Dispozinsen Alle Banken im Test – Durch­schnitts­zins bei 9,43 Prozent

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Dispozinsen - Alle Banken im Test – Durch­schnitts­zins bei 9,43 Prozent

Hoch­prozenter. Die Dispozinsen einiger Banken sind immer noch viel zu hoch. © Getty Images/EyeEm

Die Dispozinsen in Deutsch­land sind seit 2021 im Schnitt um 0,1 Prozent­punkte gesunken. Das zeigt unser Vergleich. Ärgerlich: Manche Banken informieren nicht korrekt.

Dispozinsen Alle Testergebnisse für Dispositions­kredite

Alle Zins­konditionen seit 2010

Seit 2010 prüft die Stiftung Warentest regel­mäßig bundes­weit die Höhe der Dispozinsen der Kredit­institute. Seitdem ist der Durch­schnitts­zins zwar gesunken, aber angesichts des allgemeinen Nied­rigzins­niveaus noch nicht genug. Zurzeit liegt er bei 9,43 Prozent. Aktuell haben wir Angebote von insgesamt 1 170 Banken, Sparkassen, Volks- und Raiff­eisen­banken ermittelt. Teil­weise sind die Geld­institute mit mehreren unterschiedlichen Konto­modellen in unserem Dispozins-Vergleich vertreten. In unserer Daten­bank finden Sie die jähr­liche Entwick­lung der Zins­konditionen seit 2010 (Tabelle: Dispozinsen und Zinsen für die geduldete Überziehung).

Manche Banken halten sich nicht an die Gesetze

Alle Banken veröffent­lichen ihren Dispozins mitt­lerweile im Internet. Einige machen leider immer noch so unklare Angaben, dass wir sie teil­weise für nicht gesetzes­konform halten. Die Raiff­eisen­bank Aresing-Gerols­bach gibt ihren Dispozins zum Beispiel so an: „3-Monats-Euribor zzgl. 12,00 Prozent“ – kein Kunde kann sofort erkennen, wie teuer die Über­ziehung des Kontos ist.

Giro­konto und Dispozins – das ist unser Rat

Konto über­ziehen. Der Dispokredit zum Giro­konto ist meist der teuerste Kredit der Bank. Sie sollten ihn nur ausnahms­weise und für kurze Zeit in Anspruch nehmen.

Konto wechseln. Wenn Sie für die Konto­führung im Jahr mehr als 60 Euro bezahlen und der Dispozins deutlich über 10 Prozent liegt, sollten Sie einen Konto­wechsel erwägen – voraus­gesetzt, Sie nehmen den Dispo häufig in Anspruch (Kontowechsel leicht gemacht). Achten Sie auf güns­tige Konto­führungs­gebühren und gut erreich­bare Geld­automaten. Beide Angaben finden Sie in unserem Girokonten-Vergleich.

Teures Konto. Für Konten mit besonderem Service versprechen Banken zwar einen nied­rigen Dispozins, dafür zahlen Sie aber hohe Konto­führungs­gebühren. Oft lohnt ein solches Konto­modell nicht, auch wenn Sie den Dispo häufig nutzen. Unser Vergleich von Girokonten verrät Ihnen, welche Banken güns­tige Konditionen bieten.

Raten­kredit. Statt Ihren Dispo auf Dauer zu nutzen, nehmen Sie besser einen Raten­kredit auf. Güns­tige Angebote finden Sie im Ratenkredit-Vergleich.

Beur­teilungs­maßstab ist der EZB-Leitzins

Ein wichtiger Anhalts­punkt, um die Höhe des Dispozinses zu beur­teilen, ist der EZB-Leitzins. Das ist der Zins, zu dem sich Banken bei der Europäischen Zentral­bank Geld leihen. Aktuell liegt er bei 0 Prozent. Der Abstand zwischen EZB-Leitzins und Durch­schnitts­dispo lag vor der Finanz­krise Anfang 2008 bei gut 8 Prozent­punkten. Dann stieg er 2010 auf fast 12 Prozent­punkte. Aktuell liegt der Unterschied immer noch bei knapp 10 Prozent­punkten.

Was ist ein güns­tiger Zins­satz?

Einen Dispozins von 8 Prozent halten wir für noch akzeptabel. Wie der Vergleich zeigt, ist er auch nicht unrealistisch. Flächen­deckend haben die Direkt­banken die güns­tigsten Dispozinsen. Bei einigen Banken mit Online-Konto­führung beträgt der Dispo etwa 6 bis 7 Prozent. Zwar gibt es Filial­banken, die dem nahe kommen, aber Kunden sollten prüfen, zu welchem Konto­modell der Zins gehört. Finanztest beob­achtet seit einigen Jahren, dass viele Banken spezielle Premium­konten mit sehr nied­rigen Dispozinsen und Extras wie einer goldenen Kreditkarte oder Versicherungen anbieten.

Der Haken: Die Konto­führungs­gebühr ist so hoch, dass selbst Kunden, die den Dispo regel­mäßig nutzen, aufs Jahr gerechnet mehr bezahlen müssen als für ein Stan­dard­konto mit deutlich höherem Dispozins. Aktuelle Konto­führungs­gebühren finden Sie in unserem Girokonten-Vergleich.

Wenige Banken haben den Dispozins erhöht

Obwohl das allgemeine Zins­niveau gleich­bleibend nied­rig ist, gibt es auch eine Zins­steigerung. Signifikant erhöht hat die Zinsen die Raiff­eisen­bank im Nürn­berger Land von 10,25 Prozent auf 11,32 Prozent.

Banken dürfen nicht will­kürlich an den Dispozinsen herum­schrauben. Seit Juni 2010 ist es Vorschrift, den Dispozins an einen Referenz­wert zu koppeln, wenn eine Zins­änderung ohne Benach­richtigung des Kunden wirk­sam werden soll.

Ein üblicher Referenz­wert ist der Drei-Monats-Euribor, der Zins­satz, zu dem sich euro­pä­ische Banken mit sehr guter Kreditwürdig­keit unter­einander Geld leihen. Der Drei-Monats-Euribor krebst seit Langem auf nied­rigstem Niveau herum.

Es gab auch Zins­senkungen

Fünf Banken haben seit dem 1. September 2021 den Dispozins um mehr als 1 Prozent­punkt gesenkt. Am güns­tigsten ist die Deutsche Skat­bank: 0 Prozent beim Konto­modell Flat und 4,00 Prozent beim Modell Trumpf.

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Antefix am 14.07.2017 um 19:41 Uhr
Ein Zwischenbericht

Die Postbank wurde zwischenzeitlich zwar noch nicht verkauft, ist aber Gebührennehmer-Vorbild geblieben. Zwar bin ich noch geblieben wegen der Daueraufräge und des einwandfrei aufgestellten Onlinebankings (was sich nicht überall gekonnt darstellt). Doch bald nach dem letzten Chat hier fiel mir eines der wiederholten Kontoeröffnungsangebote der Commerzbank (gleicher Vorteil: mit Geschäfsstellen im Ort) auf.
Die Konto-Etablierung war nur online möglich und hat eine ziemliche Weile bis ins neue Jahr gedauert, wurde neben bisher unangefochtener Kostenlosigkeit aber auch mit Transparenz und durchdachter Kontoführungs-Website belohnt, Kontoauszüge kommen sogar monatlich postalisch ins Haus (während die PoBa ja auch für'n Automatenausdruck löhnen lässt). Ach ja, und nachdem ich in den ersten Monaten brav fünf, sechs Tank- und Restaurantrechnungen per ComBa-Girokarte beglichen hatte, flatterten noch zwei Hunnies ins Haus... Was will man mehr in sonst so dunklen Bankgeschäftszeiten ?

Franz.H.aus.A am 14.07.2017 um 14:43 Uhr
Sparkasse Aachen

Nach über 20 Jahren teuer Kunde
Es ist nicht Möglich mit der Sparkasse Aachen zu verhandel !
Dispo weit über 11 %
Habe mehrfach versucht !!!!!!
Bleibt nur Kündigen !

Profilbild Stiftung_Warentest am 29.08.2016 um 13:06 Uhr
N26 Startup / Konditionen

Vielen Dank für Ihre Anregung, die ich gern im Hause weiterleite. (maa)

Xander1941 am 28.08.2016 um 08:37 Uhr
Start-Up mit unklaren Konditionen

Ich möchte an dieser Stelle auf ein Start-Up hinweisen, dass mit vermeintlich günstigen Konditionen in der Internet-Community auftritt: N26.com.
Konto, MasterCard, Maestro-Karte und der Zahlungsverkehr sind "kostenlos". Eine begrenzte Anzahl von Abhebungen an Geldautomaten inklusive. Einzahlen ist nur kostenlos bis 100€ bei "CASH26-Partnern" (vorweigend Supermärkte) 1x im Monat möglich, danach wirds happig. Der Dispokredit wird mit einem "fairen" Sollzins von 8,9% beworben.
Das Preisverzeichnis ist unvollständig. Gebühren für Überweisungen in Ausland sowie Verfügen mit der Master-Card außerhalb des Euro-Raums werden nicht aufgeführt.
Eine klassische Bank-Card gibt es nicht, die Maestro ist an vielen Stellen in D, die nur Girocard, Girogo und Eufiserv supporten, nicht nutzbar. Für den Zahlungsverkehr müssen Banking und PushTan auf dem selben Endgerät ausgeführt werden.

Antefix am 19.08.2016 um 18:33 Uhr
Postbank vor dem eigenen Verkauf als Trendsetter ?

1,90 € will sie jetzt monatlich haben. Auch bei straffem Onlinegeschäft. Dass es ihr einmal lukrativ erschien, wenn bzw. weil i.d.R. genügend Sichteinlagen unbewegt auf dem Konto verblieben, wird jetzt allein des Kontoinhabers Problem - trotz seiner inzwischen gut funktionierenden Bewältigung des üblichen Bankings anstelle früherem Aufwand mit Datenträger-Postbriefen oder Absolvieren der Warteschlange am Post(bank)schalter. Opas oder Mütterchens Späteinstieg in die Internetwelt erst nach der Jahrhundertwende hat sich also nicht gelohnt, wird ihnen jetzt wie Strafe erscheinen, weil's am Schalter sogar zwei Euro mehr, oder wie ganz früher fast acht gefühlte D-Mark im Monat kosten soll. -- Spätestens seit 2008 wissen wir aber, dass gute Konsumerbanken gutes Geld eher marktwirtschaftlich, d.h. durch gekonntes Management erwirtschaften. Ich werde gleich mal im TEST-Vergleich nachsehen, wer mir nach 44 PoBa-Jahren weiterhin kein Extrageld für pflichtgemäßes Normalbanking abknöpfen will.