
Die Skandalfirma S&K hat mehrere Fonds in ihre Gewalt gebracht. Anleger sollten wachsam sein, dass ihnen nicht Ähnliches passiert.
Das Verhängnis begann unspektakulär: Das Münchner Emissionshaus DCM Deutsche Capital Management verkaufte im Juni 2012 zwei Tochtergesellschaften an die S&K-Gruppe aus Frankfurt. Die Brisanz erläuterte DCM kurz vor Weihnachten in einer Mitteilung – im letzten Satz: Beide Töchter führten die Geschäfte mehrerer geschlossener Immobilienfonds und anderer Beteiligungsmodelle des Hauses. DCM hatte darauf keinen Einfluss mehr.
Unter ihre Kontrolle brachte S&K zudem die Fondshäuser FIHM/SHB, Cis Deutschland und Midas. Mittlerweile steht die Gruppe im Verdacht, Gesellschaften übernommen und ausgesaugt zu haben. Mehrere S&K-Verantwortliche sitzen in Untersuchungshaft. Zehntausende von Anlegern gerieten so in den Sog des S&K-Skandals.
Wie eine Bürgerinitiative organisiert
Ähnliches kann allen Anlegern geschlossener Fonds blühen, egal ob sie über ihren Fonds in Schiffe, Flugzeuge oder Immobilien investiert haben. Denn sie binden sich oft zehn Jahre oder noch länger, und in dieser Zeit kann viel passieren.
Natürlich hat nicht jeder, der einen Fonds übernimmt, düstere Pläne. Dennoch sollten Anleger genau hinschauen, wenn sich an den Schaltstellen ihrer Fondsgesellschaften etwas ändert – und sich gegebenenfalls wehren.
Wie mühsam das ist, erleben die Anleger des einst renommierten Hamburger Emissionshauses Wölbern Invest gerade. Sie haben sich organisiert wie eine Bürgerinitiative: „Für jeden Fonds gibt es jetzt eine Vertrauensperson, die Adressen verwaltet, E-Mail-Verteiler aufbaut, Schriftwechsel mit der Geschäftsleitung und der Treuhänderin führt sowie Geld für Anwälte und so weiter sammelt“, berichtet Christoph Schmidt, Anleger und Fondsbeirat beim IFÖ Vierte Immobilienfonds für Österreich.
Schmidt hätte nie gedacht, dass es so weit kommen würde, als Heinrich Maria Schulte im Jahr 2006 Wölbern übernahm. Der Medizinprofessor galt als kapitalkräftiger Investor mit überzeugendem Auftreten – anders als die windigen Partylöwen von S&K.
Unter Schultes Regie wechselte die Führungsriege. „Dass im Herbst 2011 der letzte Geschäftsführer aus früheren Zeiten abgelöst wurde, haben wir überhaupt nicht erfahren“, erinnert sich Schmidt. Kurz nach Weihnachten 2011 schockierte Wölbern die Anleger mit Plänen, Geld ihrer Fonds bei einer separaten Gesellschaft zu bündeln. Weitere schlechte Nachrichten folgten.
Schmidt und ein Beiratskollege protestierten energisch und verbündeten sich mit anderen kritischen Investoren. Sie hatten eine gute Basis: Fondsgesellschaften müssen Anlegern nach einem Urteil des Bundesgerichtshofs Adressen ihrer Mitgesellschafter mitteilen (Az. II ZR 134/11).
Außerdem findet Schmidt die Regelungen in den Wölbern-Gesellschaftsverträgen „eigentlich okay“. Beiräte haben Einsichts- und Auskunftsrechte und dürfen Gesellschafterversammlungen einberufen. Kommen dort genug Stimmen zusammen, können Anleger ungünstige Änderungen verhindern.
Bei einigen Fonds ist das fast aussichtslos. „Manche Gesellschaftsverträge enthalten so ungünstige Regelungen, dass die Gesellschafter es sehr schwer haben, irgendetwas durchzusetzen“, berichtet Rechtsanwalt Patrick J. Elixmann von der Kanzlei Göddecke in Siegburg aus seiner Praxis.
Wölbern warf den beiden Beiräten aber ebenfalls Steine in den Weg und erklärte ihre Wahl für unwirksam. Der Fall liegt nun bei Gericht. Juristische Etappensiege haben die Anleger schon erzielt: Die Pläne, Geld in den Niederlanden zu bündeln, dürfen bei 12 von 20 Wölbern-Fonds nicht umgesetzt werden.
Vorsicht vor der Treuhänderin
Die Anleger des GarantieHebelPlan’08 von Cis Deutschland haben bisher nichts unternommen. Als Cis unter S&K-Kontrolle geriet, ergriff stattdessen ihre Treuhänderin die Initiative, die Verantwortlichen auszutauschen – durch eine Gesellschaft von Thomas Heinzinger. Er war bis Sommer 2012 Vorstand von Cis. In seiner Zeit ging der Fonds mit seinem ursprünglichen Konzept schon baden. Ob die Anleger mit ihm gut fahren, ist fraglich.
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Leider lassen sich gutgläubige Anleger von provisionsüchtigen "Finanzberatern" mit meist unhaltbaren Gewinnversprechen aufs Glatteis führen. Sichere Anlagen, wie Fonds, die in die Wertschöpfung investieren und bei möglichen Kapitalrenditen auf dem Boden bleiben, finden wenig Beachtung!
Wie sagt man so schön, durch Erfahrung wird man klug - trotzdem vernebelt die Gier nach schnellem Geld, mögen die Versprechen noch so unrealistisch sein, den sonst so klaren Verstand.