Grüne Geldanlage Umweltbank korrigiert sich

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Die Umweltbank empfahl Anlegern Beteiligungen an Windkraftfonds als sichere Anlage und Altersvorsorge. Inzwischen hat sie erkannt, dass das falsch war.

Zwei Fliegen können Anleger mit einer Klappe schlagen, sie können die Umwelt fördern und damit Geld verdienen. Das verspricht die Umweltbank aus Nürnberg in ihrer Werbung noch heute. In ihrem Imagekatalog 2001/02 „Sicher, rentabel, direkt“ ging sie darüber hinaus und trommelte mit großen Worten für langjährige Beteiligungen an Ökoprojekten wie Windparks, Wasserkraft- oder Biogasanlagen. Das spare Steuern, sei sicher und „aufgrund der regelmäßigen Ausschüttungen gut zur Altersvorsorge“ geeignet.

Für 37 Ökoprojekte, die über geschlossene Fonds finanziert werden, hat die Umweltbank seit 1997 rund 9 000 Anleger gewonnen. Mit solchen Fonds sammeln Anbieter so lange Anlegergeld ein, bis genug Geld für die geplante Investition zusammengekommen ist. Dann wird der Fonds geschlossen und nimmt keine Anleger mehr auf.

Anleger konnten sich bei der Umweltbank ab einer Mindestanlagesumme von umgerechnet rund 5 000 Euro als Kommanditisten an „rentablen Windkraftfonds“ beteiligen. Als steuerliche Mitunternehmer eines Windparks bekämen sie jährliche Ausschüttungen von „ bis zu 25 Prozent“, hieß es in der Imagebroschüre der Bank. Als „Sahnehäubchen“ obendrauf erhalte der Anleger zudem steuerliche Vorteile.

Walter Wildeshaus begeisterte das Konzept der Umweltbank. Der 48-jährige Marketingdirektor aus Pfofeld in Bayern sagt von sich, er sei im tiefsten Innern ein Grüner. Die Empfehlung der Bank, einen Teil der Anlage auf Kredit zu finanzieren, um Barkapital zu behalten und die steuerliche Wirkung zu erhöhen, leuchtete ihm ein. Das Ganze sei für ihn ein „Nullsummenspiel“, rechnete ihm ein Berater vor. Mit den Steuerersparnissen und den regelmäßigen Ausschüttungen könne er seine Kreditraten decken.

Wildeshaus investierte Ende 2001 umgerechnet rund 20 000 Euro in zwei Beteiligungen am Windpark Amesdorf/Wellen bei Magdeburg in Sachsen-Anhalt, davon die Hälfte auf Kredit.

Zwei Jahre lang funktionierte alles reibungslos. Dann blieben die Ausschüttungen für seine mehr als 20 Jahre laufenden Beteiligungen aus. „Seitdem musste ich den Kredit für die Fondsbeteiligung aus der eigenen Tasche zahlen“, sagt Wildeshaus.

Viele Windfonds laufen schlecht

Wie Wildeshaus ist es vielen der rund 9 000 Anleger ergangen, die sich bei der Umweltbank an einem geschlossenen Fonds beteiligt haben. Oliver Brandt, Sprecher der Bank, räumt auf Nachfrage ein, dass Windfonds in den vergangenen zehn Jahren „in der Regel unterdurchschnittliche Erträge und Gewinne“ gebracht haben. Der Wind wehte schwächer als erwartet.

Mit dieser Erklärung geben sich auch Anleger anderer Windparks nicht zufrieden. Investiert haben sie in die Anlagen Trennewurth/Weibern-Rieden, Abo Wind WP Berglicht, eno Windpark GmbH & Co. Wilmersdorf, Umwelt Management Geres UMG GmbH & Co. Büttstedt, eno Windpark GmbH & Co. Gerbstedt KG und Bürgerwindpark Apensen. Wie Wildeshaus haben sie die Düsseldorfer Anwaltskanzlei Mutschke eingeschaltet.

Rechtsanwältin Nicole Mutschke wirft der Umweltbank vor, Anleger bewusst über die Risiken der Windfonds getäuscht zu haben. Anleger könnten jederzeit ihr Geld verlieren, wenn ein Fonds pleitegeht. Die Fonds taugten deshalb nicht zur Altersvorsorge. Die Empfehlung, die Anlage auf Kredit zu finanzieren, könne bei einer Pleite ruinös sein. „Anleger verlieren dann ihr Geld, müssen den Kredit aber weiter bedienen.“

Kurswechsel bei der Umweltbank

Der Sprecher der Bank weist die Vorwürfe zurück. Die Aussage zur Altersvorsorge im Zusammenhang mit geschlossenen Fonds sei einmalig im Katalog 2001/02 der Umweltbank verwendet worden. Im Folgekatalog sei er nicht mehr enthalten. Kreditfinanzierungen für geschlossene Fonds habe die Umweltbank nicht angeboten, erklärt Brandt, derartige Kredite seien nur in Ausnahmefällen auf ausdrücklichen Wunsch von Kunden vergeben worden.

Im Übrigen habe die Bank die Sicherheitseinschätzung zu geschlossenen Wind- und Solarfonds im Katalog 2004 von der höchsten Stufe mit fünf Sternen auf zwei bis drei Sterne herabgestuft. Dazu heißt es, dass höheren Ertragschancen höhere Risiken gegenüberstehen. Warum die Umweltbank allerdings schreibt „Totalverlust wenig wahrscheinlich“ ist angesichts vieler Pleiten von Fonds, die in Wind und Sonne investiert haben, nicht nachvollziehbar.

Den Anlegern des Windparks Amesdorf/Wellen hat die Bank inzwischen angeboten, ihnen ihre Anteile abzukaufen. Damit wolle die Bank Kunden entlasten, die derzeit unter Rechtsstreitigkeiten zwischen der alten und neuen Geschäftsführung des Fonds leiden müssten, erläutert der Sprecher.

Wildeshaus hat das Angebot, seine Anteile zum Kurs von 100 Prozent loszuwerden, sofort angenommen. Er ist heilfroh, aus dem Fonds aussteigen zu können.

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stefan1465 am 14.02.2012 um 18:55 Uhr
Pauschalverurteilung einer ganzen Anlageklasse

Über diesen Artikel habe ich mich sehr geärgert. Die Aussagen zur Bank selbst und deren Werbung kann ich nicht beurteilen, erscheinen mir aber nachvollziehbar. Ärgerlich ist allerdings die Pauschalverurteilung von Solarfonds und Windbeteiligungen. Ich habe den Artikel gelesen, weil ich selbst zwei solche Beteiligungen habe. Und beide schütten genau nach Plan und regelmäßig aus. Ich bin mitnichten ein "Anleger mit hohem Steuersatz", "der ein großes Investitonsrisiko tragen kann". Warnt Finanztest eigentlich auch vor Aktien oder Investmentfonds mit den Worten "Die Investitionen sind so riskant, dass Anleger mit Verlusten rechnen müssen"? Denn auch an der Börse kann es abwärts gehen. Ganz zu schweigen von Kaupthing, Lehman usw. Ich würde mir eine objektive Berichterstattung statt Pauschalen und vor allem statt Werbung fürs eigene Buch von Test wünschen! Nichts für ungut.