Trotz hoher Verkaufserlöse des Fonds IVG Euro Select 12 verlieren etwa 6 300 Anleger Geld. Der Fall geht jetzt vor Gericht. Die Experten von Finanztest erklären die Details.
Empfohlen für die Altersvorsorge
Zur Altersvorsorge hatten Dresdner Bank, Commerzbank, Sparkassen und Volksbanken ihren Kunden im Jahr 2006 Anteile am Fonds IVG Euro Select 12 empfohlen. Der geschlossene Fonds kaufte 2006 die Immobilie „60 London Wall“. Die 6 360 Anleger steuerten 159 Millionen Euro bei, Banken gaben 199 Millionen Euro Kredit. Der Fonds ging Tauschgeschäfte (Swaps) ein, um Vorteile bei der Finanzierung zu haben. Das brachte ihm das Risiko, bei ungünstiger Entwicklung mehr zahlen zu müssen.
Fonds geriet in Schieflage
Die Immobilienpreise sanken in den Folgejahren. Im Jahr 2009 sank der Wert der Immobilie in britische Pfund von 204 Millionen auf nur noch 156 Millionen. Der Anteil der Kredite am Verkehrswert stieg stark. Ende 2009 erreichte er 87,3 Prozent. In den Verträgen war aber festgelegt, dass der Kreditanteil 70 Prozent nicht übersteigen darf. Die Tauschgeschäfte entwickelten sich ungünstig.
Fonds dürfte nicht mehr an Anleger ausschütten
Die Banken forderten daher zusätzliche Sicherheiten. Der Fonds durfte nichts mehr an die Anleger ausschütten. Schließlich zwangen ihn die Banken, die Immobilie vorzeitig zu verkaufen. „Trotz Rekordgewinns aufgrund wieder gestiegener Immobilienpreise und zusätzlichen Währungsgewinnen verlieren Anleger etwa 30 Prozent ihrer Einlage“, kritisiert Dietmar Kälberer, Fachanwalt für Kapitalanlagerecht in Berlin.
Jetzt geht der Fall vor Gericht
Kälberer hat jetzt wegen grundsätzlicher Fehler bei der Finanzierung des Fonds und unzureichender Risikoaufklärung eine Musterklage beantragt. Stellt das Gericht Fehler fest, gilt das Urteil für alle Kläger, die sich dem Verfahren angeschlossen haben. Auch beim Fonds IVG 14, der in die Londoner Immobilie „The Gherkin“ (die Gurke) investiert hat, ist ein Musterverfahren beantragt. Eine Entscheidung steht noch aus. Hier wurden rund 9 000 Anleger geschädigt.