
Zinshochwasser. Derzeit kostet der Dispo in Deutschland durchschnittlich 11,22 Prozent Zinsen. © Foto: Getty Images; Illustration: Stiftung Warentest (M)
Die Dispozinsen in Deutschland sind hoch, sie liegen derzeit bei durchschnittlich 11,22 Prozent. Das sind 1,79 Prozentpunkte mehr als im Jahr zuvor.
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Alle Testergebnisse für DispositionskrediteDas Wichtigste in Kürze
Teure Option. Der Dispo ist meist der teuerste Kredit der Bank. Die Option sollte daher höchstens kurzzeitig genutzt werden. Am besten bleiben Bankkundinnen und Bankkunden im Plus.
Zinsentwicklung. Dispozinsen liegen derzeit durchschnittlich bei 11,22 Prozent. Das ist so viel wie seit 10 Jahren nicht mehr.
Umschulden. Ist ein Konto dauerhaft überzogen, sollte eine Umschuldung in Betracht gezogen werden. Etwa per Ratenkredit.
Kontogebühren. Bei der Kontowahl sollte die Dispozinshöhe nicht entscheidend sein. Wichtiger sind Kontoführungsgebühren. Diese sollten nicht über 60 Euro im Jahr kosten.
Dispo: Unkompliziert, aber teuer
Wer ein Girokonto eröffnet und einen regelmäßigen Geldeingang hat, vereinbart mit der Bank einen gewissen Überziehungsrahmen, den er ausschöpfen kann – aber nicht muss. Das macht den Dispo zu einer unkomplizierten Möglichkeit, um schnell an Geld zu kommen. Den Betrag, um den das Konto überzogen werden darf, legen Kunde und Bank individuell fest. Das verhandelbare Limit richtet sich meist nach dem monatlichen Geldeingang.
Zins ist an Referenzwert gekoppelt
Banken koppeln ihren Dispozins an einen Referenzwert. Meistens wählen sie dafür den Leitzins der Europäischen Zentralbank (EZB), teilweise auch den Drei-Monats-Euribor (Zinssatz, zu dem sich Banken untereinander kurzzeitig Geld leihen). Beide Referenzwerte sind gestiegen. Der Leitzins der EZB liegt derzeit bei 3,75 Prozent, im Mai 2022 lag er noch bei 0 Prozent.
Dispozinshöhe meist noch akzeptabel
Die Banken bestimmen für die Dispozinshöhe einen Maximalabstand zum Referenzzins. Für akzeptabel halten wir, wenn dieser maximal 8 Prozentpunkte beträgt.
Aus diesem Blickwinkel sind Dispozinsen von bis zu 11,75 Prozent aktuell noch günstig. Die meisten Banken liegen darunter.
Zu teuer sind Dispokredite, wenn sie mehr als 15,25 Prozent Zinsen kosten. Von allen untersuchten Banken trifft das nur auf fünf Kreditinstitute zu.
Kontoüberziehen wird schnell teuer
Auch wenn die meisten Dispozinsen einen akzeptablen Abstand zum Referenzzins haben, bleibt der Dispo grundsätzlich ein teurer Kredit. Er geht insbesondere dann ins Geld, wenn er über mehrere Monate genutzt wird. Abgebucht wird meist quartalsweise. Wer dann nicht ins Plus kommt, zahlt erneut – zuzüglich Zinseszinsen.
Hängt ein Disponutzer beispielsweise bei einem Zinssatz von 11,22 Prozent mit 1 000 Euro im Minus, steht er nach drei Monaten mit rund 1 028 Euro in der Kreide. Ein ganzes Jahr kostet ihn somit rund 112 Euro. Gleicht er sein Konto hingegen nach einem Monat aus, werden rund 9 Euro fällig.
Girokonto nicht nach Dispo wählen
Bei der Dispozinshöhe unterscheiden sich die Banken teilweise deutlich. Eine große Rolle sollte der Dispo bei der Kontowahl trotzdem nicht spielen. Es zählen vor allem Kontogebühren: Ein Girokonto sollte nicht mehr als 60 Euro im Jahr kosten. Dieses Kriterium erfüllen 77 von 455 Konten aus unserem aktuellen Girokonto-Vergleich.
Davon abgesehen können auch Kriterien wie der Wohnort oder das Filialnetz relevant sein. Erst nach dieser Vorauswahl darf der Dispo eine Rolle spielen. Solange das Konto überzogen ist, kann ein Bankwechsel allerdings ohnehin schwierig werden.
Kunden mit Premiumkonten zahlen drauf
Dispozinshöhen unterscheiden sich manchmal innerhalb einer Bank von Kontomodell zu Kontomodell. In unserer Datenbank sind alle Dispozinsen pro Bank aufgeführt. Premiumkonten bieten teilweise vergleichsweise niedrige Dispozinsen und Extras wie eine goldene Kreditkarte oder Versicherungen.
Der Haken: Die Kontoführungsgebühr ist so hoch, dass selbst Kunden, die den Dispo regelmäßig nutzen, aufs Jahr gerechnet mehr bezahlen müssen als für ein Standardkonto mit deutlich höherem Dispozins.
Alternativen suchen und umschulden
Wer mit seinem Konto einfach nicht ins Plus kommt, kann hohe Zinsen durch Umschulden abfedern. Eine günstigere Alternative sind Ratenkredite. Diese gibt es aktuell ab rund 4 Prozent Zinsen (unter anderem abhängig von Kreditbetrag und Laufzeit). Die Preisunterschiede zwischen den Anbietern sind groß. Das zeigt unser Vergleich von Ratenkrediten.
Noch teurere Zinsen vermeiden
Konten können teilweise auch über den Dispo hinaus überzogen werden. Das sollte man jedoch unbedingt vermeiden. Die Zinsen für diese sogenannte geduldete Überziehung sind nämlich noch höher als für die eingeräumte Überziehung (wie der Dispo fachsprachlich heißt). Sie liegen aktuell durchschnittlich bei 13,24 Prozent, können aber sogar bis zu 21,13 Prozent kosten. Auch diese Zinsen stellen wir in unseren Testergebnissen dar.
Banken müssen Zinshöhe angeben
Banken müssen ihren Dispozins veröffentlichen – das tun sie im Internet. Zwar halten sich die meisten Banken an die Vorschrift, einige sind jedoch immer noch nicht so transparent. Bei 14 Banken fanden wir unverständliche Angaben zum Dispozins.
Unverständlich bedeutet für uns zum Beispiel, dass die Banken ihren Kundinnen und Kunden eine Rechenaufgabe stellen, anstatt Fakten zu nennen. Sie geben dann beispielsweise an, auf welchen Referenzzins sie sich beziehen und um wie viele Prozentpunkte der Dispozins teurer ist.
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- Mit sicherem Onlinebanking und am liebsten gebührenfrei: Unser kostenloser Girokonto-Vergleich führt Sie schnell ans Ziel und zeigt, wie der Wechsel bequem gelingt.
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- Konten bei verschiedenen Banken lassen sich mit speziellen Banking-Apps gemeinsam verwalten. Wir haben 14 Apps für iOS und Android getestet. Nur zwei schneiden gut ab.
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- Der Kinderkonten-Vergleich der Stiftung Warentest informiert, ob und zu welchen Bedingungen Kinder, Schüler, Auszubildende und Studenten ein Konto eröffnen können.
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Kommentarliste
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@Paule-Berlin: Die Sparkassen haben es nicht ins Heft geschafft, da jede Sparkasse ihren eigenen Dispo festlegt. Den Dispo einer exemplarischen Sparkasse abzubilden, würde keine Aussage über Dispozinsen bei "der Sparkasse" treffen. Wir haben uns dazu entschieden Groß- und Direktbanken abzubilden und keine Banken, deren Angebot auf eine bestimmte Regionen begrenzt sind. Dispozinsen von 12,93% sind aus unserem Blickwinkel nicht günstig. In der Onlineversion des Artikels finden Sie unter "Testergebnisse", rund 1000 Angebote, die günstiger sind.
Liebe Tester, warum haben sie nicht eine einzigste Sparkasse in der Druckversion erwähnt??? Fast 40 Millionen Girokonten gibt es dort !!! Bsp. Berliner Sparkasse aktuell bei "fairen" 12,93 % Sollzinsen. Auf der Webseite der Berliner Sparkasse steht dazu "Es gilt ein Sollzinssatz für den Dispositionskredit von 12,93 % p.a. und ein Sollzinssatz für die geduldete Kontoüberziehung von 12,93 % p.a., jeweils für die Zeit und Höhe der Nutzung bei vierteljährlicher Abrechnung."
Dispozinsen müssen und werden gleichermaßen gesenkt wie sie erhöht werden. Jede Bank hat feste Zeitpunkte, bei denen die Zinssätze überprüft werden. Oft passiert das vierteljährlich. Dann wird sich der Referenzzinssatz angeschaut, meist der Euribor, der entsprechende banktypische Aufschlag erhoben und dann der neue Zinssatz festgelegt. Wie gesagt, das passiert gleichermaßen und genau so schnell oder langsam sowohl nach oben als auch nach unten. Was Sparzinsen betrifft haben sie natürlich recht.
Ein ärgerlicher Dauerbrenner: Die Dispo-Zinsen werden bei einer Erhöhung des Leitzinses unverzüglich angehoben, die Sparzinsen erst Wochen später. Wenn überhaupt. Bei einer Zinssenkung ist es natürlich genau anders herum, d.h. die ohnehin mageren Sparzinsen sinken sofort, die Kreditzinsen erst später.
Die Postbank wurde zwischenzeitlich zwar noch nicht verkauft, ist aber Gebührennehmer-Vorbild geblieben. Zwar bin ich noch geblieben wegen der Daueraufräge und des einwandfrei aufgestellten Onlinebankings (was sich nicht überall gekonnt darstellt). Doch bald nach dem letzten Chat hier fiel mir eines der wiederholten Kontoeröffnungsangebote der Commerzbank (gleicher Vorteil: mit Geschäfsstellen im Ort) auf.
Die Konto-Etablierung war nur online möglich und hat eine ziemliche Weile bis ins neue Jahr gedauert, wurde neben bisher unangefochtener Kostenlosigkeit aber auch mit Transparenz und durchdachter Kontoführungs-Website belohnt, Kontoauszüge kommen sogar monatlich postalisch ins Haus (während die PoBa ja auch für'n Automatenausdruck löhnen lässt). Ach ja, und nachdem ich in den ersten Monaten brav fünf, sechs Tank- und Restaurantrechnungen per ComBa-Girokarte beglichen hatte, flatterten noch zwei Hunnies ins Haus... Was will man mehr in sonst so dunklen Bankgeschäftszeiten ?