
Reinbeißen und genießen. Dazu verleiten kross gebratene Schenkel. Die Tester hatten aber einiges zu bemängeln – auch was Tierwohl und Produktionsbedingungen angeht.
Wie steht es um die Qualität von frischen Hähnchenschenkeln? Wie werden die Hühner gehalten? Das hat die Stiftung Warentest für 17 Hähnchenschenkel-Produkte untersucht, darunter preiswerte von Aldi, Lidl und Co sowie teure Biokeulen. Ergebnis: Oft verderben zu viele Keime den Appetit. Fürs Tierwohl könnten sich die Anbieter noch deutlich stärker engagieren.
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Fleischqualität und Tierwohl im Test
Hähnchenschenkel, Gockelhaxen, Bollen, Keulen, Schlegel – die deutsche Sprache kennt viele Worte für die Hühnerbeine. Auch Kochrezepte gibt es ohne Ende (Perfektion Fleisch). Doch Bilder von Hühnern dicht an dicht, Berichte von zu viel Antibiotika in der Mast und Keimfunde im Fleisch können den Appetit verderben. Die Stiftung Warentest hat 17 frische Hähnchenschenkel-Produkte untersucht: Sowohl die Qualität des Fleischs als auch das Engagement der Anbieter für Tiere, Arbeiter und Umwelt – sprich: die Unternehmensverantwortung (Corporate Social Responsibility, CSR). Am Ende überzeugt nur ein Produkt in beiden Tests gleichermaßen.
Das bietet der Hähnchenschenkel-Test der Stiftung Warentest
- Testergebnisse. EineTabelle zeigt Bewertungen für die Fleischqualität von 17 Hähnchenschenkeln und -keulen, fünf davon sind Bio-Produkte (Kilopreise: 2,72 bis 14,90 Euro). Im Test: Handelsmarken, etwa von Lidl (Landjunker), Aldi (Meine Metzgerei), Edeka (Gut & Günstig) und Rewe (Wilhelm Brandenburg) sowie Biomarken aus dem Supermarkt und ein Produkt des Branchenriesen Wiesenhof. Eine zweite Tabelle zeigt, wie es um die Produktionsbedingungen steht, vor allem um das Tierwohl in den Ställen und die Arbeitsbedingungen in den Schlachthöfen.
- Tipps und Hintergrund. Wir sagen, wie man sich vor Infektionen mit Krankheitserregern in Hühnerfleisch schützen kann, wie die Geflügelbranche arbeitet, was Logos im Supermarkt über Haltungsbedingungen aussagen – und ob sich die Situation in Schlachtbetrieben verändert hat.
- Heftartikel. Wenn Sie das Thema freischalten, erhalten Sie Zugriff auf ein PDF mit den beiden Testberichten aus test 4/2021.
Aromatische, aber auch verdorbene Hähnchenschenkel
Wir haben die Hähnchenkeulen intensiv geprüft: unter anderem auf Rückstände von Antibiotika, Krankheitserreger und weitere Keime. Außerdem verkosteten wir die Produkte. Jedes zweite bestand diese sensorische Prüfung ohne Tadel, zwei Bioprodukte ragten heraus: Sie rochen und schmeckten aromatisch, kräftig nach Hähnchenfleisch und waren zart bis sehr zart. Andere Schenkel dagegen rochen roh nicht frisch oder sogar faulig. Richtig verdorben und deshalb mangelhaft waren die Biokeulen eines Anbieters. Wir wiesen darin viele Keime nach.
Krankmachende Salmonellen und Campylobacter im Fleisch
Vier Produkte sind nur ausreichend – alles konventionell erzeugtes Fleisch und Eigenmarken von Handelsketten. Zweimal wiesen wir krankmachende Salmonellen nach, zweimal eine zu hohe Gesamtkeimzahl. Außerdem enthielten viele Hähnchenschenkel den Durchfallerreger Campylobacter und antibiotikaresistente Keime. Nur wer sie sorgfältig und hygienisch zubereitet, kann das Fleisch sicher genießen.
Video: Hähnchenfleisch im Test
Bei zehn Hähnchen-Produkten im Test fand die Stiftung Warentest antibiotikaresistente Keime.
Masthühner werden kaum älter als 40 Tage
Hähnchenfleisch stammt überwiegend aus Massentierhaltung. Nicht selten werden bis zu 50 000 Tiere in einem Stall gehalten und in knapp 40 Tagen zum schlachtreifen Tier aufgezogen. Im Supermarkt trägt solches Fleisch das Logo „Haltungsform Stufe 2“ (Diese Siegel sollen beim Kauf von Fleisch helfen). Wir haben geprüft, welche Tierhaltung die 13 Anbieter der Keulen von ihren Lieferanten fordern. Und ob in Schlachthöfen immer noch Arbeiter aus Subunternehmen angeheuert werden. Seit 1.1.2021 ist das gesetzlich verboten. Wie die Branche damit umgeht, haben wir auch in einem Interview mit einem Gewerkschafter hinterfragt.
Von Aldi bis Wiesenhof überprüft
Insgesamt überprüften wir 30 Mast- und Schlachtbetriebe – einige vor Ort, einige aufgrund der Pandemie per Video-Schalte. Alle Anbieter – von Aldi bis Wiesenhof – machten mit. Die Noten für das Unternehmensengagement reichen von Gut bis Ausreichend. Ein Anbieter erzielte im Tierwohl die Note Sehr gut, die Mehrzahl aber war davon weit entfernt. Der Test zeigt klar: Händler und Landwirte können das Leben der Tiere noch stärker verbessern. Verbraucher können das aktiv unterstützen, indem sie Fleisch aus anspruchsvollen Tierwohlprogrammen kaufen.

Artgerechte Haltung. Sie umfasst Zugang zu Frischluft und genügend Beschäftigungsmöglichkeiten. Stufe 3 (links) und 4 (rechts) erfüllen das.
Haltungsformen bei Geflügelfleisch
Stufe 1. Erfüllt den gesetzlichen Mindeststandard. Die Besatzdichte im Stall darf bis zu 39 Kilogramm pro Quadratmeter betragen. Viele Händler haben diese Stufe hinter sich gelassen und bieten nur noch Geflügelfleisch an, das mindestens Kriterien der Stufe 2 erfüllt. Sie war deshalb im Test nicht vertreten.
Stufe 2. Die Besatzdichte darf 35 Kilo pro Quadratmeter nicht überschreiten, das sind zirka 17 bis 23 Tiere. Ein Teil wird vorzeitig geschlachtet, um Platz zu schaffen. Unsere Bewertung: Tierwohl ausreichend.
Stufe 3. Sie bietet Zugang zu Frischluft. Mit Wintergarten, auch Kaltscharrraum genannt, sind 29 Kilo auf den Quadratmeter erlaubt. Genverändertes Futter ist tabu. Unsere Bewertung: Tierwohl befriedigend.
Stufe 4. Entspricht Bio. Es gibt ein Freigelände und Unterschlupf-Möglichkeiten, im Stall Einstreu wie Stroh oder Sand. Auf den Quadratmeter kommen maximal 21 Kilo. Unsere Bewertung: Tierwohl gut bis sehr gut.
Nutzerkommentare, die vor dem 24. März 2021 gepostet wurden, beziehen sich auf eine frühere Untersuchung zum Thema Hähnchenfleisch.
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