Viele Pendler fluchten, als wegen des Lokführer-Streiks die Züge ausfielen. Aber auch volle Bahnen können Nerven rauben. Dennoch lohnt es sich, jeden Tag mit öffentlichen Verkehrsmitteln zur Arbeit zu fahren: Es ist besser für die Figur, als ins Auto zu steigen. Wer Bahn und Bus nimmt, kann auf diese Weise sogar ähnlich profitieren wie Kollegen, die zur Arbeit laufen oder radeln. Das legt eine im British Medical Journal veröffentlichte Studie mit 7 500 befragten Briten nahe.
Radfahrer und Fußgänger sind schlanker als Autofahrer
Die Forscher untersuchten im Rahmen der repräsentativen Befragung, wie sich die Wahl des Verkehrsmittels auf das Körpergewicht auswirkt. Dafür machten die Befragten Angaben zu ihrem Arbeitsweg und ließen ihren Body Mass Index (BMI = Gewicht durch Körpergröße zum Quadrat) oder ihren Körperfettanteil bestimmen. Wenig überraschend: Diejenigen, die zu Fuß zur Arbeit gehen oder mit dem Fahrrad fahren, hatten einen niedrigeren BMI als diejenigen, die dafür ein Auto oder ein anderes motorisiertes Fahrzeug benutzen.
Nutzer öffentlicher Verkehrsmittel profitieren ähnlich
Doch das interessanteste und vielleicht wichtigste Ergebnis der Studie: Auch diejenigen, die mit öffentlichen Verkehrsmitteln zur Arbeit gelangen, tun wohl etwas für ihre Figur. Ihr BMI lag in der Studie nämlich überraschenderweise rund einen Punkt niedriger als bei Autofahrern – genauso wie bei Radfahrern und Fußgängern. Männer wogen im Schnitt drei Kilogramm weniger, Frauen zweieinhalb. Die Ergebnisse änderten sich auch nicht, als die Forscher weitere Einflussfaktoren wie Alter, Ernährung und sportliche Aktivitäten herausrechneten.
Bewegung auf dem Weg zur Haltestelle
Eine mögliche Erklärung: Bus- und Bahnfahrer bewegen sich auf dem Weg zur Haltestelle und beim Umsteigen. Das bestätigt eine ältere US-amerikanische Studie, wonach Pendler, die öffentliche Verkehrsmittel nutzen, im Schnitt 19 Minuten täglich zu Fuß gehen. Mehr als ein Viertel der über 3 000 Studienteilnehmer erreichte allein dadurch das Mindestmaß an körperlicher Aktivität, das die Weltgesundheitsorganisation (WHO) empfiehlt: an fünf Tagen in der Woche mindestens eine halbe Stunde. Dass selbst wenig Bewegung die Lebenserwartung erhöht, nämlich 15 Minuten zügiges Gehen an sechs Tagen der Woche, ergab eine frühere Studie, über die test.de berichtete.
Tipp: Wenn Sie am Bahnhof zwischen Fahrstuhl, Rolltreppe oder Treppe wählen können, nehmen Sie die Treppe. Jede regelmäßige Bewegung, die Sie in Ihren Alltag integrieren, wirkt sich positiv auf Ihr Körpergewicht aus und hilft, Ihre Fitness zu verbessern.
Nur 14 Prozent der Deutschen fahren mit Bus und Bahn zur Arbeit
Umfrage Arbeitsweg
Wie kommen Sie in der Regel zur Arbeit?
Die Beobachtungen der britischen Forscher geben einen Hinweis auf den positiven gesundheitlichen Effekt, den das Nutzen öffentlicher Verkehrsmittel haben kann. Die Forscher betonen jedoch, dass weitere Studien nötig seien, um den Zusammenhang mit Sicherheit beweisen zu können – am besten Langzeitstudien. Bei der britischen Befragung kam allerdings heraus, dass etwa drei Viertel der Befragten – Männer etwas häufiger als Frauen – mit dem Auto oder einem motorisierten Zweirad zur Arbeit kommen. Rund 14 Prozent der Männer und 17 Prozent der Frauen gehen zu Fuß oder radeln und nur rund zehn Prozent nutzen öffentliche Verkehrsmittel – obwohl der Großteil der Befragten in städtischen Gegenden wohnt. Deutsche Pendler sind nur unwesentlich aktiver: Laut Zahlen des Statistischen Bundesamts aus dem Jahr 2012 fahren hierzulande zwei Drittel mit dem Auto und nur 14 Prozent mit öffentlichen Verkehrsmitteln.
Tipp: Wenn der Weg zum nächsten U- oder S-Bahnhof zu Fuß zu lange dauert, nehmen Sie das Rad. Damit kommen Sie nicht nur regelmäßig in Bewegung, sondern sparen womöglich auch Zeit: Radfahrer müssen nicht auf Busse warten oder einen Parkplatz suchen. Benutzen Sie aber ein gutes Fahrradschloss, damit Ihr Rad keinem Dieb zum Opfer fällt. Schützen Sie sich in öffentlichen Verkehrsmitteln vor Erkältungsviren, indem sie möglichst keine Haltestangen und Griffe anfassen. Am Ziel angekommen, waschen Sie sich die Hände mit Seife.