
Föhne mit Ionenfunktion sollen für weiches, gesundes und glänzendes Haar sorgen. Das ist zu viel versprochen, wie der Test beweist. Einige Geräte bieten aber dennoch klare Vorteile – gerade jetzt im Winter.
Testergebnisse für 16 Handhaartrockner 01/2015
Der Kopf ist gewaschen, geföhnt und gestylt. Schnell noch den Pulli übergestreift – und die Freude am eigenen Spiegelbild ist schlagartig dahin. Wo eben noch eine Frisur war, steht der Schopf nun in alle Richtungen – elektrostatisch aufgeladen.
Vor allem im Winter neigen Haare zu solchen Eskapaden, meist weil sie durch Heizungsluft und Föhnen ausgetrocknet sind. Abhilfe versprechen Haartrockner mit Ionentechnologie. Laut Werbung sollen sie geladene Mähnen zähmen, das Haar glätten und gepflegt glänzen lassen. Die Wirksamkeit der Technologie ist jedoch seit ihrer Einführung umstritten. Erstmals hat die Stiftung Warentest nun systematisch untersucht, was der unsichtbare Ionenstrahl wirklich kann.

Im Labor treten elf Haartrockner mit Ionenfunktion sowie fünf Föhne ohne dieses Merkmal gegeneinander an. Alle haben mindestens zwei Temperatur- und Gebläsestufen. Testsieger ist ein Modell mit Ionenfunktion. Unter den Zweitplatzierten steht auch ein Gerät ohne die neue Technik: Der Ok ist ein Schnäppchen für 10 Euro. Er föhnt rundum gut, schonend und nicht zu heiß.
Der Preis sagt offenbar ebenso wenig über die Qualität der Trockner aus wie die Werbung mit Ionen: Der Vidal Sassoon, eines der teuersten Modelle im Test, produziert zwar schicke Frisuren, scheitert aber an der Sicherheitsprüfung. Ebenso der günstige Clatronic und der baugleiche Bomann. Auch ärgerlich: Bei vier von elf Geräten, die Ionentechnik versprechen, wirkt sie nicht effektiv. Die Föhne schaffen es kaum, aufgeladenes Haar zu bändigen.
Braun trocknet am besten

Wie gut Ionen wirken können, zeigt im Test der Braun HD710. Er föhnt fliegendes Haar glatt und schneidet als einziger sehr gut ab. Auch beim Praxis- und Friseurtest übertrumpft er die Konkurrenz: Zehn Probandinnen mit unterschiedlichen Haarlängen prüfen dabei, welches Gerät die schönste Frisur zaubert. Zwei Profis beurteilen das Föhnergebnis bei 25 weiteren Frauen. Am Braun loben sie vor allem, dass er die Haare nicht austrocknet und spröde pustet. Mit ihm lassen sie sich zudem sehr leicht frisieren.
Beim Babyliss, dem teuersten Föhn, sollten Nutzer vorsichtig sein: Auf höchster Stufe strömt aus ihm fast 100 Grad heiße Luft. Viele andere belassen es bei etwa 70 Grad. Wird das Haar mit Babyliss zu oft mit größtmöglicher Hitze geföhnt, droht es auszutrocknen. Im Test ist der Föhn im Punkt Haarschonung noch knapp gut.
Tipp: „Erst wenn das Haar fast trocken ist, verträgt es höhere Temperaturen“, sagt Friseurmeister und Modestylist Mert Pilitchev. Der Wahl-Kopenhagener empfiehlt: „Drücken Sie nach dem Waschen erst die Feuchtigkeit mit dem Handtuch aus den Haaren. Und föhnen Sie zunächst mit wenig Hitze.“
Testergebnisse für 16 Handhaartrockner 01/2015
Enttäuschte Erwartungen
In ihrer Werbung versprechen Hersteller, dass die Ionen für weiches, glänzendes, voluminöses Haar sorgen. Der Test zeigt: Auch Trockner ohne Ionen schaffen das. Einen Nutzen hat die Technik allerdings: Die negativ geladenen Teilchen wirken elektrostatisch aufgeladenen Haaren entgegen, entladen also fliegende Mähnen. Eindrucksvoll bändigt nicht nur Braun elektrisiertes Haar. Das gelingt zum Beispiel auch den 20-Euro-Modellen von Edeka und Real. Der Grundig kann nur im Neuzustand mithalten, mit dem Alter nimmt bei ihm die Wirksamkeit der Ionen deutlich ab. Nach 400 Stunden im Dauertest zähmt er fliegende Frisuren sichtlich schlechter.
Noch ärgerlicher ist es, wenn die Technik von Anfang an kaum wirkt. Wer oft mit trockenem, aufgeladenem Haar zu kämpfen hat, sollte besser nicht zum Discounterföhn von Lidl, zum Bosch oder dem Rowenta greifen. Auch beim Babyliss zeigen die Ionen nur einen schwachen Effekt.
Eine bessere Generation
Insgesamt ist der Test positiver ausgefallen als der letzte im Jahr 2009. Damals spie ein Föhn eine 20 Zentimeter lange Stichflamme aus – im Badezimmer einer Probandin. Ursache war ein Kurzschluss. Auch andere Modelle bargen damals Risiken. Bei einigen verfingen sich etwa die langen Haare von Testerinnen in den Ventilatoren.
Es scheint, als hätten die Anbieter dazugelernt. Die aktuellen Trockner sind in dieser Hinsicht sicherer. Die Schutzgitter an den Rückseiten verhindern zuverlässig, dass Haare ausgerissen werden.
Schwergewichte und kurze Leitung
Dieses Mal fallen Probleme in der Handhabung auf. Alle Testerinnen bemängeln das hohe Gewicht des AEG-Modells. Auch der Föhn von Edeka ist recht schwer und unhandlich. Ein kurzes Kabel kann ebenfalls beim Frisieren nerven. Bei Testsieger Braun ist es über einen Meter kürzer als das gut drei Meter lange Remington-Kabel. Auch bei Severin ist die Leitung recht knapp bemessen, dafür kann sie sich äußerst praktisch automatisch aufwickeln – das Kabel verschwindet auf Knopfdruck im Gehäuse.
Tipp: Probieren Sie den Föhn vor dem Kauf aus: Liegt er gut in der Hand, wie einfach ist er zu bedienen?
400 Stunden Dauerprüfung
Fast drei Wochen lang herrschten im Prüflabor Lärm und Wüstenwind. Schuld war die Dauerprüfung: Die Haartrockner mussten zeigen, ob sie täglichen Belastungen über einen längeren Zeitraum standhalten. Die Tester ließen sie 15 Minuten laufen, dann 15 Minuten ruhen und begannen von neuem – insgesamt 400 Stunden lang. Zwei Modellen setzte diese Prozedur zu: Beim Clatronic und dem baugleichen Bomann deformierte sich durch die Hitze das Plastikgehäuse und das Gebläse begann zu lärmen. Dennoch föhnten sie zunächst weiter. Erst die Kabelbiegeprüfung gab den beiden den Rest. Auch beim vermeintlichen Edelgerät von Vidal Sassoon brach das Kabel. Alle drei kassieren für den Totalausfall ein Mangelhaft in puncto Sicherheit.
Drei Stürze, drei Brüche
Ein guter Haartrockner sollte nicht nur lange halten, er sollte auch einen Sturz vom Badezimmerschrank überstehen. Bei dem untersuchten Produkt vom Discounter müssen sich Nutzer darüber Sorgen machen: „Der Lidl-Föhn fällt wie ein Stein“, sagt der Tester, der in der Untersuchung drei Geräte des Modells aus 90 Zentimeter Höhe auf den Fliesenboden fallen ließ. Bei allen brachen dabei Plastikteilchen im Inneren des Gehäuses ab.
Haare schonend trocknen
Bleibt die Frage: Wie kommen Haare mit dem Trockner am besten in Form? Neben verschiedenen Bürsten sind Zubehör wie Stylingdüsen und ein Diffusoraufsatz praktisch So bringen Sie Ihre Frisur in Form. Häufig sind sie beim Föhn dabei. Testsieger Braun HD710 allerdings enthält keinen Diffusor. Kunden können bei Bedarf die 7,50 Euro teurere Modellvariante HD730 kaufen – bei ihr ist der Aufsatz inklusive.
Tipp: Lassen Sie Ihr Haar nach dem Föhnen auskühlen, bevor Sie es stylen. Alle Geräte im Test bieten dafür einen Kaltluftschalter. Haarprofi Pilitchev rät zudem zur Mäßigung beim Finish: „Ein Styling-Produkt – sparsam aufgetragen – reicht. Die meisten Haare sind durch häufiges Föhnen belastet genug.“
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- Auch auf Reisen ist ein Föhn praktisch. Doch nur vier der zwölf Reiseföhne, die unsere Schweizer Partnerzeitschrift Saldo getestet hat, machen ihre Sache gut.
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@all: Vielen Dank für die hilfreichen Kommentare zur Lebensdauer. Hätte ihn fast gekauft. Jetzt wird's ein anderer.
@test.de: Für den nächsten Test fände ich eine Decibel-Angabe hilfreich.
Und weil das Testteam sicherlich mal im Winter ein warmes Büro haben möchte, fände ich eine weitere Decibelanalyse nach z.B. 100 Betriebsstunden sehr spannend.
@p_natalie: Ihren Kommentar nehmen wir gerne als Testanregung auf und leiten sie an das zuständige Untersuchungsteam weiter. (Se)
Wann gibt es einen aktuellen Test für Haartrockner? 2015 ist ja nun doch schon wieder eine Weile her. Interessant wäre das Testergebnis für den Dyson Haartrockner. Er liegt schließlich preislich um ein Vielfaches über den anderen Geräten von Braun, Philips und Co.
@ylfcam: Die Hinweise auf ein recht kurzlebiges Lüfterrad sind uns seit Längerem bekannt. Offensichtlich hat Braun trotz der Beschwerden immer noch nicht nachgebessert. Interessant wäre, wie sich der Hersteller dazu auf Nachfragen stellt. (Bee)
Und: nach 3 Jahren - Flügel gerissen. Schrott.