
Wie viel Holz aus Raubbau steckt in unserer Grillkohle? Die Stiftung Warentest hat 17 Grillholzkohlen analysieren lassen, darunter Säcke von Aldi, Kaufland, Netto und Markenware von ProFagus und Weber (Kilopreise: 0,90 bis 3,50 Euro). In fünf Säcken fanden wir Tropenholz. Aber auch Produkte aus europäischen Laubbäumen sind kein Garant für eine saubere Herkunft, wie unser Grillkohle-Test zeigt. Ein positives Beispiel sticht heraus, doch insgesamt gibt sich die Branche wenig transparent.
Kompletten Artikel freischalten
Holzkohle wurde mit einem Spezialmikroskop analysiert
In den vergangenen Jahren häuften sich Berichte von Umweltverbänden und Medien, dass Urwälder hierzulande auf dem Grill landen. Und heute? Wir kauften 17 Säcke in Supermärkten, Baumärkten, im Getränkemarkt und an der Tankstelle ein und ließen den Inhalt mit Hilfe eines Spezialmikroskops analysieren. Zudem ermittelten wir, ob die Anbieter die Herkunft und Art des Holzes angeben und befragten sie, aus welchen Wäldern das Holz stammt.
Das bietet der Grillkohle-Test der Stiftung Warentest
Testergebnisse. Wir haben 17 Grillholzkohlen untersucht, unter anderem von Aldi, Bauhaus und Netto. Unsere Tabelle zeigt, welche Anbieter die Herkunft des verwendeten Holzes deklarieren, welche Hölzer in den Holzkohle-Produkten stecken und ob diese aus unseren gemäßigten Breiten oder aus den Tropen stammen.
Kaufberatung und Hintergrund. Wir sagen Ihnen, welche Grillkohle Sie guten Gewissens kaufen können – und wovon Sie die Finger lassen sollten, wenn Sie Raubbau an der Natur vermeiden wollen. Und wir erklären, warum der Kauf von Holz aus fernen Ländern manchmal sogar ökologisch sinnvoll sein kann.
Heftartikel. Wenn Sie das Thema freischalten, erhalten Sie Zugriff auf das PDF zum Testbericht aus test 6/2019.
Falsches FSC-Siegel: Tropisches statt heimisches Holz im Sack
Das Ergebnis unserer Analyse zeigt: Nach wie vor verkaufen Händler Tropenholz, ohne dass Kunden es erfahren. Auf neun Säcken waren weder Holzarten noch Herkunft angegeben – in fünf davon steckte Kohle aus dem tropischen oder subtropischem Raum. Ein Produkt führt Verbraucher in die Irre: Es trägt ein Siegel des Forest Stewardship Council (FSC), das die Kohle als nachhaltig und aus heimischen Wäldern ausweist. Tatsächlich besteht sie jedoch komplett aus Tropenholz.
Illegale Kohle durch Gesetzeslücke
Lediglich ein Anbieter benennt das Land, aus dem das Holz stammt. Hersteller sind dazu gesetzlich nicht verpflichtet, aber Transparenz wäre dringend nötig. Sobald Grillkohle auf dem deutschen Markt landet, kann sie legal verkauft werden – selbst wenn das Holz illegal geschlagen wurde. Denn die europäische Holzhandelsverordnung, die sicherstellen soll, dass nur legales Holz in die EU gelangt, gilt bislang nicht für Grillkohle und Briketts. Für sie müssen Importeure keine Legalitätsnachweise erbringen. Auch behördliche Kontrollen entfallen.
Kahlschlag in Paraguay und Nigeria
Die Analyse der fünf Tropenholz-Produkte ergab, dass die Bäume in Afrika oder Südamerika wuchsen. Dort sind Nigeria und Paraguay mit Abstand die größten Lieferanten für Kohle, die hierzulande Grills anheizt. In beiden Ländern begünstigen Korruption und Armut massenhafte Waldvernichtung. In Paraguay werden riesige Flächen für Viehzucht oder Ackerbau gerodet, vor allem im Gran Chaco, einem tropischen Trockenwald. Der Verkauf der Kohle finanziert die Abholzung mit. Laut einem Bericht der britischen Umweltorganisation Earthsight wird kein anderes Waldgebiet so schnell zerstört wie der Gran Chaco. Nachhaltige Forstwirtschaft existiert in beiden Ländern kaum.
Raubbau in der Ukraine
Häufiger als aus tropischen Gefilden werden Bäume aus unseren gemäßigten Breiten zu Grillkohle verarbeitet, vor allem aus der Ukraine. Unproblematisch ist auch das nicht. In dem Land sind Korruption und illegaler Holzeinschlag weit verbreitet und bedrohen die letzten Urwälder Europas. Knapp die Hälfte der Anbieter teilte uns mit, dass sie ihre Kohle zumindest teilweise aus der Ukraine beziehen. Immerhin sind viele dieser Produkte FSC-zertifiziert. Wie der Sack mit dem falschen Siegel zeigt, bietet es zwar keine völlige Garantie, dennoch ist FSC-Holz besser überwacht als anderes.
Kohle gegen Verbuschung
Dass Transparenz möglich ist, zeigt die einzige vorbildlich deklarierte Grillkohle im Test. Sie stammt, wie das Holz, aus Namibia. Das afrikanische Land kämpft seit langem gegen die Verbuschung – weshalb die Verarbeitung der Äste zu Grillkohle nicht nur unbedenklich, sondern sogar ökologisch sinnvoll ist.
Jetzt freischalten
Wie möchten Sie bezahlen?
Preise inkl. MwSt.- kauft alle Testprodukte anonym im Handel ein,
- nimmt Dienstleistungen verdeckt in Anspruch,
- lässt mit wissenschaftlichen Methoden in unabhängigen Instituten testen,
- ist vollständig anzeigenfrei,
- erhält nur rund 6 Prozent ihrer Erträge als öffentlichen Zuschuss.