Geld­anlage für Bequeme

Pantoffel-Portfolios: So pflegen Sie das Portfolio

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Geld­anlage für Bequeme - Das Pantoffel-Portfolio

Aktien und Anleihen entwickeln sich anders. Anleger sollten die Gewichte im Depot regel­mäßig anpassen.

Zu viel Pflege macht Schuh­werk nicht schöner, bei zu wenig Pflege zerfleddert es irgend­wann. Ungefähr so läuft das auch mit unseren Pantoffeln. Anleger sollten eingreifen, wenn die ursprüng­liche Aufteilung nicht mehr stimmt – allerdings müssen sie nicht bei jeder kleinen Abweichung reagieren. Oft anpassen macht Arbeit und kostet Geld. Wir haben verschiedene Modelle geprüft und fest­gestellt, dass die Anpassung nach einem Schwellen­wert am bequemsten ist (siehe „Anpassungsmodelle im Vergleich“).

Die 20-Prozent-Schwelle

Dabei fasst der Anleger sein Depot so lange nicht an, bis ein Fonds so stark gestiegen oder gefallen ist, dass sein Anteil im Depot eine bestimmte Schwelle über­schritten hat. Die Schwelle ist erreicht, wenn der Fonds 20 Prozent von seinem gewünschten Gewicht abweicht.

Anleger müssen ihr Depot dazu aber nicht ständig im Auge behalten. Es genügt, wenn sie ihre Bestände einmal im Jahr über­prüfen. Und zusätzlich dann, wenn die Berichte über die Aktienmärkte in den Medien besonders erschütternd oder euphorisch klingen. Dann könnte das Depot aus dem Gleichgewicht geraten sein.

Rechenbei­spiel

Ein Anleger steckt 10 000 Euro in ein Welt-Portfolio und kauft je zur Hälfte Aktien­fonds Welt und Rentenfonds Euro. Die Schwelle ist über­schritten, wenn der Anteil eines Fonds im Depot über 60 Prozent steigt – oder unter 40 Prozent fällt.

Angenommen, nach einem Jahr liegt der Renten­anteil bei 6 000 Euro, der Aktien­anteil bei 7 500 Euro. Das Depot ist dann 13 500 Euro wert. Der Anleger rechnet nun aus, wie viel der Aktien­anteil am Gesamt­depot ausmacht. Dafür teilt er 7 500 Euro durch 13 500 Euro. Heraus kommt 0,56 oder 56 Prozent. Das Depot kann so weiterlaufen.

Sollte nach zwei Jahren der Renten­anteil 6 100 Euro und der Aktien­anteil 9 900 Euro betragen, sieht die Sache anders aus. Das Depot ist 16 000 Euro wert. Der Anleger teilt den Aktien­anteil von 9 900 Euro durch den Depot­wert von 16 000 Euro. Heraus kommt 0,62 oder 62 Prozent. Jetzt muss er etwas tun. Bei hälftiger Aufteilung sollten je 8 000 Euro im Aktien- und im Rentenfonds liegen. Der Anleger verkauft Aktienfonds­anteile im Wert von 1 900 Euro und kauft dafür Rentenfonds­anteile. Schon stimmt es wieder.

Auch wer sich für einen Pantoffel mit drei Bestand­teilen entschieden hat, kann so vorgehen. Um zu prüfen, ob alles noch passt, teilt er die einzelnen Teile jeweils durch den Gesamt­depot­wert.

Anti­zyklisches Verhalten

Es ist kein Problem, wenn Anleger nicht sofort bemerken, dass die Gewichte der Fonds sich verschoben haben. Wichtig ist dennoch, sich zumindest ungefähr an die gewählte Anpassungs­methode zu halten. Gerade in fallenden Märkten könnte das dem ein oder anderen schwerfallen – wenn ein Fonds abge­stürzt ist, möchte man nicht unbe­dingt nach­kaufen. Doch unterm Strich hat sich anti­zyklisches Verhalten ausge­zahlt. Wer das Welt-Depot gehabt hätte, hätte nach unserer Methode im Februar 2003 Aktienfonds zum Tiefst­stand nachgekauft – im Nach­hinein betrachtet ein guter Zeit­punkt (siehe „Gewichtung im ausgewogenen Welt-Pantoffel“).

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Nutzer­kommentare können sich auf einen früheren Stand oder einen älteren Test beziehen.

Profilbild Stiftung_Warentest am 21.10.2019 um 16:30 Uhr
Bitte lesen Sie unseren aktuellen Test aus 2019

@alle: Unter dem folgenden Link finden Sie unseren Test aus Finanztest 09/2019. Dort haben wir untersucht, wie sich das Welt-Pantoffel-Portfolio in drei Varianten über 30 Jahre (Stand 30. Juni 2019) entwickelt hätte. Zur Simulation der Aktien-ETF haben wir die Monats­endstände des Index MSCI World Total Return in Euro zugrunde gelegt, abzüglich Kosten von 1 Prozent pro Jahr. Für das Tages­geld haben wir den Drei-Monats-Geldmarkt­zins Fibor/Euribor (mindestens 0 Prozent pro Monat) ohne Abschlag verwendet. Bei der Einmal­anlage haben wir mit 100 000 Euro gerechnet und Handels­kosten von 4,90 Euro plus 0,25 Prozent des Handels­volumens (mindestens aber 10 Euro) berück­sichtigt. Beim Sparplan haben wir mit einer Rate von 200 Euro monatlich gerechnet und Kosten von 1,75 Prozent je Rate angesetzt. (maa)

Gelöschter Nutzer am 20.10.2019 um 13:01 Uhr
Witzig

Der Test ist echt ein Witz.
Sie Schreiben das Sie etwas getestet haben aber was ist nicht ersichtlich.Welchen Fond haben gekauft .
Man sieht leider gar nicht welchen Fond /Aktien sie gekauft haben
Was habe ich den da bezahlt ,die Tipps hätte ich auf jeder Zahnpastatube lesen können.
Wie wäre es mit einem Danke für die 4€ Sponsering

Profilbild Stiftung_Warentest am 26.11.2018 um 17:09 Uhr
Öko-Pantoffel / UDI Nachrangdarlehen

@jaklaro: In einen Öko-Pantoffel gehören Direktanleihen von Unternehmen nicht hinein, weder in den Aktienanteil, noch in den Sicherheitsbaustein.
Wer einem Unternehmen ein Nachrangdarlehen gewährt, dem kann es passieren, dass er bei Zahlungsschwierigkeiten des Unternehmens sein Geld nur mit Verzug zurück bekommt und bei einer Insolvenz sogar leer ausgeht. Es gibt für diese Anlage keinen Einlagensicherungsfonds, der die Anleger schützt. Deswegen ist das Nachrangdarlehen nicht als Sicherheitsbaustein geeignet. Im folgenden Artikel finden Sie Beispiel dafür, in denen Anleger nicht wie vereinbart ihre Geld zurückbekamen: www.test.de/UDI-Beratungsgesellschaft-Solar-Sprint-Festzins-II-reisst-Rueckzahlungsfrist-5398418-0
Wer den Pantoffel-Gedanken der Einfachheit nicht aufgeben will, setzt im Aktienanteil auf breitstreuende Aktien-ETF Welt. Und wer bei der Geldanlage ethische Kriterien mit berücksichtigen möchte, setzt auf einen nachhaltigen Aktien-ETF Welt. In Finanztest 11/18 haben wir die nachhaltigen Pantoffel-Portfolios vorgestellt: www.test.de/Nachhaltige-Geldanlagen-Bequem-oekologisch-und-ethisch-anlegen-5398347-0 (maa)

jaklaro am 24.11.2018 um 18:20 Uhr
Öko-Nachrangdarlehn (z.B. UDI)

Hallo,
ich lege unsere gesamte Altersvorsorge in einen ausgewogenen Pantoffel an, 50% ETF, 50% Festgeld, insg. 120.000 €.
Jetzt will ich 20.000 in 4 verschiedene Nachrangdarlehn (wie UDI Festzins) mit jährlicher Kündigungsmöglichkeit anlegen. Wie rechne ich die beim Pantoffel ein? Wäre das so zu sehen wie Beimischung? Oder eine Art Festgeld? Oder nehme ich die komplett aus der Pantoffelfinanzierung raus, also 20.000 Darlehn und nur noch 100.000 Pantoffel?

Profilbild Stiftung_Warentest am 10.09.2018 um 09:42 Uhr
Renten ETF oder Tagesgeld

@MartinDetune: Für den langfristigen Vermögensaufbau können Sie im Moment sowohl auf Renten ETF als auch auf Tagesgeld setzen. Steigen die Zinsen, können Renten ETF vorübergehend leicht ins Minus rutschen. Doch bei einem langen Anlagehorizont sollte das kein Problem sein. Unser Tipp zum Tagesgeld stellt also keine Aufforderung zur Umschichtung dar. Wer im Moment mit einem Fonds-Auszahlplan beginnt, dem empfehlen wir Tagesgeld als Sicherheitsbaustein. (maa)