
Große Fernseher brauchen hochaufgelöste Signale. Nur so zeigen sie, was in ihnen steckt. Kabel, Satellit und Internet liefern die Signale. Welcher der drei Wege empfiehlt sich am meisten?
Testergebnisse für 8 HD- und 3D - TV-Signale 2/2012
Fast 450 000 Haushalte haben sich im vergangenen Jahr vom Kabelfernsehen verabschiedet. Die meisten davon sehen nun über Satellit fern. So sparen sie die monatliche Kabelgebühr und empfangen deutlich mehr Sender. Zu den Wechslern gehört Olaf Ströhle aus Berlin. In einer Leserumfrage schrieb er uns: „Nachdem die Qualität des analogen Kabelsignals in meiner Wohnanlage immer schlechter wurde und Discounter ein HD-taugliches Sat-Empfangspaket für 100 Euro anboten, war für mich klar: Ich steige auf digitalen Sat-Empfang um. Seitdem wächst mit jedem Tag meine Begeisterung. Die HD-Sender sind eine überwältigende Augenweide.“
HD-Signale zeigen immer beste Bilder
Wer einen großen Fernseher nutzt, braucht digitale Signale, am besten in hoher Auflösung (High Definition, kurz HD). Ein Test vor anderthalb Jahren hat bestätigt: HD-Signale führen zu sehr guten Bildern – egal ob sie per Satellit, Kabel oder Internet zum Fernseher gelangen. Digitale Signale in Standardauflösung (Standard Definition, kurz: SD) bringen keine sehr guten, aber stets gute Bilder. Analoge Signale bringen bestenfalls ausreichende Bilder.
Satellit bietet die meisten HD-Sender

Sportsendungen profitieren von hochaufgelösten Signalen. Vorn: digitales, detailreiches Bild. Hinten analog: unscharfe Konturen, matte Farben.

Die Qualität der Signale hat sich seit 2010 nicht geändert. Deutlich zugenommen hat aber die Zahl der HD-Sender. In diesem Punkt schlägt der Satellit das Kabel. HD-Internetfernsehen ist oft noch unzuverlässig. Und DVB-T liefert überhaupt kein HDTV.
Satelliten übertragen heute zehn frei empfangbare HD-Sender, darunter ARD HD, Arte HD und ZDF HD. Hinzu kommen diverse hochaufgelöste Privatsender. RTL HD und Sat.1 HD können Zuschauer nur über eine kostenpflichtige Plattform mit dem Namen HD Plus empfangen. Wer die Signale entschlüsseln möchte, braucht einen Empfänger nebst HD-Plus-Karte. Die Karte ist beim Kauf des Empfängers dabei und für zwölf Monate freigeschaltet. Danach kostet sie 50 Euro im Jahr.
Zum Vergleich: Bei Kabelanbieter Unitymedia zahlen Einzelhaushalte 17,90 Euro im Monat und bekommen dafür drei frei empfangbare HD-Sender. Die 6 weiteren HD-Sender kosten 4 Euro extra im Monat.
Der Vorsprung des HD-Senderangebots per Satellit wächst weiter: Am 30. April 2012 stellen Satelliten die Übertragung analoger Fernsehsignale ein. Das schafft Platz für neue HD-Sender. Mehrere dritte Programme und ZDF-Spartenkanäle planen den Start hochaufgelöster Sender ab 1. Mai, darunter BR, NDR, SWR, WDR, Phoenix.
Mieter können nicht frei wechseln
An seiner Eigentumswohnung konnte Olaf Ströhle ungehindert eine Satellitenschüssel installieren. Er schreibt weiter: „Jetzt arbeite ich daran, die Miteigentümer von einer gemeinsamen Satellitenanlage zu überzeugen und den kostenpflichtigen Gemeinschaftskabelempfang abzuschaffen.“ Hauseigentümer und Gemeinschaftskunden können ihren Vertrag sechs Wochen vor Ende der Laufzeit kündigen.
Schwieriger ist der Umstieg für Mieter, die ihren Kabelanschluss über die Nebenkosten bezahlen. Ihr Vermieter hat in der Regel einen jahrzehntelangen Vertrag mit dem Kabelanbieter geschlossen. Mieter kommen deshalb erst dann vom Kabel weg, wenn der Hausbesitzer den sogenannten Gestattungsvertrag auslaufen lässt.
Anders als Satelliten übertragen Kabel auch nach dem 30. April weiterhin analoge Signale. Kabelkunden müssen also nicht auf digitalen Empfang umsteigen. Doch wer einen großen Flachbildfernseher besitzt, sollte ihm digitale Signale spendieren. „Analoges Kabelfernsehen ist wirklich schrecklich auf so einem Fernseher“, beschreibt Thorpen Rump aus Steinhude seine Erfahrungen. Je größer der Bildschirm, desto deutlicher fallen Fehler ins Auge. Analogfernsehen überträgt im 4:3-Format. Auf einem 16:9-Bildschirm zeigt es schwarze Balken. Die verringern die Auflösung. Das Ergebnis: maskenhafte Gesichter, unscharfe Ränder, Schweife bei schnellen Bewegungen sowie Klötzchen.
Tipp: Auch an analogen Kabelanschlüssen kommen digitale Signale an. Mit einem digitalen Kabelempfänger findet der Fernseher die öffentlich-rechtlichen Digitalprogramme in guter Qualität. Starten Sie den Sendersuchlauf. Der stöbert sie auf.
Digitale Kabelsignale kosten oft extra
Wer über Kabel auch Privatsender in digitaler Qualität sehen möchte, zahlt meist extra. Zwischen 2,90 und 4,99 Euro im Monat kosten Sender in digitaler Standardauflösung (SD) für Mietvertragskunden. Die Bildqualität ist gut, lässt sich aber mit HD-Sendern verbessern. Zusätzliche HD-Inhalte liefern Kabelanbieter nur im Paket – für4 bis 20 Euro im Monat.
Achtung: Kabel Deutschland, Telecolumbus und Unitymedia schalten neue Digitalkunden automatisch für HD-Schnupperpakete frei. So erhalten sie weitere HD-Sender, die nach zwei Gratismonaten weitere 7 bis 16 Euro im Monat kosten.
Mietvertragskunden, die über ihren Vermieter analoges Kabel nutzen, sind für den Kabelanbieter anonym. Für die Umstellung auf digitalen Empfang schließen sie einen Vertrag mit dem Kabelanbieter. So verlieren sie ihre Anonymität. An die so gewonnenen Adressen können Netzbetreiber personalisierte Werbung schicken, etwa für Onlinevideotheken oder Telefonflatrates.
Anbieter verschlüsseln Privatsender
Neue Fernseher enthalten meist einen digitalen Kabelempfänger. Für Kunden von Kabel Deutschland, Telecolumbus oder Unitymedia reicht der aber nicht. Diese Anbieter verschlüsseln digitale Privatsender. Wer RTL, Sat.1 und Co. sehen möchte, braucht eine Entschlüsselungskarte. Die steckt in einem zertifizierten Empfänger oder einem Steckmodul.
Dieser Gerätezwang ärgert Zuschauer wie Michael Burmeister, Kunde von Kabel Deutschland: „Um die Entschlüsselungskarte in meinen Fernseher zu stecken, benötige ich einen unnötigen Adapter, der überteuert verkauft wird. Ich halte es für einen Skandal, das Überspringen der Werbung technisch zu verhindern.“
Dass es auch ohne verschlüsselte Signale geht, beweist Kabel BW. Schwaben können jeden beliebigen digitalen Kabelempfänger verwenden. Ab 2013 gilt das auch für Unitymediakunden. Um Kabel BW kaufen zu dürfen, hat Unitymedia dem Bundeskartellamt die Abschaffung der Grundverschlüsselung versprochen. Außerdem räumt Unitymedia Wohnungsbaugesellschaften ein Sonderkündigungsrecht für ihre langfristigen Gestattungsverträge ein. Ohne Grundverschlüsselung wird das Kabel deutlich attraktiver.
Hochaufgelöste Sendungen über Kabel und Satellit lassen sich nicht wie gewohnt aufnehmen. RTL unterbindet sogar jegliche Aufzeichnungen. Hier funktioniert nur zeitversetztes Fernsehen – aber maximal um 90 Minuten versetzt. Pro7, Sat.1 erlauben Aufzeichnungen einzelner HD-Sendungen. ARD und ZDF erlauben meist private Aufzeichnungen in HD.
Zusatzpaket für Bezahlsender Sky
Das kleinste Sky-Paket kostet 16,90 Euro im Monat. Es enthält acht HD-Sender. Mit dem Abo Bundesliga in HD kostet das Paket 43,90 Euro im Monat. Kabelnetze zeigen besonders in HD deutlich weniger Programme . Sky stellt den Sat- oder kabeltauglichen HD-Empfänger.
Internet-TV nicht massentauglich
Auch Internetanbieter drängen ins Geschäft mit dem digitalen Fernsehen. Bei der Telekom sorgt VDSL mit 25 Megabit pro Sekunde für zuverlässige Fernsehbilder. Bei Leitungen mit „bis zu 16 Megabit pro Sekunde“ funktioniert Internetfernsehen nur unzuverlässig. Die Geschwindigkeit schwankt. Für HD-Signale braucht der Empfänger aber durchgehend 10 Megabit pro Sekunde. Wir haben es ausprobiert: Die Testhaushalte mit Alice- und Vodafone-Anschluss erreichten dieses Tempo nicht dauerhaft. Folge: Sie bekamen nur SD-Sender. Für Zuschauer, die nur wegen HDTV zu Alice und Vodafone gewechselt sind, ist das ärgerlich. Gegenüber test haben beide Anbieter für solche Fälle Kulanz versprochen. Einzelne Beschwerden zeigen jedoch: Kunden können nur das Fernsehpaket auflösen. Ihr DSL-Vertrag bleibt bestehen.
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@Rotstiftstratege: Unser Test betrifft die Angebote der großen Infrastrukturanbieter für Fernsehsignale. Die Empfangswege Sat, Kabel, IP-TV liefern bei gleichen SD-Sender nahezu die gleichen digitalen SD-Bildqualitäten, sie liefern bei gleichen HD-Sender nahezu die gleichen digitalen HD-Bildqualitäten. Siehe auch www.test.de/digital-tv . Unterschiede der Bildqualität zwischen den verschiedenen Sendern und auch den einzelnen Programmen existieren, sie sind dann über alle Übertragungswege Sat, Kabel und IP-TV gleichartig vorhanden. Blu-ray liefert Bildqualitäten, die keiner der Übertragungswege erreicht.
@Rotstiftstratege: Es liegt kein Fehler vor - in unserem Artikel geht es um den Digitalen Kabelanschluss HD, den Kabel Deutschland aktuell vertreibt. Dieser HD-Anschluss wurde von uns korrekt beschrieben, er enthält zusätzlich zu den Leistungen des „Digitalen Kabelanschlusses“ die „HDplus-Privaten“ in HD. Kosten für Mietvertragskunden: 2,90 Euro/Monat (für Kabel Digital) + 3 Euro/Monat (für das Privat-HD-Abo) = 5,90 Euro/Monat. Ein Leihreceiver ist darin nicht enthalten.
Leider vermisse ich einen exakten meßtechnischen Vergleich der Signalqualität der Systeme. Selbst wenn die Unterschiede nur minimal sein sollten (und sie existieren, mit Sat als qualitativ hochwertigster Signalquelle. Das läßt sich in div. Untersuchungen privater Fachzeitschriften, sowie in div. Internet- Foren in denen tech. Enthusiasten die gleiche Sendung auf verschiedenen Empfangswegen aufgezeichnet und nachfolgend verglichen haben) nachlesen. Eine unabhängige Untersuchung wäre hilfreich gewesen, wenn Waschmaschinen und Naßrasierer bis hin zu 1 Nachkommastelle bewertet werden. Mir ist mir klar das insbesondere die Analyse der teilweise verschlüsselten privaten SD und HD Kanäle nicht ganz trivial ist, aber auch dazu gibt es ganz simple Mittel und Wege. Das die Unterschiede signifikant vorhanden sind, zeigt alleine schon der Bildvergleich eines Films in hochwertiger Sat- HD Ausstrahlung mit der entsprechenden Blu-ray. Hier wurde eindeutig eine große Chance zur Aufklärung vertan.
Meinem Vorredner uboche muß ich leider widersprechen, denn die HD+ Beschränkungen (sofern die Sender überhaupt eingespeist werden) existieren grundsätzlich beim Kabelempfang ebenso (evtl. wird das bei versch. Kabelanbietern aber unterschiedlich gehandhabt). SKY und HD+ über 1 Smartcard ist meines Wissens ebenfalls mit den neuen SKY Karten möglich, und beim Sat Empfang sind die HD+ Beschränkungen, nach ein bißchen Recherche, nicht mehr existent. Zu guter Letzt ändern juristische oder bauliche Beschränkungen nichts an der technischen und wirtschaftlichen Überlegenheit eines Systems.
Herzlichen Dank für den informativen Artikel, aber ich befürchte das sich da der Fehlerteufel eingeschlichen hat: Wird Kabel Deutschland über die Mietnebenkosten abgerechnet, so beträgt der Aufpreis für Digitale Signale 2.90 (Quelle: http://www.kabeldeutschland.de/fernsehen/digitales-fernsehen-fuer-kabelanschluss-nutzer/kabel-digital.html).