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„Mega starker Halt“ für „extreme Looks“ – Haargele werben meist mit Superkräften. Die Stiftung Warentest hat 15 teure und günstige Gele getestet – an Personen und im Labor. Im Test: Bekannte Marken wie Schwarzkopf, Wella und Marlies Möller sowie günstige Ware aus dem Drogerie- oder Supermarkt (Preise: 0,57 bis 24,50 Euro pro 100 Milliliter). Unter den fünf guten Gelen findet sich auch eines der günstigsten Produkte. Doch nicht jedes Haargel überzeugt in puncto Durchhaltekraft und Inhaltsstoffe.
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Testergebnisse für 15 Haargele 09/2018Liste der 15 getesteten Produkte
Haargel liegt wieder im Trend
„Haargel ist heute wieder ein Thema, anders als noch vor wenigen Jahren“, sagt Steven Meth vom Zentralverband des Deutschen Friseurhandwerks. „Stylingprodukte dürfen im Haar wieder sichtbar sein. Im Moment sieht man Gel auch bei langem Haar auf dem Laufsteg.“ Deutschlandweit greifen rund vier Millionen Menschen mehrmals pro Woche zu Haargel, ergab eine Umfrage der Arbeitsgemeinschaft Verbrauchs- und Medienanalyse. Meist sind es Männer. Andere beliebte Helfer für modische Frisuren sind Wachs, Pasten, Haarlack und Schaumfestiger (Festiger für alle Fälle).
Haltegrad mit begrenzter Aussagekraft
Von Haargel erwarten wir, dass es die Haare formt, aber nicht verklebt oder beschwert. Und dass es Wind und Wetter trotzt, aber leicht auswaschbar ist. Die Gele im Test protzen vor allem mit Versprechen zur Haltbarkeit: „24 h ultra starker Halt“ heißt es etwa bei L‘Oréal, „ohne Rückstände, ohne Verkleben, ohne zu beschweren“ bei Rewe und Penny. Auf vielen Tuben steht ein Haltegrad, der zeigen soll, wie stark das Gel ist. Im Test reicht er von 4 bis 8. Nutzern hilft er nur begrenzt: Es gibt keine einheitliche Definition. Jeder Anbieter erfindet eigene Skalen.
Das bietet der Haargel-Test der Stiftung Warentest
- Testergebnisse.
- Unsere Tabelle zeigt Bewertungen für 15 Haargele, darunter klassische Marken wie L‘Oréal und Wella, Friseurprodukte von Marlies Möller und Schwarzkopf Professional sowie günstige Produkte von dm, Rossmann, Aldi Süd und Edeka. Die Gele wurden im Hinblick auf das Stylingergebnis (zum Beispiel Festigkeit, Volumen, Glanz) und die Haltbarkeit geprüft. Fünf Haargele schneiden gut ab, darunter ein sehr günstiges Produkt.
- Hintergrund.
- Die Kosmetik-Experten der Stiftung Warentest erklären Wirkungsweisen und Vor- und Nachteile verschiedener Festiger-Typen wie Gele, Wachse, Pasten und Sprays. Außerdem gehen sie auf den Umstand ein, dass viele Haargele lösliche Polymere enthalten, die von manchen Experten als Mikroplastik eingestuft werden.
- Heftartikel.
- Wenn Sie das Thema freischalten, erhalten Sie Zugriff auf das PDF zum Testbericht aus test 9/2018.
Nur zwei Haargele bewiesen wirklich starken Halt
Die Stiftung Warentest hat die Haargele mehreren Prüfungen unterzogen. Zwei Friseure beurteilten mithilfe von 22 Prüfpersonen das Stylingpotenzial der Gele – etwa in Bezug auf Festigkeit, Volumen und Glanz der Frisuren. Im zweiten Schritt benutzten Testpersonen die Haargele zu Hause und bewerteten, wie sie sich im Alltag anwenden lassen. Und schließlich prüften wir die Haltbarkeit der Gele im Labor. Dazu schüttelten wir beispielsweise gegelte Haarlocken, um so eine Tragedauer von einem Tag zu simulieren (siehe Foto). Fazit: Gute Stylingergebnisse lassen sich mit vielen Produkten erzielen, doch im Punkt Haltbarkeit sollten Nutzer lieber realistische Erwartungen haben. Nur zwei Gele hielten die Locken super in Form: ein günstiges aus der Drogerie und ein teureres aus dem Friseurfachhandel. Insgesamt verdienen 5 von 15 Gelen die Gesamtnote Gut.
Besser ohne den Duftstoff Lilial
Vier Haargele werteten wir wegen des Duftstoffs Lilial ab. In Inhaltsstofflisten taucht er unter dem Namen Butylphenyl Methylpropional auf. Grund für die Abwertung: Lilial kann möglicherweise das Erbgut verändern. Im Tierversuch zeigte sich zudem, dass Lilial die Fortpflanzungsfähigkeit beeinträchtigen kann. Solange es keine Entwarnung gibt, hat Lilial unserer Ansicht nach in Kosmetika nichts zu suchen.
Einige Filmbildner sind schwer abbaubar
Alle Haargele enthalten wasserlösliche Polymere, auch Filmbildner genannt. Diese Kunststoffe sorgen erst für die gelartige Konsistenz der Produkte und dafür, dass das Haar fest wird. Sie werden mit Lösemitteln wie Wasser oder Alkohol kombiniert. Wenn die Lösemittel verdunsten, setzen sich die Polymere am Haar ab, überziehen es wie ein feines Netz und härten aus. Die ökologischen Auswirkungen der Polymere sind unzureichend erforscht und schwer abzuschätzen. Darum haben wir die verwendeten Polymere nicht bewertet. Klar ist aber, dass einige – etwa Carbomer, PVA und PVP – schwer abbaubar sind (Polymere: Risiko für Mensch und Natur?).
Naturkosmetika eine umweltfreundliche Alternative
Umweltbewusste Nutzer können zu den zwei Naturkosmetik-Gelen im Test greifen. Sie verwenden natürliche Polymere wie Schellack oder Xanthan Gummi, die durch Mikroorganismen vollständig abgebaut werden können. Beide erwiesen sich als echte Alternative zu konventionellen Haargelen: Die Styling-, Haltbarkeits- und Anwendungsprüfung bestanden sie mit der Note Gut. Konsistenz und Duft sind allerdings gewöhnungsbedürftig, wie unsere Prüfpersonen berichten.
Nutzerkommentare, die vor dem 29. August 2018 gepostet wurden, beziehen sich auf die Vorgängeruntersuchung aus test 9/2006.
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Grundsätzlich kann jede Substanz im Einzelfall - abhängig von der individuellen Empfindlichkeit - unerwünschte Hautreaktionen beim Anwender auslösen, was dann allerdings dem Produkt schwerlich anzulasten ist. Selbst gegenüber natürlichen Bestandteilen (z.B. Harze, ätherische Öle) können Allergien oder Überempfindlichkeiten entwickelt werden. Hautreaktionen sind nicht per se den Parabenen zur Last zu legen. Mit Hilfe eines Allergologen kann man klären, welche Substanz die Hautreizungen hervorruft, so dass diese künftig gemieden werden kann. Eine Stellungnahme zum Einsatz von Parabenen als Konservierungsstoff und zur BUND-Liste sind unter folgendem Link zu finden: www.test.de/Parabene-als-Konservierungsmittel-in-Kosmetika-Unnoetige-Verunsicherung-4590686-0/ (BP)
Ich benutzte das Wella-Gel seit lagem und war von den Stylingeigenschaften her sehr zufrieden ABER ich habe festgestellt, dass meine Kopfhaut sehr sehr drunder leidet. Ich dachte immer, ich hätte die offenen Stellen meiner Kopfhaut wegen Stress, irgendeiner Mangelerscheinung oder zu wenig Schlaf aber nein!
Nachdem ich das Gel mal für eine Woche abgesetzt habe, waren alle pickelähnlichen oder z.T. auch schorfigen Stellen und offenen Wunden weg.
Ich habe dann mal geschaut auf der Tox Fox Seite des BUND und siehe da... Wella hat hormonell wirksame Stoffe als Konservierungsmittel im Einsatz. Dafrage ich mich doch, wie so ein Produkt ein "Gut" von der Stiftung Warentest bekommen kann.
Ich finde das skandalös, das so gesundheitsschädliche Produkte sogar noch angepriesen werden.
Also: Finger weg von Wella!