Strähnchen im Haar sind beliebt. Und sie sind teuer, zumindest beim Friseur. Wir haben 15 Produkte zum Selbermachen getestet. Nur zwei sind „gut“.
In blondem Haar wirken aufgehellte Strähnen wie Lichtreflexe, erstes Grau lassen sie optisch verschwinden. Farbig setzen Strähnen von Rot bis Lila schrille Gags in ungeliebtes Straßenköterbraun oder bringen mit sanfteren Tönen Pep ins gefärbte Einerlei auf dem Kopf. Kurzum: Schöne Strähnen machen in jedem Alter mehr aus dem Schopf.
Aber nicht für jeden Geldbeutel. Für die rund 20 bis 40 Euro, die ein Friseur je nach Haarlänge für diese arbeitsintensive Prozedur berechnet, könnte man sich einige Male selber strähnen. Vorausgesetzt, man hat Geduld – und am besten eine Freundin, die spätestens dann hilft, wenn die Haare am Hinterkopf mit einer Art Häkelnadel durch eine Haube zu ziehen sind. Das Ergebnis unseres Tests von 15 teils sehr unterschiedlichen Produkten ermuntert aber kaum zu Eigeninitiative:
- Die einzigen „guten“ Urteile im Test gab es für zwei der acht reinen Blondierprodukte, und auch das nur mit Abstrichen.
- Eine der beiden Strähnchenfarben, smart beauty, fuhr mit „mangelhaft“ das schlechteste Ergebnis in diesem Test ein.
- Auch die vier Produkte, bei denen man erst den Schopf färbt und danach Strähnchen blondiert, enttäuschten mit zweimal „ausreichend“ im Qualitätsurteil.
- Das Duo-Produkt, das gleichzeitig zweifarbige Strähnchen setzen soll, funktionierte nicht wie versprochen (siehe „Blonde und farbige Strähnchen in einem Schritt“).
Farbgenauigkeit: Ein Schwachpunkt
Schöne Strähnen rücken in weite Ferne, wenn schon die Farbe nicht stimmt, was im Test ziemlich oft der Fall war. Das beurteilten wir für jedes Produkt an 40 Frauen, dazu im Laborversuch an Strähnen. Als Vergleichsmaßstab dienten die Skalen auf der Verpackung, also das, woran man sich beim Kauf in der Drogerie hält. Die Skalen zeigen, für welche Haarfarbe das Produkt gedacht ist und wie die Strähnen damit aussehen sollen. Gab es solche Skalen nicht, diente das Foto gesträhnter Frauen auf der Verpackung dazu, das Farb-ergebnis zu beurteilen. Solch ein Foto müsste dann auch im Laden zur Kaufentscheidung reichen – eine magere Information, vor allem, wenn auch noch verbale Hinweise fehlen, für welche Haarfarbe das Produkt eigentlich gedacht ist. Um das zu erfahren, mussten wir bei Garnier Cristal Blond erst die Packung öffnen.
Blondierungen: Oft gelbstichig
Nur vier Blondierungen brachten „gute“ Farbgenauigkeit. Hinter diesen Durchschnittsnoten stecken gelungene Ergebnisse, aber auch schlechte: Es kam jedenfalls immer wieder vor, dass das neue Blond ins Gelbe oder gar Rötliche abdriftete. Offenbar können diese Produkte individuelle Unterschiede in Haarstruktur und -farbe nur begrenzt ausgleichen.
Zum Beispiel L'Oréal Hi-Light Iced Champagne mit „guter“ Farbgenauigkeit und ebensolchem Blondierergebnis. Obwohl es nur helles Haar weiter aufhellen soll, fanden wir gelegentliche Abweichungen Richtung Gelb. Vor allem, wenn dunkleres Haar blondiert werden sollte, gab es häufiger Farbausrutscher. Manchmal war aber auch kaum ein Effekt zu sehen.
Die Strähnen wurden auch nicht immer gleichmäßig. Ein Grund: Die Blondier- oder Färbeemulsion ließ sich schwer verteilen. Im Extremfall breitete sich das flüssige Gemisch aus und hinterließ regelrechte blonde Flecken am Haaransatz (Schwarzkopf Poly Blonde M3 Ultra).
Färbungen: Meist daneben
Färben bringt keine exakteren Ergebnisse, im Gegenteil: Mit dem Wild Red von Schwarzkopf fielen die Strähnchen eher dunkel aus, nicht „aufregend leuchtend“ wie angekündigt. Und das schrille Pink, das smart beauty highlights verspricht, war oft nur schwach rosa. Die Farbe hielt auch nicht lange, schon nach zwei Wochen war viel ausgewaschen.
Aufwendiger ist Färben plus Blondieren. Hat man die neun bis zehn Einzelteile erst einmal sortiert, stehen mehrere Arbeitsgänge an: Erst die Haare färben, dann strähnen, blondieren und danach mit einem Pflegeprodukt behandeln, um die aufgequollenen Haare besser kämmbar zu machen. Das dauert: Schließlich muss schon die Färbeemulsion 20 bis 30 Minuten einwirken, genauso lange oder länger die Blondieremulsion.
Die vier getesteten Haarfarben mit Strähnchenaufhellung sollen die Haare karamell oder glutrot färben (L'Oréal) beziehungsweise mittelblond und intensivrot (Schwarzkopf). Nur das Schwarzkopf Intensivrot traf den Ton der Grundfarbe „gut“, färbte aber die Kopfhaut ein und auf Textilien deutlich ab. Das Produkt für Mittelblond lag von Anfang an farblich daneben. Fazit für beide Schwarzkopf-Produkte: „ausreichend“.
Techniken und Hilfsmittel: Vielfältig
Haare in Heimarbeit zu strähnen, ist nicht einfach. Man sollte alles gründlich gegen Farbkleckse abdecken, muss Blondiercreme oder -puder mit dem Entwickler mischen und dann auf die abgeteilten Strähnen auftragen. Dafür gibt es mehrere, oft ähnliche Techniken:
- Haubentechnik: Dabei sind mit einer Spezialnadel feine Strähnchen durch vorgezeichnete oder -gestanzte Löcher einer mitgelieferten Haube zu ziehen.
- Pinsel- / Bürstentechnik: Hier teilt man auch breitere Strähnen ab, streicht sie mit Blondier- oder Färbemittel ein und legt eventuell – wie der Friseur – Folie dazwischen.
- Kammtechnik: Mit speziell geformten Auftragkämmen bringt man Farbe oder Blondierung auf Strähnen und Spitzen.
Die Hilfsmittel werden aber nicht immer komplett mitgeliefert. Bei Londa und Garnier Cristal muss man sich eine Schale zum Anrühren der Emulsionen selbst besorgen. Londa spart sich sogar die Nadel zum Durchziehen feiner Strähnen durch die Haube, die nicht einmal vorgestanzte Löcher hat. Bürstchen und Kämme waren auch nicht für jedes Haar ideal: Mal ließen sich feine Strähnen nur umständlich abteilen, mal wickelten sich Haare ziepend um die Bürstchen. Und mit Schwarzkopf Poly Blonde kamen feine Strähnen trotz Spezialapplikator kaum zustande.
Immerhin: Hautschützende Handschuhe lagen immer dabei. Manchmal saßen sie allerdings ziemlich locker, was beim Hantieren, besonders beim Abteilen und Auftragen, störte. Letztlich bewältigten das aber alle Frauen, wenn auch selten allein. Die meisten ließen sich helfen.
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