Die Zeiten sind günstig, um Anlegern Beteiligungen an grünen Projekten zu verkaufen. Wir haben acht aktuelle Angebote geprüft.
Tue Gutes, spare Steuern und verdiene auch noch Geld. So werben Anbieter von langjährigen Ökobeteiligungen in Hochglanzprospekten, um Kapital für ihre Ökogebäude, für Solar- oder Windkraftanlagen aufzutreiben. Seit dem Atomunfall von Fukushima sind sie besser denn je im Geschäft. Doch nur zwei von acht aktuellen Angeboten, die Finanztest geprüft hat, sind gerade noch befriedigend.
Zu diesen beiden Angeboten gehört die Beteiligung an den kürzlich sanierten Doppeltürmen der Deutschen Bank in Frankfurt am Main. Die Bank hat die Türme umgebaut und den Wasser- und Energiebedarf enorm gesenkt. Das zertifizierte „grüne Gebäude“ will sie nun an den Fonds DWS Access Deutsche Bank Türme verkaufen. Die DWS gehört zur Deutschen Bank Gruppe.
Der Kaufpreis soll mit Anlegergeld und einem Kredit über einen DWS-Fonds finanziert werden. Die Anleger sollen von den Mieterträgen profitieren, die durch einen langfristigen Mietvertrag mit der Deutschen Bank erwirtschaftet werden.
Ganz ähnlich geht die Deutsche Fondsholding AG vor. Sie will in Düsseldorf bis 2012 mehrere Bürogebäude bauen und für 20 Jahre an Vodafone vermieten. Der Komplex soll so gebaut sein, dass er eine „Green-Building“-Zertifizierung erhält.
Ob es den beiden Fonds gelingen wird, die kalkulierten Renditen von rund 5 Prozent einzuspielen, ist aber ungewiss. Sinken beispielsweise die Immobilienpreise und die Mieten, fällt die Rendite noch magerer aus als geplant.
Grüne Gewinne sind selten
Um ihre Ökoprojekte finanzieren zu können, sammeln Anbieter von geschlossenen Fonds bei Anlegern so lange Geld ein, bis sie genügend Eigenkapital haben. Dann schließen sie den Fonds. Private Investoren können sich als Kommanditisten meist ab 10 000 Euro an den über viele Jahre laufenden Projekten beteiligen.
Doch alles in allem sind die Beteiligungen wohl eher etwas für Überzeugte, denen es kaum darauf ankommt, ob sie an den Investitionen verdienen.
Oft sind die von grünen Anbietern in Aussicht gestellten Renditen viel zu optimistisch. Die Global Invest Emissionshaus AG konnte uns zum Beispiel nicht plausibel erklären, wie mit ihrem Windpark Opportunity Fonds 1 bis zum Jahr 2014 aus 2,5 Millionen Euro 18,5 Millionen werden sollen.
Die von uns geprüften Wind-, Solar-, Biogas- und Waldfonds rechnen sich vor allem für die Initiatoren und deren Geschäftspartner (siehe Tabelle „Acht aktuelle Angebote“). Daran ändert auch die staatliche Förderung für Strom aus erneuerbaren Energien nichts, von denen einige Fonds profitieren.
Manchmal verlieren Anleger ihr Geld
Läuft alles wie geplant, können Anleger auf Steuervorteile und attraktive Renditen hoffen – vorausgesetzt, ihr Anbieter hat seriös geplant. Es kann aber auch anders kommen. Rechnen Anbieter alles schön und kassieren übertrieben hohe Betriebskosten, was bei grünen Fonds öfter vorkommt, ist das Anlegergeld im schlimmsten Fall verloren.
Bei der EECH-Gruppe, einem grünen Emissionshaus aus Hamburg, verloren zum Beispiel 7 000 Anleger von Windkraft- und Solarfonds in den vergangenen Jahren viel Geld. Versprochen waren ihnen „sonnige Zinsen“ zwischen 7 und 10 Prozent pro Jahr.
Die Fehler, die Anbieter von erfolglosen Unternehmensbeteiligungen gemacht haben, sind vielfältig. Sie haben die Erträge aus Wind und Sonne überbewertet und Wartungs- und Instandhaltungskosten zu knapp kalkuliert. Sie haben die hohen Kosten für die Kredite unterschätzt und den Wert der Wind- und Solarparks zum Ende der Fondslaufzeit zu hoch angesetzt.
Immer wieder platzen Renditeträume, weil sich die Initiatoren der Fonds für ihre Dienste kräftige Vergütungen genehmigen. Bei EECH zweigte der Chef sogar Geld für andere Zwecke ab.
Ob ein Fonds gut ist, hängt von vielem ab. Eine vernünftige Planung – auch von Kosten – muss immer sein. Für den Erfolg mit Immobilien sind zudem zahlungskräftige Mieter mit langfristigen Verträgen wichtig, für Windparks starke Winde und für Solarparks viel Sonnenschein. Seriöse Anbieter lassen vor dem Bau oder dem Kauf von Anlagen Gutachten erstellen, um die Energieausbeute realistisch zu kalkulieren.
Eher mäßig dürften die Erträge des Fonds Energie Europa der Lloyd AG ausfallen. Offenbar mangels eigener Erfahrung kaufte der Initiator das bereits bestehende Projekt Lairg bei der Planerfirma Abo Wind AG.
Solarfonds Azzurro Uno gestoppt
Für die Ökofonds spricht der weltweit angelaufene Umbau der Energieversorgung. Rund 45 Länder haben ähnlich wie die Bundesregierung staatlich garantierte Einspeisevergütungen für Strom aus neuen Energien eingeführt. Das sichert den Fonds feste Einnahmen.
Sinken die Einnahmen aber, weil wie zuletzt in Italien das Gesetz geändert wird, fällt die Rechnung anders aus. Im März stoppte das Hamburger Emissionshaus Enrexa deshalb den Vertrieb des Solarfonds Azzurro Uno,mit dessen Geld Fotovoltaikparks in Italien gebaut werden.
Der Anbieter muss jetzt neu planen und einen Nachtrag zum Prospekt veröffentlichen. Macht er das seriös, muss er die Gewinnaussichten für Anleger senken.
Andere Fonds sind wegen zu optimistischer Planungen pleitegegangen (siehe Tabelle „Alles schiefgegangen“) oder ihre Anleger warten seit Jahren vergeblich auf Ausschüttungen.
Einfacher Risikocheck für Anleger
Finanztest empfiehlt Anlegern wegen der vielen Risiken, nur Vermögen in langfristige Beteiligungen zu investieren, das sie notfalls entbehren können. Denn als Mitunternehmer sind sie nicht nur an den Gewinnen des Fonds beteiligt. Bei Verlusten haften sie bis zur Höhe ihrer Einlage.
Für einen ersten Eindruck von einem Angebot ist ein einfacher Risikocheck sinnvoll (siehe Tabelle). Besonders wichtig ist dabei ein Blick in die Leistungsbilanz des Fondsanbieters. Waren die Vorgängerfonds eines Anbieters erfolgreich, ist das ein gutes Zeichen.
Vorsicht ist angebracht, wenn Firmen schon Geld einsammeln, obwohl sie noch nicht konkret sagen können, wo es investiert werden soll. Die E & K Energie und Kapital GmbH spricht von einem „Blind Pool“. Sie wartet für einen Teil der Biogasanlagen, die der Fonds E & K BioEnergie-Investment Portfolio Alpha finanzieren soll, noch auf eine günstige Kaufgelegenheit.
Für Anleger ist das riskant: Sie kaufen die Katze im Sack und sind ihrer Anlagegesellschaft auf Gedeih und Verderb ausgeliefert.
Seriöse Planungen sind nur mit Gutachten möglich, wie sie zum Beispiel der Bundesverband Windenergie in Berlin fordert. Der Verband fordert, dass die Fondsanbieter von den errechneten Werten noch einen Sicherheitsabschlag zwischen 7 und 10 Prozent des prognostizierten Jahresumsatzes machen.
Zurückhaltend sollten Investoren reagieren, wenn ein Fonds die geplante Investition nur zu etwa 30 Prozent mit Kapital von Anlegern finanzieren will. Die Anbieter leihen sich dann 70 Prozent des Kaufpreises bei einer Bank. Das ist für die Anleger riskant, denn die Kredite müssen auch dann mit Geld aus dem Fonds zurückgezahlt werden, wenn die Geschäfte schlecht laufen.

Das Solarkraftwerk Andasol der Solar Millennium AG bei Villanueva de la Serena in Spanien.
Nicht nur auf dem Ibersol-Investment der Solar Millenium lasten derart hohe Kredite. Auch der Solarenergie 2 Deutschland der Neitzel & Cie. Gesellschaft für Beteiligungen wird so finanziert und genauso der E & K BioEnergie-Investment Portfolio Alpha.
Ein Kreditanteil von 70 Prozent und mehr ist überhaupt nur akzeptabel, wenn der Fonds niedrige Kosten hat und mit sicheren laufenden Einnahmen etwa aus Fotovoltaikanlagen rechnen kann. Niedrige Einmalkosten hat aber keiner der drei Fonds. Beim Ibersol-Fonds fallen unverschämte 30 Prozent der Beteiligungssumme inklusive Gebühr (Agio) an Kosten für die Anleger an.
In die Irre führt die Werbung für den Fonds Solarenergie 2 Deutschland, wenn von einem hohen Investitionsgrad von zirka 95 Prozent und „keinen versteckten Kosten“ die Rede ist. Tatsächlich gehen vom Anlegergeld Einmalkosten von 21 Prozent ab, nur der Rest kann investiert werden.
Abschreckend für Anleger ist auch die Selbstbedienungsmentalität der Initiatoren dieses Fonds. Sie kassieren zum Laufzeitende des Fonds satte 4 Prozent vom Verkaufserlös der Fotovoltaikanlagen und mindern so die Schlussausschüttung.
Schwierig zu beurteilen sind Baumfonds wie der Timber 2 des Anbieters Jamestown. Bis zur Ernte der Bäume im Jahr 2024 kann eine Menge passieren. Stürme, Überschwemmungen oder Schädlinge können die Plantagen schädigen. Dann wären grüne Renditehoffnungen wohl zerstört.
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Man nehme eine Reihe obskurer Anlagen (die gibt es in jeder Kategorie) oder nicht dem Thema angemessene Anlagen ("Deutsche Bank-Türme" als Grüne Anlage zu nennen ist ein Witz) und fälle dann ein Pauschalurteil.
Wenn man sich schon keine Mühe gibt, die wirklich ökologischen Beteiligungen zu finden, sollte man auch einfach keine Druckerschwärze verschwenden.
Wer glaubt, dass in Öko-Fonds wirklich alles ökologisch ist, der würde staunen, was da so unter der Bezeichnung "Öko-Fonds" am Markt ist.
Beteilige ich mich an einem konkreten Projekt, kann ich den Grünen Gedanken wesentlich besser nachvollziehen.
Es gibt eine Reihe von vernünftig kalkulierten Beteiligungen, deren Risiken transparent und dank festgeschriebener Verkaufserlöse für produzierten Strom über zwei Jahrzehnte deutlich besser kalkulierbar sind.
Richtig ist: Wer deutlich unter 100.000€ als Vermögen sein Eigen nennt, sollte Alternativen zu Beteiligung präferieren.