Die Staatsanwaltschaft Frankfurt hat die beiden Geschäftsführer der Unternehmensgruppe S & K am Dienstag verhaftet. Sie sollen Tausende Anleger jahrelang systematisch betrogen haben. Den Schaden schätzt die Staatsanwaltschaft auf einen Betrag in dreistelliger Millionenhöhe. Die S & K war Finanztest wiederholt negativ aufgefallen. Und schon seit Dezember 2012 steht ein Immobilienfonds von S & K auf der Warnliste von Finanztest.
Ermittlungen wegen bandenmäßigen Betrugs
Seit Mitte 2012 führt die Frankfurter Staatsanwaltschaft ein umfangreiches Ermittlungsverfahren gegen Verantwortliche der S & K Unternehmensgruppe sowie einer als Partner agierenden Unternehmensgruppe in Hamburg mit zusammen weit mehr als 100 verbundenen Gesellschaften wegen Verdachts des banden- und gewerbsmäßigen Betruges mit Kapitalanlagen, der Untreue und weiterer Straftaten.
Groß angelegtes Betrugssystem
Nach den bisherigen Ermittlungen werden die Hauptverantwortlichen der Firmengruppen verdächtigt, in gemeinsamer abgestimmter Vorgehensweise ein über Jahre planmäßig und groß angelegtes Betrugssystem installiert zu haben. Dabei sollen sie fortlaufend Anlegergeld von Tausenden Anlegern veruntreut haben. Die Betroffenen hatten bei den Unternehmen unter anderem geschlossene Immobilienfonds gezeichnet.
Geschäftsführer lebten auf großem Fuße
Mit den erschlichenen Anlegergeldern sollen die Verantwortlichen einen extrem aufwändigen und exzessiven Lebensstil gepflegt haben. Zudem sollen sie das Geld für die Anschubfinanzierung, den Aufbau und die hohen laufenden Kosten von eigenen und verbundenen Unternehmen sowie für zweckwidrige Objektfinanzierungen verwendet haben, teilt die Staatsanwaltschaft Frankfurt mit. Die Anlagegelder und Anlageobjekte sollen dabei in großem Stil in das Eigentum von verbundenen Unternehmen, beschuldigten Personen und deren Familienangehörigen verschoben worden sein.
Großeinsatz in sieben Bundesländern
Mit dem Großeinsatz der Staatsanwaltschaft wurden in sieben Bundesländern, insbesondere in Hessen, Hamburg und Bayern Arreste zur Sicherung von Vermögenswerte im Gesamtvolumen von über 100 Millionen Euro sowie Haftbefehle gegen sechs Haupttäter im Alter von 33 bis 70 Jahren vollstreckt. Weitere Beschuldigte wurden zudem vorläufig festgenommen. Bisher wird gegen etwa 50 Beschuldigte ermittelt.
Hotline für Anleger
Für Anleger, Bevollmächtigte, Angehörige, Hinweisgeber hat die Staatsanwaltschaft am Mittwoch beim Polizeipräsidium Frankfurt ein Kontakttelefon eingerichtet. Anleger können hier Anzeige erstatten und Auskünfte erhalten. Anrufe werden von 8 Uhr bis 22 Uhr unter der Rufnummer 069 / 7555 7555 angenommen. Informationen gibt es auch unter www.polizei.hessen.de.
S & K fiel wiederholt negativ auf
Finanztest hat die S& K Unternehmensgruppe in der Vergangenheit wiederholt wegen dubioser Angebote kritisiert. Beim Test von Aufkäufern von Lebensversicherungs-Policen fiel S & K negativ auf, weil das Unternehmen den Kaufpreis nicht auf einen Schlag auszahlte, sondern nur in Raten über mehrere Jahre gestreckt. Kunden, die ihre Police an S & K verkauft haben, müssen nun um ihr Geld bangen. Auf Anfrage von test.de teilte S & K im Frühjahr 2012 mit, dass sie seit Ende 2010 keine Lebensversicherungen mehr kauft. Besucher ihrer Internetseite wurden jedoch weitergeleitet zur Firma Asset Trust AG. Sie wurde just Ende 2010, zwei Tage vor Heiligabend, gegründet, hat die gleiche Postanschrift und Telefonnummer wie die S & K – und kauft Lebensversicherungen. Das Geld aus den gekündigten Policen fließt „zur Kapitalanlage direkt an die S & K Unternehmensgruppe“, erläutert S & K auf ihrer Website.
Verlockendes Angebot der Asset Trust
Wie S & K zahlte auch Asset Trust den Kaufpreis in Raten. So bekam der Tester im Rahmen der Finanztestuntersuchung von Asset Trust ein Angebot, bei dem die Firma etwas mehr als die Hälfte des Rückkaufswerts auf einen Schlag nach Abschluss des Kaufvertrages zahlt. Der verbleibende Rest soll verzinst und erst nach zehn Jahren ausgezahlt werden. Insgesamt sollte der Testkunde dann nach zehn Jahren einen Betrag erhalten, der 33 Prozent über dem Rückkaufswert liegt, den er bei einer Kündigung vom Versicherer erhalten hätte.
Reingefallene bekommen erst als letzte Geld
Das Risiko eines solchen Geschäfts ist allerdings enorm – und wie sich jetzt herausgestellt hat fatal. Das Geld, das der Kunde in zehn Jahren bekommen soll, gilt als „nachrangige Forderung“. Bei einer Krise des Unternehmens oder der Insolvenz werden erst die anderen Gläubiger bedient. Er danach bekommen „Nachrangforderungen“etwas – falls dann noch Geld da ist. Das räumt Asset Trust auch ein: „Es gibt also eine erhöhte Gefahr des Forderungsausfalls bis hin zum Totalverlust“. Hinzu kommt allerdings noch, dass Kunden beim Verkauf ihrer Police an Asset Trust saftige „Bearbeitungsgebühren“ zahlen. Im Fall des Testkunden waren es mehr als 600 Euro. Derzeit gibt es auf der Internet-Seite von Asset Trust keine Informationen mehr – nur den Hinweis, dass die Seite überarbeitet wird. Ob Asset Trust je wieder online geht, ist zweifelhaft.
Warnung vor geschlossenen Immobilienfonds
Auch nach der jüngsten Untersuchung geschlossener Immobilienfonds im November letzten Jahres landete ein S & K-Fonds sofort auf der Warnliste. Der Fonds Deutsche S & K Sachwerte Nr. 2 erfüllte nicht einmal die Grundanforderungen von Finanztest an eine solche Anlage. Es handelte sich bei dem Angebot um einen so genannten Blindpool, bei dem die Immobilienprojekte bei Zeichnung des Vertrags durch den Anleger teilweise noch nicht feststehen. Bei solchen Angeboten handelt es sich um eine reine Vertrauensinvestition in das Fondsmanagement. Dabei müssen Anleger hoffen, dass die Fondsmanager die richtigen Immobilien kaufen und ordentlich wirtschaften.
SHB-Anleger ebenfalls betroffen
Auch Tausende Anleger des Anbieters SHB Innovative Fondskonzepte AG aus Oberhaching bei München müssen um ihr Geld fürchten. S & K hat den Fondsanbieter 2012 übernommen. Schon zu Jahresbeginn gab es großen Ärger, weil Anlegern von stillen Beteiligungen ihr Geld nicht zurück gezahlt wurde. Schon vor der Übernahme der SHB Innovative Fondskonzepte AG hatte Finanztest den Anbieter wegen zu hoher einmaliger Kosten von über 17 Prozent des Anlegerkapitals bei einem Fonds auf die Warnliste gesetzt.
DCM AG streite Verbindungen zu S& K ab
Im Zusammenhang mit den staatsanwaltlichen Ermittlungen gegen die S & K-Gruppe und deren Umfeld wurden auch Durchsuchungen beim Immobilienfondsanbieter DCM Deutsche Capital Management AG (DCM AG) bekannt. Bisher ist nicht klar, ob Anleger von DCM-Immobilien- und Dachfonds geschädigt wurden. Die DCM AG hat dazu mitgeteilt, dass sie dafür sorgen will, dass Anleger ihrer Fonds durch die S & K-Gruppe nicht geschädigt werden. Ob ihr das allerdings gelingt, ist fraglich. Zwar betont die DCM AG, dass es keine Verbindungen zur S & K-Gruppe gibt. Allerdings räumt sie ein, dass es einen Verbindungspunkt gibt. Damit meint sie die Veräußerung ihrer Tochtergesellschaften DCM Service GmbH und DCM Verwaltungs GmbH an die S & K Assets GmbH im Juni 2012. Nach der Transaktion übernahm die S & K-Gruppe unter dem Dach der DCM Service GmbH (nun firmierend unter MCS Service GmbH) die Anlegerverwaltung in einer Reihe von DCM-Fonds. Ebenso ging die Geschäftsführung einzelner Fonds durch die Übernahme in den Verantwortungsbereich der S&K-Gruppe über. Das birgt ein erhebliches Risikopotenzial für Anleger.