Konten für Gewerbetreibende und Freiberufler sind teurer als Privatgirokonten. Jede Buchung kostet oft noch extra. Doch die Preise sind Verhandlungssache.
Freiberufler und Gewerbetreibende sind nicht verpflichtet, extra für ihre geschäftlichen Finanzen ein Konto zu eröffnen. Für Maren Hessler war das aber eine Frage der Übersicht. „So hatte ich automatisch die privaten von den beruflichen Ausgaben und Einnahmen getrennt und gleich von Beginn meiner Selbstständigkeit an einen Überblick, wie gut ich wirtschafte.
Vor zwei Jahren hat sich die 35-Jährige als Personal- und Organisationsentwicklerin selbstständig gemacht. Hessler entschied sich für ein Konto bei der Frankfurter Sparkasse. „Während eines Kurses bei der Industrie- und Handelskammer kam heraus, dass Selbstständige bei regionalen Kreditinstituten oft eine bessere Beratung und Betreuung bekommen.“
Die Kontoeröffnung war einfach. Hessler stellte ihre Geschäftsidee vor, den Businessplan hatte sie dabei. Legitimieren musste sie sich mit ihrem Personalausweis.
Je nach Art des Betriebes fordern die Banken oder Sparkassen aber auch noch andere Unterlagen, zum Beispiel den Gesellschaftervertrag, die Gewerbeanmeldung oder eine Steuernummer.
Für das Geschäftsgirokonto bezahlt Hessler jetzt jeden Monat 7,50 Euro. Die Girocard (ec-Karte) ist kostenlos.
Für jede Buchung kassiert die Sparkasse normalerweise noch zwischen 4 Cent und 1 Euro extra. Der Preis hängt von der Art der Buchung ab und davon, ob sie online oder auf Papier veranlasst wird. „Ich habe aber ausgehandelt, dass ich von diesen Kosten befreit bin“, sagt Hessler stolz.
Viele bieten kein Geschäftskonto an
Die Preise für Geschäftsgirokonten sind nicht in Stein gemeißelt. Selbstständige können darüber mit ihrer Bank verhandeln. Das zeigt unser aktueller Test.
Selbst wenn Banken ein spezielles Konto anbieten, „ist darüber hinaus eine weitergehende individuelle Gestaltung möglich“, informierte zum Beispiel die Commerzbank. Bei der Berliner Sparkasse „können die Kontomodelle je nach Bedarf und Nutzung individuell angepasst werden.“
Wir haben 81 Kreditinstitute befragt und wollten wissen, zu welchem Preis und unter welchen Bedingungen Freiberufler und Gewerbetreibende ein Konto für ihre geschäftlichen Transaktionen eröffnen können.
Nur 39 Banken eröffnen für Selbstständige ein Geschäftskonto. Die anderen sind meist reine Privatkundenbanken. Von 30 Banken haben wir die Konditionen in der Tabelle dargestellt. Selten sind sie im Preisverzeichnis zu finden. Neun Banken überarbeiten gerade ihr Kontomodell oder „wünschen keine Vermarktung“.
Geschäftskonten kosten mehr
Zu einem Geschäftskonto gehören dieselben Leistungen wie zu einem privaten Girokonto: Überweisungen, Daueraufträge, Barauszahlungen, Lastschriften und Gutschriften. Doch kaum eine Bank bietet an, das Geschäftskonto kostenlos zu führen. Privatgirokonten sind häufig gratis.
In unserer Untersuchung verzichten nur drei Banken auf Gebühren für die Kontoführung und auch nur unter bestimmten Bedingungen. Bei der Deutschen Skatbank und der Ethikbank muss der Selbstständige das Konto am Computer führen. Die DKB eröffnet ihr Businesskonto nur für Freiberufler. Sie dürfen aber zum Beispiel nicht in publizistischen oder kreativen Berufen tätig sein. Die Girocard ist nur bei der DKB kostenlos.
Bei vier Banken ist die Kontoführung nur kostenfrei, wenn der Selbstständige ein hohes Guthaben auf dem Konto hat. Die Deutsche Bank verlangt im Durchschnitt 5 000 Euro, die Hypovereinsbank 10 000 Euro pro Quartal. Die Postbank und die Stadtsparkasse Düsseldorf erwarten ein durchschnittliches Guthaben von 10 000 Euro im Monat.
Große Preisunterschiede
Die Kontoführung eines Geschäftskontos kostet im Durchschnitt 6 Euro im Monat. Die Spanne ist jedoch sehr groß. Sie reicht von 1,50 Euro (Volksbank Villingen) bis 49,90 Euro (Business Bestkonto der Deutsche Bank). Etwa die Hälfte der Banken mit Geschäftskonto bleibt unter dem Durchschnitt von 6 Euro.
Doch der monatliche Grundpreis ist nur die halbe Miete. In der Regel kostet jede Buchung extra, egal, ob es sich um Überweisungen, Bargeldabhebungen oder einen Dauerauftrag handelt, sie schlagen mit 4 Cent bis 2,50 Euro zu Buche.
Onlinebuchungen sind meist am günstigsten. Teurer werden sie , wenn der Kunde zum Beispiel eine bestimmte Anzahl überschreitet. Die Berliner Sparkasse verlangt ab der 26. Überweisung 15 Cent. Die Deutsche Skatbank, eine Direktbank, berechnet 2 Euro, wenn der Kunde eine Buchung per Papier veranlasst.
Anders als beim Privatgirokonto müssen Freiberufler und Gewerbetreibende für die Girocard (ec-Karte) häufiger eine Jahrespauschale bezahlen, oft 5 Euro.
Die Ethikbank lässt sich die Karte mit 10,50 Euro am teuersten bezahlen. Sie verlangt aber keine Kontoführungsgebühren.
Katharina Oberschelp hat für ihre Firma promotus, die sie mit einer Partnerin betreibt, ein Geschäftskonto bei der Postbank eröffnet. Sie führt das Konto ausschließlich online. „Das hat bisher super geklappt. Außerdem sind zehn Onlinebuchungen im Monat kostenlos, sodass sich die Zusatzkosten in Grenzen halten.“ Den monatlichen Kontoführungspreis von 9,90 Euro kann sie drücken, wenn sie auf dem Konto Guthaben stehenlässt. Allerdings wird diese Summe nicht verzinst.
Manche Banken haben mehrere Kontomodelle für Selbstständige im Angebot. Sie unterscheiden nach Berufsgruppen wie die BW Bank mit dem Praxiskonto comfort für niedergelassene Ärzte und Zahnärzte. Oder die Kreditinstitute orientieren sich am Umsatz – das Konto Businessstar bei der SEB Bank ist für Firmen mit einem Jahresumsatz ab 20 Millionen Euro gemacht. Diese Konten haben wir nicht in der Tabelle aufgeführt.
Kontoüberziehung und Kreditkarte
Während die Kontoeröffnung noch recht leicht über die Bühne geht, ist es für Selbstständige schwer, eine Kreditkarte oder gar einen Kontokorrentkredit zu bekommen. Dieser Kredit ist das Gegenstück zum Dispokredit auf dem Privatgirokonto.
Ob und in welcher Höhe Banken diesen Kredit vergeben, machen sie immer vom Einzelfall abhängig, zum Beispiel von der Rechtsform der Firma, der Dauer der Geschäftsbeziehung oder der Ertragssituation. Das wird manchmal ganz pauschal mit „Bonität“ oder „Prüfung der Kreditwürdigkeit“ umschrieben. Die Deutsche Skatbank gestattet generell keine Kontoüberziehung.
Bei der Postbank können Selbstständige erst einen Kontokorrentkredit beantragen, wenn sie ein Jahr lang selbstständig waren. Katharina Oberschelp beantragte ihn nach zwei Jahren und bekam einen Verfügungsrahmen von 600 Euro – das Minimum, das die Postbank vergibt.
Die Frankfurter Sparkasse verlangt die „banküblichen Unterlagen zur Kreditwürdigkeitsprüfung und zur Erstellung des Ratings“. Maren Hessler sollte für einen Kontokorrentkredit von 1 000 Euro einen Businessplan vorlegen oder ihren Mann als Bürgen hinzuziehen.
„Ich empfand die ganze Diskussion fast als erniedrigend“, sagt sie und hat deshalb nie wieder nachgefragt.
Auch eine Kreditkarte hat sie bis heute nicht. Die Hürden dafür liegen – nicht nur bei der Frankfurter Sparkasse – ähnlich hoch wie für einen Kredit zum Konto.
Zinshöhe oft unklar
Für ihren Kontokorrentkredit wollen sich viele Banken auch nicht auf einen Zins festlegen. Nur 14 Institute gaben eine feste Zahl zwischen 7,5 Prozent bei der DKB und 13,50 Prozent bei der Kölner Bank an.
Alle anderen Banken nannten eine Zinsspanne. Am höchsten geht die Sparkasse Hannover mit bis zu 17,75 Prozent. Die BW Bank und die Commerzbank wollten nicht einmal eine Zinsspanne angeben.
Im Schnitt sind die Zinsen für Kontokorrentkredite ähnlich hoch wie für Dispokredite auf Privatkonten. Die Kölner Bank kassiert sogar dann ab, wenn sie den Kontokorrentkredit einräumt, der Kunde ihn aber nicht nutzt. Sie verlangt für die Summe, die der Kunde nicht abruft, 3 Prozent Bereitstellungsprovision pro Jahr.
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- Der Kinderkonten-Vergleich der Stiftung Warentest informiert, ob und zu welchen Bedingungen Kinder, Schüler, Auszubildende und Studenten ein Konto eröffnen können.
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- Ein Basiskonto bekommt jeder, ohne Schufa-Abfrage. Unser Vergleich Basiskonten zeigt: Nur drei von 222 Kontomodellen sind für Online-Kunden kostenlos.
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- Freiberufler und Gewerbetreibende sollten für berufliche Buchungen ein Geschäftskonto haben. Die Preisunterschiede sind groß. Wir zeigen 69 Kontomodelle im Vergleich.
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Kommentarliste
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@BINn-X: Vielen Dank für Ihren Vorschlag, den wir an die Fachabteilung weiter leiten. Wenn wir einen solchen Vergleich in die Planung aufnehmen können, wissen wir nochn nicht. (TK)
Der letzte Test war 2010 - mittlerweile sind die Konditionen bereits mehrfach überarbeitet worden und auf Grund der Negativzinsen wurden peu a peu die kostenfreien Varianten reduziert. Ein neuer Test hierzu war zuletzt 10/2020 angekündigt worden. Wann kann man damit rechnen?
@allsascha: Dieser Test hier ist aus dem Jahr 2010. Gerne nehmen wir Ihre Anregung auf, wieder einmal eine neue Untersuchung zum Thema "Geschäftskonten" zu starten. (PH)
auf der Homepage der "Ethikbank" wird aktuell ein Geschäftskonto für 10 Euro im Monat angeboten...
außerdem vermisse ich das Geschäftskonto von Holvi, das hat mir ein Kollege ampfohlen.
@MiaKo: Herzlichen Dank für Ihre Themenanregung, die wir an die zuständige Fachredaktion weiter geleitet haben. Wann wir eine neue Untersuchung veröffentlichen werden, kann ich Ihnen heute aber noch nicht sagen. (PH)