Der Goldabbau ist ein schmutziges Geschäft. Wer saubere Barren oder Münzen kaufen will, kann sich auf gängige Zertifizierungen nicht verlassen. Die Experten von Finanztest sind den Herstellungsbedingungen des beliebten Edelmetalls auf den Grund gegangen und erklären, wie Kunden möglichst „sauberes“ Gold erwerben können.
Kinderarbeit, Umweltsünden, Gesundheitsgefahren
Filme über Goldförderung sind oft kaum zu ertragen: Schürfer rühren mit bloßen Händen in einer Brühe mit Quecksilber herum, um Goldteilchen zu lösen. Kinder wuchten Gestein durch die Gegend. Tote Fische treiben in Flüssen, nachdem giftiges Cyanid-Abwasser ausgetreten ist. Sogar der World Gold Council, die Lobbyorganisation der Goldkonzerne, sieht Probleme. Er regt Verbraucher an, bei den Händlern nachzufragen, welche Standards sie einhalten, und bei Unternehmen zu kaufen, die sich verantwortungsbewusst verhalten. Klingt sinnvoll. In der Praxis lässt sich der Vorschlag aber gar nicht so einfach umsetzen. Finanztest hat bei 17 großen Kreditinstituten, die Gold anbieten, und 13 Händlern im deutschsprachigen Raum gefragt, welche Wege das Gold genommen hat. Nur zehn Kreditinstitute und sieben Goldhändler gaben überhaupt Auskunft.
Kunden müssen sich auf Zertifizierungen verlassen
Alle verwiesen auf Zertifizierungen. Das ist kein Wunder: Bei raffiniertem Feingold ist es unmöglich, anhand von Analysen die Herkunft festzustellen. Sowohl Händler wie auch Kunden müssen also auf Angaben ihrer Bezugsquellen vertrauen. Das ist leichter, wenn wenigstens Dritte die Angaben überprüfen und Zertifizierungen vergeben haben. Was hinter den Siegeln steht und wie „sauber“ das Gold tatsächlich ist, stellten viele Goldanbieter aber selbst auf Nachfragen nicht klar dar.
Standards decken nur Teilaspekte ab
Finanztest zeichnet den Weg des Goldes nach – von der Mine über Scheideanstalten und Zwischenhändler bis zum Endverbraucher. Der Artikel beschreibt gängige Zertifizierungen der Handelsorganisation LBMA, der Elektronikindustrie und der Schmuckindustrie und erläutert, welche Teilaspekte sie abdecken – und welche nicht. Häufig begegnet den Verbrauchern Gold, das als „konfliktfrei“ bezeichnet wird. Das ist aber kein Nachweis für „sauberes Gold“.
Recyclinggold als Alternative
Bei wieder verwendetem Gold ist zwar auch nicht ausgeschlossen, dass es dubiose Praktiken bei seiner Förderung oder dem Handel damit gab. Wer Barren und Münzen aus Recyclinggold kauft, hat aber zumindest mit den aktuellen Problemen im Bergbau nichts zu tun. Und bei Münzen ist es verhältnismäßig einfach, frisch geschürftes Gold zu umgehen: Sie sind jeweils mit dem Prägejahr versehen. Bei Barren ist es schwieriger, aber dennoch möglich, Anbieter von Recyclinggold auszuwählen. Der Königsweg zu sauberem Gold ist nach wie vor nicht in Sicht. So bleibt Verbrauchern nur der Weg, bei ihren Händlern hohe Standards einzufordern, damit die Bilder von unwürdigen Förderbedingungen und Umweltschäden irgendwann der Vergangenheit angehören.
Das bietet der Finanztest-Artikel
- Eine große Infografik zeichnet den „Weg des Goldes“ nach. Sie zeigt wichtige Methoden der Goldförderung und –wiederverwertung und veranschaulicht, wie die gängigen Verfahren zum Abbau oft soziale und gesundheitliche Probleme für die Menschen und Gefahren für die Umwelt nach sich ziehen.
- Die Finanztest-Experten erklären, wie die deutsche Schmuckindustrie mit dem Thema „schmutziges Gold“ umgeht.
- Sie erfahren, wo Sie „konfliktfreies Gold“ erwerben können.