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Ob Abnehm-Coach oder Medikamenten-Manager – Gesundheits-Apps können motivieren und unterstützen. Die hilfreichen unter den Handy-Programmen zählen Kalorien, erinnern an fällige Medikamente oder helfen dabei, das lästige Qualmen endlich aufzugeben. Doch was passiert mit den Nutzer-Angaben? Und wer steht überhaupt hinter den Gesundheits-Programmen? test hat 24 Gesundheits-Apps unter die Lupe genommen – jeweils 12 für die Betriebssysteme Android und iOS.
Liste der 24 getesteten Produkte
Kleine Programme, große Hoffnungen
Bringen Gesundheits-Apps überhaupt etwas? Die Perspektiven sind da: Jeder fünfte Deutsche nutzt Gesundheits-Apps. 42 Prozent der Männer und 30 Prozent der Frauen verhalten sich deswegen nach eigenen Angaben gesundheitsbewusster. Auch politisch stecken große Hoffnungen in den kleinen Hilfsprogrammen. Sie sollen langfristig den Kostenanstieg im Gesundheitssektor senken, die Kommunikation zwischen Arzt und Patienten erleichtern. Britische Hausärzte können Apps seit 2012 beispielsweise als Gesundheitsmaßnahme verschreiben. Das Problem: Noch gibt es nicht viele hochwertige Gesundheits-Apps. Welche Apps zu den empfehlenswerten zählen, verrät die Test-Tabelle.
Viel Auswahl, wenig Transparenz
Rund 97 000 Apps mit Gesundheitsbezug wurden im März 2013 auf den führenden Downloadportalen angeboten. Etwa 1 000 kommen jeden Monat hinzu. Die hilfreichen unter den Handy-Programmen zählen Kalorien, erinnern an fällige Medikamente oder helfen, den Blutzuckerspiegel zu überwachen. Neben dem praktischen Nutzen ist aber auch entscheidend, dass der Anwender seine Daten sicher weiß und sich im Klaren ist, wem er sensible Daten anvertraut. Hier können einige Apps nicht überzeugen.
Keine App ist sehr gut
Kein Programm schneidet sehr gut ab. Sechs sind gut, sie punkten mit Benutzerfreundlichkeit und vielen Funktionen. Von den Apps zum Thema „Rauchen aufgeben“ kommt keine über ein Befriedigend hinaus. Als Defizit fast aller getesteten Handy-Helferlein erwies sich die Transparenz – oft fehlte etwa ein Impressum. Auch Datenschutz erwies sich bei einigen Test-Kandidaten als großes Problem. Vier Apps übertragen Nutzerdaten unverschlüsselt. Fremde könnten die Daten mit dem entsprechenden Know-how problemlos abfangen, sich selbst einloggen und das Nutzerkonto übernehmen.
Wer hat’s erfunden?
Hinter vielen Gesundheits-Apps stehen Pharmakonzerne. Aus dem Namen des jeweiligen App-Anbieters geht dies nur selten hervor. Fehlt in diesen Fällen auch ein Impressum, hat der Nutzer keine Chance zu erfahren, wem er Angaben wie Gewicht, Geburtsdatum oder regelmäßig eingenommene Medikamente anvertraut. Neben den Apps vertreiben einige Anbieter auch medizinisches Zubehör wie zum Beispiel Blutzuckermessgeräte oder Körperwaagen. Diese können – per Kabel oder via Funk beziehungsweise Bluetooth – mit dem Smartphone verbunden werden. Praktisch: Der Anwender muss die gemessenen Werte nicht manuell eintragen. Die Apps übernehmen sie automatisch. Ein Grund mehr, warum der Nutzer wissen sollte, mit wem er seine Daten austauscht.
Kritisch sein und absichern
Aus den eingegebenen Daten können Unternehmen theoretisch auch ein Nutzerprofil erstellen. Um dem vorzubeugen, empfiehlt sich die genaue Prüfung der App schon vor dem Download. Details zum Umgang mit Kundendaten sollten in der Beschreibung der App im jeweiligen App-Store zu finden sein. Auch das Impressum sowie Angaben zu Quellen und Qualifikation des Autors platziert ein vertrauenswürdiger Anbieter schon hier. Fehlen diese Angaben, ist der Download entsprechend riskant.
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Finde es auch immer ärgerlich, wenn die kostenpflichtigen Apps keine Testversionen anbieten, die Katze im Sack zu kaufen geht auch mit online Bewertungen öfter schief. Und dass sich Laien zu sehr auf die Tipps dort verlassen ist auch sehr bedenklich.
Also ich finde es sehr Hilfreich!
@jgoetze: Im "So haben wir getestet" schreiben wir „Identifizierten wir im Datenstrom für den Betrieb der App unnötige Daten, lautete das Urteil kritisch.“. Entsprechend bewertete Apps senden also Daten über den Nutzer an den Anbieter oder an Dritte. Diese Daten bilden i. d. R. das Nutzungsverhalten ab, über das langfristig sehen Profile gebildet werden können, d. h. der Nutzer wird identifizierbar.
Bei den sehr kritischen Apps FatSecret und QuitNow Pro sind wir im Artikel detailliert auf die Probleme eingegangen, bspw. wegen einer unverschlüsselten Kommunikation. Wir hoffen unsere Bewertung hiermit besser verständlich gemacht zu haben. (BP)
Sinn und Unsinn solcher Apps muss jeder für sich selbst bewerten. Aber ein Test, der mir verrät, dass beispielsweise eine App aus Datenschutzsicht unter Android kritisch zu sehen ist, bei iOS aber nicht, ohne zu verraten wieso und was man dabei festgestellt hat, ist schon traurig. Was genau sind denn die Bedenken und was hat man da festgestellt? War die Kommunikation unverschlüsselt oder hat die App alle verfügbaren Daten aus dem Smartphone abgesaugt? Test-Transparenz wäre schon wünschenswert. So habe ich für Null Erkenntnisgewinn 2 Euro bezahlt... die meisten getesteten Apps sind wenigstens kostenlos.
Gute oder schlechte App? Was heißt das?
Ob man eine App als nützlich einschätzt, hängt i. d. R. davon ab, ob sie das leistet, was der Nutzer von ihr erwartet, das gilt auch für HealthApps. Und davon kann sich jeder - nach dem Download - relativ einfach selbst überzeugen. Bei kostenpflichtigen Gesundheits-Apps ist das allerdings ein Problem, man muss sich auf die Beschreibung verlassen! Aber selbst wenn eine App dann das tut, was sie soll, weiß man häufig immer noch nicht, ob die Gesundheitstipps und Angaben vertrauensvoll, aktuell und unabhängig sind. Initiative Präventionspartern, Dr. Ursula Kramer