Neun von zwölf sind gut, darunter sowohl die teuerste als auch die günstigste Creme im Test. Knapp vorn liegt Naturkosmetik von Weleda.
Testergebnisse für 12 Gesichtscremes für Männer 06/2017
Das Duell zwischen Jogi Löw und David Beckham fällt knapp zugunsten des Bundestrainers aus – zumindest wenn es um Gesichtscreme geht. Löw ist Markenbotschafter von Nivea Men. Beckham wirbt für Biotherm Homme. Neben Cremes dieser beiden Marken hat die Stiftung Warentest zehn weitere Gesichtscremes für Männer geprüft. Wir wollten wissen: Wie gut versorgen sie die Haut mit Feuchtigkeit? Halten die Anbieter ihre Werbeversprechen? Und sind kritische Mineralölbestandteile ein Problem?
Gute Pflege muss nicht teuer sein
Preisgünstige Discounterware ließen wir antreten gegen teure Marken- und Apothekenprodukte. Ergebnis des Tests: Alle versorgen die Haut effektiv mit Feuchtigkeit – preiswerte genau so wie teure. Sechs Cremes, die „24 Stunden Feuchtigkeit“ versprechen, schaffen auch das. Neun schneiden insgesamt gut ab, drei befriedigend. Knapp vorn: die Feuchtigkeitscreme für den Mann von Weleda.
Kaum schlechter, aber deutlich billiger sind die Cremes von Aldi Süd und Lidl sowie Balea von dm. Sie bieten gute Pflege für 2,55 Euro pro Tube oder Pumpspender. Die guten Cremes von Biotherm und Clarins kosten rund 15-mal so viel pro Packung.
Aldi (Nord) patzt bei der Verpackung
Die ebenfalls preisgünstige Creme von Aldi (Nord) verspielt eine gute Gesamtnote durch die Verpackung: Deklariert sind 50 Milliliter, tatsächlich drin waren jedoch nur knapp 45 Milliliter. Entnehmen ließen sich nur 43 Milliliter. Zwar lassen sich Tuben und Spender nie vollständig entleeren. Doch dieses Produkt enthält von vornherein rund 10 Prozent zu wenig Creme – darum werten wir ab.
Kritik an der Duftnote
Gesichtscremes sollten der Nase schmeicheln. Ihr Geruch spielt eine wichtige Rolle dafür, ob Mann sie gern verwendet. Wir haben diesen Punkt zwar nicht bewertet, unsere Probanden aber dazu befragt. Der Duft der Weleda-Creme überzeugte viele nicht: Sie „riecht unangenehm“, „wie Heilsalbe“, „altbacken“ oder „absolut nicht männlich“, gab etwa die Hälfte an. Auch bei der Alverde-Feuchtigkeitscreme von dm – ebenfalls Naturkosmetik – kritisierten einige Probanden den Geruch.
Weleda schreibt im Internet: „Wir verzichten bewusst auf synthetische Duftstoffe.“ An die sind viele Verbraucher aber gewöhnt und empfinden sie als angenehm. Zertifizierte Naturkosmetikhersteller dürfen sie grundsätzlich nicht einsetzen, deshalb riechen ihre Cremes oft anders als konventionell hergestellte. Naturkosmetik ist stattdessen mit natürlichen Substanzen wie ätherischen Ölen parfümiert. Nicht allen Nasen gefällt das auf Anhieb, viele gewöhnen sich aber daran.
Kritik am Hautgefühl
Sieben Minuten brauche er morgens im Bad, sagt David Beckham im Werbespot, eincremen inklusive. Gesichtscremes sollen sich gut verteilen lassen, schnell einziehen und kein klebriges Gefühl auf der Haut hinterlassen. So passen sie ins schmale Zeitfenster der Männer.
Fast alle Cremes im Test erfüllen diese Anforderungen gut. Geringfügig schlechter schneiden die Produkte von Rossmann und dm/Alverde ab. Einige Probanden beschrieben das Hautgefühl, das sie hinterlassen, als „klebrig“, „künstlich“ oder „maskenartig“, oder sie hatten den Eindruck, ihre Haut spanne nach dem Eincremen.
Keine Moah in den Cremes
Pflegeprodukte für Männer kommen häufig als leichte Gele oder Fluids daher. Die Anbieter setzen in ihren Rezepturen nicht auf Inhaltsstoffe auf Mineralölbasis, die in reichhaltigeren Cremes oft ein wichtiger Bestandteil sind. Der Blick in die Inhaltsstofflisten ließ uns schon vermuten, was sich im Labor bestätigte: Bei den Produkten im Test sind weder kritische, möglicherweise krebserregende Kohlenwasserstoffe aus Mineralölen – sogenannte Moah (Mineral oil aromatic hydrocarbons) – ein Problem, noch Mosh (Mineral oil saturated hydrocarbons). „Wir haben nach unseren Prüfungen in dieser Hinsicht nichts zu beanstanden“, sagt Thomas Koppmann, Projektleiter bei der Stiftung Warentest.
Mit Koffein gegen müde Männerhaut?

Dick aufgetragen. Koffein wirkt anregend und gegen Müdigkeit – doch auch in der Haut? Wissenschaftliche Studien, die diese Wirkung für die getesteten Cremes nachweisen, legten uns die Anbieter nicht vor. © Stiftung Warentest
Koffein wirkt im Körper anregend. Entfaltet es diese Wirkung auch in der Haut? Einige Anbieter wecken diese Hoffnung. Auf den Packungen von Aldi (Nord) und Aldi Süd, von Rossmann und L‘Oréal Men Expert prangt: „Mit Koffein“. Aldi Süd verspricht, Koffein „stimuliert die Mikrozirkulation“. Rossmann verheißt: „Koffein wirkt anregend auf den Energiestoffwechsel.“
Die Anbieter formulieren ihre Werbeversprechen bewusst allgemein. Dennoch wecken sie den Eindruck, das Koffein im Produkt wirke auch in der Haut. Wir haben die Anbieter gebeten, uns dazu wissenschaftliche Daten zuzusenden und selbst recherchiert. Ergebnis: Uns liegen nur Studien vor, die die Wirksamkeit des Koffeins isoliert untersuchen, aber nicht in der Gesamtrezeptur der Cremes. „Für den Effekt spielt aber vor allem die Rezeptur eine Rolle“, erläutert Projektleiter Koppmann. „Genauer gesagt: Wie hoch ist die Konzentration einer Substanz, wird sie in ausreichender Menge aus der Creme freigesetzt und gelangt sie in die Haut? Die Studien, die wir erhalten haben, prüfen das nicht ab.“ Im Rahmen eines Produkttests, wie wir ihn durchführen, können wir derartige Grundlagenforschung nicht leisten. Immerhin: Nachgewiesen haben wir Koffein in allen Produkten, die damit werben.
Der schlechte Ruf der Parabene
Eine Werbeaussage, für die wir Punkte abziehen, lautet: „ohne Parabene“. Das steht auf den Cremes von Vichy und Biotherm Homme. Die Konservierungsstoffe schützen Kosmetika effektiv vor Keimbefall und -vermehrung. In den vergangenen Jahren sind sie in die Kritik geraten: Es kursieren zum Beispiel Thesen, Parabene in Kosmetika könnten Brustkrebs auslösen oder zu Unfruchtbarkeit führen.
Laut Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) und dem Wissenschaftlichen Ausschuss für Verbrauchersicherheit der EU-Kommission (SCCS) sind die zugelassenen Parabene in den rechtlich erlaubten Konzentrationen aber sicher. Unsere Kritik: Die Auslobung „ohne Parabene“ kann den Eindruck erwecken, sie seien es nicht. Zudem bedeutet „ohne Parabene“ nicht gleich ohne Konservierungsstoffe. Nach Wellen der Verbraucherempörung setzen Kosmetikhersteller inzwischen häufig auf andere Konservierungsstoffe – unter Umständen weit weniger gut erforschte und problematische, die etwa Allergien auslösen können. Parabene hingegen haben sich als gut verträglich erwiesen.
Naturkosmetik darf übrigens generell keine Parabene enthalten. Weleda und dm/Alverde werben auf den getesteten Produkten auch nicht mit dieser Aussage.
Auch an Sonnenschutz denken
Für unseren Test haben wir besonders häufig verkaufte Pflegecremes für Männer ausgewählt. Sonnenschutz verspricht nur Nivea, ohne einen Lichtschutzfaktor anzugeben. Problematisch: Die Kunden wiegen sich in Sicherheit – was sie vom „Basis-Sonnenschutz“ erwarten dürfen, bleibt aber offen. Wer an der frischen Luft Sport treibt oder arbeitet, sollte seine Haut mit einer Sonnencreme mit angemessenem Lichtschutzfaktor schützen. Das gilt auch für Sportler wie Löw und Beckham.
-
- „Nature“, „pure“,„natural“ und „Botanicals“ – es grünt so grün im Kosmetikregal. Immer mehr große Hersteller lancieren „grüne“ Produktlinien. Ein Blick auf die...
-
- Zertifizierte Naturkosmetik von Weleda, Sante, Lavera oder „naturnahe“ Gesichtscremes von Nivea und Garnier? 14 Produkte im Gesichtscreme-Test der Stiftung Warentest.
-
- Das Bundesinstitut für Risikobewertung rät, Borretsch selten zu essen. Er enthält leberschädigende Pyrrolizidinalkaloide (PAs), die im Tierversuch außerdem...
Diskutieren Sie mit
Nur registrierte Nutzer können Kommentare verfassen. Bitte melden Sie sich an. Individuelle Fragen richten Sie bitte an den Leserservice.
Nutzerkommentare können sich auf einen früheren Stand oder einen älteren Test beziehen.
@VictorVictor: Jede Haut ist verschieden und bedarf daher unterschiedlicher Pflege. Tipps zur richtigen Hautpflege finden Sie unter https://www.test.de/Kosmetik-Pflege-von-Kopf-bis-Fuss-1162064-1162065/
(SL)
Danke für den hilfreichen Test. Mir bleibt trotzdem eine Frage. Und zwar hab ich als Mann, eine sehr dünne, Weiche und dehnbare Haut. Sollte ich mit diesen Eigenschaften vielleicht lieber eine Creme für Frauen benutzen?
Mit freundlichen Grüßen,
Victor
@belfigor64: Ob und welche Cremes in die Augen kriechen können, war leider nicht Bestandteil unserer Untersuchung, so dass wir Ihnen in diesem Fall leider nicht weiterhelfen können.(bp)
Vielen Dank, liebe Redaktion, für die rasche Antwort !
Können Sie denn angeben, welche der mit GUT bewerteten Cremes nicht diese "kriechenden Substanzen" beinhalten ?
@belfigor64: Im Gegensatz zu Augencremes können Gesichtscremes auf der Haut "kriechen", das heißt sie wandern ins Auge und können das Auge reizen. Aber: nicht jede Gesichtscreme beinhaltet diese kriechenden Substanzen. (bp)