
Anzündkamine. Die Griffe werden bis zu 170 Grad heiß.
Sie sollen die Glut schüren, nicht die Wut der Grillmeister. Schnell, sauber und zugleich sicher heizt kaum einer der 28 Anzünder ein. Sieben sind sogar mangelhaft.
Projektleiter Hans-Peter Brix staunte nicht schlecht. Der Anzündkamin von Rösle brannte gleich beim ersten Einsatz nicht nur innen, sondern auch außen. Seine mattschwarze Lackierung war nicht hitzefest. Kaum brachte ein Grillanzünder die Kohlen im Inneren zum Glühen, warf der Lack Blasen, verbrannte stinkend und qualmend und hing zum Schluss in Fetzen herunter. „Der Rösle bringt die Kohlen zwar schnell zur Weißglut“, sagt Warentester Brix. Das liegt am Kaminzug: Heiße Luft steigt auf und frische, sauerstoffhaltige Luft strömt nach. „Dass aber die schwarze Lackierung verbrennt, habe ich nicht erwartet“, wundert sich Brix. „Auch das Umschütten der Glut in den Grill ist gefährlich. Glutstücke können danebenfallen.“ Zudem wird der Griff des Rösle rund 130 Grad Celsius heiß. Wir haben ihn daher abgewertet: Mangelhaft lautet das test-Qualitätsurteil.
Mehr als eine halbe Tonne Holzkohle
Insgesamt 200 Kilogramm Holzkohle und 350 Kilogramm Holzkohlebriketts wogen unsere Experten in festgelegten Mengen ab, schütteten sie in Grills, entzündeten Paraffin- und Holz-Wachswürfel, Flüssiganzünder und Kamine. Sie hielten Grillföhns und Anzündsprays über und schoben Elektro-Heizgabeln unter die Kohlen.
28 Produkte mussten zeigen, wie schnell und sauber sie Holzkohlen und Briketts einheizen. Mit 22 der 28 Anzünder waren Holzkohlen im Schnitt spätestens nach 40 Minuten durchgeglüht, mit dem Barbecook Heißluft-Grillföhn waren sie im Schnitt schon nach 17 Minuten grillbereit. Die schwerer zu entzündenden Briketts schafften nur der Rösle-Anzündkamin und der Barbecook-Grillföhn in rund 40 Minuten zur Weißglut zu bringen. Jeder zweite Anzünder im Test schneidet ausreichend oder mangelhaft ab, weil er schwer zündet, raucht, stinkt oder die Gesundheit gefährdet. Nur ein Feuerspray heizt nicht nur schnell, sondern auch sauber und sicher ein.
Zuhause lebensgefährlich, im vergleichenden Warentest ein Muss: Grillen mit Kohlen im Innenraum. Nur so können die Experten im Testlabor für gleiche Bedingun- gen sorgen, ohne Wind und ohne Feuchtigkeit. Ein Abzug in der Labordecke verhindert Kohlenmonoxid- und Rauchvergiftungen.
Wichtig auch: Nur die Feuerkraft der Anzünder zählt. Die Grills dürfen die Ergebnisse nicht verfälschen. Wir haben uns für zwei einfache, häufig verkaufte Wannenmodelle entschieden, ohne Lüftungsregulierung. Beim kleinen Rundgrill liegen die Kohlen auf dem Boden, beim größeren rechteckigen Modell auf einem Rost. So gelangt minimal Luft unter die Kohlen, die Grillanzünder wirken meist schneller.
Leckere Bratwurst, appetitliche Gemüsespieße – überzieht eine dünne, weiße Ascheschicht das gesamte Glutbett, kommen endlich die kulinarischen Köstlichkeiten auf den Rost. So manche Wurst landete auch im Labor auf dem Grill. Ansonsten bedeuteten hier grillbereite Kohlen nur: aktueller Testdurchlauf beendet, der nächste beginnt.
Holzkohle für Schnellgriller
„Holzkohle kann jeder, Briketts sind die wahre Herausforderung für Anzünder“, fasst Projektleiter Brix die Testergebnisse zusammen. Holzkohle eignet sich eher fürs flotte Grillvergnügen. Sie lässt sich leichter entzünden als Briketts, brennt mit höheren Temperaturen, dafür aber kürzer. Empfehlenswert ist DIN-geprüfte Holzkohle.
Holzkohlen „flambiert“
Wer beim Grillen so richtig Gas geben möchte, greift zu Startfire. „Ein echtes Spielzeug für Männer, um Eindruck bei den Nachbarn zu schinden“, kommentiert der Prüfleiter. Einer Haarsprayflasche mit Sprührohr ähnlich, funktioniert das Feuerspray wie ein kleiner Flammenwerfer: Sprühknopf gedrückt halten, den ausströmenden Nebel mit dem Feuerzeug entzünden und auf die Kohlen richten. Etwa zwei Minuten „flambiert“, glühten die Holzkohlen nach spätestens 25 Minuten durch, Briketts dagegen erst nach etwa einer Stunde. Davon abgesehen schwächelte der Startfire in keinem Prüfpunkt. In die Hände von Kindern und Jugendlichen gehört die hochentzündliche Mixtur aus Ethanol, Butan und Propan nicht. Die anderen Grillanzünder natürlich auch nicht.
Briketts fürs große Schmausen
Für die Grillparty mit vielen Gästen liefern aus Holzkohlestaub gepresste Briketts die richtige Grundlage. Sie glühen gleichmäßig und halten die Hitze, bis die letzte Wurst und der letzte Gemüsespieß verputzt sind. Dafür entflammen sie schwerer. Der Rösle-Anzündkamin und Barbecook-Grillföhn heizen ihnen am schnellsten ein.
So klappts mit den Nachbarn
Grillanzünder, die stinken und rauchen, verderben den Appetit und ärgern auch die nicht geladene Nachbarschaft (siehe „Nachbarschaftsrecht“). Die Holzwollanzünder — Flash Öko-Anzündwolle und Rossmann/Stevenson Öko Kamin- und Grillanzünder — qualmten so stark (siehe Fotos), dass das Labor zeitweise im Rauch verschwand. Es roch nach unsauber verbranntem Wachs. „Sie ähneln einer alten, mit Holzwolle umwickelten Kerze“, beschreibt sie der Prüfleiter.
Die Paraffinwürfel und paraffinhaltigen Flüssiganzünder rußten und rochen meist unangenehm. Sauber funktionierten die „Elektro-Grillgabel“ von Landmann und das Feuerspray. Auch die meisten Holz-Wachswürfel und flüssigen Bioanzünder verbrannten nahezu qualmfrei und geruchlos.
Flüssige Paraffine riskant für Kinder
Ungeduldige Grillmeister setzen auch heute noch mit Brennspiritus ihre Gesundheit und die ihrer Gäste aufs Spiel. Solche Brandbeschleuniger können auf dem Grill verpuffen, explodieren und bis in die Flasche zurückschlagen. In dieser Hinsicht sicher sind dagegen alle Anzünder im Test. Auch verbrennen die meisten rückstandsfrei.
Dennoch haben wir einige in puncto Sicherheit abgewertet: etwa die paraffinhaltigen Flüssiganzünder. Kinder können sie mit Getränken verwechseln und trinken. „Im ungünstigen Fall können ihre Paraffine tief in die Lunge hineinkriechen und in vielen Fällen eine chemische Lungenentzündung verursachen“, sagt Dr. Axel Hahn vom Bundesinstitut für Risikobewertung. „Ich empfehle Eltern von Kleinkindern bis vier Jahren, eher feste Grillanzünder zu verwenden“ (Interview: www.test.de/interview-anzuender). Flüssigparaffine in Anzündern müssen nicht sein. Es gibt Alternativen, um Holzkohlen und Briketts zur Weißglut zu bringen.
Grillprofis verraten ihre Tricks in dem Buch „Grillen!“ der Stiftung Warentest. 16,90 Euro, unter www.test.de/shop erhältlich.