
Es ist amtlich: Barmer GEK und die Deutsche BKK schließen sich zur „Barmer“ zusammen. Damit werden sie nach heutigem Stand mit mehr als 9 Millionen Versicherten zur größten gesetzlichen Kasse Deutschlands. Test.de schaut hinter die Kulissen und sagt, was die Fusion bringt.
Neuer Krankenkassenriese legt erst 2017 los
Bereits am 23. Oktober haben die Selbstverwaltungsorgane der beiden Krankenkassen Barmer GEK und Deutsche BKK die jeweiligen Vorstände mit der konkreten Vorbereitung einer Fusion beauftragt. Am 10. November haben die Verwaltungsräte der beiden Kassen nun in zwei getrennt voneinander ablaufenden Sitzungen die Fusion beschlossen. Ein entsprechender Vertrag soll im Frühjahr 2016 unterzeichnet werden. Die neue Riesenkasse soll den Namen „Barmer“ tragen und ihren Sitz in Berlin haben. Ihre Arbeit wird die Barmer aber erst im Januar 2017 aufnehmen.
Tipp: Der Produktfinder Gesetzliche Krankenkasse zeigt Beitragssätze, Leistungen und Service von 78 Kassen und damit für 96 Prozent der gesetzlich Versicherten. Mit dem Kassen-Rechner lässt sich genau ermitteln, wie viel Euro ein Wechsel bringt.
Barmer könnte TK als größte deutsche Kasse ablösen
Bleibt es bei den derzeitigen Mitgliederzahlen, könnte die neue Barmer Deutschlands größte gesetzliche Krankenkasse werden. Die (alte) Barmer GEK steht momentan mit etwa 8,5 Millionen Versicherten noch hinter der Techniker Krankenkasse (TK), bei der rund 9,3 Millionen Menschen versichert sind. Kommen nun aber die etwa 1,1 Millionen Versicherten der Deutschen BKK dazu, könnte die neue Riesenkasse mit insgesamt rund 9,6 Millionen Versicherten die TK überholen. Bis 2017 ist aber noch viel möglich. Während die Zahl der Versicherten bei der TK stetig wächst, verlieren Barmer GEK und die Deutsche BKK momentan Mitglieder. In der Zeit vom 1. Januar bis zum 1. Oktober 2015 hat die TK laut dem Branchenmagazin Versicherungsjournal 254 611 Mitglieder gewonnen. Der Barmer GEK sind 16 406 Mitglieder abgesprungen. Die Deutschen BKK verzeichnete in diesem Zeitraum einen Mitgliederschwund von 10 941.
Barmer GEK erhofft sich bessere Verhandlungsposition
Auf Nachfrage von test.de nennt Athanasios Drougias, Unternehmenssprecher der Barmer GEK, die neue Größe als einen wesentlichen Grund für die Fusion. „Je größer das Unternehmen, desto besser die Verhandlungsposition gegenüber den zahlreichen Leistungserbringern im Gesundheitswesen und desto gewichtiger auch der politische Einfluss.“ Diesen Marktvorteil durch die Fusion hat die Barmer GEK bitter nötig. Im Jahr 2014 verzeichnete sie einen Verlust von fast 400 Millionen Euro.
Zwei ungleiche Partner
Durch die Fusion verbindet sich die Barmer GEK mit der bislang größten deutschen Betriebskasse. „Die Deutsche BKK verfügt über hervorragende Beziehungen zu ihren Partnerunternehmen wie etwa Deutsche Post, Volkswagen, Bayer und Deutsche Telekom“, betont Drougias die besondere Stellung der Deutschen Betriebskrankenkasse. „Darüber hinaus zeichnet sich die Deutsche BKK durch ein bundesweites Arbeitgebernetzwerk und eine Verankerung in zahlreichen Betrieben vor Ort aus.“ Die Fusion mit der Betriebskasse hat noch weitere Folgen für die zukünftige Barmer: Das Selbstverwaltungsorgan der neuen Kasse muss auch Arbeitgebervertreter enthalten. Dies erklärt sich auch aus der Geschichte der Betriebskassen, die ursprünglich nur für einzelne Betriebe zuständig waren. Laut Barmer GEK werden dem Verwaltungsrat der Barmer dann neben 27 Versichertenvertretern auch 3 Arbeitgebervertreter angehören.
Was ändert sich durch die Fusion?
Beide Kassen versprechen, dass es durch die Fusion keine betriebsbedingten Kündigungen geben werde. Vielmehr soll die Fusion für eine größere Wettbewerbsfähigkeit sorgen. Außerdem sollen Leistungs- und Serviceangebote weiterentwickelt werden. Konkrete Pläne wurden bislang aber nicht veröffentlicht. Auch die Höhe des künftigen Beitrags steht noch nicht fest. Versicherte müssen also noch abwarten, welche Auswirkungen die Fusion für sie haben könnte.
Das sollten Versicherte wissen
Ein Sonderkündigungsrecht tritt durch eine Fusion nicht ein. Mehr Informationen zu den Zusatzleistungen der Kassen finden Sie in in unserem Produktfinder Gesetzliche Krankenkasse. Dort stehen ab Januar auch die neuen Beitragssätze für 2016.