
Viele Lebensmittelhersteller setzen auf das sogenannte Clean Labelling: Sie werben damit, dass ihre Produkte ohne bestimmte Inhaltsstoffe auskommen. Weit verbreitet sind Auslobungen wie „ohne Zusatzstoffe“, „zuckerfrei“ und „laktosefrei“. Mittlerweile tragen viele Lebensmittel auch den Hinweis „glutenfrei“. test.de erklärt, was das bedeutet und wer glutenfreie Produkte braucht.
Der Klebstoff im Mehl
Gluten ist ein Kleber-Eiweiß, das in heimischen Getreidearten wie Weizen, Roggen und Gerste vorkommt. Es sorgt zum Beispiel für die lockere Struktur eines Teigs und wird in der Lebensmittelproduktion häufig als Bindemittel eingesetzt. Dadurch steckt Gluten nicht nur in herkömmlichen Backwaren wie Brot, Nudeln und Pizza, sondern mitunter auch in Jogurt, Schokolade, Wurst und vielen Fertiggerichten.
Viele Deutsche leiden an Zöliakie
Manche Menschen vertragen Gluten nicht. Bei ihnen entzündet sich durch die Aufnahme des Eiweißes die Darmschleimhaut. Dadurch nehmen sie zu wenige Nährstoffe auf, was unter anderem zu Dünndarm- oder Speiseröhrenkrebs führen kann. Von dieser Darmerkrankung – Zöliakie genannt – ist nach Einschätzung der Deutschen Zöliakie Gesellschaft jeder 250. Deutsche betroffen. Im Gegensatz zu anderen Unverträglichkeiten ist Zöliakie eine ernst zu nehmende Krankheit. Ihre Symptome sind vielfältig: Sie reichen von Durchfall, Eisenmangel oder auch stagnierendem Wachstum bei Kindern bis hin zu Schlaflosigkeit oder Depressionen. Ein Bluttest auf die Antikörper Transglutaminase, Endomysium und Gliadin gibt den ersten wichtigen Hinweis auf Zöliakie. Eine sichere Diagnose kann der Arzt nach einer endoskopischen Dünndarmbiopsie stellen: Dafür entnimmt er mehrere Gewebeproben aus dem Dünndarm und untersucht sie.
Für Betroffene ist Gluten tabu

Das Siegel für glutenfreie Lebensmittel von der Deutschen Zöliakie Gesellschaft
Wer an Zöliakie leidet, darf sich nur streng glutenfrei ernähren. Die Kennzeichnung glutenfreier Produkte ist EU-weit geregelt: Alles, was höchstens 20 Milligramm Gluten pro Kilogramm enthält, gilt als glutenfrei und ist für Erkrankte unbedenklich. Der Handel bietet inzwischen viele Lebensmittel an, die mit dem Hinweis „glutenfrei“ versehen sind. Da sie in den meisten Fällen mehr kosten als herkömmliche Produkte, sollten Kunden genau hinschauen, ob die Auslobung sinnvoll ist. So werden etwa Hartkäse oder ungefüllte Schokolade als glutenfrei angeboten – und das, obwohl sie grundsätzlich kein Gluten enthalten. Ein Siegel für glutenfreie Lebensmittel hat die Deutsche Zöliakie Gesellschaft entwickelt, es zeigt eine durchgestrichene Ähre. Hersteller und Vertreiber glutenfreier Lebensmittel, die das Siegel verwenden wollen, lassen Analysen ihrer Produkte regelmäßig von der Deutschen Gesellschaft Zöliakie überprüfen.
Nicht immer ist Verlass auf die Hinweise

Trotz Werbehinweis mit Gluten: „Teddy’s Hit Kartoffelsnack“
Nicht immer ist auf den Hinweis „glutenfrei“ Verlass. Auf einen Fall machten vergangene Woche Verbraucherschutzbehörden aufmerksam: Trotz des Hinweises „glutenfrei“ konnte im „Teddy’s Hit Kartoffelsnack“ von Lidl mit dem Mindesthaltbarkeitsdatum 01/2013 eine geringe Menge an Gluten nachgewiesen werden. Das Gleiche gilt für die Chips „Pom-Bär Original“ mit dem Mindesthaltbarkeitsdatum 17.12.2012, in denen entgegen der Auslobung Gluten enthalten ist. Knabberfreunde, die an Zöliakie leiden, sollten darum die entsprechenden Snacks nicht verzehren, sondern zurückgeben. Als ebenfalls nicht glutenfrei stellte sich kürzlich auch ein entsprechend beworbener Milchbrei von Milupa heraus. test.de warnte.
Gluten-Diät nichts für gesunde Menschen
Der Hinweis, ob ein Produkt Gluten enthält oder nicht, vereinfacht für Menschen mit Zöliakie den Einkauf von Lebensmitteln enorm. Gesunde hingegen haben von den glutenfreien Produkten keinen Vorteil. Zwar schwören angesagte US-Stars auf eine Gluten-Diät, die die Pfunde purzeln lassen soll. Doch schränken sie zum Abnehmen meist ihre Nahrungsaufnahme insgesamt stark ein und verbannen dazu besonders Produkte, die reich an Kohlenhydraten sind und Gluten enthalten. Nachahmenswert ist das nicht: Ganz auf Kohlenhydrate verzichten sollte niemand.
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Hallo Leute,
ich soll laut meinem Arzt ausprobieren ob mir eine Weizen-, Glutenfreie Ernährung bei meinen Beschwerden weitere Linderung verschaffen könnte. (Autoimmunerkrankung)
Leider finde ich keine Lebensmittellisten mit einem umfangreichen Angebot oder Erklärungen wie ich das am besten beginne.
Hätte jemand Tipps und Informationsquellen für mich die nicht an bestimmten Lebensmittelherstellern gebunden sind?
Das würde mir sehr helfen.
Vielen Dank.