Weichmacher und andere Schadstoffe können den Genuss von getrockneten Tomaten in Öl verderben. Wir haben 17 solcher Antipasti-Produkte im Schraubglas auf Schadstoffe getestet: Einige sind erheblich belastet. Zwei Produkte sind mangelhaft, drei nur ausreichend. Immerhin zehn Produkte sind gut, darunter vier von sechs Bio-Produkten (Preise: 0,46 bis 2,67 Euro pro 100 Gramm). Lesen Sie hier, was wir in und unterm Deckel entdeckt haben.
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Testergebnisse für 17 Getrocknete Tomaten in Öl 06/2017Liste der 17 getesteten Produkte
Knackpunkt Dichtungsring
Neben anderen Schadstoffen stehen Weichmacher im Fokus unseres Testes. Sie gelangen über die Umwelt oder Verarbeitungsprozesse in die Nahrung – und über Deckeldichtungsringe, die aus PVC bestehen: Die Stoffe werden dem Kunststoff PVC zugesetzt, um ihn geschmeidiger zu machen – der Deckel schließt so besser. Kommen ölhaltige Lebensmittel mit solchen Dichtungsringen in Kontakt, können sich die Weichmacher herauslösen und ins Produkt gelangen.
Risiko durch dauerhaft hohe Aufnahme
Nach dem Lebensmittelrecht sollen die Gehalte an Weichmachern so gering wie möglich sein. Das heißt für uns: Auch wenn sie kein akutes Risiko für die Gesundheit darstellen, sind sie unerwünscht – und führen teils zu schlechten Noten. Zumal einige von ihnen – falls sie dauerhaft in hohen Mengen aufgenommen werden – gesundheitsgefährdend sein können. Das gilt zum Beispiel für DEHP (Diethylhexylphthalat): Der Weichmacher kann die Fortpflanzungsfähigkeit beeinträchtigen. Außerdem nimmt der Mensch Weichmacher auch aus anderen Quellen auf, etwa über Verpackungen, Handgriffe oder Hausstaub.
Acht Produkte mit Weichmachern
In unserem Würzsoßentest von 2007 stießen wir auf hohe Weichmachergehalte – oft in gesundheitsgefährdenden Mengen. Die gute Nachricht: Im aktuellen Test waren in 9 der 17 getesteten Produkte keine Weichmacher nachweisbar. In 6 fanden wir nur geringe Gehalte – höhere lediglich in 2. Es tut sich also was unterm Deckel. Ein einziges Produkt war deutlich mit DEHP belastet. In einigen Gläsern haben wir Weichmacher gefunden, die weniger kritisch sind.
Es geht auch ohne
Ein Produkt enthielt allerdings gleich mehrere verschiedene Weichmacher. Jeder einzelne Stoff ist für sich genommen gesundheitlich unbedenklich, in der Summe liegen die Gehalte aber deutlich höher als in den anderen getesteten Tomaten in Öl. Zudem lassen sie sich vermeiden, wie die weichmacherfreien Produkte zeigen. Ein Deckelhersteller aus Schleswig Holstein zum Beispiel hat ein Dichtungsmaterial entwickelt, das seiner eigenen Aussage nach ohne PVC und Weichmacher auskommt.
Mineralölbestandteile gefunden
Wir stießen auch auf deutliche Mengen anderer Schadstoffe: Ein Produkt enthält sehr viele Mineralölkohlenwasserstoffe (Mosh). Einige Mosh können sich im Körper anreichern. Die möglichen Folgen sind noch nicht geklärt. In die Nahrung gelangen Mosh beispielsweise über Fette und Öle, die bei der Herstellung mit Schmieröl verunreinigt wurden. Hohe Gehalte sind vermeidbar.
PAK und Glycidyl-Ester nachgewiesen
Auch bei polyzyklischen aromatischen Kohlenwasserstoffen (PAK) wurden wir fündig. Etliche davon wirken krebserregend, fortpflanzungsgefährdend oder genverändernd. Zwei Produkte sind deutlich belastet, halten aber die gesetzlichen Höchstgehalte für PAK in Öl ein. In einem Produkt fanden wir einen hohen Gehalt an Glycidyl-Estern. Sie bilden sich, wenn Fette und Öle raffiniert werden. Im Magen-Darm-Trakt setzen sie das wahrscheinlich krebserregende Glycidol frei.
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@MichaelSchmidtberger: Es handelt sich hier tatsächlich um einen reinen Schadstofftest. Von besonderem Interesse war für uns, ob gesundheitsschädliche Weichmacher aus der Deckeldichtungen in das Produkt übergehen. Den Gesamtinhalt haben wir zudem auf krebserregende Mineralölbestandteile und PAK untersucht. (bp)
Leider finde ich es etwas schade, dass, wenn Sie schon getrocknete Tomaten testen, nur ein Aspekt getestet wurde. Wieso wurden beispielsweise die Kategorien sensorische Beurteilung, mikrobiologische Qualität, Verpackung und Deklaration nicht getestet, wie Sie es bei anderen Lebensmitteln auch tun?
Es gibt große Unterschiede im Geschmack. Diese Woche habe ich getrocknete Tomaten gekauft, die total versalzen waren und sichtbare Salzkörner an einigen Tomaten aufwiesen und dennoch war Salz nicht unter den Zutaten aufgeführt.
Warum nicht Silicon vorschreiben für ALLE Deckeldichtungen im Ernährungsbereich - süßer UND saurer Glasinhalt? Wo es z. B. Schnuller NUR NOCH aus Silicon gibt oder Silicon-Formen für den heißen Backofen. Und falls man das wirklich nicht verbieten kann: ins Auge springende p o s i t i v e Info "Deckeldichtung PVC-frei" oder "schadstofffrei". Rollmops, Honig, Babygläschen usw. würde ich viel lieber kaufen...hervorgehoben aufgedruckt BIO oder REGIONAL oder FAIRTRADE o. ä. funktioniert ja!
Gruß
B. M.