Grüne Fonds sind für Anleger eine Vabanquespiel. Großen Risiken stehen vage Renditeaussichten gegenüber.
Testergebnisse für 10 Geschlossene Ökofonds 11/2013

Der CFB-Fonds 180-Solar-Deutschlandportfolio V betreibt einen Solarpark in Templin. Er startet mit hohen Krediten – für Anleger ist das riskant.
Zu gerne würden sich viele umweltbewusste Anleger an der Energiewende beteiligen und 10, 20 oder 30 000 Euro ihres Spargeldes in Ökofonds investieren. Doch die Anbieter von Wind- und Solarparks, Wasserkraft- und Biogasanlagen machen es ihnen schwer: Obwohl sie auf staatliche Einspeisevergütungen bauen können, enthalten die Fonds für Anleger kaum kalkulierbare Risiken.
Anleger des grünen Emissionshauses EECH in Hamburg können ein Lied davon singen, wie ihre als „sichere und lukrative Investition“ beworbenen Windkraft- und Solarfonds den Bach hinuntergingen. Anstelle von „sonnigen Zinsen zwischen 7 und 10 Prozent“ bescherte ihnen die Pleite des Unternehmens satte Verluste.
Ähnliches könnte bald auch Anleihegläubigern des schwäbischen Unternehmens Windreich drohen. Dem Windparkentwickler ging im September 2013 das Geld aus. Derzeit steht das Überleben der Windparks an Nord- und Ostsee auf der Kippe.
Sichere Gewinne können auch die aktuell angebotenen Ökofonds nicht in Aussicht stellen. Keinen der geprüften Fonds können wir guten Gewissens empfehlen. 14 von 24 der zum Stichtag 2. September 2013 angebotenen Fonds fielen schon bei einer Vorprüfung durch, weil sie aufgrund ihrer Konstruktion für Anleger von vornherein zu riskant sind. Häufigster Kritikpunkt: Ein Teil der Investitionsobjekte stehen beim Verkauf der Fondsanteile noch nicht fest.
Von den zehn Fonds, die schließlich noch in die Detailprüfung kamen, erreichten nur zwei Fonds ein Ausreichend. Das Urteil über die anderen acht Fonds lautet schlicht mangelhaft. Bei den Prognosen haben sie oft zu schöne Zahlen angesetzt. Sie haben die Erträge aus Wind und Sonne sehr hoch bewertet, Liquiditätsrücklagen und Instandhaltungskosten knapp kalkuliert und die Kosten für Anschlusskredite eher tief angesetzt. Das Testergebnis ist ein Armutszeugnis für eine Branche, die mit der 2011 beschlossenen Energiewende gewissermaßen die Lizenz zum Gelddrucken erhielt.
Auf den ersten Blick attraktiv

Nicht empfehlenswert: Beteiligungen am Fonds „Lacuna-Windpark-Trogen 2“ in Bayern.
Auf den ersten Blick sind Ökofonds für Anleger sehr attraktiv. Mit Summen ab 10 000 Euro aufwärts plus 5 Prozent Gebühr können sie die Energiewende unterstützen und damit auch noch Geld verdienen.
720 Millionen Euro flossen laut Feri Euro Rating Services 2012 in 91 am Markt angebotene geschlossene Ökofonds. Das ist ein Anteil am Gesamtmarkt für geschlossene Fonds von etwa 19 Prozent. Solar- und Windenergiefonds sind mit jeweils rund 40 Prozent die am häufigsten verkauften Beteiligungen. Mit den in Aussicht gestellten Renditen zwischen 5 und 10 Prozent scheinen die Fonds für Privatanleger eine lukrative Anlage zu sein. Schiefgehen könne die Geldanlage nicht, weil die staatlich garantierten Einspeisevergütungen für den Strom aus den Anlagen die Geldanlage absichere, suggerieren die Anbieter.
Doch schiefgehen kann bei Fondslaufzeiten von 8 bis 20 Jahren ziemlich viel, wenn Anbieter Kosten und Erträge nicht vernünftig planen. Das zeigt unsere Untersuchung. Bereits 14 Fonds gingen vorzeitig k.o., weil sie viel zu riskant für Anleger sind.
Ein Ausschlusskriterium ist für uns, wenn ein Fonds schon Geld von Anlegern einsammelt, obwohl mehr als 10 Prozent der Investitionen noch gar nicht feststehen. Solche als „Blindpool“ bezeichneten Investitionen sind gefährlich, da Anleger nicht vollständig wissen, wo ihr Geld angelegt wird.
Da Anleger bei geschlossenen Fonds immer auch mit dem Risiko eines Totalverlustes leben müssen, gingen bei uns alle Fonds k.o., die Ratensparkonzepte für Kleinanleger anbieten. Auch die Aufnahme von Krediten in fremder Währung ist zu riskant.
Fonds, bei denen die Prospektverantwortung bei der Fondsgesellschaft liegt, flogen ebenfalls raus. Sind Fehler im Prospekt für die Schieflage eines Fonds verantwortlich, müsste der Anleger seine eigene Fondsgesellschaft auf Schadenersatz verklagen, in der er selbst Mitunternehmer ist.
Detailprüfung für zehn Fonds
Zehn Fonds haben wir in unsere Detailprüfung aufgenommen. Neun von ihnen halten die 60-Prozent-Grenze für die Aufnahme von Fremdkrediten nicht ein, die das neue Kapitalanlagegesetzbuch seit dem 22. Juli 2013 vorschreibt. Die neue Regelung soll Anleger besser schützen. Denn Anbieter, die ihre Investitionen nur zu etwa 20 bis 30 Prozent mit Kapital von Anlegern finanzieren, leihen sich 70 bis 80 Prozent des Kapitals bei der Bank. Das ist für Anleger riskant, weil die Kredite auch dann mit Geld aus den Fonds zurückgezahlt werden müssen, wenn die Geschäfte schlecht laufen.
Da alle Fonds vor dem 22. Juli aufgelegt wurden, als das Gesetz noch nicht galt, haben wir sie trotzdem getestet. Jüngere Fonds, die bereits nach den neuen Regeln funktionieren, gibt es noch nicht.
Im Gruppenurteil „Prognoserisiko“, unter das auch die Bewertung der Fremdkapitalaufnahme fällt, haben wir alle Fonds mit mehr als 60 Prozent Fremdkrediten als mangelhaft bewertet.
Besser fielen die Noten beim wichtigsten Prüfpunkt „Erträge und Kosten“ aus. Doch auch hier schnitt kein Fonds sehr gut oder gut ab.
Die hohen Kreditaufnahmen der Ökofonds sind nur möglich, weil die Betreiber 20 Jahre lang nach dem Erneuerbare-Energien-Gesetz einen garantierten Abnahmepreis erhalten. Auch tilgen Ökofonds ihre Kredite weitaus schneller als zum Beispiel geschlossene Immobilienfonds. Da die Kredite zum Fondsende getilgt sein müssen, wird teilweise mit 4 und mehr Prozent getilgt, sodass bei den zehn getesteten Fonds bis 2022 laut Prognose im Schnitt bereits 54,3 Prozent des anfänglichen Fremdkapitals getilgt sind. Zum Ende der Fondslaufzeit ist er dann vollständig getilgt.
Ausgeschlossen ist es deshalb nicht, dass ein Fonds wie der CFB-Fonds 180-Solar Deutschlandportfolio V, der bei „Erträge und Kosten“ mit der Note 3,1 und im Punkt „Kontrolle und Vertrag“ sogar mit 2,5 getestet wurde, Anlegern am Ende die prognostizierte Rendite von 6,3 Prozent beschert.
Der Fonds hat sich rund 79 Prozent der anfänglichen Investitionskosten geliehen, ist aber sonst solide geplant. Es gibt Service-, Wartungs- und Instandhaltungsverträge für den Solarpark, der auf dem Gelände des ehemaligen Militärflughafens im brandenburgischen Templin steht.
Mit 15,95 Cent pro Kilowattstunde sind die Einspeisevergütungen für den Solarpark, der seit September 2012 am Netz ist, bis 2032 gesichert. Das erleichtert den für 2022 geplanten Weiterverkauf des Parks. Nur die Sicherheitsabschläge bei den Ertragsgutachten für Jahre, in denen die Sonne weniger scheint, sind etwas niedrig ausgefallen.
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Nachtrag zu meinem Kommentar vom 06.11.2015: Kurz nach dem Kommentar gab Neitzel bekannt, dass die übrigen Anlageobjekte feststehen. Mittlerweile ist der Fonds voll investiert und es wurde auch ein Beirat gewählt.
"Ein Ausschlusskriterium ist für uns, wenn ein Fonds schon Geld von Anlegern einsammelt, obwohl mehr als 10 Prozent der Investitionen noch gar nicht feststehen."
Der Neitzel CIE ist in die Detailprüfung gekommen. Aber auch 2015 sind weniger als 50 % der eingesammelten Gelder überhaupt investiert, für den Rest stehen die Investitionsobjekte noch nicht endgültig fest. Ein Anlegebeirat ist zwar vorgesehen, ist aber noch nicht eingerichtet, und es ist auch unklar, wie der Beirat überhauptet eingerichtet werden könnte.
@FerosUG: Die Kommentarfunktion auf test.de dient zur Diskussion der Inhalte von Finanztest und nicht dazu, andere Produkte vorzustellen, zu denen wir nicht berichtet haben. (maa)
@Villiper: Die Details für die Einzelnoten können Sie auf Seite 38 und 39 unter "So haben wir getestet" nachlesen. Zu den Bürgerbeteiligungen schreiben wir "Risikolos sind aber auch Bürgerbeteiligungen nicht". Allerdings werde hier meist vorsichtiger geplant und alle Beteiligten können mitbestimmen. Die hohen Vermittlerprovisionen entfallen. Beides sind große Vorteile: Denn in der Vergangenheit rechneten sich Fonds für Anleger oft nicht, weil die Kosten für der Anlage viel zu hoch waren. Einige Fonds wie zum Beispiel Windkraft- und Solarfonds der Energy Consult Holding (EECH AG) in Hamburg gingen pleite, weil u.a. der Anlegergeld zweckentfremdet wurde. Auch die Insolvenz der MTV Capital Invest AG in Hofheim Taunus (Biogasanlagen) und Capital Invest (Geothermie) wurde für Fondsanleger zum finanziellen Debakel. Das Argument "Vorsicht vor hohen Einspeisevergütungen" steht nicht in unserem Bericht. (maa)
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