
Professor Peter Nippel lehrt Finanzwirtschaft an der Universität Kiel.
Hamburg und Schleswig-Holstein zahlen Milliarden für die in Schieflage geratene HSH Nordbank. Im Gespräch mit Finanztest erklärt der Finanzwirtschaftler Peter Nippel, was das für Steuerzahler und Bankkunden bedeutet.
Höhe der Kosten noch unklar
Die HSH Nordbank wird die Verlustgarantie ihrer Eigentümer Hamburg und Schleswig-Holstein in Anspruch nehmen. Darüber hinaus haben die beiden Länder Milliarden an eigenen Mitteln in die Bank gesteckt. Wie hoch sind die Kosten für die Steuerzahler insgesamt?
Wahrscheinlich sind es rund 13,6 Milliarden Euro. Es kann aber auch noch schlimmer kommen. Welche Kosten am Ende beide Bundesländer tragen müssen, hängt unter anderem davon ab, ob bis 2018 ein Käufer für die Bank gefunden wird und wie viel er bezahlt. Auch sind die Verluste aus den bereits von den Ländern übernommenen notleidenden Forderungen und weiteren Risiken noch unsicher.
Können die beiden Bundesländer diese Kosten bewältigen?
Beide Länder tragen je die Hälfte. Der Landeshaushalt Schleswig- Holsteins beträgt aktuell etwa 11 Milliarden Euro für ein Haushaltsjahr. Die Gesamtverschuldung liegt bei rund 27 Milliarden Euro. Durch die Stützung der HSH Nordbank wird allein die Verschuldung Schleswig-Holsteins um etwa ein Viertel steigen.
Findet sich kein Käufer, muss die Bank abgewickelt werden
Die Bank muss 2018 verkauft werden, so die EU-Kommission. Sonst hätten die Länder sie nicht stützen dürfen. Was bedeutet es, wenn sich kein Käufer findet?
Dann muss die Bank abgewickelt werden. Womöglich wird sie aber aufgeteilt in eine Abbaubank mit den notleidenden Krediten und eine Kernbank. Die Kernbank könnte dann leichter an eine andere Bank, womöglich eine ausländische, verkauft werden. Für die Abbaubank dürften sich höchstens noch Finanzinvestoren interessieren – aber nur wenn der Preis stimmt und die Länder eventuell noch einen Teil der Risiken übernehmen.
Was heißt das für die Kunden?
Nach einer Veräußerung der Bank und bei Fortführung ihres Geschäftsbetriebs wird sich für die Kunden nichts Grundsätzliches ändern. Bei den Kunden handelt es sich vor allem um Unternehmenskunden und vermögende Kunden. Traditionell arbeitet die HSH Nordbank auch mit den regionalen Sparkassen zusammen und unterstützt diese bei größeren Geschäften. Diese Verbindungen dürften abnehmen.
Die Steuerzahler haften nun für die verfehlte Geschäftspolitik der Bankmanager. Wie konnte es so weit kommen?
Zurückzuführen ist das auf Fehlentscheidungen der Bank und mangelnde Kontrolle durch die Eigentümer. Die Landesregierungen haben sich von der HSH Nordbank quasi in Geiselhaft nehmen lassen. Anfangs haben sie weggeschaut oder nicht erkennen wollen, welche immensen Risiken die Bank eingegangen ist. Ihre Geschäfte wurden zunächst noch durch die sogenannte Gewährträgerhaftung subventioniert. Mit dem billigen Geld wollte die HSH Nordbank dann ein „Global Player“ werden, investierte in Geschäfte, bei denen die hohen Risiken in keinem Verhältnis zu den zu erwartenden Erträgen standen.