Ob Zucchini, Kürbis oder Gurke – viele Kürbisgewächse können Bitterstoffe bilden. Aus im Supermarkt verkauften Sorten wurde diese Fähigkeit herausgezüchtet. Doch gerade Hobbygärtner sollten wissen: Durch Mutation oder Kreuzung mit Wildsorten können Bitterstoffe – die in hoher Konzentration giftig sind – wieder auftauchen. Einen Rentner aus Hildesheim kostete das jüngst das Leben. test.de erklärt, was Sie beim Selberzüchten und Zubereiten von Gemüse beachten sollten.
Bitterstoffe in der Kürbisfamilie
Die Kürbisfamilie gehört in Deutschland zu den beliebtesten Tischgästen: Im Sommer erfrischen Melonen und Zucchini verfeinern Aufläufe, im Herbst sind ofengegarte Kürbisse in aller Munde und kaum ein Salat kommt ohne Gurken aus. Viele von ihnen können Bitterstoffe aus der Gruppe der so genannten Cucurbitacine bilden. Diese können Übelkeit, Erbrechen und Durchfall auslösen, in hoher Konzentration sogar zum Tod führen. Durch Züchtung gibt es zahlreiche essbare Sorten in den Supermarktregalen. Bei ihnen ist das für die Bildung der Bitterstoffe verantwortliche Gen abgeschaltet. Es ist aber nach wie vor vorhanden und kann, etwa durch spontane Mutation oder die Kreuzung mit Wildtypen, wieder aktiviert werden. Ein solches Risiko besteht, wenn Hobbygärtner selbst Gemüse anpflanzen und ihr eigenes Saatgut benutzen.
Rentner stirbt an giftigem Zucchini-Auflauf
Züchten Gemüseliebhaber zum Beispiel nicht essbare Zierkürbisse neben Sorten, die zum Essen gedacht sind, und diese werden von den selben Bienen bestäubt, kann es bereits zu einer nicht geplanten Kreuzung kommen. Für den Gärtner ist die Veränderung nicht sichtbar. Einen Senioren aus Hildesheim kostete die Mutation einer selbstangebauten Zucchini jetzt vermutlich das Leben. Er verstarb, kurz nachdem er mit starken Magenschmerzen ins Krankenhaus eingeliefert worden war – der 79-Jährige und seine Frau hatten einen Auflauf mit geschenkten Zucchini aus Nachbars Garten gegessen. Dieser habe sehr bitter geschmeckt, weshalb sie nur wenig davon verzehrt habe, berichtete die Ehefrau, die den Vorfall überlebt hat.
Auch leicht bittere Kürbisgewächse nach einem Bissen ausspucken
Der bittere Geschmack ist ein Warnzeichen, das bei Kürbisgewächsen nicht ignoriert werden sollte. Der Grad der Bitterkeit hängt übrigens nicht damit zusammen, wie hoch der Gehalt an Bitterstoffen in dem Gemüse ist. „Die Geschmacksschwellen für den Bittergeschmack können bei Cucurbitacinen zwischen weniger als einem Zehntel Milligramm bis mehreren Milligramm pro Kilogramm Kürbis schwanken“, schreibt das Chemische und Veterinäruntersuchungsamt (CVUA) Stuttgart auf seiner Homepage. Deshalb sollten auch Kürbisgewächse, die nur leicht bitter schmecken, nicht gegessen werden. Wer das Gemüse nach dem ersten bitteren Bissen sofort ausspuckt, muss aber in der Regel nichts befürchten.
Starke Hitze könnte für Giftstoffe verantwortlich sein
Mitarbeiter des CVUA untersuchten auch den giftigen Zucchini-Auflauf des verstorbenen Rentners und fanden die vermuteten Bitterstoffe. Neben einer ungeplanten Kreuzung des Gemüses könnte auch die Hitze der vergangenen Wochen für die Veränderung der Pflanze verantwortlich sein, vermutete CVUA-Leiterin Maria Roth. „Steht eine Pflanze unter Stress, kann es passieren, dass sie in alte Muster zurückfällt und die Bitterstoffe wieder aktiviert werden“, sagte Roth der Süddeutschen Zeitung. Auch das Bayerische Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL) warnt, bei Selbstangebautem in diesem Jahr vorsichtig zu sein. Die starke Trockenheit hätte bei vielen Zucchini und Kürbissen in Hobbygärten die Bildung von Bitterstoffen angeregt. In Bayern seien in diesem Jahr schon mehrere Patienten behandelt worden, die sich mit Cucubitacinen schwer vergiftet hätten.
Supermarktgemüse nicht betroffen
Supermarktgemüse ist von der Problematik bislang nicht betroffen. Bei allen gemeldeten Fälle hatten die Patienten privat angebaute Zucchini oder Kürbisse gegessen. Schon 2012 war ein ähnlicher Fall zur Untersuchung beim CVUA in Stuttgart gelandet. Die Wissenschaftler untersuchten daraufhin stichprobenartig Kürbisse aus dem Supermarkt. In keinem zum Verzehr verkauften Gemüse wiesen sie die Bitterstoffe nach.
So gehen Hobbygärtner auf Nummer sicher
- Verwechslungsgefahr vermeiden. Achten Sie beim Hobbygärtnern darauf, essbare und Zierkürbisse nicht zu nah nebeneinander anzubauen.
- Frisches Saatgut kaufen. Säen Sie keine Samen aus den selbst angebauten Früchten, sondern kaufen jährlich frisches Saatgut – so kann es nicht zu Kreuzungen mit nicht essbaren Sorten kommen.
- Vorher kosten. Probieren Sie, besonders während oder nach einer Hitzeperiode, immer vorsichtshalber Ihr Gemüse, bevor Sie es zubereiten – Gewürze könnten den bitteren Geschmack eventuell überdecken.
- Warnsignale beachten. Selbst wenn Zucchini, Kürbis und Co. noch so appetitlich wirken: Haben sie einen leicht bitteren Geschmack, verzehren Sie das Gemüse nicht. Das CVUA Stuttgart weist zudem insbesondere auf eine Vergiftungsgefahr von Personen hin, „die in ihrer Wahrnehmung für Bittergeschmack beeinträchtigt sind“. Wer Bitteres nicht gut schmecken kann, sollte also besondere Vorsicht walten lassen oder jemanden bitten, für ihn zu probieren.
Bitterstoffe gehen beim Kochen nicht kaputt
Auch beim Kochen und Braten gehen die Bitterstoffe nicht kaputt. Schon zubereitete Speisen sollten Sie entsorgen, wenn sie bitter schmecken. Auch sie können giftig sein. Erbrechen, heftige Durchfälle und Kolikschmerzen sind nur einige mögliche Folgen. Besonders empfindlich sind Kleinkinder, Ältere und immungeschwächte Personen. Bei ihnen kann es durch die Vergiftung zu lebensgefährlichem Flüssigkeitsmangel kommen.
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Wenn man beim Spazieren mit Kleinbauern aus dem Neckarraum oder Rems-Murr-Kreis in Gespräch kommt, stellt sich heraus, dass sie das Saatgut für Kürbis fast immer selbst herstellen. Der Anbau von Zierkürbis und Esskürbis erfolgt unmittelbar nebeneinander. Schon witzig, dass es da keine Kontrollen gibt und jeder als Nebenerwerb Hobbylandwirt sein darf. Später werden die Produkte am Straßenrand oder kleinen Marktständen verkauft.
Ich habe schon mehrere Zuccini und Gurken gegessen die sehr bitter waren. Trotzdem hab ich keine Probleme bekommen. Ich möchte damit NICHT sagen das man bittere Zuccini, Gurken und Kürbisse bedenkenlos essen kann, sondern nur erwähnen das das diese Bitterstoffe nicht ZWANGSLÄUFIG krank machen müssen.
Aber es ist gut zu wissen das man dieses bittere Kürbisgemüse entsorgen kann, nur um auf Nummer sicher zu gehen...