
Impfung gegen Grippe. Sie kann zu Corona-Zeiten zusätzlichen Schutz bieten. © Shutterstock / LookerStudio
Die Südhalbkugel hat eine heftige Grippewelle hinter sich. Nun könnte sie zu uns kommen. Wer sich impfen lassen sollte und was der neue hochdosierte Impfstoff taugt.
Was für die Grippeimpfung spricht
Drei Gründe für die Grippeschutzimpfung
Der dritte Corona-Winter kommt – und auch in der Saison 2022/23 ist ein Impfschutz gegen Grippe vor allem für Risikogruppen (siehe Tabelle unten) wichtig.
- Die Grundimmunität ist gesunken. In den vergangenen Wintern gab es aufgrund der Corona-Schutzmaßnahmen kaum Grippeinfektionen; dadurch ist die Grundimmunität in der Bevölkerung gesunken. Das spricht für die Grippeschutzimpfung.
- Es droht doppelte Gefahr. Es besteht sogar die Möglichkeit, sich mit Grippe- und Corona-Erregern im selben Zeitraum zu infizieren. Die Gruppen, die eher einen schweren Krankheitsverlauf zu befürchten haben, sind bei Influenza und Covid-19 sehr ähnlich.
- Die Impfung schützt nicht nur die einzelne Person. Hohe Influenza-Impfquoten nützen aber nicht nur persönlich, sondern schonen auch Klinikkapazitäten. Denn sie helfen, Engpässe bei Intensivbetten und Beatmungsplätzen zu vermeiden.
Tipp: Laut der Ständigen Impfkommission Stiko ist es möglich, sich beim selben Termin gegen Grippe und Covid-19 impfen zu lassen. Das gilt explizit auch für Risikogruppen und ist praktisch, da adaptierte Impfstoffe gegen Corona zur Verfügung stehen.
Die Grippeimpfsaison ist angelaufen
Jährlich im Herbst wird in Deutschland zur Grippeimpfung aufgerufen. Auch im Kontext mit Corona ist sie wichtig. Wegen der Schutzmaßnahmen gab es in den letzten Wintern kaum Grippefälle; entsprechend schlecht könnte das Immunsystem vieler Menschen nun auf die Erreger vorbereitet sein. Die Ständige Impfkommission (Stiko) am Robert-Koch-Institut empfiehlt die Influenza-Impfung etwa allen Personen ab 60 Jahren, jüngeren Menschen mit Grunderkrankungen, Schwangeren und besonders Gefährdeten wie medizinischem Personal.
Die Impfexpertinnen und -experten der Stiftung Warentest kommen zu ähnlichen Einschätzungen – wobei sie zusätzlich eine Impfung möglichst vieler Kinder und Jugendlicher empfehlen. Sie können die Infektion sonst wegen ihrer zahlreichen Sozialkontakte stark verbreiten. In der Tabelle weiter unten stehen unsere Einschätzungen inklusive Begründung und die der Stiko im Überblick.
Tipp: Seit diesem Herbst können auch Apotheken die Grippeschutzimpfung als Regelleistung anbieten. Wie die Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände (ABDA) mitteilte, wurden entsprechende Regelungen erzielt. Wenn eine Apotheke in Ihrer Nähe diesen Service anbietet, kann das also eine niederschwellige Möglichkeit sein, sich impfen zu lassen.
Empfehlung der Stiko für Ältere
Seit 2021 empfiehlt die Ständige Impfkommission für über 60-Jährige hoch dosierte Grippeimpfstoffe. Erhältlich ist bisher das Mittel Efluelda. Wie andere Grippevakzinen enthält es vier Impf-Antigene, aber in vierfacher Menge. Das soll das Immunsystem stärker anregen, da es in höherem Alter oft schwächer auf Impfungen reagiert.
Die Hochdosis-Impfstoffe schützen geringfügig besser
Nützt die Neuerung? Unsere Impfexpertinnen und -experten haben die Studien zum Thema im Herbst 2021 gesichtet. Demnach schützen hoch dosierte Impfstoffe besser vor einer Ansteckung mit Grippe als die bisherigen – aber geringfügig. Ob und wie gut Grippekomplikationen wie etwa Klinikeinweisungen aufgrund von Lungenentzündung verhindert werden, ist noch nicht abschließend geklärt.
Mit etwas mehr Nebenwirkungen rechnen
Die Hochdosis-Impfstoffe lösen im Vergleich zu den bisherigen Vakzinen offensichtlich etwas häufiger Nebenwirkungen aus. Dazu zählen örtliche Reaktionen wie Schmerzen, Rötungen, Schwellungen an der Einstichstelle sowie andere typische Impfreaktionen wie Fieber, Müdigkeit, Muskel- und Gelenkschmerzen. Solche Beschwerden klingen in der Regel innerhalb weniger Tage ab.
Bezüglich schwerer Nebenwirkungen gibt es zwischen den hoch und den niedrig dosierten Impfstoffen laut den bisherigen Daten keinen Unterschied. Insgesamt sind ernste Komplikationen bei der Grippeimpfung höchst selten.
Hochdosiert – ja oder nein?
Zusammenfassend meinen unsere Impf-Experten: Die hochdosierten Impfstoffe können zum Einsatz kommen – aber auch die bisherigen helfen, Grippeinfektionen zu verhindern. In dieser Saison ist die Impfung ohnehin mit beiden Varianten möglich. Das soll Problemen durch Lieferengpässe von Efluelda vorbeugen.
Tipp: Sollte also beim Impftermin kein Efluelda, sondern ein niedrig dosierter Impfstoff zur Verfügung stehen, ist auch dieser eine gute Wahl.
Unsere Tests und Infos zu Corona
In einem eigenen Artikel beantworten wie häufig gestellte Fragen zur Corona-Impfung. Zusätzlich bieten wir Testberichte an zu FFP2-Masken, CO2-Messgeräten und -Ampeln und Luftreinigern sowie ein FAQ zu Desinfektionsmitteln.
Tabelle: Für Ihre Impfentscheidung
Diese Tabelle dient als Hilfe für Ihre individuelle Entscheidung: Sie finden darin die Empfehlungen der Ständigen Impfkommission (Stiko) und der Stiftung Warentest zur Grippeschutzimpfung im Vergleich. Die offiziellen Empfehlungen der Stiko werden im Epidemiologischen Bulletin des Robert-Koch-Instituts veröffentlicht. Auch eine Impf-Expertengruppe der Stiftung Warentest setzt sich regelmäßig mit Impfungen auseinander.
Empfehlung der Ständigen Impfkommission |
Empfehlung der Stiftung Warentest |
Begründung zur Empfehlung der Stiftung Warentest |
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Nach Altersgruppen |
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Kinder und Jugendliche |
Keine generelle Impfempfehlung. |
Die Impfung möglichst vieler Kinder und Jugendlicher ist sinnvoll. |
Wir empfehlen die Grippeimpfung auch für Kinder und Jugendliche. Aufgrund ihrer ausgeprägten Immunantwort sind sie dadurch besonders gut geschützt. Zudem verbreiten sie die Viren über ihre zahlreichen, engen Sozialkontakte sehr stark. Ihre Impfung schützt auch Ungeimpfte und Risikogruppen. |
Erwachsene unter 60 Jahre |
Keine generelle Impfempfehlung. |
Keine generelle Impfempfehlung. Besprechen Sie die individuelle Inanspruchnahme der Grippeimpfung mit Ihrem Arzt. |
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Ältere ab 60 Jahre |
Jährliche Impfung aller Personen ab 60 Jahren. |
Die alleinige Grippeimpfung aller über 60-Jährigen ist als bevölkerungsweite Impfstrategie wenig sinnvoll. Zusätzlich sollten auch Kinder und Jugendliche geimpft werden (siehe rechts). Für den einzelnen älteren Menschen kann die Grippeimpfung unter Umständen von Nutzen sein. So kann sie zu Corona-Zeiten dazu beitragen, gleichzeitige Covid-19– und Grippeerkrankungen zu vermeiden. Besprechen Sie die individuelle Inanspruchnahme mit Ihrem Arzt. |
Das Immunsystem wird mit zunehmendem Alter und auftretenden Begleiterkrankungen schwächer und reagiert immer schlechter auf die Impfung – diese bietet also keinen zuverlässigen Schutz. Auf Bevölkerungsebene – und zum verbesserten Schutz der älteren Generation – erscheint uns eine zusätzliche Impfung möglichst vieler Kinder und Jugendlicher effektiver und zielführend (siehe oben). |
Nach Risikogruppen |
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Schwangere |
Allen Schwangeren wird die Impfung ab dem zweiten Schwangerschaftsdrittel empfohlen, bei erhöhter gesundheitlicher Gefährdung infolge eines Grundleidens schon ab dem ersten Drittel. |
Allen Schwangeren wird die Impfung ab dem zweiten Schwangerschaftsdrittel empfohlen, bei erhöhter gesundheitlicher Gefährdung infolge eines Grundleidens schon ab dem ersten Drittel. |
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Immunschwache und chronisch Kranke (z. B. Personen mit chronischen Atemwegserkrankungen wie COPD, Diabetes, Herz-Kreislauf-Erkrankungen) |
Die jährliche Impfung wird Personen aller Altersgruppen mit einem Grundleiden empfohlen. |
Die jährliche Impfung wird Personen aller Altersgruppen mit einem Grundleiden empfohlen. Dies gilt laut neueren Studiendaten besonders für Menschen nach einem Herzinfarkt. Bei ihnen kann die Impfung die Sterberate senken. |
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Personen mit erhöhter Gefährdung / Impfung in Betrieben |
Medizinischem Personal und Bewohnern von Alten- und Pflegeheimen wird die Impfung empfohlen. Das gilt auch bei sonstiger erhöhter Gefährdung, sich und andere anzustecken, etwa wenn jemand berufsbedingt viele soziale Kontakte hat. |
Wer einen medizinischen Beruf ausübt oder in einem Alten- und Pflegeheim wohnt, sollte sich impfen lassen, um sich und andere zu schützen. Auch innerbetriebliche Impfprogramme sind hilfreich, wenn eine hohe Durchimpfung erreicht werden kann. Wo viele Menschen zusammenkommen, verbreiten sich Viren leicht. |
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Impfzeit, Impfstoff und Infos für Kinder

Piks. Üblicherweise wird die Grippeimpfung gespritzt. Für Kinder und Jugendliche gibt es sie aber auch als Nasenspray. © Alamy Stock Photo / Pixel-shot
Oktober bis Mitte Dezember beste Zeit für Grippeimpfung
Grippeviren sind enorm wandlungsfähig. Daher prüft die Weltgesundheitsorganisation WHO jedes Jahr, welche Stämme vermutlich in der nächsten Saison zirkulieren, und gibt entsprechende Empfehlungen für die Impfstoffherstellung.
Die beste Zeit für die Impfung ist der Zeitraum Oktober bis Mitte Dezember. Nach dem Piks dauert es noch 10 bis 14 Tage, bis der Impfschutz vollständig aufgebaut ist. Und normalerweise rollt die Grippewelle erst in den Monaten ab Januar richtig an.
Vierfach-Impfstoff gegen Grippe ist Standard
Inzwischen ist ein Vierfach-Impfstoff der Standard. Er enthält Bestandteile von je zwei Erregern der Grippeviren Influenza A und Influenza B und deckt damit eine Virusvariante mehr ab als die früher üblichen Dreifach-Impfstoffe.
Allergiker können einen Impfstoff erhalten, der nicht auf Hühnereiweiß basiert.
Einen generellen Anspruch auf die Grippeschutzimpfung haben Versicherte ab 60 Jahren, Menschen mit bestimmten Grunderkrankungen oder einem etwa berufsbedingt erhöhtem Ansteckungsrisiko sowie Schwangere.
Tipp: Viele Krankenkassen bieten ihren Versicherten die Grippeimpfung auch als Extraleistung an. Details dazu finden Sie in unserem großen Krankenkassenvergleich der Stiftung Warentest.
Grippeimpfung von Kindern und Jugendlichen wäre hilfreich
Möglichst viele Kinder und Jugendliche gegen Grippe zu impfen, erscheint nach Einschätzung der Stiftung Warentest als sinnvoll. Diese Strategie wird auch in anderen Fachkreisen diskutiert und in einigen Ländern bereits umgesetzt. Kinder würden von der Grippeschutzimpfung direkt profitieren, insbesondere Kleinkinder – bei ihnen kann die Infektion einen schweren Verlauf nehmen. Die Impfung bietet Kindern und Jugendlichen einen hohen Schutz vor Grippe, denn ihre Immunantwort ist besonders ausgeprägt.
Außerdem spielt die junge Altersgruppe bei der Ausbreitung einer Grippewelle eine große Rolle – sie verbreitet die Viren wegen ihrer vielen sozialen Kontakte in Kindergarten, Klassenzimmer und Familie besonders stark. Die Impfung der Kinder würde also eine Vielzahl an Infektionen verhindern und so auch ältere Menschen und andere Risikogruppen schützen. Das bestätigen verschiedene Studien.
Tipp: Informationen zu weiteren Impfungen im Kindesalter finden Sie in unserem Special Impfungen für Kinder.
Impfung per Nasenspray für Kinder ab zwei Jahren möglich
Wenn also gerade junge Menschen geimpft werden, könnte in der Bevölkerung langfristig ein effektiver Schutz gegen Grippe aufgebaut werden. Dazu müssten allerdings mindestens 90 Prozent der Kinder und Jugendlichen jedes Jahr eine Grippeschutzimpfung bekommen.
Eine einfachere und bequemere Impfmethode könnte helfen, die Bereitschaft zu erhöhen. Seit 2012 ist für Kinder von 2 bis 17 Jahren die Grippeimpfung mit einem Nasenspray zugelassen. Es enthält vier abgeschwächte, lebende Virenstämme, die ähnlich wie bei Spritzimpfstoffen auf die aktuelle Saison angepasst sind.
Beide Varianten – ob Spray oder Spritze – können gleichermaßen verwendet werden. Für Erwachsene ist das Nasenspray nicht zugelassen. Sie müssen sich in jedem Fall piksen lassen.
Tipp: Eltern sollten mit der Kinderärztin oder dem Kinderarzt besprechen, ob ihr Nachwuchs beispielsweise bei einer Spritzenphobie mit einem Spray geimpft werden kann oder ob die Spritze doch besser ist.
Medikamente bei Grippe
Erst zum Arzt gehen
Bei Verdacht auf Grippe sollten Patienten unbedingt zu Arzt oder Ärztin gehen, um Komplikationen ausschließen zu können und eine Krankschreibung zu bekommen. Das schützt andere vor Ansteckung und hilft den Betroffenen, sich zu schonen und zu erholen.
Bei einer Grippe treten Krankheitssymptome wie Schnupfen, Halsentzündung, Fieber und Husten auf, die auch für Erkältungen typisch sind. Bei der Behandlung helfen die gleichen Tipps und Medikamente.
Geeignete Helfer gegen Husten, Schnupfen, Halsweh, Fieber
Informationen. Mehr über die Gemeinsamkeiten und Unterschiede zwischen Grippe und Erkältung steht im Special Die besten Helfer gegen Husten, Schnupfen, Fieber.
Fieberthermometer. Laut unserem jüngsten Test zu Fieberthermometern sind gute Geräte schon ab 6 Euro zu haben.
Was das rezeptpflichtige Grippemittel Tamiflu taugt
Wirkstoff blockiert Enzyme. In Deutschland wird teilweise auch das rezeptpflichtige Medikament Tamiflu gegen Grippe verschrieben. Die Arzneimittelexperten der Stiftung Warentest haben seinen Wirkstoff Oseltamivir bewertet. Er kann verhindern, dass sich Grippeviren vermehren, indem dafür notwendige Enzyme im Körper blockiert werden.
Hilft nicht gegen Erkältungsviren. Das gelingt nur bei einer Grippe, die durch die Virusstämme Influenza A und Influenza B verursacht wird. Gegen Erkältungsviren, die grippale Infekte auslösen, bleibt Oseltamivir wirkungslos. Damit das Grippemittel überhaupt eine spürbare Wirkung entfalten kann, muss es spätestens innerhalb von 36 bis 48 Stunden nach Beginn der ersten Symptome eingenommen werden.
Verkürzt nur die Krankheitsdauer. Aber selbst wenn Oseltamivir früh genug angewendet wird, kann es die Krankheit nicht komplett verhindern oder unterdrücken, sondern lediglich die Beschwerden abmildern und um durchschnittlich einen Tag verkürzen.
Tipp: Vertiefte Informationen stehen in der Medikamenten-Datenbank der Stiftung Warentest unter Oseltamivir.
Antibiotika helfen nicht gegen Grippeviren
Einige Menschen glauben, dass Antibiotika gegen Grippe helfen könnten. Aber das stimmt so nicht. Antibiotika wirken gegen Bakterien und nicht gegen Viren, die eine Grippe auslösen. Die Mittel wirken nur, wenn sich zusätzlich zur Virusinfektion noch Bakterien in den Atemwegen ausgebreitet haben.
Tipp: Lesen Sie mehr dazu in unserem Special 7 Mythen über Antibiotika.
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Impfungen für Kinder Unser Impfkalender für Kinder
- Impfungen gegen Masern, Rotaviren, Windpocken – was ist davon zu halten und was bringen Kombi-Impfungen? Die Stiftung Warentest ordnet Impfungen für Kinder ein.
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Impfungen für Erwachsene Unser Impfkalender für Erwachsene
- Impfen ist für viele Erwachsene kein Thema – sollte es aber sein. Welchen Impfschutz die Stiftung Warentest empfiehlt und welche Impflücken Sie schließen sollten.
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Impfungen gegen Corona Gut geschützt durch den Winter
- Zum Boostern gibts neue Impfstoffe gegen Omikron. Vor allem über 60-Jährigen werden sie zum Auffrischen empfohlen. Wer will, lässt sich zeitgleich gegen Grippe impfen.
42 Kommentare Diskutieren Sie mit
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@JFL: Die Aussage Ihres Kinderarztes deckt sich nicht mit den Aussagen der Ständigen Impf-Kommission des RKI: Sie hält sowohl die Spritze als auch das Nasenspray gegen Grippe für gleichwertig und gibt keiner Variante den Vorzug (siehe hier, Frage "Was ist bei dem Influenza-Lebendimpfstoff (LAIV, Nasenspray) zu beachten?" https://www.rki.de/SharedDocs/FAQ/Impfen/Influenza/faq_ges.html
In den vergangenen Wochen haben sich mehrere Vertreter der Kinder- und Jugendarzt-Verbände FÜR die diesjährige Grippeimpfung bei Kindern ausgesprochen, weil diese zu den Hauptüberträgern des Virus zählen, ihn in Gemeinschaftseinrichtungen schnell weitergeben und lange ansteckend sein können. Für die Verordnung des Nasensprays muss der Arzt allerdings Gründe sehen wie etwa eine Spritzenphobie, Gerinnungsstörungen oder dass das Kind gesundheitlich stärker gefährdet ist. Auch ein Anruf bei der Krankenkasse zwecks Kostenübernahme kann Klärung bringen, da das Nasenspray teurer ist als die klassische Spritze. Kurzum: Es bedarf diese Saison besonders engagierter Eltern, um gute individuelle Lösungen zu finden. (nm/cr)
Hallo,
ich wollte die Impfung mit Nasenspray nutzen, aber der Kinderarzt sagt, diese wirke nicht. Nach seiner Aussage habe sich sogar der Fachverband der Kinder- und Jugendärzte dagegen ausgesprochen. Nach Auskunft der Apotheke darf die Impfung mit Nasenspray nur "unter besonderen Bedingungen" verordnet werden.
Daher wundere ich mich, wie Stiftung Warentest zu der Empfehlung kommt, auch die Impfung mit Nasenspray zu empfehlen.
Viele Grüße
@surfcut:Bereits seit 2012 veröffentlicht die Stiftung Warentest regelmäßig Einschätzungen zu Impfungen, die durch einen Expertenkreis entwickelt werden. Nähere Informationen zu den Experten und der genutzten Methodik finden Sie unter dem Link "so sind wir vorgegangen". Dort können Sie auch ein kostenfreies PDF mit einer ausführlichen Methodenbeschreibung herunterladen.
Mit dem Start unserer Impfveröffentlichungen haben wir von Anbeginn eine andere Impfstrategie bezüglich der Grippeimpfung vorgeschlagen – nämlich alle Kinder und Jugendlichen statt der gesunden über 60-Jährigen standardmäßig zu impfen, die aufgrund ihrer guten Immunantwort nicht nur selbst geschützt würden, sondern wesentlich zum Schutz von Ungeimpften und Risikogruppen beitragen könnten. Solange jedoch diese vorgeschlagene Impfstrategie nicht ihren Niederschlag in der Realität findet, raten wir natürlich nicht grundsätzlich von der Impfung ab – sondern empfehlen auch den über 60-Jährigen, für die die Ständige Impfkommission generell eine Standardimpfung empfiehlt, die Inanspruchnahme einer Grippeimpfung mit ihrem Arzt zu besprechen und individuell abzuwägen (siehe unsere Tabelle oben). Darüber hinaus befürworten wir grundsätzlich auch innerbetriebliche Impfprogramme, wenn eine hohe Durchimpfung erreicht werden kann (siehe ebenso Tabelle). Wo viele Menschen zusammenkommen, verbreiten sich Viren leicht.
Vor dem Hintergrund der Corona-Pandemie und angesichts der Tatsache, dass nicht für alle Menschen in Deutschland eine Grippeimpfung zur Verfügung stehen wird, rät unser Expertenkreis aktuell insbesondere gefährdeten Personengruppen zu einer Impfung. (ka/bp)
...ist mir, warum die Stiftung Warentest hier generell von einer Impfung älterer gesunder zugunsten der Impfung von Kindern abrät entgegen der Impfempfehlung der STIKO und des Bundesgesundheitsministers Jens Spahn, der kürzlich noch dazu aufrief, möglichst viele sollten sich impfen lassen, am besten alle. Wer hat denn nun Experten? Die Stiftung Warentest etwa? Und wer sind diese Experten? Ärzte oder Journalisten? Alles SEHR schleierhaft und der Verbraucher bleibt ratlos zurück!
@gefu191983: Wie in unserem Beitrag dargestellt, wird die Impfung in Apotheken bisher nur im Rahmen von Modellprojekten realisiert. Das erste Projekt ist nun durch den Apothekerverband Nordrhein und die AOK Rheinland/Hamburg gestartet worden - es lohnt sich, dort nach konkreten Apotheken zu fragen. Das heißt, dass aktuell ausschließlich in ausgewählten Apotheken in Nordrhein und Hamburg eine Grippeimpfung in Anspruch genommen werden kann. Die Apotheken-Impfung soll im Rahmen der Modellprojekte drei Jahre getestet und wissenschaftlich begleitet werden. Ein bundesweites Angebot wird es in den nächsten Jahren also noch nicht geben. (ka/bp)