Bart liegt im Trend: Auch immer mehr junge Männer tragen einen. Verunsicherung erwuchs jüngst aus US-Medienberichten. Haare im Gesicht sind Bakterienherde, warnten die Macher darin. Doch sind Bärte wirklich unhygienisch? Ist ein glatt rasiertes Kinn besser als ein Vollbart? test.de hat recherchiert.
Zweifelhafte Untersuchung
„Einige Bärte sind schmutzig wie Toiletten“ – tönte es kürzlich in einer US-amerikanischen TV-Sendung. Eine Reporterin hatte bei „einer Hand voll zufällig ausgewählter Passanten“ Bartabstriche genommen und in einem Labor auswerten lassen. Das Ergebnis: Unzählige Bakterien tummelten sich in den haarigen Gesichtern, sogar Darmkeime. Der Befund schlug Wellen bis nach Deutschland. Müssen sich Bartträger sorgen?
Der Alltag hinterlässt Spuren im Bart
Nicht, wenn sie ihren Bart pflegen. Wissenschaftler bestätigen den Alarm aus dem US-Fernsehen nicht. Zwar kann sich im Laufe des Tages in Barthaaren einiges absetzen, was da nicht hingehört, etwa Brotkrümel, Soßenreste, Schweiß. Und beim gedankenlosem Zwirbeln mit ungewaschenen Händen kommen noch Keime dazu. Aber: Dass Keime in Bärten generell besser gedeihen als auf anderen Stellen der Haut, trifft nicht zu. Denn Haut produziert Talg, ob behaart oder rasiert. Und wo Talg ist, tummeln sich Keime. „Auch ein Abstrich von einem rasiertem Kinn kann Darmbakterien enthalten. Schließlich haben wir unsere Hände ständig im Gesicht und vorher hatten wir sie vielleicht am Griff einer Toilettentür“, sagt die Dermatologin Maja Hofmann, Oberärztin am Universitätsklinikum Charité in Berlin. Da helfe vor allem eins: Hände waschen.
Nicht mehr Keime als mit glattem Kinn
Die Mär von der extremen Keimbesiedlung in Bärten relativiert ebenfalls eine wissenschaftliche Studie aus den USA von 2014, die deutlich größer angelegt war als das öffentlichkeitswirksame TV-Experiment: Mediziner hatten dafür die Gesichter von 408 männlichen Krankenhausmitarbeitern mikrobiologisch untersucht – einige trugen Bärte, andere nicht. Im Vergleich zeigte sich, dass Männer mit behaartem Gesicht nicht mehr Bakterien umhertrugen als Glattrasierte. Gesundheitliche Risiken gehen von beiden Gruppen nicht aus. Für die normale Keimflora auf der Haut gilt generell: „Sie kann höchstens für Menschen mit Immunschwäche gefährlich werden“, so die Dermatologin Maja Hofmann.
Bart regelmäßig mit Shampoo waschen
Wer Gesichtshaar trägt, egal in welcher Länge oder Form, sollte es täglich waschen. Herkömmliches Shampoo oder auch Duschgel genügen dafür. Bartkämme können die Durchblutung der Haut anregen. Von Bartöl raten Dermatologen ab, es sei denn, die Haut ist besonders trocken. Wer sich rasiert, sollte die Klinge gründlich reinigen oder regelmäßig wechseln, um Keime von dort nicht im Gesicht zu verteilen. Nach der Rasur desinfiziert alkoholhaltiges Rasierwasser. Und: Bartpflege macht nicht nur schön. Sie nutzt auch der Beziehung. Denn wer seinen Bart wäscht, reduziert nicht nur Keime, sondern denkt auch an seinen Partner. Denn durch Küssen können Keime übertragen werden.
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Viele meiner Kolleginnen haben lange Haare, die sich beim Essen immer wieder auf den Teller verirren, auch benutzen diese eine Toilette und zwirbeln gedankenverloren bei der Arbeit ihre Harre. Sind diese genauso betroffen?
@bgehrs: Männer haben im Vergleich zu Frauen eine fettigere Haut. Bartöl ist nach Einschätzung von Dermatologen meist kontraproduktiv, weil es zu noch fettigerer Haut führen kann. Nur für Männer mit sehr trockener oder zu Neurodermitis neigender Haut könnte Bartöl eine Alternative sein. (PF)
"Von Bartöl raten Dermatologen ab [...]"
Warum? Das wird leider keineswegs deutlich und würde mich brennend interessieren.