
„Ohne Haarglätter würde ich aus- sehen wie ein Wischmopp. In meinem Beruf ist mir gepflegtes Aussehen sehr wichtig“, sagt unsere Testperson Julia von Tschirnhaus, Personalchefin. © Pablo Castagnola
Mit Hitze verwandeln sie widerspenstige, krause Haare in glatte, glänzende Frisuren. Zu viel Wärme schädigt jedoch das Haar. Zwei Geräte sind brandgefährlich.
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Testergebnisse für 7 Haarglätter 01/2019Wenn Julia von Tschirnhaus morgens in den Spiegel sieht, kräuselt sich ihr Haar in alle Richtungen. Es sieht matt aus. „Niemals würde ich Mitarbeitern oder Kunden in diesem Zustand gegenübertreten“, sagt die Personalchefin. Zwischen heißen Keramikplatten zieht sie morgens die Haare glatt. Strähne für Strähne. 20 Minuten dauert die Prozedur, wenn sie es ordentlich macht. Doch die Mühe lohnt sich: Das Ergebnis sind glatte, seidig glänzende Haare.
Diesem Ideal eifert nicht nur Frau von Tschirnhaus nach. Rund 1,2 Millionen Haarglätter bringen Händler pro Jahr in Deutschland an die Frau und den Mann. Die Stiftung Warentest hat sieben häufig gekaufte Modelle getestet. Sie kosten 17 bis 64 Euro, der Testsieger 36 Euro. Die Geräte glätten widerspenstige, wellige und sogar lockige Mähnen. Doch wenn Nutzer feuchte Haare damit bearbeiten, die Geräte zu häufig einsetzen oder eine zu hohe Temperatur einstellen, schädigen sie das Haar. Zwei Glätter sind unsichere Geräte.
Unser Rat
Der Remington Pro-Ion Straight ist der beste Haarglätter im Test. Auch unseren Probandinnen gefiel sein Glättungsergebnis am besten. Die Frisur glänzte und hielt vergleichsweise lange. Das Gerät heizte mit am schnellsten auf. Es ist sehr handlich und kostet nur 36 Euro. Zum Glätten empfehlen wir mittlere Temperaturen – maximale können die Haare schädigen.
Glattes Haar auf Zeit
Das Haar besteht hauptsächlich aus Keratin, einem Eiweiß. Welche Form es annimmt – kraus, wellig oder glatt – darüber entscheiden Wasserstoffbrücken und Ionenbindungen, die die Keratinfasern fixieren. Diese Struktur lässt sich vorübergehend verändern, etwa durch Hitze.
Im Haarglätter klemmen Nutzer einzelne Strähnen zwischen heiße Keramikplatten und ziehen das Haar vom Ansatz bis zu den Spitzen. Sie brechen die Ionenbindungen und Wasserstoffbrücken auf, das Haar lässt sich verformen. Das schaffen alle Geräte im Test. Die Haare unserer Testpersonen sahen nach der Anwendung deutlich glatter aus als vorher. Am besten gefiel den Probandinnen das Ergebnis mit dem Remington. Im Vergleich zu den anderen Geräten ließen Rowenta und Severin auf manchen Köpfen mehr Wellen, die Glättung gab teils schon nach vier Stunden nach. Grundig glättet besser, aber auch bei ihm beginnt der Effekt bereits nach vier Stunden zu schwinden.
Zu heiße Eisen schädigen das Haar

Aufgefasert. Der untere Teil der Strähne wurde zu heiß geglättet. Das Haar ist strohig, glänzt nicht wie oben, lässt sich kaum kämmen. © Stiftung Warentest / Ralph Kaiser
Haarglätter geben jedoch nicht nur neue Form. Sie verleihen dem Haar zusätzlich Glanz und machen es leichter kämmbar. Unter Hitze und Druck bügeln sie abstehende Haarschuppen glatt. Diese legen sich wie ein Mantel um die inneren Haarfasern. Das Haar glänzt – allerdings erst nach einer Behandlung mit Temperaturen von mehr als 120 Grad Celsius. Mit heißeren Platten glänzt das Haar mehr.
Doch der erfreuliche Nebeneffekt hat Grenzen: So wie Eiweiß in einer heißen Pfanne zum Spiegelei brät, so schädigen zu heiße Glätteisen die Haare. Die oberste Haarschicht, die Cuticula, schmilzt. Das Haar wird strohig, lässt sich kaum kämmen und glänzt nicht mehr. Feines, gebleichtes oder geschädigtes Haar verträgt nach Meinung von Experten höchstens 170 Grad, gesundes, kräftiges Haar bis zu 200 Grad Celsius. Neben der Temperatur spielt auch die Häufigkeit der Anwendungen eine Rolle. Je häufiger, desto belastender für das Haar.
Schonende Temperaturen möglich
Unsere Probandinnen frisierten ihre Haare stets mit mittlerer Temperatureinstellung. Alle Geräte heizten damit im geöffneten Zustand maximal auf Temperaturen zwischen 165 und rund 190 Grad Celsius. Damit schädigten sie im Test nicht das Haar der Probandinnen. Zugeklappt werden die Keramikplatten heißer. Doch beim Frisieren steht das Gerät meist offen. Jede Strähne muss vorbereitet werden, bevor sie für wenige Sekunden durch den Glätter gleitet.
Brandgefahr mit Severin und Udo Walz
Auch wenn die Geräte die angegebenen Temperaturen nicht überschreiten, bleibt Haarglätten ein brenzlige Angelegenheit. Der Severin heizt nicht nur die Platten auf, sondern auch das Gehäuse. Über 90 Grad maßen wir außen an mehreren Punkten. Das reicht, um Kopfhaut, Ohren oder Finger zu verbrennen.
Richtig gefährlich wird es, wenn Nutzer vergessen, den Severin oder den Udo-Walz-Glätter auszuschalten. Beide heizen ununterbrochen weiter – ein Sicherheitsrisiko. Alle übrigen Geräte schalten sich spätestens nach 60 Minuten aus.
Eine fehlende Abschaltautomatik wäre für Julia von Tschirnhaus ein Graus. Obwohl ihr Haarglätter selbst abschaltet, geht sie auf Nummer sicher und zieht den Stecker. Sie macht davon sogar ein Foto, um sich tagsüber zu vergewissern, dass keine Brandgefahr besteht.
Tipp: Weitere Tests und Tipps zur Haarpflege finden Sie auf unserer Themenseite Haarpflege, Haarstyling und Shampoo.
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Kommentarliste
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@Anni_K, @MonikaMc: Vielen Dank für diesen interessanten Testwunsch, den wir gerne an das zuständige Untersuchungsteam weitergeleitet haben. (spl)
Ich finde es auch sehr schade, dass die ´High-End-Marke´ GHD die mittlerweile ja seit über 10 Jahren sehr bekannt und in Friseursalons beliebt ist nicht Einzug in den Test gefunden hat. Insbesondere Frauen mit sehr lockigen bis ´Afro-´ Haaren schwören ja auf diese Geräte... Und das war der erste ´Glätteisen-Test´ von Stiftung-Warentest....
Schade, dass ein so renommiertes bzw. gehypetes Glätteisen wie das von GHD nicht dabei ist. Halb YouTube spricht darüber und hier taucht es nicht auf. Es hätte mich und sicher viele andere sehr interessiert, wie es im Vergleich abschneidet.
Ich finde es auch schade das die Preisklass eingeschrängt worden ist. Dyson bekommt bei Ihren Lüftern bestnoten... dasmuss nicht bedeuten das der neue und sehr teure Stab von denen was bringt aber bevor ich so viel Geld ausgebe hätte ich sehr wohl gerne einen Test von Test :)
Ach du liebe Mimose (oder Snowflake, wie man im Amerikanischen sagen würde). In einer Gesellschaft, in der jeder immer Opfer von irgendwas sein möchte, passt ihr Kommentar geradezu ideal.
Schönheit liegt im Auge des Betrachters. Häßlichkeit logischerweise ebenso. Und alles dazwischen sowieso. Und ebenso gibt es gewisse Vorstellungen von Schönheit oder auch nur Angemessenheit, die einem stetigen Wandel unterworfen sind. Einen Mann mit langen, strähningen und fettigen Haaren dürfte von einer durchaus großen Mehrheit der Menschen eher als unangemessen oder häßlich beschrieben werden. Das heißt nicht, dass es nicht Einzelne gibt, die das anders sehen. Und deshalb dürfte ein solcher Mann in Positionen mit Kundenkontakt wohl eher keine Zukunft haben. Mit Diskriminierung hat dies nichts zu tun. Genauso wird ein Mann mit einer Körpergröße von 1,70 m niemals ein erfolgreicher Basketballspieler. Auch das ist keine Diskriminierung. Ihr Kommentar verharmlost eklatant echte Diskriminierung.