
© Stiftung Warentest
Der Verdacht erhitzt viele Gemüter: Bauen Hersteller ihre Fernseher, Waschmaschinen und Staubsauger so, dass sie kurz nach der Gewährleistungsfrist kaputtgehen? „Geplante Obsoleszenz“ nennen Fachleute dies. Möglichkeiten, Geräte frühzeitig altern zu lassen, gibt es viele – von gezielt eingebauten Schwachstellen bis hin zur erschwerten Reparierbarkeit durch fehlende Ersatzteile. Was ist dran am geplanten Verschleiß? test begibt sich auf Spurensuche.
Gehen Geräte heute schneller kaputt als früher?
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Der Berliner Betriebswirt Stefan Schridde hat das Onlineforum murks-nein-danke.de ins Leben gerufen – und damit einen Nerv getroffen. Seitenweise posten vergrätzte Kunden dort Berichte von kaputten Elektrogeräten. Schwierig ist hingegen, den Nachweis zu führen, dass Hersteller den Murks gezielt zusammenbauen, um Verbraucher übers Ohr zu hauen. Die Stiftung Warentest hat untersucht, wie viele Geräte kurz nach der Gewährleistungsfrist ausfallen. Dafür hat sie Dauertests der vergangenen zehn Jahre ausgewertet.
Billige Geräte sind oft schneller Schrott als teure
Wenig überraschend ist, dass billige Geräte oft schneller Schrott sind als teure. Waschmaschinen über 700 Euro zum Beispiel halten im Dauerlauf oft deutlich länger als Geräte unter 550 Euro. Solche Preisgrenzen lassen sich für viele Produktgruppen finden. Beim Kauf von Akkubohrern etwa steigt unterhalb von 50 Euro das Risiko, dass die Freude nur kurz währt. Ein untrügliches Qualitätsmerkmal ist der Preis allerdings nicht. Es gibt auch echte Schnäppchen, genauso wie es teure Flops gibt. Das zeigt die Auswertung der Stiftung Warentest.
Völlige Intransparenz bei der geplanten Gebrauchsdauer
Häufig ist es so: Je robuster ein Gerät sein soll, desto teurer wird es. Zugleich stehen Hersteller unter Kostendruck. „Das Ziel ist, ein Gerät so gut wie nötig zu bauen, nicht so gut wie möglich“, sagt Professor Albers, Leiter des IPEK Instituts für Produktentwicklung am Karlsruher Institut für Technologie. „Sonst laufen die Kosten aus dem Ruder.“ Schön wäre es, wenn Verbraucher erkennen könnten, welche Lebensdauer die Hersteller für ihre Produkte planen. Hier herrscht bislang völlige Intransparenz.
Reparaturen sind oft ein Problem
Ein weiteres Problem stellt sich, wenn Reparaturen nötig werden. Ist etwa die Hauptplatine des Computers defekt, kann es teuer werden. Mitunter scheinen Hersteller bei den Reparaturkosten einfach unverschämt zuzulangen. Wenn das Gerät schon mehrere Jahre alt ist, sind die Reparaturkosten oft so hoch, dass es am Servicetresen heißt: „Das lohnt nicht mehr.“ Oder, besonders ärgerlich: Das betreffende Gerät sei wegen fehlender Ersatzteile angeblich nicht mehr zu retten. Kein Wunder, dass sich Verbraucher zunehmend wieder selbst helfen – in Reparaturtreffs oder mit Anleitungen aus dem Internet.
Alle zwei Jahre ein neues Handy
Demgegenüber landen allerdings auch viele Handys in der Schublade, obwohl sie noch funktionieren. 42 Prozent der befragten Verbraucher kaufen innerhalb von zwei Jahren ein neues Handy – meist einfach deshalb, weil es besser ist als das alte. „Wir haben Freude an der Abwechslung“, sagt Hartmut Holzmüller, Marketingprofessor an der TU Dortmund. Das machen sich Unternehmen zunutze. Sie sorgen dafür, dass Produkte auch im Kopf verschleißen. Die Werbeindustrie lädt die Waren mit Verheißung auf – es ist einfach cool, das neueste Smartphone zu haben. Dabei ist das neueste Gerät oft nur etwas schicker als der Vorgänger und hat ein paar neue Funktionen.
Tipp: Der Produktfinder Handys enthält Testergebnisse für 404 Handys, davon sind aktuell 211 erhältlich.
Mythos oder Masche?
Im Special der Stiftung Warentest erfahren Sie, ob die test-Experten Anhaltspunkte für eine tatsächlich „geplante“ Obsoleszenz gefunden haben. Es verrät die Tricks der Hersteller und nennen Beispiele sowohl für billigen „Schrott“ als auch für teure Flops. Und wir geben Ihnen Tipps, wo Sie Hilfe finden oder selbst Hand anlegen können, wenn der Staubsauger röchelt oder der Drucker streikt und eine Reparatur beim Fachmann so teuer wäre wie ein Neukauf.
Experten-Chat
Am 11. September von 13 bis 14 Uhr können Sie mit den Experten der Stiftung Warentest chatten. Ihre Fragen für den Chat auf test.de können Sie jetzt schon stellen – und die Fragen anderer Nutzer bewerten.
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Kommentar über Kommentaren!
Warum kann ich die Kommentaren nicht ausdrucken? Ich markiere sie, kann aber nicht drucken. Mache
ich irgendwas falsch, oder ist es nicht erlaubt?
Ich finde, Stiftung Warentest sollte grundsätzlich bei JEDEM technischen Produkt diesen Punkt im Bewertungskatalog haben. Produkte sollten immer ausgelegt sein auf lange Haltbarkeit und gute Reparierbarkeit.
Geplante Obsoleszenz ist bereits untersucht worden: www.murks-nein-danke.de und dort den Forschungsbericht "Geplante Obsoleszenz" von Stefan Schridde und Christian Kreiß, in dem auch andere offensichtlich absichtlich eingebaute Schwachstellen bei Geräten aufgelistet werden. Viele Kommentatoren haben weitere gute Beispiele dafür eingebracht.
Der bereits gemachte Vorschlag, bei TEST eine Datenbank anzulegen, in die (ähnlich wie bei www.murks-nein-danke.de) Verbraucher, deren Geräte nach Ablauf der Garantie, aber innerhalb von drei Jahren nach Kauf, kaputt gehen, einen Eintrag machen können, sollte dringend verwirklicht werden. Ich kann eine Kaufrechnung und eine Reparaturrechnung meines Philips Fernsehers beitragen. Schon nach ein oder zwei Jahren wird sich die Streu vom Weizen trennen. Wieso mach TEST keinen entsprechenden Aufruf? Nur Mut, meine Damen und Herren.
Wo bleibt die Initiative von TEST, auf längere Garantiefristen zu drängen?
Kommentar vom Autor gelöscht.