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Schokolade macht schlau, Honig ist gesünder als Zucker, Nüsse essen verlängert das Leben: Nicht immer ist richtig, was als erwiesen gilt. Und manchmal trifft zu, was unvorstellbar scheint. Die Gesundheitsexperten der Stiftung Warentest haben zehn Ernährungsmythen auf den Prüfstand gestellt und verraten, welchen Weisheiten Sie trauen können.
Schokolade macht schlau

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Schön wärs. Doch ganz so einfach ist es nicht. Amerikanische Wissenschaftler fanden heraus: Testpersonen, die mindestens einmal in der Woche Schokolade aßen, schnitten bei Gedächtnis- und Konzentrationstests etwas besser ab als Probanden, die seltener oder nie Schokolade naschten. Die Forscher vermuteten, bestimmte in Schokolade enthaltene Antioxidantien, Kakaoflavanole, könnten dafür verantwortlich sein. Die Studie gibt ihre Schlussfolgerung allerdings nicht her. Unklar ist zum Beispiel, welche Menge an Schokolade die Probanden aßen und ob sie Milch-, dunkle oder sogar weiße Schokolade wählten – weiße enthält gar keinen Kakao und somit auch keine Flavanole. Außerdem hatte etwa jeder dritte Proband zuvor zusätzlich einen Intelligenztest absolviert, ein Zusammenhang zwischen diesen Testergebnissen und dem Schokoladenkonsum zeigte sich jedoch nicht. Es ist also keineswegs nachgewiesen, dass die besseren Gedächtnis- und Konzentrationsleistungen dem Schokoladenkonsum zuzuschreiben sind.
Tipp: Essen Sie statt Milch- lieber dunkle Schokolade. Sie enthält weniger Zucker und mehr Theobromin und Koffein – zwei kurzzeitig wirkende Muntermacher.
Probiotische Joghurts helfen bei Demenz

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Das ist nicht belegt. Aber: Erste Studienergebnisse deuten darauf hin, dass sich eine Verbesserung der Darmflora positiv auf die Gehirnfunktionen auswirken könnte. Die Studienlage ist jedoch noch dünn; eine Untersuchung iranischer Wissenschaftler der Universität von Kaschan erst der Anfang. Sie teilten schwer an Demenz erkrankte Patienten in zwei Gruppen ein: Den einen servierten sie täglich ein probiotisches Milchgetränk, den anderen zum Vergleich ein Milchgetränk ohne Probiotika. Bei Tests verschiedener Gehirnfunktionen schnitten diejenigen minimal besser ab, die probiotische Bakterien erhalten hatten. An der Studie nahmen aber lediglich 60 Probanden teil, und sie lief nur über zwölf Wochen. Ob eine längere Gabe von probiotischen Lebensmitteln – eventuell auch in einem frühen Stadium der Demenz – den Unterschied erhöhen kann, müsste also weiter untersucht werden.
Tipp: Den besten Schutz vor Demenz bietet ein geistig und körperlich aktiver Lebensstil, das ist wissenschaftlich bewiesen. Wer seinem Magen-Darm-System Gutes tun will, etwa Verstopfung vorbeugen, kann zu jedem Naturjoghurt greifen – vorausgesetzt er enthält viele lebende Bakterien.
Honig ist gesünder als Zucker

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Nein. Bisher liegen keine wissenschaftlichen Studien vor, die Honig-Liebhabern dieses wünschenswerte Ergebnis bestätigen könnten. Zwar ist Honig ein von Bienen gewonnenes, natürliches Süßungsmittel, doch genau wie Haushalts- oder Kristallzucker besteht er hauptsächlich aus Einfachzuckern, die unser Körper schnell aufnimmt. Der Zuckerspiegel im Blut steigt, der Körper muss mehr Insulin produzieren, Heißhungerattacken können die Folge sein. Die gesundheitsfördernde Wirkung des Honigs wird den bioaktiven Stoffen – bestimmten Antioxidantien und Enzymen – zugesprochen, die er enthält. Doch es gibt keine belastbaren Studien dazu. Die in geringen Mengen enthaltenen Proteine, Vitamine und Mineralien leisten keinen wirksamen Beitrag zur Deckung des täglichen Bedarfs.
Tipp: Setzen Sie Honig nur sparsam ein – wie Zucker. Beide sind reich an Energie. Zu viel davon kann Übergewicht und Fettleibigkeit fördern. Mit dem Gewicht steigen die Risiken für Bluthochdruck, Herzinfarkt, Schlaganfall und Typ-2-Diabetes. Süßes fördert zudem die Entstehung von Karies.
Ein Ei pro Tag ist schädlich

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Nein. Wer gesund ist, darf täglich ein Ei essen. Wissenschaftler haben mithilfe großer Metaanalysen den schlechten Ruf der Eier entkräftet. Eine Metaanalyse fasst die Ergebnisse aller Studien zu einem Thema zusammen. Die Sorge, dass Eier den Cholesterinspiegel im Blut steigen lassen, für verkalkte Arterien sorgen und so das Risiko für Schlaganfälle und Herz-Kreislauf-Erkrankungen erhöhen, gehört der Vergangenheit an. Zwar enthalten Eier viel Cholesterin, mittlerweile weiß man aber: Über die Nahrung aufgenommenes Cholesterin hat bei Gesunden nur einen geringen Einfluss auf den Blut-Cholesterinspiegel. Zugleich sind Eier eine gute und preisgünstige Quelle unter anderem für B-Vitamine, Vitamin A und D, Eisen und Selen. Auch die Deutsche Gesellschaft für Ernährung hat ihre Regeln für eine gesunde Ernährung angepasst: Den früheren Rat, Eier nur in Maßen zu verzehren, hat sie inzwischen gestrichen.
Tipp: Diabetiker und Menschen, die bereits einen zu hohen Cholesterinspiegel haben, sollten weiterhin vorsichtig sein und sich am besten auf höchstens zwei Eier pro Woche beschränken.
Glutenfreie Ernährung ist besonders gesund

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Nein. Wer nicht unter der Autoimmunkrankheit Zöliakie leidet, hat von einer glutenfreien Ernährung keinen Vorteil. Amerikanische Forscher haben die Daten von mehr als 110 000 Probanden ausgewertet, die in Langzeitstudien zu ihren Ess- und Trinkgewohnheiten befragt wurden. Erhoben wurde auch, dass mehr als 6 500 Probanden im Untersuchungszeitraum einem Herzinfarkt erlagen. Die Forscher stellten fest: Teilnehmer, die besonders viele Vollkornprodukte und damit viel Gluten zu sich nahmen, hatten eine um 15 Prozent geringere Wahrscheinlichkeit, einen Herzinfarkt zu erleiden als Probanden, die besonders wenig Gluten aßen. Denn: Wer sich glutenfrei ernährt, verzichtet in der Regel auch auf gesunde Vollkornprodukte. Deren Genuss wirkt sich aber unter anderem positiv auf Herz- und Blutgefäße aus. Mehr zum Thema in unserem Special Gluten: Wer das Getreide-Eiweiß meiden sollte.
Tipp: Essen Sie bewusst Vollkornprodukte. Gerade Kinder sollten nicht grundlos auf Gluten verzichten. Falls Sie glauben, eine Gluten-Sensitivität zu haben, sollten Sie mit Ihrem Arzt sprechen, bevor Sie die Ernährung umstellen.
Ein paar Nüsse am Tag verlängern das Leben

Nüsse. Sie enthalten viel Gesundes, aber auch viel Fett. Eine Handvoll am Tag reicht aus. © Getty Images / Cultura

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Wissenschaftlich nicht bewiesen. Zwar sind Nüsse gesund – aber wirken sie auch lebensverlängernd? Norwegische Wissenschaftler machten sich auf die Suche nach belastbaren Studien, die den Zusammenhang zwischen dem Verzehr von Nüssen und Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Krebs und anderen Todesursachen untersuchten. Die Forscher fanden 20 verlässliche Beobachtungsstudien und analysierten die Ergebnisse. Ihre Schlussfolgerung: Wer eine Handvoll Nüsse am Tag isst, vermindert das Risiko von Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Krebs und vorzeitigem Tod durch Diabetes und Atemwegserkrankungen. Dass die positiven Effekte für die Gesundheit tatsächlich ausschließlich mit dem täglichen Nusskonsum zusammenhängen, konnten die Forscher allerdings nicht beweisen. Es ist etwa möglich, sogar wahrscheinlich, dass Menschen, die täglich eine Handvoll Nüsse essen, auch sonst einen gesünderen Lebensstil pflegen als andere – zum Beispiel mehr Sport treiben, seltener übergewichtig sind, weniger Alkohol trinken oder weniger rauchen. Dieser grundsätzliche Unterschied wurde aber in keiner der analysierten Studien berücksichtigt.
Tipp: Nüsse enthalten viel Gutes. Sie sind reich an einfach und mehrfach ungesättigten Fettsäuren und B-Vitaminen. Gleichzeitig bringen sie aber ordentlich Kalorien und Fett mit sich. Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung empfiehlt, täglich eine Handvoll Nüsse zu essen – etwa 25 Gramm. Das ist ideal für Gesundheit und Linie zugleich.
Fertiger Salat aus der Tüte ist ungesünder als lose Ware

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So pauschal lässt sich das nicht sagen. Richtig ist aber: Der austretende Saft von bereits geschnittenen und verpackten Salatblättern, der Zellsaft, bietet Keimen einen idealen Nährboden. Britische Wissenschaftler haben mehrere Versuche durchgeführt, in denen sie den Salat mit Salmonellen versetzten. Über kurz oder lang vermehrten sich die Bakterien stark – egal ob im Kühlschrank, bei Zimmertemperatur oder bei 37 Grad Lufttemperatur. Und: Je mehr Saft vorhanden war, desto mehr Bakterien fanden die Forscher darin. Problematisch ist vor allem, dass Keime im Salat in der Regel nicht zu sehen oder zu schmecken sind und man sie nur schwer wieder los wird. Auch die Stiftung Warentest hat abgepackte Salate bereits genauer unter die Lupe genommen. Wir wiesen vor allem Verderbniskeime wie Hefen oder Darmbakterien in erhöhter Zahl nach. Die Zahl stieg noch einmal sprunghaft an, wenn der Salat in den drei Tagen vor dem angegebene Verbrauchsdatum nicht gekühlt worden war.
Tipp: Lagern Sie jeden Salat nach dem Einkauf gut gekühlt und brauchen Sie ihn zeitnah auf. Tütensalat ist besser als keiner. Waschen Sie auch küchenfertigen Salat gründlich unter fließendem Wasser ab.
Auch mit einer fettreichen Diät kann man abnehmen

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Ja, das kann man. Menschen, die Gewicht verlieren wollen, müssen vor allem eines beachten: dass sie weniger Energie über die Nahrung aufnehmen, als sie verbrauchen. Zum Beispiel bestätigte das 2016 eine klein angelegte Studie norwegischer Forscher. Sie zeigten, dass es bei einer Diät offenbar keine Rolle spielt, ob die Kalorien aus vorwiegend fettreichen oder kohlehydratreichen Lebensmitteln stammen. Im Ergebnis verloren alle Probanden an Gewicht, zusätzlich sanken neben dem Blutdruck weitere Risikofaktoren für Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Allerdings nahmen an der zwölfwöchigen Untersuchung lediglich 38 Männer teil. Und: Um längerfristige Auswirkungen von unterschiedlichen Diäten auf das Körpergewicht und auf die Gesundheit, etwa das Herz-Kreislauf-System, zu untersuchen, sind weitere, umfassende Studien notwendig.
Tipp: Wenn Sie abnehmen und Ihr Wunschgewicht langfristig halten wollen, sollten Sie auf eine ausgewogene Ernährung achten. Integrieren Sie in Ihren Alltag auch ausreichend Bewegung: Neben echten Sporteinheiten hilft es zum Beispiel, statt ins Auto immer mal wieder aufs Fahrrad zu steigen oder die Treppe dem Fahrstuhl vorzuziehen. Was von Fastenkuren zu halten ist, beleuchten wir in unserem Special Fasten: Welche Kur bringt was?
Die Kombination von Alkohol und Energydrinks ist riskant

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Das stimmt. Kanadische Wissenschaftler haben alle bis zum Jahr 2016 vorliegenden Studien zu diesem Thema analysiert. Die überwiegende Zahl der Untersuchungen kam zu dem Schluss: Aufputschend wirkende, koffeinhaltige Energydrinks mit Alkohol zu mischen ist keine gute Idee. Offenbar steigert die Kombination von Koffein und Alkohol das Unfallrisiko. Suchtexperten nehmen an, dass koffeinhaltige Getränke den Rauscheffekt von Alkohol überdecken. Man fühlt sich weniger schnell betrunken, trinkt im Zweifel mehr und ist eher dazu bereit, Risiken einzugehen – etwa betrunken Auto zu fahren.
Tipp: Trinken Sie Energydrinks, wenn überhaupt, nur gelegentlich und in Maßen. Kinder, Schwangere, Stillende und koffeinempfindliche Menschen sollten ganz darauf verzichten. Energydrinks enthalten viel Zucker und wirken harntreibend. Beim Sport gleichen sie den Flüssigkeitsverlust durch das Schwitzen nicht aus.
Musik beeinflusst unseren Geschmackssinn

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Möglicherweise. Viele Faktoren beeinflussen die Geschmackswahrnehmung – auch Musik könnte dazugehören. Internationale Forscher ließen 340 Freiwillige zweimal den Geschmack desselben Biers beurteilen. Einmal lauschten die Probanden fröhlicher Musik, einmal basslastiger Musik mit schrägen Tönen. Mit fröhlicher Musik schmeckte ihnen das Bier süßer, mit basslastiger fanden sie es bitterer und schätzten den Alkoholgehalt höher ein.
Tipp: Ob mit Musik oder ohne – ein schön gedeckter Tisch, Zeit und Ruhe beim Essen steigern Appetit und Genuss.
Frisch aus dem test.de-Shop: „Schokolade macht schlau“

Neugierig auf mehr? Mehr als 60 Mythen aus Medizin und Ernährung stellt die Stiftung Warentest im neuen Buch Schokolade macht schlau vor: Experten des belgischen Zentrums für Evidenzbasierte Medizin prüften ihren Wahrheitsgehalt. 224 Seiten, 14,90 Euro (zu bestellen im test.de-Shop).
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Ich denke, diese Ausführungen lassen sich nicht verallgemeinern. Wenn S i e damit Erfolg haben, ist das schön - es muss aber nicht für alle anderen gelten. Wer z.B. schon mal einen Schlaganfall hatte, ist geradezu darauf angewiesen, schädliche Faktoren (Kohlehydrate, insbesondere jede Art von Zucker; gesättigte Fette wie in Fleisch enthaltene) so weit wie möglich auszuschalten und stattdessen mehr Protein und ungesättigte Fette (insbesondere Omega-3-Fette wie in Fisch und Rapsöl enthalten) zu sich zu nehmen. Das wirkt dem Bluthochdruck entgegen. Viel Bewegung (z.B. Laufen, Nordic Walking, Schwimmen, Radfahren) verbessert auch die körperliche Leistungsfähigkeit und das Wohlbefinden. Ich selbst habe auf diese Weise in 6 Monaten 12 kg verloren und fühle mich pudelwohl - und dieser Gewinn an Lebensqualität ist unbezahlbar, speziell wenn man schon älter ist.
Wer sich mal eine Zeit lang bewusst ungesund mit Pommes, Pizza und Co. ernährt hat und anschließend sehr „clean“, hat überhaupt keinen Hunger mehr auf diese Dinge. Ich halte ein Verhältnis von 80 % gesund zu 20 % vermeidbaren Lebensmittel für vertretbar.
... ich esse, was mir gefällt und mir schreibt niemanden was vor, was ich zu essen habe oder nicht.
Ich höre dabei ganz auf meinen Bauchgefühl und esse Pommes, Pizza, Pasta und Co.
Alles in Maßen und SEHR abwechslungsreich! Obst und Gemüse ist auch dabei. Diätprodukte (Light-Produkte) meine ich ganz. Ist für mich augenwischerei.
Meldungen wie diese https://www.merkur.de/leben/gesundheit/darum-sind-bananen-schlimmste-fruehstueck-zr-8339317.html kann man ebenso getrost IGNORIEREN !