
Kein Einlass. Die ungewöhnlichen Schrauben am iPhone sind für Nutzer ärgerlich. Ohne Spezialwerkzeug können sie ihr Handy nicht öffnen. © Stiftung Warentest
Ging früher mal die Schuhsohle kaputt, nähte oder klebte der Schuhmacher eine neue an. Heute sind viele Schuhe „schlechter und nicht reparierbar“, sagt Helmut Farnschläder vom Zentralverband des Deutschen Schuhmacherhandwerks. Die angegossenen Kunststoffsohlen machen eine Reparatur nahezu unmöglich. Das ist nur eines von vielen Ärgernissen für Verbraucher. Hersteller kennen weitere Hebel, um ihre Einnahmen zu steigern. Hohe Reparaturkosten. Ab 762 Euro ist die Bosch-Waschmaschine WAS28840 im Internet erhältlich. Geht nach der Gewährleistungszeit der Motor kaputt, bietet Bosch den Austausch zum Festpreis von 299 Euro an. Fallen mehrere Bauteile aus, können die Reparaturkosten den Gerätepreis übersteigen. Da erscheint vielen Verbrauchern ein Neukauf sinnvoller. Das ist nur ein Beispiel von vielen, bei anderen Herstellern und Produkten läuft es ähnlich. Auch bei billigen DVD-Spielern aus Fernost sind Reparaturen oft unwirtschaftlich. Bei Kaufpreisen um die 40 Euro besorgen viele Kunden sich lieber gleich ein neues Produkt.
Drucker im Generalstreik. Meldet der Drucker einen vollen Tintenschwamm, stellen einige Geräte die Arbeit ein. Nutzer berichten jedoch, dass sie den Messmechanismus zurücksetzen können, ohne dass Tinte ausläuft. Nur: Dass und wie dies geht, erfahren Kunden oft nicht vom Hersteller, sondern nur in Internetforen (Tipps). Auch ärgerlich: Ist eine Tintenpatrone leer, scannen einige Multifunktionsdrucker nicht mehr.

Der Anteil der Handys mit festeingebauten Akkus am Gesamtmarkt steigt rapide © Stiftung Warentest
Festeingebaute Akkus. Für viele Produkte – von Tablet-PCs über Navigationsgeräte bis hin zu einigen Handys – verwenden die Hersteller festeingebaute Akkus. Gehen diese kaputt oder werden sie zu schwach, kann der Nutzer sie nicht selbst wechseln. Er muss das gesamte Gerät zum Kundenservice schicken oder es dort abgeben. Besitzer des iPhone 5 zahlen für einen Ersatzakku 75 Euro. Das Handy ist tagelang fort und kommt ohne persönliche Daten zurück. Beim vergleichbaren Samsung Galaxy S III lässt sich der Akku leicht entnehmen. Ein Originalersatzteil kostet 24,90 Euro. Auf Anfrage begründet Apple den Einbau fester Akkus sowohl mit „platztechnischen als auch verbrauchsergonomischen Gesichtspunkten.“ Im Test erhielt der Akku des iPhone 5 nur die Note 3,2, der des Galaxy S III eine 1,8. Zudem wendet sich das Elektro- und Elektronikgesetz gegen festeingebaute Akkus, lässt aber einige Schlupflöcher offen.
Zu viel Wärme. Eine typische Schwachstelle in Elektronikgeräten sind die Elektrolytkondensatoren. Sie halten die Hitze im Gerät nur über eine begrenzte Zeit aus, liegen aber mitunter nahe an wärmeerzeugenden Bauteilen. Ihre Lebensdauer lässt sich berechnen. „Insofern ist für die Hersteller dieses Problem nicht nur vorhersehbar, sondern beherrschbar“, sagt Informatiker Stefan Ebelt von ReUse-Computer. Der Verein setzt sich für die Langlebigkeit von IT-Geräten ein. Zu lindern wäre das Problem durch bessere Konstruktion oder robustere Kondensatoren. Die sind kaum teurer. Um hitzebedingten Hardwareschäden vorzubeugen, wäre es laut Ebelt auch wichtig, Kühlsysteme von Notebooks so zu bauen, dass Nutzer sie selbst reinigen können, ohne ihren Anspruch auf Garantie und Gewährleistung zu gefährden.
Hürden für Bastler. Einige Firmen nutzen Spezialwerkzeug. Ein prominentes Beispiel: Apple baute in mehrere iPhone- und MacBook-Modelle eigens entwickelte Pentalob-Schrauben ein. Manche Unternehmen weigern sich auch, Ersatzteile an Privatpersonen und freie Werkstätten abzugeben.
Keine Ersatzteile. Philips bot für sein Fernsehgerät 42PFL9803H/10 schon vier Jahre nach Markteinführung bestimmte Ersatzteile nicht mehr an. Aus Einzeldefekten wurden so Totalschäden. Eine klare gesetzliche Regelung, wie lange Hersteller Ersatzteile bereithalten müssen, gibt es bislang nicht. Nicht reparierbar. Bei manchen Produkten ist die Möglichkeit einer Reparatur gar nicht erst vorgesehen. Billige Heimwerker- und Haushaltsgeräte sind Beispiele. Ein typisches Problem: Bauteile, die nicht aneinandergeschraubt, sondern geklebt werden. Ohne Schrauben sind Reparaturen schwer möglich.
-
- Was einmal kaputt ist, bleibt meist auch kaputt – das zeigt eine nicht-repräsentative Umfrage der Stiftung Warentest mit mehr als 10 000 Teilnehmern. Abgefragt hatten...
-
- Für Autofahrer ist das Nutzen einer Blitzer-App illegal. Es drohen mindestens 75 Euro Bußgeld und ein Punkt in Flensburg. Doch was, wenn der Beifahrer die App nutzt?
-
- Wenn dem Handy unterwegs der Strom ausgeht, verheißen sie Rettung. Doch der Powerbank-Test zeigt: Nicht immer kommt so viel Energie raus, wie draufsteht.
Diskutieren Sie mit
Nur registrierte Nutzer können Kommentare verfassen. Bitte melden Sie sich an. Individuelle Fragen richten Sie bitte an den Leserservice.
Nutzerkommentare können sich auf einen früheren Stand oder einen älteren Test beziehen.
@arsenciga: Sie können Kommentare ausdrucken, indem Sie diese markieren und dann zum Beispiel in ein Word-Dokument kopieren. Das Dokument können Sie dann auf Ihrem eigenen Rechner speichern und natürlich auch ausdrucken.(PH)
Kommentar über Kommentaren!
Warum kann ich die Kommentaren nicht ausdrucken? Ich markiere sie, kann aber nicht drucken. Mache
ich irgendwas falsch, oder ist es nicht erlaubt?
Ich finde, Stiftung Warentest sollte grundsätzlich bei JEDEM technischen Produkt diesen Punkt im Bewertungskatalog haben. Produkte sollten immer ausgelegt sein auf lange Haltbarkeit und gute Reparierbarkeit.
Geplante Obsoleszenz ist bereits untersucht worden: www.murks-nein-danke.de und dort den Forschungsbericht "Geplante Obsoleszenz" von Stefan Schridde und Christian Kreiß, in dem auch andere offensichtlich absichtlich eingebaute Schwachstellen bei Geräten aufgelistet werden. Viele Kommentatoren haben weitere gute Beispiele dafür eingebracht.
Der bereits gemachte Vorschlag, bei TEST eine Datenbank anzulegen, in die (ähnlich wie bei www.murks-nein-danke.de) Verbraucher, deren Geräte nach Ablauf der Garantie, aber innerhalb von drei Jahren nach Kauf, kaputt gehen, einen Eintrag machen können, sollte dringend verwirklicht werden. Ich kann eine Kaufrechnung und eine Reparaturrechnung meines Philips Fernsehers beitragen. Schon nach ein oder zwei Jahren wird sich die Streu vom Weizen trennen. Wieso mach TEST keinen entsprechenden Aufruf? Nur Mut, meine Damen und Herren.
Wo bleibt die Initiative von TEST, auf längere Garantiefristen zu drängen?
Kommentar vom Autor gelöscht.