
Für eine Geldanlage, um die man sich kaum kümmern muss, haben die Pantoffel-Portfolios ansehnliche Ergebnisse erzielt – trotz zweier Krisen.
Ihren Härtetest haben die Pantoffeln schon hinter sich. Mehr Drama als im vergangenen Jahrzehnt gab es an den Börsen selten. Zur Jahrtausendwende brachten Aufstieg und Fall der New Economy die Depots der Anleger aus dem Gleichgewicht. Gerade als sich im Frühjahr 2007 die Kurse wieder zu neuen Höhen aufschwangen, setzte die Finanzkrise der Hausse ein jähes Ende.
Wir haben unsere Portfolios am 31. Dezember 1998 gestartet, dem Vorabend der Einführung des Euro in der bargeldlosen Finanzwelt. Trotz der Krisen und zwischenzeitlicher Einbrüche hätten Anleger mit den Pantoffeln solide Renditen erzielt.
Zwischen 3 und 5 Prozent pro Jahr waren möglich – gleich, ob sich die Anleger für das sichere, das ausgewogene oder das riskante Portfolio entschieden hätten. Dass sich die Gesamtrenditen der Depots nach 14 Jahren kaum unterscheiden, erstaunt zunächst – heißt doch die Grundregel der Geldanlage, dass mit höheren Risiken auch höhere Renditechancen einhergehen.
Wer nicht den gesamten Zeitraum, sondern einzelne Jahre betrachtet, erkennt jedoch durchaus Unterschiede in den Verläufen und sieht die alte Regel bestätigt.
Mit dem riskanten Welt-Portfolio gab es im besten Jahr – 1999 – ein Plus von 32,1 Prozent, aber zweimal auch ein dickes Minus von mehr als 20 Prozent (siehe Grafik: Wer mehr wagt, der kann auch gewinnen). Dagegen verlief das sichere Portfolio vergleichsweise unaufgeregt. Der höchste Jahresverlust betrug 4,1 Prozent.
Erst das Risiko einschätzen . . .
Die Lehre daraus ist: Bevor Anleger sich mit den verschiedenen Pantoffelmodellen befassen, sollten sie sich fragen, welches Risiko sie eingehen wollen. Einen guten Hinweis darauf, was ihre Nerven aushalten können müssen, gibt der maximale Verlust. Er zeigt den höchsten zwischenzeitlichen Einbruch (siehe Tabelle „So sind die Pantoffel-Portfolios gelaufen“).
Die ausgewogenen Portfolios sind im schlimmsten Fall bis zu 30 Prozent gefallen, die riskanten bis zu 50 Prozent. Das ist viel – aber viel weniger, als wenn man etwa nur Aktien gehabt hätte (siehe Tabelle „Die Bestandteile der Pantoffel-Portfolios im Vergleich“).
. . .dann den Pantoffel aussuchen
Einige Portfolios sind einfacher umzusetzen als andere. Manche taugen besser für den sicherheitsliebenden Anleger, andere mehr für den draufgängerischen Typ.
Für Anfänger passt der Welt-Pantoffel am besten. Er besteht aus Aktien Welt und aus Staatsanleihen der Eurozone. Von den Zwei-Fonds-Modellen bietet er den breitesten Mix und braucht außerdem wenig Pflege. Ebenfalls als Basis-Portfolio geeignet ist der Europa-Pantoffel. Sein Aktienanteil besteht aus hunderten europäischen Titeln.
Aktiveren Anlegern würden wir den Tiger-Pantoffel oder den Rohstoff-Pantoffel ans Herz legen. Die beiden haben uns in Bezug auf Chance und Risiko in der Vergangenheit am meisten überzeugt. Zudem haben sie im Vergleich zu den anderen Portfolios eine breitere Mischung der Anlagen.
Beide, Rohstoff- und Tiger-Pantoffel, bestehen jeweils aus drei Fonds statt zwei. Das macht sie im Umgang ein kleines bisschen schwieriger als die anderen Portfolios. Für ethisch orientierte Anleger ist der Rohstoff-Pantoffel, so wie wir ihn bestückt haben, kritisch. Grund: Der Index DJ UBS Commodity umfasst auch Agrarrohstoffe.
Beliebte Strategien
Zu den Lieblingsinvestments vieler Anleger gehören Dividendentitel, Wachstumswerte oder deutsche Aktien. Wir haben überprüft, wie sie sich in einem Pantoffel-Portfolio behaupten.
Die Idee der Dividendenstrategie haben wir in dem Substanz-Pantoffel aufgegriffen. Er brachte über die vergangenen 14 Jahre sehr gute Renditen: Plus 4,6 Prozent pro Jahr in der ausgewogenen, 4,9 Prozent in der sicheren Variante.
Das Depot mit den deutschen Aktien hat in der ausgewogenen Variante sogar die beste Rendite aller Portfolios gebracht. Ihre Risikomaße liegen aber deutlich über denen der anderen Pantoffeln. Wer einen Hang zum heimischen Investment hat, muss daher auch ein wenig Mut mitbringen.
Enttäuscht hat hingegen der Wachstumspantoffel, der nicht halten konnte, was sein Name verspricht. Er ist in allen drei Portfoliovarianten derjenige Pantoffel mit der schlechtesten Wertentwicklung. Ausgerechnet im riskanten Portfolio hat er vollständig versagt.
Steuern und Kosten
Für die Analyse der Portfolios haben wir teilweise mit den quellensteuerbereinigten Indizes gerechnet, weil die ETF-Anbieter diese Indizes für ihre Fonds verwenden.
Wir haben bei unseren Berechnungen die Kaufkosten berücksichtigt und für jede Order 1 Prozent je Kurswert angesetzt. Trotzdem können die Portfolios von unseren Ergebnissen abweichen, weil es den ETF-Anbietern nicht immer gelingt, die Indizes eins zu eins abzubilden.
Die Kosten sprechen für den ausgewogenen Pantoffel: Die sicheren und riskanten Portfolios brauchen mehr Pflege. Anleger müssen hier öfter die ursprünglichen Gewichte wiederherstellen als im ausgewogenen Depot (siehe Tabelle: So sind die Pantoffel-Portfolios gelaufen).
Blick in die Zukunft
Wer noch nicht weiß, in welchen Pantoffel er schlüpfen soll, kann zusätzlich unsere Zukunftsszenarien zurate ziehen. In einer kleinen Zeitreise zeigen wir mögliche Verläufe der Portfolios.
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- Als Sicherheitsbaustein für das Pantoffel-Portfolio brauchen Anlegende sichere Zinsanlagen. Lange Zeit kam nur Tagesgeld infrage. Nun sind auch Renten-ETF wieder möglich.
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- Das beliebte Pantoffel-Portfolio lässt sich problemlos mit nachhaltigen ETF umsetzen. Und es lohnt sich auch, wie unser Vergleich mit der klassischen Variante zeigt.
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- Bei Auszahlplänen mit Fonds wirken sich Kursstürze an den Börsen unmittelbar auf die Entnahmerate aus. Es sei denn, man hat einen Puffer eingebaut.
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@alle: Unter dem folgenden Link finden Sie unseren Test aus Finanztest 09/2019. Dort haben wir untersucht, wie sich das Welt-Pantoffel-Portfolio in drei Varianten über 30 Jahre (Stand 30. Juni 2019) entwickelt hätte. Zur Simulation der Aktien-ETF haben wir die Monatsendstände des Index MSCI World Total Return in Euro zugrunde gelegt, abzüglich Kosten von 1 Prozent pro Jahr. Für das Tagesgeld haben wir den Drei-Monats-Geldmarktzins Fibor/Euribor (mindestens 0 Prozent pro Monat) ohne Abschlag verwendet. Bei der Einmalanlage haben wir mit 100 000 Euro gerechnet und Handelskosten von 4,90 Euro plus 0,25 Prozent des Handelsvolumens (mindestens aber 10 Euro) berücksichtigt. Beim Sparplan haben wir mit einer Rate von 200 Euro monatlich gerechnet und Kosten von 1,75 Prozent je Rate angesetzt. (maa)
Der Test ist echt ein Witz.
Sie Schreiben das Sie etwas getestet haben aber was ist nicht ersichtlich.Welchen Fond haben gekauft .
Man sieht leider gar nicht welchen Fond /Aktien sie gekauft haben
Was habe ich den da bezahlt ,die Tipps hätte ich auf jeder Zahnpastatube lesen können.
Wie wäre es mit einem Danke für die 4€ Sponsering
@jaklaro: In einen Öko-Pantoffel gehören Direktanleihen von Unternehmen nicht hinein, weder in den Aktienanteil, noch in den Sicherheitsbaustein.
Wer einem Unternehmen ein Nachrangdarlehen gewährt, dem kann es passieren, dass er bei Zahlungsschwierigkeiten des Unternehmens sein Geld nur mit Verzug zurück bekommt und bei einer Insolvenz sogar leer ausgeht. Es gibt für diese Anlage keinen Einlagensicherungsfonds, der die Anleger schützt. Deswegen ist das Nachrangdarlehen nicht als Sicherheitsbaustein geeignet. Im folgenden Artikel finden Sie Beispiel dafür, in denen Anleger nicht wie vereinbart ihre Geld zurückbekamen: www.test.de/UDI-Beratungsgesellschaft-Solar-Sprint-Festzins-II-reisst-Rueckzahlungsfrist-5398418-0
Wer den Pantoffel-Gedanken der Einfachheit nicht aufgeben will, setzt im Aktienanteil auf breitstreuende Aktien-ETF Welt. Und wer bei der Geldanlage ethische Kriterien mit berücksichtigen möchte, setzt auf einen nachhaltigen Aktien-ETF Welt. In Finanztest 11/18 haben wir die nachhaltigen Pantoffel-Portfolios vorgestellt: www.test.de/Nachhaltige-Geldanlagen-Bequem-oekologisch-und-ethisch-anlegen-5398347-0 (maa)
Hallo,
ich lege unsere gesamte Altersvorsorge in einen ausgewogenen Pantoffel an, 50% ETF, 50% Festgeld, insg. 120.000 €.
Jetzt will ich 20.000 in 4 verschiedene Nachrangdarlehn (wie UDI Festzins) mit jährlicher Kündigungsmöglichkeit anlegen. Wie rechne ich die beim Pantoffel ein? Wäre das so zu sehen wie Beimischung? Oder eine Art Festgeld? Oder nehme ich die komplett aus der Pantoffelfinanzierung raus, also 20.000 Darlehn und nur noch 100.000 Pantoffel?
@MartinDetune: Für den langfristigen Vermögensaufbau können Sie im Moment sowohl auf Renten ETF als auch auf Tagesgeld setzen. Steigen die Zinsen, können Renten ETF vorübergehend leicht ins Minus rutschen. Doch bei einem langen Anlagehorizont sollte das kein Problem sein. Unser Tipp zum Tagesgeld stellt also keine Aufforderung zur Umschichtung dar. Wer im Moment mit einem Fonds-Auszahlplan beginnt, dem empfehlen wir Tagesgeld als Sicherheitsbaustein. (maa)