Statt Gewinnen bescherten Beteiligungen an Immobilien, Schiffen, Umwelt- und Medienfonds Anlegern Milliardenverluste. Das ist das enttäuschende Ergebnis einer Finanztest-Untersuchung von 1 139 geschlossenen Fonds, die seit 1972 bis heute aufgelegt wurden. Nur mit großem Glück konnten Anleger einen Fonds erwischen, der seine Prognosen einhielt. Im Schnitt haben nur 6 Prozent der Fonds ihre Gewinnprognose erfüllt – gemessen am investierten Anlegergeld.
Investments in Bürotürme, Schiffe, Windräder, Kinofilme
Anleger geschlossener Fonds haben das große Los gezogen, so scheint es. Sie beteiligen sich an Unternehmen, denen Bürotürme, Windräder und vieles mehr gehören und kassieren dafür ordentlich Geld. In den Prognosen stellten die Anbieter Renditen von bis zu 10 Prozent pro Jahr in Aussicht. Das kam bei Geldanlageinteressenten gut an. Sie investierten in den vergangenen Jahrzehnten mehrere Milliarden Euro in Sachwerten. Für Emissionshäuser und Vertriebe war das ein Erfolg. Für Anleger meist nicht. Nur wenn sie großes Glück hatten, erwischten sie einen Fonds, der seine Prognosen einhielt. Im Schnitt haben nur 6 Prozent der geschlossenen Immobilien-, Umwelt-, Schiffs- und Medienfonds ihre Gewinnprognose erfüllt – gemessen am investierten Anlegergeld. Weitere 25 Prozent haben ihre Prognose verfehlt, aber wenigstens noch die Gewinnzone erreicht. Satte 69 Prozent schafften das nicht. Sie bescherten Anlegern Kapitalverluste. Das ist das enttäuschende Ergebnis einer Finanztest-Untersuchung von 1 139 geschlossenen Fonds, die seit 1972 bis heute aufgelegt wurden.
So performten die verschieden Fonds
Geprüft wurden 666 bereits aufgelöste Fonds, bei denen das Endergebnis also bereits feststeht. Bei den 473 noch laufenden Fonds haben wir die Zahlen der bisherigen Ausschüttungen sowie die Kurse verglichen, mit denen die Fondsanteile zuletzt an der Zweitmarktbörse gehandelt wurden. Bis zum Ende der Laufzeit kann sich das Ergebnis also noch verbessern – aber auch verschlechtern. Im Schnitt erlitten Anleger mit den geprüften Fonds auf Basis ihres eingesetzten Kapitals bei 57 Prozent der Immobilienfonds, 62 Prozent der Umweltfonds, 81 Prozent der Schiffsbeteiligungen und 96 Prozent der Medienfonds einen vollständigen oder zumindest teilweisen Verlust ihres angelegten Kapitals. Insgesamt verbrannten die von uns untersuchten, bereits aufgelösten Fonds Anlegergeld in Höhe von knapp 4,3 Milliarden Euro, statt einen Gewinn von 15,4 Milliarden Euro zu liefern – wie ihn ihre Prospekte zusammengenommen in Aussicht stellten. Dabei erfasst unsere Untersuchung eher die besseren der seit 1972 aufgelegten Fonds. Viele Pleitefonds fehlen in der von uns genutzten Datenbank. Auswerten konnten wir Fonds mit einem Eigenkapitalvolumen von rund 37 Milliarden Euro. Für diese Fonds liegen uns verlässliche Zahlen vor. Wir haben die in Aussicht gestellten Renditen der Fonds mit den tatsächlich erzielten verglichen.
Nur 6 Prozent erfüllen ihre Prognose

© Stiftung Warentest
„Sicher, renditestark, gut für die Altersvorsorge“
Auf den ersten Blick sind geschlossene Fonds für Anleger sehr attraktiv. Bequem und ohne selbst etwas tun zu müssen, können sie sich in der Regel ab 10 000 Euro aufwärts plus 5 Prozent Gebühr an großen Immobilien, Umweltprojekten, Schiffs- oder Filmprojekten beteiligen. Die Investition bringe schöne Renditen, sei sicher und eigne sich zur Altersvorsorge. So etwa priesen Vermittler die Fonds oft an.
Tipp: In unserer Warnliste Geldanlage lesen Sie, vor welchen geschlossenen Fonds wir in den vergangenen zwei Jahren gewarnt haben. Wenn Sie in klassische Investmentfonds investieren wollen: Unser Produktfinder Fonds liefert Ihnen Bewertungen von über 3500 Fonds.
Viel zu optimistisch geplant

Stand der Daten Juni 2015. © Stiftung Warentest
Anleger haften mit für Verluste
Zur Altersvorsorge eignen sich die Fonds aber wegen der hohen Risiken gar nicht. Als Mitunternehmer ihrer Gesellschaft müssen Anleger nämlich für Verluste bis zur Höhe ihrer Einlage haften. Wie sich das anfühlt, mussten viele schmerzlich erfahren. Als etwa viele Schiffsfonds ab 2012 Insolvenz anmeldeten, weil ihre Containerriesen und Massengutfrachter infolge der Finanzkrise zu wenig zu transportieren hatten, waren Anleger schockiert, dass sie Ausschüttungen zurückzahlen sollten. Bei vielen Medienfonds floppten nicht nur die produzierten Hollywood-Streifen. Darüber hinaus mussten Anleger jahrelang bangen, ob die Finanzämter steuerliche Verluste so anerkennen, wie sie das eingeplant hatten. Windkraft- und Solarfonds, die nach der Energiewende groß ins Geschäft kamen, blieben meist weit hinter den Erwartungen zurück. Die Initiatoren hatten Einnahmen allzu optimistisch angesetzt.
Waghalsige Fondskonstruktionen

Stand der Daten Juni 2015. © Stiftung Warentest

Etliche Immobilienfonds kamen durch waghalsige Konstruktionen zu Fall, die als Renditeturbo gedacht waren: Die Fondsgesellschaften nahmen Geld in fremden Währungen auf. Damit wollten sie Zinsen sparen, konnten dann aber die Belastung nicht mehr tragen, als sich die Devisenkurse zu ihrem Nachteil entwickelten. Besonders schlimm traf es Anleger von Medienfonds. Die Einnahmen für den Verkauf vermeintlich erfolgreicher Filme an Kinos, Fernsehen und Videoläden fielen oft viel niedriger aus als erhofft. In unserer Untersuchung waren nur 2 der 27 bereits aufgelösten Medienfonds erfolgreich. Da es sich aber um relativ kleine Fonds handelte, beträgt der Anteil der beiden Fonds gemessen am eingezahlten Anlegergeld nur 3,9 Prozent Tabelle: Viel Anlegergeld verbrannt. Da ist es wenig verwunderlich, dass Medienfonds heute komplett vom Markt verschwunden sind. Kein einziger der untersuchten Umweltfonds erfüllte seine Prognose. Von den rund 6,9 Milliarden Euro Anlegergeld, das in Schiffsbeteiligungen floss, sind knapp 2,9 Milliarden Euro verbrannt. Von den bereits aufgelösten Immobilienfonds konnten gemessen am Anlegergeld gerade einmal 14,4 Prozent ihre Prognose erfüllen oder übertreffen.
Renditechancen ziemlich mau

Stand der Daten Juni 2015. © Stiftung Warentest
Nur wenige Fonds schafften 4 Prozent Rendite
Die Renditechancen von Anlegern bei geschlossenen Fonds sind also ziemlich mau. Die Tabelle zeigt, dass die große Mehrheit der Anleger mit geschlossenen Fonds in den letzten 40 Jahren herbe Verluste machte. Nur wenige Fonds schafften Renditen über 4 Prozent. Das ist zu wenig, wenn man bedenkt, dass Anleger von 1972 bis zur Finanzkrise 2008 etwa mit sicheren Bundeswertpapieren knapp 7 Prozent Rendite pro Jahr erzielen konnten. Warum hunderte Fonds ihre Ziele verfehlten, hat vielfältige Gründe. Neben schlecht laufenden Märkten, Änderungen von Steuergesetzen und Subventionskürzungen bei alternativen Energien sowie kriminellen Taten waren es zu positive Annahmen der Anbieter. Seit den 90er Jahren warnt Finanztest bereits vor überhöhten Kaufpreisen für Investitionsobjekte, zu hoch angesetzten Erträgen oder zu knapp kalkulierten Kosten für Kredite zur Finanzierung der Fonds. 1997 warnten wir beispielsweise vor dem Medico 39, einem Bürofonds der Gebau AG in Dresden, die im Prospekt ihre langjährige Erfahrung, ihre genaue Marktkenntnis und ihr Fingerspitzengefühl bei der Konzeption betonte: „Denn Objekt und Standort müssen morgen das einlösen, was heute an Vermögen und Vertrauen investiert wird.“ Das ging schief, was nicht verwunderlich ist. Denn schon damals hieß es im Prospekt, dass „auf dem Markt für Gewerbeimmobilien in Dresden aktuell ein erhebliches Überangebot herrscht, welches Vermietungen erheblich erschwert“. Grund für das Überangebot waren vor allem steuerliche Sonderabschreibungen für die neuen Bundesländer, die dann Anfang der 2000er Jahre gestrichen wurden. Das belastete die Fonds zusätzlich.
Ökofonds und Schiff-Investments

Stand der Daten Juni 2015. © Stiftung Warentest

Bei den Ökofonds hatten Anbieter besonders leichtes Spiel. Sie füllten sich die Taschen, indem sie Kosten von bis zu 30 Prozent nahmen, die gleich zu Anfang vom Anlegergeld abgezogen wurden Test Geschlossene Fonds 8/2011. Schöne Renditen von 6 Prozent und mehr konnten sie meist trotzdem vorrechnen, da die Einspeisevergütungen für Strom aus neuen Energien so hoch waren, dass die überzogenen Gebühren nicht auffielen. Das änderte sich, als die Subventionen gekürzt wurden. Nur wenige Schiffe, die über Fonds finanziert wurden, sind problemlos durch die Krisen gefahren, die 2010 die Weltmeere erfasst haben. Zu viele Schiffe und zu wenig Ladung, heißt das Hauptproblem. Überwiegend betroffen sind Containerfrachter. Hier brachen die Einnahmen besonders stark ein. Für Wut und Aufregung bei Anlegern sorgen vor allem Forderungen insolventer oder in Schieflage geratener Fonds, Ausschüttungen zurückzuzahlen oder sogar frisches Kapital nachzuschießen. In Hamburg demonstrierten Anleger 2013 sogar vor den Firmensitzen der Emissionshäuser König & Cie, Lloyd Fonds und Nordcapital. Sie fühlten sich von Vermittlern, Banken und Anbietern über den Tisch gezogen.
Krumme Geschäfte – einige Beispiele
Nicht selten gingen Anbieter pleite, weil die Initiatoren krumme Geschäfte machten. Rund 10 000 Anleger verloren viel Geld, als im Zuge der Insolvenz der Frankfurter S & K Immobilienfirmen mehrere verbundene Anbieter von geschlossenen Fonds pleite gingen. Stephan S. und Jonas K., Firmenchefs von S & K, kauften Gold und teure Uhren, fuhren Luxusautos und feierten Partys und setzten dafür viel Anlegergeld ein. Beide Männer stehen deshalb demnächst in Frankfurt vor Gericht. Aktuell bangen 35 000 Anleger des Hamburger Emissionshauses Wölbern um ihr Geld. Sie haben eine Milliarde Euro in knapp 50 geschlossene Fonds investiert. Professor Heinrich Maria Schulte – ehemals Chef des Emissionshauses Wölbern Invest – ist vom Hamburger Landgericht inzwischen wegen gewerbsmäßiger Untreue zu achteinhalb Jahren Freiheitsstrafe verurteilt worden (nicht rechtskräftig).
Strengere Regeln für Fonds seit 2013
Wegen der vielen Skandale hat der Gesetzgeber Anbieter von geschlossenen Fonds seit Mitte 2013 strengeren Regeln unterworfen. Das neue Kapitalanlagegesetzbuch (KAGB) verpflichtet sie, sich bei der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (Bafin) registrieren zu lassen. Zudem müssen sie eine Reihe von Bedingungen erfüllen, bevor sie Fondsanteile an Anleger vertreiben dürfen Strengere Regeln für geschlossene Fonds. Windigen Figuren wie S. und K. würde nach heutigen Maßstäben eine Zulassung der Bafin verweigert.
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Ein sehr wahrer Artikel. Wir können Anlegern geschlossener Fonds nur raten sich von den unsoliden und kostenaufzehrenden Investments zu trennen. In den letzten Jahren haben wir hunderte Anleger betreut. Nutzen Sie gerne unser Know-How. Informationen erhalten Sie unter www.fondsausstieg.com
Kommentar vom Autor gelöscht.
Ich war bereits bei der Vorankündigung des Artikels in der Presse von der Schwarzmalerei überrascht, die in diesem Artikel betrieben wird und fühle mich nun bestätigt.
Die Transparenz lässt zu wünschen übrig, da die getesteten Fonds nicht genannt werden, daher kann ich nur aus eigenen Erfahrungen berichten. Alle Umweltfonds an denen ich beteiligt bin liegen im Plus, egal ob noch laufend oder abgeschlossen. Zugegebenermassen reichen die Ausschüttungen überwiegend nicht ganz an die Prognosen heran, liegen aber im Vergleich zu Festgeld- oder Tagesgeldanlagen weit über deren Rendite. Da Erträge, Gewinne und Ausschüttungen nicht direkt voneinander abhängen, sind natürlich exakte Vergleiche schwierig, Hochrechnungen auf die Zukunft noch schwieriger.
Ich bin jedenfalls mit meinen Anlagen bisher sehr zufrieden und würde weiterhin in geschlossene Fonds bei Anbietern mit hoher Reputation investieren, allerdings nicht in Schiffs- und Medienfonds.
Wer sich mit Geldgeschäften beschäftigt weiß sicher, was an der Aussage: "Von den rund 6,9 Millarden Euro Anlegergeld, das in Schiffsbeteiligungen floss, sind knapp 2,9 Mrd. Euro verbrannt." nicht korrekt ist!? Das Geld wird nicht "verbrannt" sondern es wird umverteilt, es hat ein anderer! Verbrennen klingt zwar drastischer und im Bezug auf den Anleger hätte er sein Geld auch verbrennen können, aber in Wirklichkeit hat er es jemanden anderen anvertraut und nicht wiederbekommen.
Ich fände gut, wenn diese Tatsache auch so dargestellt wird.
@wegawega: Nachdem unsere letzten Untersuchungen von konkret benannten geschlossenen Immobilien- und Umweltfonds kaum positive Bewertungen der einzelnen Fonds erbrachten, wollten wir herausfinden, wie viele der seit 1972 angebotenen geschlossenen Fonds bis heute überhaupt ihre Gewinnprognose erfüllt haben. Deshalb haben wir bei dieser Untersuchung keine Daten zu einzelnen Fonds veröffentlicht. Ihre Einschätzung zur Verwendung der Zweitmarktkurse teilen wir nicht. Grundsätzlich kann jeder an dem Sekundärmarkt der Börsen Hamburg, Hannover und München kaufen und verkaufen. Preise bilden sich durch Angebot und Nachfrage. Es gibt keine Belege dafür, dass die Preise systematisch zu niedrig wären. Außerdem zeigt ein Vergleich der Ergebnisse der bereits aufgelösten Fonds mit den laufenden Fonds, die gleichzeitig einen Zweitmarktkurs vorweisen, dass eine systematische Fehlbewertung nicht zu erkennen ist. (AK)