Testergebnisse für 25 Gourmetöle 09/2015
PAK
Viele polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe (PAK) wirken krebserregend, erbgutverändernd oder fortpflanzungsgefährdend. Wir wiesen PAK in 23 von 25 getesteten Ölen nach. Die Leinöle Neuco Linosan und Kunella hätten nicht verkauft werden dürfen. Sie überschritten die beiden EU-weit geltenden Höchstgehalte jeweils um etwa die Hälfte: Die Belastung mit krebserregendem Benzo(a)pyren darf maximal 2 Mikrogramm je Kilogramm Öl betragen. Der Höchstgehalt für vier kritische Substanzen in Summe (PAK4) beträgt 10 Mikrogramm pro Kilogramm Öl. PAK entstehen, wenn zum Beispiel Holz oder Kohle unvollständig verbrennt. In Speiseöle gelangen sie etwa durch unsachgemäße Trocknung der Ölsaat oder über Umweltbelastungen wie Autoabgase.
Mineralöl
Aromatische Mineralöl-Kohlenwasserstoffe, MOAH genannt (Mineral Oil Aromatic Hydrocarbons), gelten als potenziell krebserregend. MOAH fanden wir in fast jedem zweiten Öl, den höchsten Gehalt im Brändle-Traubenkernöl. Daneben gibt es gesättigte Mineralölbestandteile, MOSH (Mineral Oil Saturated Hydrocarbons). Sie waren in fast allen Ölen nachweisbar. Ein Teil der MOSH wird über die Nahrung aufgenommen und reichert sich im Körper an. Grenzwerte für MOSH und MOAH sind in der Diskussion. Mineralöle, deren Ursprung Erdöl ist, können ins Speiseöl gelangen über Fahrzeugabgase, technische Öle von Land- und Produktionsmaschinen oder über Paraffin. Paraffin wendet man im Wein- und Walnussanbau als Pflanzenschutzmittel an, selbst für den EU-Ökolandbau ist es zugelassen. Es wird aus Erdöl hergestellt und besteht aus MOSH, bei unzureichender Reinigung enthält es auch MOAH.
Phthalat-Weichmacher
Bekanntester Vertreter ist Diethylhexylphthalat (DEHP). Es kann die Fruchtbarkeit beeinträchtigen und das Kind im Mutterleib schädigen. DEHP ist seit 2007 in Gegenständen, die mit Speiseöl in Kontakt kommen, nicht mehr erlaubt. Wir fanden es dennoch in acht Ölen. Diisononylphthalat (DiNP) wirkt im Tierversuch lebertoxisch. Wir wiesen es im Walnussöl La Tourangelle nach. Phthalate machen etwa Kunststoffschläuche und -behälter weich und flexibel. Öle lösen die Weichmacher aus den Kunststoffen heraus.
3-MCPD und Glycidol
Diese Schadstoffe entstehen bei der Raffination. Freies 3-Monochlorpropandiol, kurz 3-MCPD, gilt laut Internationaler Agentur für Krebsforschung als möglicherweise krebserregend. Glycidol wird als wahrscheinlich krebserregend für den Menschen eingestuft – einen unbedenklichen Schwellenwert gibt es daher nicht. In allen raffinierten Ölen waren an Fettsäuren gebundenes 3-MCPD und Glycidylester nachweisbar, aus denen bei der Verdauung Glycidol und 3-MCPD frei werden kann. Am meisten enthielt Vitaquell-Traubenkernöl. Die Menge dieser schädlichen Stoffe lässt sich durch optimierte Produktionsbedingungen minimieren.
B(E)TX-Aromaten
Die aromatischen Kohlenwasserstoffe Benzol, Ethylbenzol, Toluol und Xylole sind bedenkliche Lösemittel. Im Mazola-Sesamöl wiesen wir zwar kein krebserregendes Benzol nach, aber die anderen drei Lösemittel – erstmals in einem unserer Öltests. Die Stoffe werden in Farben, Lacken oder Benzin eingesetzt. Grenzwerte für B(E)TX in Ölen gibt es nicht. Die Gehalte in Mazola sind aber bis zu viermal so hoch wie die Beurteilungswerte, die die deutsche Lebensmittelüberwachung 1994 für Olivenöl angewendet hat. Sie darf Olivenöle anhand dieser Werte nicht mehr beanstanden. Der Grund: Die EU-weit geltende Olivenöl-Verordnung sieht für diese Stoffe keine Grenzwerte vor und lässt nationale Alleingänge nicht zu. Wir beurteilten die Öle im Test wie die Überwachungsbehörden damals, da die Belastung unerwünscht und vermeidbar ist.
Hexan
Das für Speiseöle übliche Extraktionsmittel wird normalerweise bei der Raffination entfernt. Wir fanden es erstmals in einem Öltest: im Sesamöl International Collection. Immerhin war der erlaubte Restgehalt von maximal 1 Milligramm pro Kilogramm Öl nicht überschritten. Hexan steht im Verdacht, die Fruchtbarkeit zu beeinträchtigen.
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@gconrad: Wir melden uns zur Klärung Ihres Anliegens per E-Mail bei Ihnen. (PF)
Hallo liebes Test Team,
ich hatte diesen Test schon als PDF, wusste das aber nicht mehr. Kann man nicht im jeweiligen Benutzerkonto so etwas vermerken. Ich habe den Test heute nochmal gekauft. Eine Warnung wäre schön.
Vielen Dank!
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