
Viele Anleger vertrauen in Krisenzeiten auf Gold. Ein sicheres Investment sind Münzen und Barren allerdings nicht. Wie Anleger die Risiken minimieren.
Bis vor wenigen Wochen war die sächsische Kreisstadt Zittau nicht für Goldgräberstimmung bekannt. Dann eröffnete die Volksbank einen Goldshop. Seitdem zieht das Städtchen in der Oberlausitz immer mehr Menschen an. Manche reisen sogar aus dem benachbarten Tschechien an, um sich mit Gold einzudecken. „Die Zahl der Käufer liegt über unseren Erwartungen“, sagt Marcel Weise von der Volksbank Löbau-Zittau. „Die Leute wollen die Goldbarren anfassen. Sie wollen sehen und fühlen, was sie für ihr erspartes oder geerbtes Vermögen bekommen.“
Nicht nur in der Oberlausitz ist das Interesse an Gold immens. „Auch bei uns wird nach wie vor mehr Gold gekauft als verkauft“, sagt Jan Wagner von der Degussa Bank in Frankfurt am Main.
Beliebt, aber spekulativ


Die Begeisterung für das edle Metall hat viele Gründe, zum Beispiel die Wertentwicklung: Anfang September dieses Jahres kostete eine Feinunze 1 349 Euro – etwa fünfmal so viel wie vor zehn Jahren. Außerdem setzen Anleger in Krisenzeiten von jeher auf Gold. Schließlich büßt Gold seinen Wert nie ganz ein.
Manch ein Sparer scheint jedoch die Stabilität des edlen Metalls zu überschätzen – und die Risiken zu unterschätzen. Wer in Münzen oder Barren investiert, muss beim Kauf auf Goldgehalt, Gewicht und Gebühren achten und sich auf Preis- und Währungsschwankungen einstellen.
Mag Gold auch den Ruf eines „sicheren Hafens“ haben: Es ist und bleibt eine spekulative Geldanlage. Niemand kann vorhersehen, wie sich der Goldpreis entwickeln wird. Käufer haben keine Garantie, mindestens ihr eingezahltes Geld wiederzusehen. Ein weiterer Nachteil: Gold wirft keine Zinsen oder Dividenden ab. Eine Rendite gibt es erst, wenn Anleger mit Gewinn verkaufen können.
Auf und Ab der Preise

Das ist angesichts der Preisschwankungen gar nicht so einfach. Zwar kletterte der Goldkurs über Jahre hinweg nach oben (siehe Grafik). Am 23. August des vergangenen Jahres kostete eine Feinunze stolze 1 912 Dollar – so viel wie noch nie.
Kurze Zeit später rutschte der Kurs deutlich ab, sackte unter die 1 600-Dollar-Marke. Vergleichbares kann sich jederzeit wiederholen. Der Anleger sollte für extreme Kursrutsche eine Untergrenze festziehen. Unterschreitet der Goldkurs diese Marke, zieht er die Reißleine und verkauft.
Beim Kurssturz im Sommer 2011 kamen deutsche Sparer vergleichsweise glimpflich davon. Gold wird grundsätzlich in Dollar gehandelt. In Dollar sind auch die Goldkurse notiert. Im vergangenen Jahr sackte der Goldpreis in Dollar ab – gleichzeitig legte der Dollar gegenüber dem Euro aber kräftig zu. In Euro umgerechnet blieb der Goldpreis auf hohem Niveau.
Es kann jederzeit umgekehrt laufen. Wenn der Euro gegenüber dem Dollar zulegt, verliert das Gold-Investment deutscher Anleger automatisch an Wert.
Tipp: Lösen Sie keine sicheren Geldanlagen auf, um Gold zu kaufen. Kaufen Sie nur Gold, wenn Sie das Geld mindestens drei Jahre nicht brauchen. Der Anteil des Edelmetalls sollte nicht mehr als zehn Prozent Ihres Vermögens betragen. Dann können Sie mögliche Werteinbußen etwa mit Erträgen aus sicheren Zinsanlagen auffangen.
Nicht jede Bank verkauft an jeden
Wer in physisches Gold investieren will, kann zwischen Münzen und Barren wählen. Für Einsteiger sind Barren oder gängige Goldanlagemünzen wie zum Beispiel Krügerrand, Maple Leaf und Wiener Philharmoniker zu empfehlen. Beim Kauf von Barren müssen sie lediglich auf den richtigen Feingoldgehalt, den Hersteller, das Gewicht und den Preis achten.
Attraktiv für den Goldkauf ist die Reisebank, eine Tochter der genossenschaftlichen DZ Bank. In unserer Umfrage verlangte sie den niedrigsten Preis für einen 50-Gramm-Goldbarren: 2 215 Euro (siehe Tabelle). Die Reisebank hat 100 Filialen in Deutschland und bietet bundesweit einheitliche Preise. Käufer müssen keine Kunden der Reisebank sein. Auch die Edelmetallhändler Münzdiscount und Pro Aurum bedienen jedermann. Das ist keine Selbstverständlichkeit: Viele Banken, darunter Commerzbank, Degussa, Deutsche Bank und Postbank, handhaben das anders. Sie verkaufen Gold nur an Bestandskunden.
Nur beste Qualität kaufen
Anleger sollten nur Barren mit einem Feingoldgehalt von 999,9, also von 99,99 Prozent kaufen. Gold geringerer Qualität lässt sich schwerer wieder verkaufen. Zwar nehmen die Reisebank oder der Händler Pro Aurum auch Barren mit niedrigerem Reinheitsgrad zurück, aber nur mit Abschlag. Diese Barren müssen eingeschmolzen werden, ehe sie weiterverkauft werden. Andere Banken sind noch strenger. Sie schauen nicht nur nach dem Goldgehalt. Degussa, Commerzbank und Deutsche Bank kaufen Anlegern nur Barren von Herstellern ab, die von der London Bullion Market Association zertifiziert wurden. Dazu gehören etwa Heraeus oder Umicore.
Überteuerte Kleinstbarren

Ungeeignet als Geldanlage sind Kleinstbarren von 1 bis 5 Gramm oder Münzen mit sehr geringem Goldgehalt von 1/20 Unze (1,55 Gramm) oder 1/10 Unze (3,11 Gramm). Der Grund: Goldkäufer zahlen immer ein sogenanntes Aufgeld an den Anbieter. Das ist die Differenz zwischen An- und Verkaufskurs. Als Faustformel gilt: Je kleiner das Stück, desto höher ist der prozentuale Preisunterschied. Für einen 1 000-Gramm-Barren zum Beispiel verlangte der Händler Pro Aurum am 10. September 2012 einen Aufschlag von 2,1 Prozent – für den 1-Gramm-Kleinstbarren satte 16 Prozent.
Gold aus dem Goldautomaten
Noch höher sind die Aufschläge an Goldautomaten. An einigen Orten in Deutschland können Kunden an Automaten der Reutlinger Firma Gold to go mit Kreditkarte Gold kaufen. Wer sich am 10. September am Automaten einen Kleinstbarren von einem Gramm zog, zahlte dafür 57 Euro. Ein Verkauf ist bei Gold to go unmöglich. Würde der Anleger zum Pro-Aurum-Preis verkaufen, bekäme er dafür 44,50 Euro. Der Goldpreis müsste also erst einmal um mehr als 28 Prozent steigen, ehe der Anleger die Gewinnzone erreicht.
Tipp: Kaufen Sie Gold am besten bei einer Bank oder einem Edelmetallhändler vor Ort am Schalter. Wer Barren und Münzen im Internet kauft, muss meist in Vorkasse gehen. Dann riskieren Sie bei Insolvenz des Händlers, dass Ihr Geld weg ist, ohne Ihr Gold in den Händen zu halten.
Tresor oder Schließfach
Goldkäufer sollten bedenken, dass auch Kosten für das Aufbewahren anfallen. Wer sein Gold mit nach Hause nimmt, sollte es in einen Tresor legen, den Einbrecher nicht unterm Arm mitnehmen können. Sicher sind Goldbarren auch im Bankschließfach. Zum Nulltarif gibt es diesen Service aber nicht: So verlangt etwa die Volksbank Löbau-Zittau je nach Größe des Schließfachs zwischen 25 und 140 Euro im Jahr.
Nach einem Jahr steuerfrei
Richtig dosiert, günstig gekauft und sicher gelagert, runden Goldmünzen und -barren ein Depot durchaus ab. Nicht zuletzt aus steuerlichen Gründen. Beim Goldkauf fällt keine Mehrwertsteuer an. Die Spekulationsfrist beträgt ein Jahr. Wer das Metall mindestens ein Jahr behält und dann mit Gewinn verkauft, zahlt keine Steuern. „Ein schöner Nebeneffekt“, findet Marcel Weise von der Zittauer Volksbank. Das Hauptkriterium für den Kauf sollte es nicht sein.
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@rainerdeckert: Vielen Dank für den Hinweis - wird sofort korrigiert.
Sie schreiben ...."Wertentwicklung Anfang September d i e s e n Jahres"........
Ich hatte gehofft, dass man das leider gelegentlich zu hören bekommt, aber nie bei TEST zu lesen.