Schadstoffe können den Genuss von Tomaten in Öl verderben. Einige der untersuchten Produkte sind erheblich belastet.
Testergebnisse für 17 Getrocknete Tomaten in Öl 06/2017
Gläser, gefüllt mit Öl und getrockneten Tomaten umgedreht auf den Deckel gestellt – wer macht denn so was? Die Prüfer der Stiftung Warentest. Zehn Tage lagerten sie die Gläser unserer Testauswahl überkopf bei Raumtemperatur, um deren Inhalt dann auf unerwünschte Weichmacher zu untersuchen. Die Stoffe machen Deckeldichtungen geschmeidig, die aus PVC bestehen. Verschlüsse schließen so besser. Kommen ölige Lebensmittel mit einem solchen Deckel in Berührung, können sich die Weichmacher lösen und ins Produkt gelangen, vor allem ins Öl. Je länger der Kontakt, desto mehr Weichmacher können übergehen.
Trotz des Kopfstands: In 9 der 17 Produkte waren keine Weichmacher nachweisbar. In 6 fanden wir nur geringe Gehalte – höhere lediglich in 2. Das ist ein erfreuliches Ergebnis und kein Vergleich zum Würzsoßentest von 7/2007. Damals waren die Weichmachergehalte in 18 der 25 Soßen sehr hoch, oft in gesundheitsgefährdenden Mengen. Es tut sich also was unterm Deckel: Positives.
Allerdings stießen wir dreimal auf deutliche Mengen anderer, teils krebserregender Schadstoffe: Mineralölbestandteile, polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe (PAK) und Glycidyl-Ester.
Zehnmal gute Schadstoffnoten
„Sonnengetrocknet“, „Sonnengereift und handgepflückt“ werben manche Anbieter auf den Gläsern. Ob das stimmt, haben wir nicht geprüft. Wir können aber sagen: Schadstoffe sind für zehn Produkte kein Problem. Sie schneiden im Check gut ab. Knapp vorn liegen die Tomaten der Marke Bio-Zentrale und das Bioprodukt der Drogeriemarktkette dm, gleich dahinter Cucina von Aldi Süd und Rewe Beste Wahl.
Dittmanns Minis und Sera mangelhaft
Zwei Produkte fallen durch: die Mini-Perino-Tomaten von Feinkost Dittmann und die Tomaten von Sera. Dittmanns Tomaten sind weichmacherfrei, enthalten jedoch sehr viel an gesättigten Mineralölkohlenwasserstoffen (Mosh). Manche Mosh können sich in Organen anreichern. Die Europäische Lebensmittelbehörde Efsa schätzt sie als „potenziell besorgniserregend“ ein. Es gibt bisher keine Grenzwerte für Mosh, die Mini-Perino-Tomaten sind aber 22- bis 140-mal stärker belastet als die anderen Produkte. Es geht also auch ohne so viel Mosh. Unser Urteil lautet: mangelhaft.
Die Tomaten in Öl der türkischen Marke Sera sind stark mit verschiedenen Weichmachern belastet. Die einzelnen Gehalte an sich sind gesundheitlich unbedenklich, doch in der Summe liegen sie deutlich höher als in den anderen Produkten (Tabelle Getrocknete Tomaten in Öl) – und sie lassen sich vermeiden. Sera schneidet deshalb im Schadstoff-Check mangelhaft ab. Hinzu kommt: Das Produkt ist deutlich mit PAK belastet.
Knackpunkt Deckel

Fortschritt. Im Vergleich zu früheren Tests fanden wir erheblich weniger Weichmacher in den Produkten. Sie können sich aus Deckeln lösen. © Stiftung Warentest
Ob die Weichmacher bei Sera nur aus dem Deckel stammen, lässt sich nicht eindeutig sagen. Wir haben Deckel, Tomaten und Öl einzeln untersucht. Die Analyse deutet darauf hin, dass die Weichmacher aus dem Deckel kommen. Doch auch andere Eintragswege sind möglich, zum Beispiel, wenn das Öl bei der Produktion in Kontakt mit belasteten Kunststoffen kommt.
Das Produkt der Bio-Marke LaSelva enthält als einziges den Weichmacher DEHP (Diethylhexylphthalat). In Materialien, die mit ölhaltigen Lebensmitteln in Kontakt kommen, ist die Substanz nicht erlaubt. In minimalen Konzentrationen ist sie als technischer Hilfsstoff zugelassen – etwa zur Herstellung von Dichtungen.
Die Konzentration im LaSelva-Deckel liegt im zulässigen Bereich, im Produkt selbst ist der Gehalt mit etwa 1,5 Milligramm pro Glas höher. Eine akute Gefahr für die Gesundheit bedeutet diese Menge nicht. Die täglich tolerierbare Aufnahmemenge für DEHP liegt bei 0,05 Milligramm pro Kilogramm Körpergewicht. Eine 60 Kilo schwere Person könnte also ohne Bedenken täglich den Inhalt zweier LaSelva-Gläser leeren, zum Beispiel in Pastasoße oder als Zutat im Salat. Allerdings nimmt der Mensch DEHP auch aus anderen Quellen auf, beispielsweise über Verpackungen, Griffe oder Hausstaub.
Blauer Dichtungsring fällt positiv auf
Die neun weichmacherfreien Produkte im Test zeigen, dass die Stoffe vermeidbar sind. Es fällt auf, dass sieben von ihnen einen blauen Dichtungsring haben. Laut Prägung im Deckel stammen sie von der Firma Pano aus Itzehoe. Die verwendet nach eigener Aussage weder PVC noch Weichmacher, sondern „thermoplastische Polyolefine, die bereits eine innere Weichmachung besitzen“. Die Nachfrage nach den Deckeln ist groß, die Firma derzeit fast konkurenzlos. Die Anbieter von Antipasti in Öl liegen mit dieser Wahl offensichtlich richtig.
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@MichaelSchmidtberger: Es handelt sich hier tatsächlich um einen reinen Schadstofftest. Von besonderem Interesse war für uns, ob gesundheitsschädliche Weichmacher aus der Deckeldichtungen in das Produkt übergehen. Den Gesamtinhalt haben wir zudem auf krebserregende Mineralölbestandteile und PAK untersucht. (bp)
Leider finde ich es etwas schade, dass, wenn Sie schon getrocknete Tomaten testen, nur ein Aspekt getestet wurde. Wieso wurden beispielsweise die Kategorien sensorische Beurteilung, mikrobiologische Qualität, Verpackung und Deklaration nicht getestet, wie Sie es bei anderen Lebensmitteln auch tun?
Es gibt große Unterschiede im Geschmack. Diese Woche habe ich getrocknete Tomaten gekauft, die total versalzen waren und sichtbare Salzkörner an einigen Tomaten aufwiesen und dennoch war Salz nicht unter den Zutaten aufgeführt.
Warum nicht Silicon vorschreiben für ALLE Deckeldichtungen im Ernährungsbereich - süßer UND saurer Glasinhalt? Wo es z. B. Schnuller NUR NOCH aus Silicon gibt oder Silicon-Formen für den heißen Backofen. Und falls man das wirklich nicht verbieten kann: ins Auge springende p o s i t i v e Info "Deckeldichtung PVC-frei" oder "schadstofffrei". Rollmops, Honig, Babygläschen usw. würde ich viel lieber kaufen...hervorgehoben aufgedruckt BIO oder REGIONAL oder FAIRTRADE o. ä. funktioniert ja!
Gruß
B. M.