
2001 hat Finanztest erstmals vor den riskanten Beteiligungen gewarnt, die Anlegern von der Frankonia Wert AG (später Deltoton) angeboten wurden. Jetzt hat die Staatsanwaltschaft Würzburg fünf Verantwortliche der Firma Deltoton verhaftet und in Untersuchungshaft genommen. Sie werden verdächtigt, über 30 000 Anleger geprellt zu haben.
Razzia kurz vor Weihnachten

Kurz vor Weihnachten hat die Staatsanwaltschaft Würzburg bei einer Razzia mit 170 Beamten zeitgleich 26 Geschäftsräume von Firmen in Bayern und Hessen durchsucht. Dabei wurden die Geschäftsräume von drei Unternehmen, darunter die Deltoton GmbH aus Dettelbach durchsucht, die Anlegern atypisch stille Beteiligungen als sichere Altersvorsorge angeboten haben. Fünf Verantwortliche der Deltoton, darunter die Zwillingsbrüder und Geschäftsführer der Firma, Thomas und Michael G. wurden festgenommen und in Untersuchungshaft gebracht. Laut Staatsanwaltschaft Würzburg wird wegen des Verdachts auf Betrug, Untreue und Geldwäsche in zweistelliger Millionenhöhe zum Nachteil von 30 000 Anlegern ermittelt. Der Hauptsitz der Deltoton in Dettelbach wurde versiegelt. Von Deltoton war auf Nachfrage keine Stellungnahme zu den Vorwürfen der Staatsanwaltschaft zu bekommen.
Was sind atypisch stille Beteiligungen?
Atypisch stille Gesellschafter beteiligen sich mit Einmalzahlungen- oder monatlichen Ratenzahlungen für viele Jahre an einem Unternehmen und sollen von den Gewinnen profitieren - sofern welche anfallen. Sie müssen aber auch für mögliche Verluste des Unternehmens bis zur Höhe ihrer Einlage haften, weil sie als atypisch stiller Gesellschafter Mitunternehmer ihre Anlagefirma geworden sind. Vorzeitig kündigen können sie ihre meist über viele Jahre laufende Anlage nicht. Macht das Unternehmen pleite, verlieren sie ihre gesamte Einlage.
Finanztest warnte seit 2001
Bereits 2001 hatte Finanztest vor dubiosen Praktiken der Frankonia Wert AG gewarnt, die sich 2007 zunächst in Deltoton AG und 2009 in Deltoton GmbH umbenannte. 2004 warnte Finanztest, dass die prognostizierten Renditen für den Beteiligungsfonds Capital Sachwert Alliance 5 der Frankonia von durchschnittlich 14 Prozent „utopisch“ sind und Anleger um ihre Vorsorge fürchten müssten. Finanztest setzte die Frankonia sowie die dubiose, inzwischen pleite gegangene Vertriebsfirma Futura Finanz auf die Warnliste Geldanlage. Die Futura Finanz war jahrelang von dem gerichtsbekannten Finanzguru Michael Turgut geführt worden.
Dubiose Vertriebsversprechen
Vermittler der Futura Finanz überredeten Anleger, ihr Geld in angeblich lukrative Beteiligungen der Frankonia (heute Deltoton) zu stecken. Dass die Immobilien- und Wertpapiergeschäfte schon wegen extrem hoher Nebenkosten alles andere als sicher waren, verschwiegen die Vermittler häufig. Nachdem die Frankonia 2007 in Deltoton umbenannt wurde, setzte Finanztest auch die Deltoton auf die Warnliste.
Eingreifen der Staatsanwaltschaft nützt Anlegern nicht
Das Eingreifen der Staatsanwaltschaft in den Fall wird Anlegern nichts mehr helfen. Bereits 2013 wurden sie zu Nachschüssen aufgefordert. Im Fall der Insolvenz der Firma stehen sie in der Reihe der Gläubiger als Mitunternehmer an letzter Stelle.
Tipp: Die Warnliste Geldanlage der Stiftung Warentest gibt einen Überblick über dubiose, unseriöse oder sehr riskante Geldanlageangebote. Sie ist nach Anlagearten sortiert und wird monatlich aktualisiert.
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