
Gebühren zu vermeiden, ist der einfachste Weg zu mehr Ertrag. Wir zeigen, wie Anleger Kostenfallen umgehen.
Kostenfalle komplizierte Zinsanlagen
Anleger sehen sichere Zinsanlagen zurzeit mit gemischten Gefühlen. Kein Risiko einzugehen, beruhigt ihre Nerven, aber dafür müssen sie Minizinsen in Kauf nehmen. Bankberater haben gute Chancen, ihre Kundschaft von Tages- oder Festgeld weg- und zu vermeintlich lukrativeren Finanzprodukten hinzulocken. Oft raten sie zu Garantiezertifikaten.
Die bringen meist neue Probleme mit sich: zusätzliche Kosten und eine schwer kalkulierbare Verzinsung.
Für den Verkauf der Zertifikate erhalten die Banken in der Regel eine Vertriebsvergütung von deren Herausgeber. Aktuelles Beispiel: Wenn der Mitarbeiter einer Sparkasse seinem Kunden den „Minimax-Floater 12/2011 mit Kapitalschutz“ (Isin: DE 000 BLB 1cS 7) verkauft, fließen 2 Prozent der Anlagesumme von der Herausgeberin Bayern LB an die Sparkasse.
1,5 Prozent davon zahlt der Anleger direkt beim Kauf des Zertifikats, den Rest vermutlich indirekt über die Konstruktion des Finanzproduktes. Und bei vielen Banken müssen Anleger auch für die Aufbewahrung im Depot jedes Jahr etwas zahlen.
Die Verzinsung des Papiers hängt von der Entwicklung eines Index ab, der die Marktzinsen für kurzlaufende Zinsanlagen widerspiegelt. Nach Darstellung des Anbieters erhalten Anleger für das bis April 2017 laufende Zertifikat mindestens 2,1 Prozent pro Jahr. In dieser Angabe sind die Kosten aber nicht enthalten. In Wahrheit gehen ein paar Zehntel vom Zins für Kauf- und Aufbewahrungsspesen ab.
Das betrifft auch den Höchstzinssatz des Wertpapiers von 4,1 Prozent pro Jahr. Dass er über die gesamte Laufzeit gezahlt wird, ist ohnehin sehr unwahrscheinlich. Und selbst wenn es der Fall wäre, läge die Rendite deutlich unter 4 Prozent, wenn man die Kosten berücksichtigt.
Alles in allem ist das Zinspapier für Anleger wenig attraktiv.
Gleiches gilt für die LBBW Super5-Anleihe der LBBW (Isin: DE 000 LB0 H98 4), deren Verzinsung an die Entwicklung eines Aktienkorbs geknüpft ist. Zwar bekommt der Anleger einen Kapitalschutz, aber auch hier geht beim Kauf schon mal 1 Prozent für den Ausgabeaufschlag drauf. Und die Rendite bleibt hier ebenfalls unklar – im Höchstfall sind es 5 Prozent pro Jahr.
Klar ist dagegen die Provision, die der Anbieter der Bank gewährt. Sie beträgt 3 Prozent des Anlagebetrags.
Finanztest-Lösung Besonders für kurze Laufzeiten sollten Anleger keine Nebenkosten akzeptieren. Deshalb Finger weg von Zertifikaten, die mit Aufschlag auf den Nennwert verkauft werden.
Es gibt genügend Alternativen ohne Nebenkosten: Alle Tagesgeldkonten und Festgeldanlagen, die Finanztest empfiehlt (siehe Tabelle „Festzinsangebote„ und Produktfinder Tagesgeldkonten), sind gebührenfrei.
Die von Banken angepriesenen Zertifikate haben oft eine Laufzeit von vier bis fünf Jahren. Die Tabelle rechts zeigt, dass mit herkömmlichen Festgeldanlagen bei den Spitzenreitern für diese Laufzeiten zurzeit sichere 4 Prozent möglich sind.
Anleger müssen dazu allerdings oft ein zusätzliches Konto eröffnen. Das geht einfacher, als viele glauben. Es genügt, mit ausgefülltem Eröffnungsantrag und Personalausweis die nächste Postfiliale aufzusuchen und sich dort mit dem sogenannten Post-Ident-Verfahren zu legitimieren.
Anleger, die weder ihre Hausbank verlassen noch ein zweites Konto eröffnen wollen, sollten sich von ihrem Berater andere Zinsangebote ohne Ausgabeaufschlag zeigen lassen. An die Konditionen von reinen Internetbanken kommen sie damit nicht heran, aber irgendeine halbwegs attraktive und sichere Zinsanlage haben fast alle Banken in petto. Langjährige Kunden sollten sich nicht scheuen, um ein paar Zehntel mehr zu feilschen.
Kostenfalle Ausgabeaufschlag
Investmentfonds sind für ein breit aufgestelltes Wertpapierdepot unverzichtbar. Doch beim Kauf über Filialbanken bezahlen Anleger fast immer einen saftigen Ausgabeaufschlag. Für Aktienfonds sind in der Regel 5 Prozent fällig, bei einer Anlagesumme von 5 000 Euro also 250 Euro.
Anleger mit langem Atem können sich damit trösten, dass die Gebühr prozentual kaum noch ins Gewicht fällt, wenn sie den Fonds 20 oder 30 Jahre behalten. Wer nicht genau weiß, wie lange er einen Fonds halten will, sollte die Kaufkosten aber auf jeden Fall so niedrig wie möglich halten.
Finanztest-Lösung: Jeder kann beim Fondskauf Kosten sparen, egal, ob er bei seiner Hausbank bleiben will oder bereit ist, den Anbieter zu wechseln.
Bei allen Banken: Ob Kunden von Sparkassen, Volksbanken oder Privatbanken, sie alle können ihren Berater beauftragen, Fonds nicht bei der Fondsgesellschaft, sondern an einer Börse zu ordern. Dann fällt der Ausgabeaufschlag weg.
An seine Stelle treten andere Kosten, die deutlich geringer sind: Kaufgebühren der Bank, Maklerkosten der Börse und die börsenübliche Handelsspanne, der Spread. Das summiert sich je nach Anlagesumme, Bank und Fonds in der Regel auf 1 bis 2 Prozent des Anlagebetrags.
Die Börse Hannover bietet den Börsenkauf für einen Pauschalbetrag von 15 Euro. Dafür entfällt die Handelsspanne.
Achtung: Bei Summen von deutlich unter 1 000 Euro lohnt sich der Börsenkauf wegen der Mindestgebühren nicht.
Rabatte bei Direktbanken: Statt 5 Prozent zahlen Anleger für den Kauf von Aktienfonds in der Regel nur 2,5 Prozent. Viele empfehlenswerte Fonds gibt es bei einzelnen Banken sogar ohne Nebenkosten.
Hier einige Beispiele für langfristig bewährte Aktienfonds Welt: Die ING Diba bietet den Carmignac Investissement und den Warburg Value ohne Aufschlag an, die Comdirect den M&G Global Basics, Cortal Consors den FMM-Fonds und den M&G Global Growth (für Fonds-Bewertungen siehe Produktfinder Fonds).
Fondsshops im Internet: Am billigsten gibt es Investmentfonds bei Fondsshops im Internet (Adressen siehe www.test.de/freie-fondsvermittler). Viele verkaufen die meisten Fonds sogar ohne Ausgabeaufschlag.
Fondsshops arbeiten nur als Vermittler, die Fonds wandern nach dem Kauf in das Depot bei einer Fondsbank wie zum Beispiel ebase. Für Anleger, die keine Beratung brauchen und auf den direkten Kontakt zum Bankmitarbeiter verzichten können, ist diese Möglichkeit erste Wahl.
Kostenfalle Kombiangebote
Vorsicht vor Kombiangeboten: Wenn eine Bank ein Paket aus einem Zinsprodukt und Investmentfonds schnürt, haben Anleger oft das Nachsehen.
Der offensichtlichste Fall: Ein sehr attraktives Tagesgeldangebot mit einem Zins weit über Marktniveau gibt es nur, wenn der Anleger im Gegenzug eine bestimmte Summe in Fonds investiert. Wenn dafür der übliche Ausgabeaufschlag von 5 Prozent verlangt wird, verkehrt sich der Gewinn aus der Zinsanlage ganz schnell ins Gegenteil.
Aber selbst bei Angeboten ohne Ausgabeaufschlag sollten Anleger aufpassen. Unter den Fonds, die zur Auswahl stehen, können Ladenhüter sein, die ihr Geld nicht wert sind.
Auch vor neu aufgelegten Fonds sollten sich unerfahrene Kunden hüten. Denn wie sollen sie deren Erfolgsaussichten beurteilen?
Finanztest-Lösung: In der Regel fahren Anleger besser, wenn sie Dinge, die nicht zusammengehören, getrennt kaufen. Gerade bei Fonds ist es wichtig, eine große Auswahl zu haben und den Zeitpunkt des Kaufes frei wählen zu können. Diese Vorteile bringen meist mehr als ein kurzfristig gewährter Zinsaufschlag.
Kostenfalle Managementgebühren
Ein gutes Fondsmanagement kostet Geld. Anleger profitieren schließlich auch von der Kompetenz und Erfahrung der Experten, die im Idealfall eine bessere Rendite aus den Aktienmärkten herausholen, als die Vergleichsindizes erwarten lassen.
Leider geht die Rechnung bei vielen gemanagten Fonds nicht auf. Die Gebühren fürs Management verzehren Jahr für Jahr 2 bis 3 Prozent des angelegten Geldes und die Fonds bringen trotzdem oder gerade deshalb weniger Rendite als ihre Messlatte.
Finanztest-Lösung: Anleger sollten von teuren Fonds die Finger lassen. Unser monatlicher Fondstest hilft ihnen, die wenigen empfehlenswerten Fonds aus der Masse herauszufischen (siehe Produktfinder Fonds). Nur ganz selten sind unter den besten Fonds auch welche mit überdurchschnittlichen Kosten.
Anleger sollten sich vor dem Fondskauf auf jeden Fall über die laufenden Kosten informieren. Die in den Verkaufsunterlagen genannte Gesamtkostenquote TER (Total Expense Ratio) ist zwar ein nützlicher Hinweis, aber nicht wörtlich zu nehmen. Einige Posten sind darin nämlich nicht enthalten. Vor allem die Transaktionskosten, die für den Fonds beim Kauf und Verkauf von Wertpapieren durch den Fondsmanager anfallen, können erheblich sein.
Auch Erfolgshonorare, oft „Performance Fees“ genannt, werden zusätzlich zu den vermeintlichen Gesamtkosten berechnet. Viele Fonds zahlen diese zusätzlichen Prämien an ihre Manager, wenn diese einen bestimmten Anlageerfolg erzielt haben. Finanztest sieht das kritisch.
In unseren Fondstabellen haben wir solche Fonds mit einer Fußnote gekennzeichnet. Wir würden aber nicht so weit gehen, jedes Erfolgshonorar zu verteufeln. Wenn die Prämie nur im Falle einer herausragenden Rendite gezahlt wird, kann der Anleger damit leben. Er sollte sich also ihre Beschreibung im Fondsprospekt genau ansehen.
Wer sich diese Mühe sparen will, kann Erfolgsgebühren und hohe Managementkosten einfach vermeiden und börsengehandelte Indexfonds (ETF) kaufen. Damit haben Anleger minimale Kosten. Im günstigsten Fall gibt es zwischen der Wertentwicklung des Index und der Fondsentwicklung nur einen hauchdünnen oder gar keinen Unterschied.
Kostenfalle Umschichtung
Langfristig denkende Anleger müssen ihr Wertdepot nur selten umschichten. Warum sollten sie einen soliden Aktienfonds Welt verkaufen, nur weil zwischendurch die Börse verrückt spielt?
Ein Depot, in dem sich nichts tut, ist allerdings der Alptraum vieler Bankberater. Umschichtungen bringen zusätzlichen Umsatz. Also versuchen sie, Kundendepots regelmäßig umzuwälzen.
Ein Anlass dafür findet sich fast immer: In guten Börsenphasen ist das Kundendepot zu sicher. Also muss ein höherer Aktienanteil her. Läufts an den Börsen schlecht, kann man dem verängstigten Kunden die Umschichtung in Garantieprodukte empfehlen.
Und wenn sich die Aktienmärkte nicht so recht für eine Richtung entscheiden können, sollen es Bonus- oder Discountzertifikate richten. „Die sind genau das Richtige für seitwärts laufende Märkte“, hört der Kunde dann von seinem Bankberater.
Abgesehen davon, dass viele Umschichtungen zum denkbar schlechtesten Zeitpunkt kommen, kosten sie Geld. Gut für die Bank, schlecht für den Anleger.
Finanztest-Lösung: Anleger sollten ihr Depot nur dann verändern, wenn es dafür zwingende Gründe gibt. Eine Veränderung der Lebenssituation wäre zum Beispiel solch ein Anlass.
Wer nach der Familiengründung einen Immobilienkauf anstrebt, sollte riskante Anlagen aus seinem Depot entfernen, denn er braucht ab sofort Planungssicherheit. Auch für Menschen, die kurz vor der Rente stehen, ist es oft sinnvoll, den Aktienanteil drastisch zu senken. Das gilt für alle, die aus ihrem Kapital eine verlässliche Zusatzrente bestreiten wollen.
Ansonsten sollte man nur Anlagen verkaufen, die sich nicht bewährt haben. Das sind zum Beispiel schlecht gemanagte Fonds. Dann lohnt es sich , die Kosten für den Neukauf eines besseren Fonds zu tragen.
Gern empfehlen Bankberater hauseigene Vermögensverwaltungen. Wer Fonds verkauft, um dieser Empfehlung zu folgen, hat in jedem Fall erhebliche Kosten, aber keine Gewähr, dass es hinterher besser läuft.
Am besten machen sich Anleger selbst über die Qualität von Anlagemöglichkeiten schlau. Wer seinem Kundenbetreuer gut informiert gegenübertritt, kann sich dessen Vorschläge in Ruhe anhören und dankend ablehnen.
Kostenfalle Depotgebühren
Doch selbst wer sein Depot völlig unverändert lässt, wird von den meisten Banken Jahr für Jahr zur Kasse gebeten.
Ein größeres Depot im Wert von rund 150 000 Euro kostet Anleger pro Jahr oft zwischen 200 und 300 Euro Gebühren, die nur für die Aufbewahrung der Fonds und der anderen Wertpapiere fällig sind (siehe „Depotkosten und Wertpapierprovisonen“ aus Finanztest 05/2011).
Finanztest-Lösung: Die Kunden können die Gebühren komplett vermeiden, wenn sie ihr Depot zu einem anderen Anbieter verlagern. Kostenlose Depotführung ist keine Ausnahme mehr, sondern bei den meisten Direktbanken und sogar einigen Filialbanken üblich (siehe Tabelle „Kostenlose Wertpapierdepots“).
Für Anleger, die ihrer Hausbank nicht den Rücken kehren, aber doch Depotkosten sparen wollen, gibt es oft sogar ein kostenloses Depot unter dem gleichen Firmendach. Die Deutsche Bank hat es bei ihrer Onlinetochter Maxblue, die Sparkassen bieten es über S Broker.
Wohlgemerkt: Ohne ein zusätzliches Depot geht es auch hier nicht. Außerdem müssen sich Anleger von der gewohnten Kontoführung in der Filiale aufs Telefon oder Internet umstellen.
Ein Depotwechsel kann nicht nur wegen der wegfallenden Gebühren attraktiv sein: Direktbanken buhlen regelrecht um Kunden und bieten in Sonderaktionen immer wieder Wechselprämien. Das kann eine Gutschrift sein oder auch ein kleiner Goldbarren.
In ihrer jüngsten Aktion, die am 30. September endete, zahlte zum Beispiel die comdirect bis zu 250 Euro für den Übertrag von Fondsanteilen. Die DAB Bank lockt wechselwillige Depotinhaber noch bis zum 30. November 2011 mit einem hohen Tagesgeldzins und einem Geldgeschenk in Form einer Guthabenkarte.
Bei der Übertragung eines Depots müssen sich Neukunden übrigens um nichts kümmern. Die Formalien übernimmt die neue Bank für sie.
Wer seiner teuren Hausbank trotz allem die Treue halten will, sollte zumindest mit ihr über die Höhe der Gebühren verhandeln. Für langjährige Kunden sollte auf Nachfrage ein Rabatt drin sein.
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- Wer oft aktiv gemanagte Fonds kauft, sollte sich eine günstige Quelle suchen. In Fondsshops werden Sparfüchse fündig.
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- ETF, börsengehandelte Fonds, werden in der Regel über die Börse gekauft und dann entweder in Girosammelverwahrung oder Wertpapierrechnung verwahrt. Anleger finden...
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