Grüne Geld­anlage Öko kommt oft teuer

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Unter­nehmens­beteiligungen für umwelt­bewusste Anleger sind oft teuer und hoch­riskant. Das zeigt unser Risikocheck.

Anleger können über­all dabei sein, beim Wind­park genauso wie beim Biomasseheiz­kraft­werk. Sie können in Solar­anlagen oder in neuartige Recycling­verfahren investieren. Ab einer Mindest­anlagesumme von 5 000 Euro ist vieles möglich. Solche Ökoprojekte werden oft über geschlossene Fonds finanziert. Ihre Anbieter sammeln so lange Anlegergeld ein, bis sie genug Geld für die geplante Investition haben. Dann wird der Fonds geschlossen und nimmt keine Anleger mehr auf. Die Investoren legen ihr Geld über viele Jahre fest und sind nun an Gewinnen und Verlusten des Unter­nehmens beteiligt. Der Markt ist im Jahr 2009 stark gewachsen: Nach Angaben des Verbands für geschlossene Fonds investierten Anleger in Erneuer­bare-Energie-Fonds und Wald­fonds rund 675 Millionen Euro. Das ist mehr als das Doppelte wie noch im Jahr 2008. Einen Groß­teil machten zuletzt Solarfonds aus. Doch neue Anlagen in Deutsch­land haben es schwerer. Gehen sie erst ab Juli 2010 ans Netz, sinkt die staatliche Förderung.

Finanztest hat acht Fonds mit ganz unterschiedlichen Investitionen unter die Lupe genommen und fest­gestellt: Solche Fonds sind nur für Anleger geeignet, die sich genau mit den Risiken befasst haben. Keines der acht Angebote ist wirk­lich empfehlens­wert. Von drei Fonds lassen Anleger besser gleich die Finger, weil einmalige Kosten von über 25 Prozent der Anlagesumme und hohe laufende Kosten ihre Rendite zu sehr schmälern. Zu den einmaligen Kosten zählen alle Ausgaben, die in Zusammen­hang mit der Fonds­gründung für Vertrieb, Management und Verwaltung anfallen. Seriöse Fonds sollten nicht mehr als 12 Prozent Anfangs­kosten haben – das ist unser Maßstab.

Hohe Kredite für märkischen Wind

Der Wind­kraft­anlagenbauer Enertrag bietet über den Fonds Enertrag Wind­werk I Anlegern eine Beteiligung an vier seiner Wind­parks im Land­kreis Uckermark in Brandenburg an. Die 21 Wind­räder, die der Fonds mit rund 93 Millionen Euro finanziert, sind fast alle bereits in Betrieb. Bald soll der letzte Wind­park mit sieben Anlagen ans Netz gehen, heißt es von Enertrag. Im Jahr 2010 will der Fonds den Anlegern 5,5 Prozent ihrer Anlagesumme ausschüt­ten. Die Zahlungen sollen dann auf 9,5 Prozent im Jahr 2025 steigen. Durch Ausschüttungen erhalten Anleger immer zunächst ihre Beteiligungs­summe zurück. Erst darüber hinaus­gehende Ausschüttungen machen die Fonds­anlage zu ­einem Gewinn. Im Fall von Enertrag sollen durch den Verkauf der Anlagen am Laufzeit­ende 120 Prozent des Anleger­kapitals ausgezahlt werden. Garan­tiert ist das nicht. In unserem Risikocheck fallen die hohen Kredite negativ auf. Mit rund 80 Millionen Euro sind die Kredite, die der Fonds aufnimmt, mehr als fünf­mal so hoch wie das Anleger­kapital. Das ist für Anleger riskant, denn die Kredite muss der Fonds immer bedienen, egal wie stark der Wind weht. Wir raten von dem Fonds ab, weil mehr als 25 Prozent der Anlagesumme zu Beginn der Beteiligung für Kosten fällig sind und auch die laufenden Kosten für die Verwaltung des Fonds mit 2,5 Prozent pro Jahr sehr hoch ausfallen. Üblich sind etwa 1,5 Prozent.

Solarfonds mit hohen Kosten

Der Kurz­läufer-Solarfonds Wattner Sunasset 2 investiert in schlüssel­fertige Solar­kraft­werke in Deutsch­land. Nach acht Betriebs­jahren sollen die Anlagen wieder verkauft werden. Anleger sollen ab 2011 jähr­liche ­Ausschüttungen von 7 Prozent bis 2014 und 8 Prozent bis 2018 erhalten. Im Juni hatte der Fonds an sechs Stand­orten von Nord- bis Süddeutsch­land investiert. Nach Angaben der Firma entspricht das gut 90 Prozent des Fonds­volumens. Wattner hat für den Fonds Sunasset 2 ein Produkt­informations­blatt heraus­gegeben. ­Solche „Beipack­zettel“ will die Bundes­regierung demnächst für geschlossene Fonds zur Pflicht machen (siehe Kasten unten). Allerdings weist Watt­ners Produkt­informations­blatt die einmaligen Kosten für den Anleger nur mit 13 Prozent aus. Im Prospekt gibt die Firma gut 22 Prozent an. Nach unseren Berechnungen bezogen auf die reine ­Beteiligungs­summe (ohne Agio) sind es sogar gut 23 Prozent. Schluss­licht bei den Fonds­kosten in unserem Vergleich ist der Fonds SolES22 von Voigt&Collegen. Satte 28 Prozent seiner Anlagesumme zahlt der Anleger für Anfangs­kosten, die laufenden Kosten sind mit 2,6 Prozent pro Jahr ebenfalls hoch. Investiert wird in Solar­parks in Spanien, Italien oder Frank­reich. Die Haupt­investition ist der Solar­park Badajoz mit 26 Megawatt-Peak Leistung in Spanien. Anlegern werden Ausschüttungen von 7 bis 9 Prozent pro Jahr in Aussicht gestellt. Auch bei diesem Fonds ist der Anteil an Krediten mit etwa zwei Dritteln des Fonds­volumens erheblich. Die Investition erfolgt über eine Projektgesell­schaft, die zwischen den Fonds und die ausländischen Betrei­bergesell­schaften geschaltet ist.

Komplizierter Fonds mit Genuss­recht

Über die Andasol Fonds GmbH und Co. KG können sich Klein­anleger an dem solar­ther­mischen Parabol­rinnen-Kraft­werk Andasol 3 im spanischen Andalusien beteiligen. An dem Groß­projekt sind außer dem Fondsanbieter, der Solar Millenium AG aus Erlangen, die Stadt­werke München, RWE Innogy, Rhein­Energie und Ferrostaal beteiligt. Im Juni hatten nach Angaben von Solar Millennium bereits mehr als 3 000 Anleger über 75 Prozent des Fonds­volumens von knapp 48 Millionen Euro gezeichnet. Die Konstruktion der Beteiligung ist schwer zu durch­blicken: Der Anleger beteiligt sich nicht direkt am Kraft­werk, sondern investiert über eine Fonds­gesell­schaft mittels eines Genuss­rechts in eine Kraft­werks-GmbH. Diese Gesell­schaft hält 13 Prozent der Anteile am Kraft­werk in Spanien. Die komplizierte Struktur macht auch die Kosten undurch­sichtig. Als einmalige Kosten für den Anleger gibt die Gesell­schaft das Agio, also ein Aufgeld, von 5 Prozent der ­Beteiligungs­summe an. Weitere Kosten, wie die Vergütung für eine „Patronats­erklärung“ der Solar Millennium sind aus dem Investitions­plan nicht klar ersicht­lich. Unklar ist auch, ob der vereinbarte Kauf­preis für das Genuss­recht wirk­lich angemessen ist. Anleger müssen viel Vertrauen in alle beteiligten Unternehmen setzen.

Energie aus Holz­abfällen und Plastik

Ebenfalls um Kraft­werke geht es beim ersten Fonds­angebot NMI New Energy Holzder NMI Capital GmbH,einer Tochter des zuletzt mit Schiffs­beteiligungen in schwere See ­geratenen Anbieters Owner-Ship. Die Anleger des Fonds investieren in Block­heiz­kraft­werke in Deutsch­land, in denen durch Verbrennen von Frisch­holz­abfällen Energie erzeugt werden soll. Prognostiziert sind 8 Prozent Ausschüttung pro Jahr plus einer Schluss­auszahlung von 117 Prozent des einge­zahlten Kapitals. Die Kraft­werke an drei geplanten Stand­orten sollen von der Hoch­tief Energy­Management GmbH geplant, gebaut und betrieben werden. Noch ist der Fonds ein „Blindpool“. Anleger wissen nicht, in welche konkreten Objekte ihr Geld investiert wird. Für zwei Stand­orte gibt es nach Auskunft von NMI Capital Vorverträge mit Wärmeabnehmern. Feste Verträge gab es bis Ende Mai noch nicht. Mehr als die Hälfte seines Volumens von 35 Millionen Euro finanziert der Fonds auf Kredit. Die Anfangs­kosten liegen bei 17,5 Prozent, die laufenden Kosten sind mit bis zu 2,8 Prozent pro Jahr sehr hoch.In eine völlig neue Technologie will der Öko-Energie Umwelt­fonds 1 vom Bremer Emissions­haus Ventafonds investieren: Aus Plastik­abfällen soll mittels einer speziellen Recycling­technik ein dem Heizöl vergleich­bares Öl für die industrielle Nutzung entstehen. Vier Anlagen in Mann­heim sollen die Produktion über­nehmen.

Der Fonds prognostiziert Anlegern ab ­einer Mindest­beteiligung von 10 000 Euro Ausschüttungen von im Schnitt 14 Prozent pro Jahr und setzt dabei auf steigende Heiz­ölpreise. Ob die Rechnung aufgeht, ist offen. Auch hier sind die einmaligen Kosten für den Anleger mit gut 25 Prozent und laufenden Verwaltungs­kosten von 1,9 Prozent so hoch, dass wir Anlegern raten, von dem Fonds lieber gleich die Finger zu lassen. Der Bau ist noch nicht genehmigt. Die Finanzierung soll alleine über Eigen­kapital erfolgen. Knapp 27 Millionen Euro will der Fonds bis Mitte 2011 platzieren. Im Juni waren erst 1,8 Millionen Euro gezeichnet. Vor dem Hintergrund der Wirt­schafts­krise liege man dennoch im Plan, meint der Anbieter.

Wald­fonds mit Unbe­kannten

Der Nord­capital Wald­fonds 2 vom Schiffs­fonds­emissions­haus Nord­capital ist der zweite seiner Art. Mit Anlegergeld von knapp 30 Millionen investiert der Fonds in Misch­wälder in Rumänien. Die Flächen stehen zum Groß­teil noch nicht fest. Vor Vertriebs­beginn hat sich der Fonds Wald­flächen von 2 750 Hektar für etwa ein Drittel der Investitions­summe gesichert. Er rechnet neben den Einnahmen aus dem Holz­verkauf mit steigenden Grundstücks­preisen in Rumänien über die Lauf­zeit von zwölf Jahren. Anleger dürfen auf Auszahlungen von durch­schnitt­lich 4 Prozent pro Jahr ab 2012 hoffen, der Haupt­erlös soll durch den Verkauf der Wald­flächen am Laufzeit­ende erzielt werden. Nord­capital strebt an, die Wald­flächen zum Doppelten der Gesamt­anschaffungs- und Erschließungs­kosten zu veräußern. Auch beim Wald­fonds­Baum­invest 2 der Freiburger Querdenker GmbH wissen Anleger zu Beginn der Beteiligung größ­tenteils nicht, wo genau ihr Geld investiert wird. Der Anbieter sagte uns, dass ein Kauf­vertrag über ein Grund­stück abge­schlossen sei. Die Summe betrage knapp ein Drittel des Fonds­volumens. Der Kauf sei aber noch nicht im Grund­buch einge­tragen. Der Fonds investiert in die Auffors­tung von Weideflächen im mittel­amerikanischen Costa Rica. Zusätzlich sollen Naturre­servate angelegt werden und Kleinbauern sollen Wald­feld­bau betreiben. Über eine Lauf­zeit von 24 Jahren stellt der Fonds Anlegern schöne Gewinne in Aussicht. Die laufenden Kosten zu Beginn der Beteiligung sind mit 2,4 Prozent hoch. Ab 2013 sollen sie auf 1,5 Prozent pro Jahr sinken.

Ausstieg mit Abschlag

Ob grüne Beteiligungen erfolg­reich sind, wissen Anleger meist erst nach vielen Jahren. Vorzeitig kündigen können sie nicht, sie können nur versuchen, ihre Anteile auf dem Zweitmarkt anzu­bieten. Läuft der Fonds gut, werden Anleger ihren Anteil vielleicht mit einem Abschlag von rund 10 Prozent los. Hat ein Fonds Probleme, sind die Verluste groß. Im schlimmsten Fall kauft keiner die Anteile.

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