprägt bitteren Nachgeschmack: für den Biodrink Kölln Smelk Hafer Liebe (2,19 Euro) ohne Kalzium sowie die Oatly-Drinks Hafer Barista Edition und Hafer Calcium, die inzwischen beide mit veränderter Rezeptur verkauft werden. Günstig sind die guten Biodrinks ohne Kalziumanreicherung von Edeka, Lidl (je 99 Cent) und dm (95 Cent) sowie Aldi Süd mit Kalzium (99 Cent).
Vertrauter Geschmack nach Haferbrei
Hafermilch – so nennen viele den Trunk, der vor allem aus Wasser, 9 bis 16 Prozent Hafer, etwas Pflanzenöl und Salz besteht. Doch „Milch“ darf – mit wenigen Ausnahmen – nur heißen, was aus dem Euter kommt. Das regelt eine EU-Verordnung. Nach Milch schmecken die Drinks auch nicht. Sie erinnern eher an Haferbrei oder Müsli – ein vertrauter Geschmack. Es lohnt sich, verschiedene zu probieren: Die meisten schmecken süß, einige nur leicht süß. Manche sind leicht vanillig, röstig oder – für Haferprodukte nicht untypisch – bitter im Nachgeschmack.
Drei Markendrinks stechen hervor: Kölln und die beiden Produkte des schwedischen Unternehmens Oatly. Sie sind vollmundig und schmecken kräftig nach Hafer – ohne ausgeprägte Bitterkeit. Oatly hat allerdings mittlerweile die Rezeptur seiner Drinks verändert. Auffällig, aber erlaubt: Kölln hilft dem Geschmack mit natürlichem Aroma auf die Sprünge – als einziger. Zusatzstoffe enthält dagegen fast jeder dritte Drink – vor allem Stabilisatoren, die natürlichen Bodensatz verringern sollen.
Tipp: Schütteln Sie alle Haferdrinks vor dem Öffnen jedes Mal gut, damit sich der Inhalt gleichmäßig vermischt.
Mit Zucker aus Hafer
Haferdrinks lassen sich wie Milch verwenden. Nur zu Herzhaftem wie Béchamelsoße passt ihre Süße nicht. Sie entsteht beim Herstellen: Enzyme bauen Stärke im Hafer zu Zucker ab. Von den Produkten im Test ist nur einer der belgischen Alpro-Drinks zuckerfrei hergestellt. Die anderen bringen im Schnitt etwa 4,5 Gramm Zucker je 100 Milliliter mit. Bei einem 250-Milliliter-Glas entspricht das fast vier Zuckerwürfeln. Das ist deutlich weniger als in Saft oder Limo. Aber Erwachsene sollten pro Tag höchstens 50 Gramm Zucker zu sich nehmen. Kuhmilch, die von Natur aus ähnlich viel Süße in Form von Milchzucker enthält, rechnet die Deutsche Gesellschaft für Ernährung in diesen Wert nicht ein.
Kalzium und Rapsöl bieten Vorteil
Hafer bringt von Natur aus kaum Kalzium mit. Von allen Drinks mit angereichertem Kalzium deckt ein Glas etwa ein Drittel des Tagesbedarfs eines Erwachsenen. Damit liefern sie in etwa so viel knochenstärkendes Kalzium wie Milch. Eiweiß bringen sie dagegen alle höchstens ein Drittel so viel mit. Der durchschnittliche Kaloriengehalt entspricht dem von fettarmer Milch. Haferdrinks tragen zur Versorgung mit Ballaststoffen bei. Die Oatly-Drinks punkten zudem mit Omega-3-Fettsäuren: Sie enthalten als einzige Raps- statt Sonnenblumenöl – auch die neue Rezeptur.
Tipp: Für Säuglinge sind Haferdrinks – wie auch Kuhmilch – als alleinige Nahrung ungeeignet. Kleinkinder können sie ergänzend trinken. Wer sein Kind ohne Kuhmilch ernähren muss oder möchte, sollte eine qualifizierte Ernährungsberatung in Anspruch nehmen.
Klimaschonender als Milch
Klimafreundlichkeit ist vielen Käufern von Haferdrinks wichtig. Darauf setzt Oatly – mit einem Hinweis auf den Packungen, wie wenig sein Hafertrunk das Klima belastet. Studien bestätigen: Haferdrinks verursachen rund 70 Prozent weniger schädliche Klimagase als Milch (Interview). Einige Anbieter werben damit, Hafer aus Deutschland zu verarbeiten. Erntemengen und Anbauflächen sind zuletzt aber gesunken. Jetzt muss der Haferboom nur noch die Landwirte mitreißen.
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Liebes Team von Stiftung Warentest,
mittlerweile hat sicher der Markt von Hafermilch ja deutlich vergrößert und die Preisspanne (vor allem nach der deutlichen Preiserhöhung von Oatly) zwischen den Produkten ist sehr groß. Wäre es vielleicht möglich einen neuen Test, sehr gern mit Fokus auf Barista-Produkte, zu machen, um Alternativen zu Oatly zu finden?
Herzliche Grüße
@Marion61Martin: Es ist richtig, dass sich unsere Untersuchungsergebnisse auf die jeweils getestete Charge mit dem angegebenen Mindesthaltbarkeitsdatum (MHD) beziehen. In unserem Test der Haferdrinks haben wir allerdings keine gesundheitlich bedenklichen Schadstoffgehalte gefunden. Alle Drinks schneiden hier mit „gut“ oder „befriedigend“ ab. Auch bei einer befriedigenden Beurteilung liegen die Analysenwerte deutlich unter einem gesundheitlich kritischen Wert. Es kann durchaus sein, dass die Hersteller im Laufe der Zeit ihre Rohstoffe aus wechselnden Anbaugebieten beziehen. Unser Test zeigte aber, dass alle im Test vertretenen Anbieter den Hafer aus europäischen Anbaugebieten bezogen und wir fanden keine auffälligen Schadstoffgehalte.
Moin, die Schadstoffproblematik sowohl bei Soja- als auch Haferdrinks habe ich interessiert und irritiert zur Kenntnis genommen. Nun frage ich mich, welche Beständigkeit und damit Relevanz für Kaufentscheidungen die einmaligen Analysenergebnisse wohl haben. Verwenden die Hersteller nicht vermutlich Rohstoffchargen aus wechselnden Quellen und Anbaugebieten? Könnte es also sein, dass z.B. bei Oatley die stärkere Belastung des einen gegenüber dem anderen Produkt eher Zufall war und das ganz anders aussehen könnte, wenn ich jetzt einkaufen gehe?
Kommentar vom Autor gelöscht.
Laut Interview spielt die Herkunft des Hafers keine große Rolle, auch Mehrweggläser seien nur im Vorteil, wenn sie oft wiederbefüllt und nicht weit transportiert werden.
Wird in der Kombination nicht ein Schuh daraus? Wenn Anbaugebiete und Produktionsstätte möglichst nahe an den Verbrauchern liegen, könnte sich auch Mehrweg ökologisch lohnen.
Zumal wenn es sich um Mehrweg im Poolsystem handelt, sprich: die Gläser können überall zurückgegeben werden und landen beim nächstgelegenen Hersteller, der Glas auch mit etwas anderem wieder befüllen kann (z.B. Säfte, Kuhmilch ...).
Die Verpackung des Artikels selbst ist zudem bei weitem nicht alles: hinzu kommen Umverpackung, Paletten, Plastikfolie um die Paletten ...
Das lässt sich auch anders organisieren - siehe https://www.unverpackt-fuer-alle.de/blog/portfolio-item/die-erste-zerowaste-lieferkette/
Insofern fände ich es wichtig, wenn die Verpackung systematisch Eingang in die Bewertung findet.