Geschlossene Ökofonds Fast alle sind mangelhaft

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Geschlossene Ökofonds - Fast alle sind mangelhaft

Geschlossene Ökofonds, die in Wind- und Solar­parks, Wasser­kraft- und Biogas­anlagen investieren – das klingt nach der idealen Geld­anlage für umwelt­bewusste Anleger. Doch trotz staatlich garan­tierter Einspeise­vergütungen für den erzeugten Strom ist das Risiko für Anleger hoch – zu hoch, wie eine Unter­suchung der Stiftung Warentest von 24 Ökofonds ergeben hat. Keinen der geprüften Fonds können die Finanztest-Experten guten Gewissens empfehlen.

Geschlossene Ökofonds Testergebnisse für 10 Geschlossene Ökofonds 11/2013

Liste der 10 getesteten Produkte
Geschlossene Ökofonds 11/2013 - Solarfonds
  • Aquila Capital Structured Assets, Hamburg Aquila Solarinvest VII
  • Commerz Real Fonds, Düsseldorf CFB-Fonds 180 - Solar-Deutschlandportfolio V
  • GSI Fonds, Gräfelfing GSI Solarfonds Deutschland 3
  • LHI Leasing, Pullach LHI Solar Deutschland VII Georgsdorf & Prenzlau
  • Luana Capital New Energy Concepts, Hamburg Photovoltaik Deutschland
  • Neitzel & Cie., Hamburg Neitzel Solarenergie 3 Deutschland
  • PT Erneuerbare Energien, Villingen-Schwenningen PT Solardach Baden-Württemberg
Geschlossene Ökofonds 11/2013 - Wind­kraft­fonds
  • Lacuna, Regensburg Lacuna Windpark Töpen
  • Lacuna, Regensburg Lacuna Windpark Trogen 2
  • Reconcept Invest, Hamburg RE03 - Windenergie Finnland

Nur zwei Fonds erreichten die Note ausreichend

Bei geschlossenen Ökofonds beteiligen sich private Investoren meist über viele Jahre als Kommanditisten an Solar- und Wind­parks. Dafür werden ihnen jähr­liche Renditen zwischen fünf und zehn Prozent in Aussicht gestellt. Was gut klingt, ist ziemlich riskant. 14 von 24 der zum Stichtag 2. September 2013 angebotenen Fonds fielen schon bei einer Vorprüfung durch, weil sie aufgrund ihrer Konstruktion für Anleger von vorn­herein zu riskant sind. Von den zehn Fonds, die schließ­lich noch in die Detail­prüfung kamen, erreichten nur zwei Fonds die Note ausreichend. Der Rest war schlicht mangelhaft. Finanztest erklärt, worauf Anleger bei lang­jährigen geschlossenen Ökofonds, an denen Anleger sich mit meist ab 10 000 Euro plus 5 Prozent Abschluss­gebühr beteiligen können, besonders achten müssen.

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K.o.-Merkmale für geschlossene Ökofonds

Wenn geschlossene Ökofonds mit Lauf­zeiten von 5, 10 und mehr Jahren schon von vorn­herein so konstruiert sind, dass sie für Anleger viel zu riskant sind, hat Finanztest die Fonds gar nicht erst detailliert geprüft. Unsere K.o.-Merkmale können auch von Privat­investoren leicht nach­voll­zogen werden. Ein Ausschluss-Kriterium ist für uns, wenn beim Verkauf der Fonds­anteile mehr als 10 Prozent der Fonds­investitionen noch nicht fest­stehen. Anleger müssen dann blind darauf vertrauen, dass der Fondsanbieter die richtige Auswahl trifft und dabei keine eigenen Interessen verfolgt.

Kredite in Fremdwährung bergen Währungs­risiken

Auch die Aufnahme hoher Kreditsummen in ausländischer Währung ist zu riskant. Schlecht ist auch, wenn der Anbieter die Prospekt­ver­antwortung auf die Fonds­gesell­schaft über­trägt. Sind Fehler im Prospekt für die Schieflage eines Fonds verantwort­lich, müsste ein Anleger seine eigene Fonds­gesell­schaft verklagen, in der er selbst Mitunternehmer ist. Von vorn­herein untauglich sind auch Fonds, in die Klein­anleger Raten­beträge von 50 bis 200 Euro pro Monat einzahlen sollen. Im Pleitefall besteht hier die Gefahr, dass die Raten bis zur vertraglich vereinbarte Summe weitergezahlt werden müssen.

Detail­prüfung für Privat­investoren schwierig

Eine detaillierte Prüfung von geschlossenen Fonds ist für Privat­investoren kaum mach­bar. Finanztest hat dafür viele Kenn­ziffern bewertet und diese in drei Gruppen unterteilt.Im Teil­bereich „Erträge und Kosten“, in der unter anderem neben der in Aussicht gestellten Rendite auch die Sicherheit der Erträge bei Prospekt­auflage von Wind - und Ökofonds untersucht wurden, schnitten einige Fonds immerhin befriedigend ab.

Prognosen viel zu opti­mistisch

Bei den Prognosen haben die Anbieter oft zu schöne Zahlen angesetzt, Liquiditäts­rück­lagen und Instandhaltungs­kosten knapp kalkuliert und Kosten für Anschluss­kredite eher tief angesetzt. Problematisch war bei allen geprüften Fonds die hohe Fremd­kapital­aufnahme. Die nied­rigste Fremd­kapitalquote lag bei knapp 60 Prozent, die höchste bei rund 86 Prozent. Das ist für Anleger riskant, weil die Kredite auch dann mit Geld aus den Fonds zurück gezahlt werden müssen, wenn die Geschäfte schlecht laufen. Um das Risiko hier zu begrenzen, gilt seit dem 22. Juli 2013 das neue Kapital­anlagegesetz­buch, das eine maximale Kredit­aufnahme von 60 Prozent fest­legt. Alle getesteten Fonds wurden vor diesem Datum aufgelegt. Welche weiteren Kenn­ziffern für die Beur­teilung von geschlossenen Ökofonds wichtig sind und wie Finanztest bewertet hat, steht auf der nächsten Seite unter „So haben wir getestet“.

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gebraucher am 26.05.2016 um 22:07 Uhr
Nachtrag

Nachtrag zu meinem Kommentar vom 06.11.2015: Kurz nach dem Kommentar gab Neitzel bekannt, dass die übrigen Anlageobjekte feststehen. Mittlerweile ist der Fonds voll investiert und es wurde auch ein Beirat gewählt.

gebraucher am 06.11.2015 um 09:57 Uhr
Feststehende Investitionen

"Ein Ausschluss­kriterium ist für uns, wenn ein Fonds schon Geld von Anlegern einsammelt, obwohl mehr als 10 Prozent der Investitionen noch gar nicht fest­stehen."
Der Neitzel CIE ist in die Detailprüfung gekommen. Aber auch 2015 sind weniger als 50 % der eingesammelten Gelder überhaupt investiert, für den Rest stehen die Investitionsobjekte noch nicht endgültig fest. Ein Anlegebeirat ist zwar vorgesehen, ist aber noch nicht eingerichtet, und es ist auch unklar, wie der Beirat überhauptet eingerichtet werden könnte.

Profilbild Stiftung_Warentest am 01.11.2013 um 15:24 Uhr
Bitte keine Schleichwerbung auf test.de

@FerosUG: Die Kommentarfunktion auf test.de dient zur Diskussion der Inhalte von Finanztest und nicht dazu, andere Produkte vorzustellen, zu denen wir nicht berichtet haben. (maa)

Profilbild Stiftung_Warentest am 22.10.2013 um 13:18 Uhr
Bürgerbeteiligungen sind nicht risikolos

@Villiper: Die Details für die Einzelnoten können Sie auf Seite 38 und 39 unter "So haben wir getestet" nachlesen. Zu den Bürgerbeteiligungen schreiben wir "Risikolos sind aber auch Bürgerbeteiligungen nicht". Allerdings werde hier meist vorsichtiger geplant und alle Beteiligten können mitbestimmen. Die hohen Vermittlerprovisionen entfallen. Beides sind große Vorteile: Denn in der Vergangenheit rechneten sich Fonds für Anleger oft nicht, weil die Kosten für der Anlage viel zu hoch waren. Einige Fonds wie zum Beispiel Windkraft- und Solarfonds der Energy Consult Holding (EECH AG) in Hamburg gingen pleite, weil u.a. der Anlegergeld zweckentfremdet wurde. Auch die Insolvenz der MTV Capital Invest AG in Hofheim Taunus (Biogasanlagen) und Capital Invest (Geothermie) wurde für Fondsanleger zum finanziellen Debakel. Das Argument "Vorsicht vor hohen Einspeisevergütungen" steht nicht in unserem Bericht. (maa)

FerosUG am 19.10.2013 um 12:54 Uhr

Kommentar vom Administrator gelöscht.